Ronald Reagans Tagebücher...

  • ....werden demnächst veröffentlicht.


    Darüber habe ich heute im Radio (Rundfunk) zum erstenmal etwas gehört.


    Und folgendes dazu habe ich beim nachgoogeln gefunden....bei SPIEGEL ONELINE POLITIK


    "Angeschossen werden tut weh"
    Erinnerungen zwischen Armageddon und Familienkrach: Drei Jahre nach Ronald Reagans Tod werden die Tagebücher des früheren US-Präsidenten veröffentlicht. Erste Auszüge zeugen von düsteren Gedanken zur Krise im Nahen Osten, Ärger über den eigenen Sohn und einer peinlichen Panne im Weißen Haus.


    Ob diese Tagebücher auch jemanden von den Eulen interessieren könnten?


    Grüessli Joan

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Hallo,
    ich antwort ersteinmal mit ja. Es sei denn, diese sehen so aus, wie die "Goebbels-Tagebücher", dann könnte ich nicht lange durchhalten.


    Viele Grüße
    Leseratte

    ...Dann sagte ein Lehrer: Sprich uns vom Lehren.
    Und er sagte:
    Niemand kann Euch etwas eröffnen, das nicht schon im Dämmern Eures Wissens schlummert.


    Khalil Gibran
    Der Prophet

  • An diesen Tagebüchern wäre ich sehr interessiert, glaube aber, dass man sie vor ihrer Veröffentlichung ordentlich "entkanten" wird - übrig bleiben wird dann wahrscheinlich ein "glattgebügelter" Ronald Reagan.


    Erfahren wird man nichts Neues, vielleicht aber ist es möglich, dass man diesem Ronald Reagan ein wenig näher kommt, dass man ganz einfach den Menschen Ronald Reagan kennenlernt. Kaum jemand war so klischeebeladen wie er, kaum jemand (vielleicht noch Georg Dappelju) hat soviel Hohn und Spott auf sich gezogen.


    War Reagan wirklich nur der B-Film-Akteur? Auch er hatte seinen Anteil am Aufbrechen der Verkrustung zwischen Ost und West.....

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Leseratte


    was war denn mit den Goebbels-Tagebüchern? Die habe ich nämlich auch in meinem Hinterkopf gespeichert....dass ich sie mal lesen möchte.




    Voltaire


    Du sprichst da etwas Interessantes an...dieses "glattbügeln" von Tagebüchern...
    Es gibt ja verschiedene Varianten von Tagebüchern...Einige wurden schon geschrieben im Hinblick auf Veröffentlichung....und die anderen, die werden dann eben von den Hinterbliebenen noch gehörig "zurechtgestutzt"...


    Das ist auch mit ein Grund, dass ich manchen Tagebuch-Veröffentlichungen etwas zwiespältig gegenüberstehe...
    ...mit einem weinenden und einem lachenden Auge sozusagen....denn einerseits lese ich sie ja wirklich sehr gerne...


    Die Tagebücher von Thomas Mann würden mich auch interessieren....aber da bin ich eigentlich schon beinahe überzeugt davon, dass seine Tochter Erika da schon gehörig ihren Rotstift angesetzt hat...so wie sie es auch bei den Werken ihres Bruders Klaus getan hat...beim WENDEPUNKT und bei einer Neuauflage von MEPHISTO...

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  • Hallo Joan,
    Goebbels war ja ein SEHR fleißiger Tagebuchschreiber. Ich habe vor einigen Jahren mal einen Wälzer tatsächlich durchgelesen aber der beinhaltete gerade einmal ein paar Wochen oder Monate. Damals war ich so enttäuscht, nichts persöhnliches erfahren zu haben. Die ganzen (ich schätze, es waren vielleicht ein paar hundert) Seiten waren eine einzige Auflistung der verschiedenen Wehrmachtsstellungen bzw. "Gestöhn" über seine viele Arbeit.


    Viele Grüße
    Leseratte

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    Khalil Gibran
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  • Leseratte....achso ist das.


    Auflistungen der Wehrmachtspläne und Gestöhn über die viele Arbeit (das kann ich mir zuhause auch anhören)
    Also nein, dann muss ich mir diese Tagebücher nicht antun :grin


    Danke Dir ...für die Aufklärung

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  • Deswegen gibt es auch editierte Ausgaben der Goebbels- Tagebücher, das mit dem Rotstift macht schon mal Sinn. Auch das berühmteste Tagebuch- das der Anne Frank, wurde von ihrem Vater ja stark bearbeitet. Nachdem man das jetzt weiß ist das für Forscher gut- aber die pubertären träume muß man trotzdem nicht gelesen haben, da sie der Kernaussage nicht weiterhelfen- nur dazu beitragen die Aussagen glaubhaft zu machen, da das dann dem Kinde entspricht. Wenn also Reagans Tagebücher der Forschung ungekürzt zur Verfügung gestellt werden und dann bearbeitete Auszüge zur Verbreitung in die breite Öffentlichkeit verlegt werden ist dies in meinen Augen korrekt. Es kann dann eine Diskussion ach über die Auswahl der Ausschnitte stattfinden, mir würde das reichen.

  • Auch ich habe ein hochpubertäres Tagebugebuch geschrieben, wenn auch nur wenige Wochen. Hätte sich dies als ein politisch relevantes Zeitdokument entpuppt, wäre ich meinen Eltern posthum an die Gurgel gesprungen, wenn sie es nicht vor der Veröffentlichung von allzu peinlichen Teeniephantasien bereinigt hätten! So gesehen finde ich es vollkommen legitim, wenn die Hinterbliebenen "drüberbügeln". Ob ich das, was dann übrigbleibt, lesen will, steht auf einem anderen Blatt.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Lieber beowulf,
    zum Einen würde ich die Tagebücher einer Jugendlichen (Anne Frank) und eines Erwachsenen (Ronald Regan) nicht vergleichen. Ich gehe davon aus, daß Regan`s Tagebücher nur seine Regierungszeit und vielleicht ein paar Jahre Schauspielerkarriere umfassen. Zum Anderen exestiert von den Frank-Tagebüchern auch eine Ausgabe, wo ihr Vater nicht korrigiert hat. Meines Wissens umfassten seine Korrekturen auch nur die Stellen, an denen sich Anne auf die Seite der Mutter stellte gegen ihren Vater und Andeutungen über den Verräter gemacht wurden.
    Ganz allgemein finde ich: Gerade uns Laien sollte eine unzensierte Ausgabe zur Verfügung stehen. Mir ist natürlich klar, daß soetwas illusorisch ist.
    Deswegen lese ich neu herausgegebene Tagebücher und Biographien am Liebsten erst, wenn die Menschen mind. 50 Jahre verstorben sind aber selbst dann hat man keine 100% Sicherheit.


    Viele Grüße
    Leseratte

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  • Leseratte


    Also bei den Goebbels-Tagebüchern, da würde ich nun unbedingt diese editierten Bücher vorziehen... wenn überhaupt.
    Denn....wie Du schon sagtest, auf immerwiederkehrende Berichte von Wehrmachtsplänen und Jammereien über zu viel Arbeit, darauf kann man ja nun wirklich verzichten.....


    Aber wenn die Hinterbliebenen aus welchen Gründen auch immer, ganze Passagen in Tagebüchern den Lesern vorenthalten, dann kann das auch zu einer Verfälschung der Tatsachen führen...Manchmal können das auch rein egoistische Motive sein, zB. weil sie selber in diesen Passagen schlecht wegkommen.


    Ein Beispiel: Erika Mann hat sich ja bekannterweise nach dem Krieg nie mehr mit Deuschland und den Deutschen versöhnen können. Ihr Hass war grenzenlos. Und dieser Hass richtete sich auch gegen Menschen, die in ihren Augen zuwenig gegen die Nazis unternommen haben....
    Darüber schreibt Curd Riess in seinem Erinnerungsbuch MEINE BERÜHMTEN FREUNDE folgendes, ich zitiere:
    Als Tomas Mann starb, nahm Erika in jeder Beziehung die Zügel in die Hand. Sie gab seine Briefe heraus, aber unterschlug seine Briefe an ihre "Feinde"....
    Wenn ich solches lese, dann frage ich mich ernsthaft, was nun wohl alles in den Tagebüchern von Thomas Mann weggelassen wurde, uns Lesern sozusagen "unterschlagen" wird. Das tönt jetzt etwas hart, aber ich empfinde das so....

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  • Liebe Joan,
    ich glaube, Du hast mich ein wenig mißverstanden. Ich bin unbedingt dafür, unzensierte Tagebücher und Biographien herauszugeben. Aus einem einfachen Grund: Ich interessiere mich für Geschichte. Aber bei diesem "Hobby" lasse ich meine Gefühle außen vor. Mir ist die geschichtliche Wahrheit wichtiger. Ich versuche, die Beweggründe hinter den Ereignissen zu verstehen. Nehmen wir einmal das typische Beispiel Nazionalsozialismus. Wenn es mir möglich ist, geschichtliche Wahrheiten zu sammeln, z.B. durch lesen oder "Intervies" mit Familienangehörigen, dann ist es mir irgendwann möglich, diese Zeit zu begreifen.
    Lach´jetzt nicht aber sollte Zeitreise möglich sein, würde ich mich sofort zur Verfügung stellen und das nur um die Wahrheit über die Menschheitsgeschichte zu erfahren. Ich könnte mir auch vorstellen, ziemlich imun gegen das berühmte "Eingreifen" zu sein.
    Kurz gesagt, ich möchte aus der Geschichte lernen und mit zensierten Tagebüchern kann ich das nicht.


    Viele Grüße
    Leseratte

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  • Guten Abend Leseratte


    ich denke wir meinen beide dasselbe...Du und ich, wir möchten lieber unzensurierte Tagebücher...
    Jetzt frage ich mich gerade, ob denn nicht ein Unterschied besteht zwischen "kürzen" und "zensurieren" :gruebel


    Doch macht das Lesen auch nicht soviel Spass, wenn einer so wie der Goebbels immer die gleiche Leier schreibt. Aber Tagebücher kürzen, das sollten eben dann ganz unabhängige, neutrale Personen machen....
    Ich habe schon viele Tagebücher gelesen wo Auslassungen mit folgendem Zeichen kundgetan werden [.....] und es wird auch im Vorwort oder im Anhang erklärt, warum das so ist....Dass es sich eben um Nichtssagendes handelt, um Immerwiederkehrendes...und dass diese Auslassungen das Geschriebene überhaupt nicht tangieren...und auch die Geschichte nicht verfälscht.
    Aber was ich nicht mag, das sind eben diese willkürlichen Streichungen von Familienmitgliedern....da geht eben auch sehr Wichtiges verloren. Manchmal verschwinden ja ganze Teile von Aufzeichnungen...sodass Jahre fehlen!


    Mir bleibt wohl auch keine andere Wahl, als dass ich editierte Tagebücher lesen muss...mir bleibt bei manchen Tagebuchschreibern leider nicht mehr die Zeit zu warten bis 50 Jahre vergangen sind...


    Grüessli Joan

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  • Hallo Joan,
    auch bei Kürzungen wäre ich extrem vorsichtig. Selbst wenn es, wie von Dir beschrieben, gut im Buch erläutert wird. Der eine Leser kann die Streichung verstehen und heißt sie gut - für den anderen wäre es interessant gewesen.
    Aber wenn wir wirklich ein unzensiertes und ungekürztes Tagebuch vor uns haben, müssen wir uns doch manchmal mit dem Hintergrund beschäftigen und dürfen nicht immer alles für bare Münze nehmen. Vielleicht würde der Autor zehn Jahre später daß Problem mit ganz anderen Augen sehen. Ich weiß - jetzt komme ich vom 100sten in`s 1000ste.


    Viele Grüße
    Leseratte

    ...Dann sagte ein Lehrer: Sprich uns vom Lehren.
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