Gott existiert. Ich bin ihm begegnet - André Frossard

  • Inhalt (der Klappentext ist sehr lang, daher fasse ich selbst zusammen):
    In diesem Klassiker der Offenbarungsliteratur (Weltauflage sechsstellig) berichtet der Autor von einem an sich unspektakulären Erlebnis, das ihm nach eigenem Bekunden nicht nur die Existenz des christlichen Gottes, sondern auch die Wahrheit der römisch-katholischen Lehre in all ihren Details offenbart habe. Diese "Erleuchtung" hat ihn umso mehr überrascht, als er nach eigenem Bekunden die "höchste Stufe des Atheismus" bereits erreicht hatte - in seiner sozialistisch geprägten Herkunftsfamilie wurde die Existenz Gottes nicht nur verneint, die Frage wurde gar nicht mehr gestellt. Den größten Teil des Buches nimmt eine Schilderung des Lebens von Frossard vor dieser Offenbarung ein.


    Meine Meinung:
    Das Buch ist eine interessante Biografie, auch ohne den Offenbarungshintergrund, der erst gegen Ende zum Tragen kommt. Das Offenbarungsereignis als solches finde ich authentisch beschrieben in dem Sinne, dass ich dem Autor abnehme, dass er so empfunden hat, wie er es darstellt, und dass er seine subjektive Wahrnehmung in diesem für ihn entscheidenden Moment seines Lebens nachvollziehbar schildert. Eine für andere Menschen adaptierbare Antwort auf die Frage, welche Religion die wahre ist, wird man hier jedoch nicht finden, das scheint mir auch nicht die Intention des Buches zu sein, es ist ein (persönlicher) Erfahrungsbericht.
    Auch, wer auf ein spektakuläres Ereignis hofft, wird enttäuscht werden, denn Frossards Offenbarung ereignete sich schlicht beim Betrachten einer Kerzenflamme.

  • Bernard


    ist dieses Buch leicht zu lesen, oder muss man sich oft mit tiefgreifenden und komplizierten philosophischen Gedankengängen auseinandersetzen?



    Erzählungen von Menschen, die über Erfahrungen berichten, bei denen sie Gottes Nähe intensiv spüren konnten, die haben mich immer schon fasziniert.
    Und ich bin nahezu überzeugt davon, ich könnte intuitiv erfassen, ob mir jemand die Wahrheit erzählt oder nicht....(passiert mir übrigens auch bei manchen Büchern, dass ich einige Passagen als wahr empfinde, andere Passagen als eine reine Erfindung)....
    ...und so liessen mich doch einige dieser Lebensgeschichten zumindest recht nachdenklich werden.
    Solche Erzählungen können mich noch am ehesten dazu bringen, mir wieder etwas vermehrt Gedanken zu machen über die Existenz Gottes.
    ....und für eine Weile neige ich wieder eher dazu, daran zu glauben, dass es ihn gibt....ihn oder sonst eine höhere unfassbare, unerklärliche Macht.


    Viele dieser Erzählungen beinhalten auch Begegnungen mit Engeln....


    Im Zusammenhang mit Engeln möchte ich noch anmerken: mich dünkt, dass Männer viel weniger Mühe bekunden, an Engel zu glauben als an Gott....

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Joan,


    das Buch ist sehr gut zu lesen.
    Es ist anschaulich und streckenweise, gerade der Bekehrungsmoment, stilistisch wunderschön.
    Sehr authentisch, gleich, was man von christlichen Glaubensinhalten hält.


    Es geht nicht um Philosophie, sondern um einen Bericht über ein Leben vor dem Moment der Gotteserkenntnis, dann der Erkenntnis und was sich darus ergab.


    Der Autor war 20, als er 'begriff'.


    Ich habe es gelesen, weil ich mehr über sein Umfeld wissen wollte. Sein Vater war nämlich einer der Mitbegründer der französischen KP.


    Du kannst nach dem Autor auch mal per google schauen, er ist ziemlich berühmt.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Es ist kein im theoretischen Sinne theologisches Buch, man benötigt keine Vorbildung dafür. Es ist eher eine "zielgerichtete Biografie". Der Teil, der sich mit dem Offenbarungserlebnis beschäftigt, ist allerdings recht kurz gehalten. Der Schwerpunkt liegt in der Schilderung des Lebens bis zu diesem Ereignis - des Lebens als Atheist.
    Es ist eben kein Buch, das Antworten auf theologische Fragen zu geben versucht, sondern ein Erfahrungsbericht.


    Ich weiß nicht, ob das ein Kriterium ist, aber: es ist auch recht dünn und im Onlinebuchhandel gebraucht für kleines Geld zu erwerben - man kann es also gut nebenbei mal dazwischen schieben.

  • Danke Euch, magali und Bernard


    den Buchauszug von Frossard habe ich nun gelesen....mir gefällt schon mal, dass ich keine missionarischen "Nebengeräusche" feststellen kann ;-)


    Das Buch ist in meiner Wunschliste registriert....Joan

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Zitat

    Original von Joan
    keine missionarischen "Nebengeräusche"


    Um Enttäuschungen zu vermeiden: Das Ende des Buches ist schon deutlich missionarisch. Das ist auch folgerichtig, weil der Autor angibt, durch die ihm zuteil gewordene Offenbarung nicht nur die Existenz Gottes, sondern auch die Richtigkeit der römisch-katholischen Lehre in ihrer Gesamtheit zweifelsfrei erkannt zu haben. Daher schildert er am Ende auch, wie er in seinem persönlichen Umfeld missioniert hat.
    Das bildet aber nicht den Schwerpunkt des Buches.

  • Joan,


    Frossard ist überzeugter Katholik. Ehe er dieses kleine Buch seiner eigenen Erkenntnis 1969 publizierte, hatte er schon ein paar Bücher geschrieben, darunter einige mit klar religiösen Inhalten.


    in Dieu existe schildert er am Ende auch die spätere Bekehrung einer seiner Schwestern sowie seiner Mutter.
    Trotzdem ist das Buch interessant, spannend und lesenswert. Intelligent, aber nicht akademisch gelehrt.
    Er ist ehrlich, läßt nie Zweifel an seinen Überzeugungen. Er ist direkt, offen.
    Wenn es Dir je unterkommt, lies es ruhig. Es kein 'frommes Gesülze', wenn es das ist, was Dich abschreckt.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Bernard und magali


    Aaaaalso:
    Wenn jemand überzeugt ist von seinem Glauben und uns einigermassen objektiv/sachlich von seinen Einsichten erzählt, dann finde ich das völlig in Ordnung.


    Wenn ich aber spüre, dass jemand versucht, mich von seiner Denkweise überzeugen zu wollen, dann beginnt irgendetwas in mir, sich dagegen zu sträuben....ich verschliesse mich bestenfalls, schlechtestenfalls werde ich sogar etwas aggressiv... :rolleyes


    "Frommes Gesülze"...uiuiuiui

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Liebe Joan,


    eines lässt sich vom anderen nicht trennen.


    Wir sind hier in einem Bücherforum, und fast alle, die hier Bücher rezensieren, missionieren auch in gewisser Weise. Wenn mir ein Buch richtig gut gefällt, gebe ich doch auch nicht nur emotionslos den Inhalt wieder, sondern ich schwärme davon, und empfehle anderen, das Buch auch zu lesen.


    Wie sollte es da beim Thema Religion anders sein. Zumal der Autor eines Buchs wie dem hier Beschriebenen ja sicher davon ausgehen kann, dass der Leser sich für das Thema interessiert. Er würde es ja sonst nicht lesen.


    Grüße


    Rabarat

  • Rabarat


    so kann man das sicher auch sehen...vor allem aus der Sicht des Erzählers.


    Jedoch denke ich, für mich, als Zuhörer ist es schon etwas anderes, ob mich jemand in seiner Begeisterung davon überzeugen/überreden will...ein Buch zu lesen.


    Oder eben...ob jemand mich davon überzeugen/überreden will, dass sein Glaube der einzig Richtige ist...


    Was meinst Du? ...Joan :alter


    Edit: Ich habe mir jetzt noch weitere Gedanken gemacht...und mich gefragt: warum ist das denn so; dass ich mich über die Begeisterung eines Buches sogar mitfreuen kann....aber wenn es um den Glauben geht, da fühle ich mich doch schnell irgendwie bedrängt.....


    ("der einzig Richtige" oder "der einzig richtige" sorry! :gruebel)

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Joan,


    ich stimme dir völlig zu.


    Wenn ein gläubiger Mensch ein Buch über seinen Glauben schreibt, ist das zunächst zwangsläufig insofern missionarisch ist, dass er andere für seinen Weg und seine Erkenntnisse begeistern will.


    Der springende Punkt für mich - und wohl auch für dich - ist der, ob er seinen Weg als den einzig richtigen ansieht. Dann empfinde auch ich missionarischen Eifer als echt nervig.


    Ich verteidige gerne meinen Glauben an Gott, und wer mich fragt, warum ich gerade Katholik bin, dem werde ich das - bei ehrlichem Interesse - auch gerne sagen. Und es könnte dabei auch gut passieren, dass ich das mit Feuereifer mache. Aber ich würde niemals sagen, dass das der absolut richtige Weg ist. Es ist für MICH der richtige.


    Grüße


    Rabarat

  • Rabarat....alles :write


    Einen Aspekt möchte ich noch herausgreifen...ich finde es schade eigentlich, dass man manchmal so in die Enge getrieben wird, dass man anfangen muss, sich zu verteidigen/rechtfertigen...sei das nun der Glaube, die modische Ausrichtung, der Büchergeschmack...überhaupt die Art zu Leben...


    Manchmal sich etwas auf den Arm nehmen, mit einem liebevollen Augenzwinkern, dafür solllte meiner Meinung nach schon auch Platz sein...nur braucht das auch ein gewisses Mass an Gespür, damit man die Grenzen der Befindlichkeiten des Gegenübers nicht überschreitet...


    Meine heutigen kleinen Abendgedanken... :-) Joan

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • @ Joan
    Danke für die Nachtgedanken, die den hektischen Tag etwas ruhig und versöhnlich ausklingen lassen.

    Zitat

    Joan
    ...nur braucht das auch ein gewisses Mass an Gespür, damit man die Grenzen der Befindlichkeiten des Gegenübers nicht überschreitet...


    Ja, in der Tat, das kann ich nur :write



    Dem Buch von Frossard werde ich gelegentlich wohl doch "etwas näher treten" müssen, zumal es anscheinend noch eine lieferbare Ausgabe davon gibt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Titel: Gott existiert – Ich bin ihm begegnet
    Originaltitel: Dieu existe – Je l’ai rencontre
    Autor: Andre Frossard
    Verlag: VDM Classic Edition
    Erschienen: Mai 2002
    Seitenzahl: 159
    ISBN: 383113815X
    Preis: 14.80 EUR


    „Am 8. Juli 1935 um 17.10 Uhr betritt der berühmte französische Journalist Andre Frossard nichts ahnend die Kapelle der Schwestern von der Sühnenden Anbetung in Paris. Um 17.15 Uhr verlässt er sie als katholischer, apostolischer und römischer Christ.“
    Diese Kernaussage des Buches findet man auf dem Klappentext.


    Frossard war bis zu diesem Zeitpunkt ein überzeugter Atheist. Im Januar 1915 wurde er geboren, sein Vater war aktiver Sozialist und einige Zeit auch Mitglied der französischen Regierung. Gott, Glaube und Kirche fanden in seiner Kindheit und Jugend nicht statt. Dieses Buch ist nicht nur ein Bericht seiner Erweckung, es ist auch eine Bestandsaufnahme eben dieser Kindheit und Jugend in einem sozialistischen Elternhaus. Liebevoll beschreibt er Eltern und Großeltern; sich selbst beschreibt er als ein schwieriges Kind dass den Eindruck hat, die Eltern zu enttäuschen.


    Es ist ein interessantes Buch, ein Buch das nicht missioniert, ein Buch das neugierig auf den Glauben macht, selbst dann, wenn man damit vorher nichts am Hut hatte. Frossard schreibt nicht überschwänglich, manchmal wundert man sich vielmehr über seine Sachlichkeit, über die Nüchternheit seiner Schilderung.


    Wer sich mit Glauben beschäftigt, wer mehr darüber wissen möchte, wer wissen möchte, wie es mit persönlichen Glaubenserfahrungen ist, der sollte dieses Buch lesen. Glauben als Teil des Lebens.


    Es ist keine Autobiographie – es ist ein Bericht – sehr lesenswert.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.