Förchtbar Maschien von Ian M. Banks

  • Oh nein, der Titel ist NICHT falsch geschrieben!


    Vorweg jedoch der Klappentext:


    Zitat

    Die meisten Menschen haben die Erde verlassen, als sie erkannten, dass das Sonnensystem eine Dunkelwolke durch queren und die Erde von der aufgeblähten Sonne verschlungen werden würde. Geblieben sind ein paar Menschenabkömmlinge, einige in virtueller, andere in biologischer Form. Schließlich wird auch ihnen klar, dass sie die Katastrophe nicht überdauern können. Nun suchen sie ratlos in den uralten Resten einstiger Größe nach einer rettenden Möglichkeit: nach der "Förchtbar Maschien". Aber die technische Zivilisation ist längst zu Staub zerfallen, und die Funktionen ihrer seltsamen Relikte sind nur schwer zu begreifen


    Dieses Buch in eine thematische Schublade stecken zu wollen fällt ausserordentlich schwer.
    Der Einstieg in die Handlung wird einem nicht gerade leicht gemacht. Denn der Autor hat in einem - wie ich meine - genialen Anfall von Wahnsinn mehrere Handlungsstränge parallel zueinander laufen lassen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können.


    Da gibt es die ´reale´ Welt, in der mehrere Stränge parallel und größtenteils voneinander isoliert stattfinden.


    Dann gibt es da eine virtuelle Welt, in der die Zeit mehrere tausend mal schneller abläuft als in der ´echten´ Welt. Auch dort gescheiht einiges parallel.
    Erst allmählich stellt sich heraus, daß alles was in der virtuellen Welt stattfindet, mit Hardware in der realen Welt (ja sogar in der Landschaft) verknüpft ist.


    Dann gibt es da noch den heimlichen Protagonisten der in einer sagenhaft unverständlichen Sprache schreibt.
    So was hab ich bis dahin noch nich gesehn. Um ins Buch hin1zufinden muss man zuerstx richtich xlochen. Vltiere wern nich blohnt.
    Allein diese stark phonetische Sprache zu entdecken macht trotz aller Mühseligkeit einfach Spaß! Zum Glück sind jedoch nur einige Kapitel in dieser herrlichen Lautsprache geschrieben. Ansonsten wäre das Buch dann doch zu anstrengend zu lesen.


    Die einzelnen Elemente, aus denen Banks dieses Buch zusammensetzt, sind erstaunlich bizarr und von einer intensiven, gehirnverdrehenden Merkwürdigkeitsdichte. Langweilig wird das Buch fast nie, nur an wenigen kurzen Stellen fühlt man sich etwas alleingelassen. Aber diese Momente sind dünn gesät.


    Trotz der Hindernisse beim Einstig entwickelt das Buch im Verlauf der Geschichte seinen eigenen Reiz. Denn man entdeckt nach und nach immer mehr Zusammenhänge zwischen den scheinbar völlig voneinander isolierten Ereignissen.
    Da die Zusammenhänge jedoch nicht durch einen allwissenden Beobachter erklärt werden, muss man selbst aufmerksam auf Entdeckungsreise gehen.


    Da gibt es lebende Tote in der virtuellen Welt.
    Sprechende Ameisen sind normal, aber verboten.
    Mönche mit merkwürdigen Gehirnen tauchen allein mit Gedankenkraft in die virtuelle Welt ein.
    Ein Mann wird sechsmal hintereinander durch Anschläge getötet.
    Die Landschaft besteht aus riesigen Sälen mit Kronleuchtern.
    ...


    Am Ende fehlt zwar die große Effekthascherei, die man vielleicht erwarten könnte. Das eigentlich spannende ist jedoch zuzusehen, wie die einzelnen Ereignisse aufeinander zulaufen und sich zu einem Ganzen fügen.


    Alles in allem: Wer sich beim Lesen nicht vor ein wenig Arbeit scheut findet ein Buch der Kategorie "mal was ganz anderes" vor.


    Meine Meinug: Unbedingt einen Versuch wert!

    ***Platzhalter für pseudo-philosophischen Dünnpfiff***

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  • Zitat

    Original von Dasir
    Oh nein, der Titel ist NICHT falsch geschrieben!


    Gut, daß Du das extra erwähnst. :grin


    Der schräge Titel war mir aber immerhin einen Blick über den Tellerrand wert. SciFi ist eigentlich absolut nicht mein Ding. ;-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Tolle Rezension! :anbet


    Iain Banks phantastisch angehauchte Romane habe ich schon oft und gerne gelesen:
    Die Wespenfabrik, Straße der Krähe, Die Auserwählte, Träume vom Kanal.


    An Iain M. Banks, also der härteren SF-Version des Autors habe ich mich noch nie herangetraut.
    Aber wenn ich es irgendwann schaffe, ist Förchtbar Maschien erste Wahl.

  • Hallo, Herr Palomar.


    Ist ein ziemlich grober Einstieg, versuch doch erstmal "Der Algebraist" oder "Bedenke Phlebas". Ich habe "Förchtbar Maschien" vor einigen Jahren angefangen und wieder weggelegt, weil es wirklich, wirklich sperrig ist, aber ich mag Banks u.a. wegen der genannten Bücher recht gerne. Vielleicht krame ich "Förchtbar Maschien" jetzt wieder hervor. Danke für die Erinnerung, Dasir! Und natürlich auch für die Rezi.