'Die Freimaurerin' - Seiten 001 - 112

  • Das Buch ist ja ein richtiger Kracher bzw. fängt als ein solcher an. Mir gefällt das Erzähltempo, die verschiedenen Zeitebenen behindern sich nicht sondern greifen so wie Zahnräder ineinander.


    Ich bin zwar nicht so der HR-Fan, aber da es hier um Hamburg geht, muss ich natürlich dabei sein.


    Die Ausgestaltung der Celeste finde ich absolut gelungen, bei Vincent dagegen hätte ich mir ein klein wenig mehr gewünscht.


    Und nun mach ich dann mal den echten "Pennschieter" hier:
    Auf der Seite 99 muss es statt "S-Bahn-Waggons" wohl "U-Bahn-Waggons" heißen. Die U-Bahn fährt über Rödingsmarkt....... :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich habe gestern abend die ersten 3 Kapitel gelesen und bin sowohl Celeste als auch Merle schon begegnet.


    Ein historischer Roman mit Gegenwartsbezug, das kann spannend werden. Es hat sich ja schon angedeutet, dass Merle irgendeine Krankheit hat, durch die sie - Achtung, reine Vermutung" - in Verbindung mit Celeste tritt? Immerhin scheint NY eine Verbindung darzustellen, diese Stadt scheint Merle zu lieben und Celeste ist ja dort gelandet.


    Ich habe es mir übrigens abgewöhnt, Klappentexte zu lesen, da manches Mal etwas verraten wird, was ich vorher nicht wissen wollte oder dass der Text mich verwirrt und nicht dem Buchinhalt entspricht.


    Schon in den ersten zwei Kapiteln geschieht eine ganze Menge: Die Ankunft in Amerika von Celeste und ihrem Vater, die Begegnung mit diversen Leuten, die Szene in der Loge, in der Vincent von der "ehrfurchtgebietenen Anwesenheit" des Baumeisters spricht. Mal sehen, ob da mehr dahinter steckt.


    Ich freue mich auf dieses Buch und auf die Autorin, die uns begleitet. Willkommen zurück, Maiken :wave

  • Danke schön für den netten Willkommensgruß, Geli! Ich freu mich auch wieder, dabei zu sein!
    Voltaire (ich wollte schon immer mit einem Philosophen des 18. Jahrhunderts korrespondieren, das trifft sich also sehr gut ;-)): danke, dass du mich auf den Fehler aufmerksam gemacht hast. Autoren können 100 Mal ihre Geschichten lesen und überarbeiten, irgendwas ist immer noch falsch. Ja, in Hamburg fahren die Untergrundbahnen auch ÜBERgrund, etwa am Rödingsmarkt, daher die Verwechslung. Shame on me, zumal ich tatsächlich selbst eine Ärztin am Rödingsmarkt hatte, ausnahmsweise ein autobiographisches Element.
    Ihr werdet im Roman noch ein paar weitere Fehler finden, die im Produktionsprozess entstanden sind. Aber etwas ist mit den Anreden geschehen. Aus irgend einem unerfindlichen Grund sind meine Figuren ihrer Zeit plötzlich weit voraus und benutzen an einigen Stellen das "Sie" in der Anrede, statt "Ihr". (Dies ist ausnahmsweise kein Fall von Figurenverselbständigung im Schreibprozess.)
    Zum Glück gibt es eine zweite Auflage und dann wird alles besser :-)
    Auf Nachsicht hoffend
    Maiken

  • Bin zwar noch nicht sehr weit gekommen (1. Kapitel), da ich ganz brav erst heute früh mit dem Lesen begonnen habe, doch für eine erste kurze Wortmeldung reichts. Das ist übrigens das erste Buch, das ich von Maiken Nielsen lese.


    Vom Aussehen macht das Buch einen guten Eindruck, die Frau blickt einen ja geradezu durchdringend an - eine sehr geschickte Covergestaltung. Der U4-Text verrät nicht all zu viel über das, was mich erwarten wird. „...manchmal mehr als ein Leben.“ in Verbindung mit den beiden Zeitebenen könnte auf, jetzt tue ich mal wild spekulieren, Richtung Wiedergeburt/Reinkarnation hindeuten, oder vielleicht was ganz anderes? Ich mag Romane mit einem „mystischen Einschlag“. Ich lasse mich überraschen!


    Und gleich das erste Kapitel zeigt, daß man wirklich das ganze Leben lernen muß - hört das denn nie mehr auf ;-) Amerikanische Geschichte ist mir nicht so sehr gegenwärtig, was man halt so aus Western kennt. Die Unabhängigkeitserklärung war 1776, das Buch beginnt 1783. Mit Erschrecken stelle ich fest, daß ich nicht weiß, wie lange der Unabhängigkeitskrieg gedauert hat.


    In die Handlung bin ich recht schnell hineingekommen, vielleicht weil das letzte gelesene Buch bloß etwa 20 Jahre früher gespielt hat, allerdings auf der anderen Seite der Welt (englisches koloniales Indien). Insofern sind mir die Kleidungsprobleme der Frauen noch gegenwärtig. Und die Bemerkung auf Seite 10: "Eine Frau zu sein hatte sicher auch Vorteile - Celeste hatte nur noch nicht herausgefunden, welche" ließ mich schmunzeln. Es hatte sich in der damaligen Welt innerhalb rund zwanzig Jahren also anscheinend noch nicht viel verändert, und war überall auf dem Globus ähnlich.


    Celeste und ihr Vater sind zwei sehr sympathische Gestalten, über Vincent kann ich noch nicht viel sagen. Er scheint mir sehr den Verhältnissen der Zeit verhaftet zu sein, aber das kann täuschen. Mal abwarten.


    Vor einigen Jahren habe ich ein Buch gelesen, das zum größten Teil im New York des Jahres 1882 spielte. In dieses New York würde ich sofort gehen, um dort zu wohnen (bin immer noch auf der Suche nach einer funktionierenden Zeitmaschine... ;-) ). Was ich von dem New York des Jahres 1783, soweit ich es bisher beurteilen kann, sicherlich nicht sagen würde.


    Auch von meiner Seite ein herzliches "Hallo" an die Autorin! :wave Ich freue mich auf eine gute und interessante Leserunde, die mich wohl wieder etwas schlauer als vorher zurücklassen wird.
    Und jetzt rufen erst mal die Tagespflichten wieder. Später mehr.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich habe diesen Teil soeben gemütlich auf dem Sofa liegend beendet und mag das Buch gar nicht zur Seite legen.


    @ SiCollier: Ja, den Gedanken mit dem "lebenslangen Lernen" hatte ich bei diesem Buch auch schon, aber ich finde es so unterhaltsam eingeflochten, dass ich nebenbei lerne, mir aber Notizen gemacht habe, was ich so alles nachlesen will.


    1. Kapitel


    Ich hatte mich über das Symbol bei den Kapiteln gewundert, nun habe ich aber erlesen, dass das wohl das Symbol der Freimaurer gewesen sein muss.


    @ Maiken: Ist das ein Original-Symbol oder ist es dem nachempfunden?


    S. 14: Dann war ich sehr erstaunt, dass hessische Regimenter in Amerika kämpften. Auf die Schnelle habe ich dazu auch noch nichts gefunden. Kann mir jemand einen Link dazu geben?


    2. Kapitel


    Weiterhin hat mich der Begriff "Dänisch-Altona" erstaunt, wusste gar nicht, dass die Dänen so weitreichende Herrschaftsgebiete hatten, aber Wiki hat mich da belehrt, dass Altona bis 1864 unter dänischer Herrschaft war. Überhaupt, diese ganzen Kolonie-Verbindungen, wie Dänisch-Westindien, sehr spannend. Vor allem, wenn man weiß, dass die bis 1917 zu Dänemark gehörten und für 25 Mio. Dollar von den USA erworben wurden. :wow


    Ich war sehr traurig, dass Melchert getötet wurde, die Geschichte hat doch gerade mal begonnen. Arme Celeste.


    3. Kapitel
    Als ich las, dass dieses Kapitel in der Gegenwart spielte, war ich erst ein wenig traurig, dass ich warten muss, wie es mit Celeste, die ja nun Waise ist, weitergehen würde, aber ruckzuck war ich vertraut mit Merle und fand es schade, dass es nur ein Kapitel mit ihr war.


    Ob aus Hugo und Merle noch was wird? *Romantikerin geweckt*
    Und was ist Kirsten für eine? Hm... :gruebel


    4. Kapitel
    s.49: Der Zirkel ist...wichtig? Wofür kann denn ein Zirkel wichtig sein. Wertvoll, okee, schließllich ist er aus Gold, aber wichtig? Das wird wohl ein Erkennungsmerkmal der Freimaurer sein. Und gleich passiert der nächste Knall: Celestes Schiff wird überfallen und der Freibeuter ist Tintagel Gwyndolan (Kunstvoller Name). So klein ist die Welt. :wow Immerhin entschuldigt er sich und sorgt für Celeste. Aber die ganzen Bekanntschaften ihres Vaters müssen doch über die Freimaurer gekommen sein, mal sehen, wann Celeste das erfährt und wie sie es aufnimmt.


    Danke für die Info, wie lange eine Schiffsreise über den Atlantic gedauert hat, das habe ich mich im 1. Kapitel schon gefragt. :-) (24 Tage)


    5. Kapitel
    Emma ist mir ja sehr sympathisch, eine gute Freundin für Celeste in der Not, wo sie erfahren muss, dass ihr Onkel ihr das Erbe weggenommen hat. Ich fragte mich nur, ob das Wort "pervers"damals schon gebräuchlich war? :gruebel (S.67)


    Vincent ist in Gefahr, er wurde verfolgt, wie wohl auch die anderen Logenmitglieder und der Meister ist wegen Hochverrats verhaftet worden. Das wird so richtig spannend.


    6. Kapitel
    Schlaue Celeste, nicht nur, dass sie einen Fehler in des Anwwalts Ausführungen entdeckt hat, der ihren Vater gar nicht kannte, demnach das Testament gefäklscht sein muss, und dann ihre Gedankengänge zum Thema Bibel, Geometrie, usw. Das musste ich zweimal lesen.


    Und auch Vincent kann seine Beziehungen nutzen. Aber wer war Joseph Warren? Wiki hilft, er war der erste getötete Soldat im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und war auch Freimaurer.


    Aber warum ist Celeste so leichtsinnig, sie wird geschnappt bei der Verfolgung von dem, der sie angeblich beschützen soll, so wie Tintagel es ihr sagte. Wäre aber auch zu einfach gewesen, wenn sie davon gekommen wäre.


    Das Gängeviertel und seine Beschreibung, sehr interessant.
    7. Kapitel
    Wir sind wieder in der Gegenwart und erfahren, dass Merle krank ist. Sklerodermie habe ich noch nie gehört, das hört sich aber übel an. :-( Kirsten ist auf jeden Fall besorgt, so wie es scheint. Aber Hugo und Merle nähern sich an, das ist doch schon mal was.


    Dass Hugo einen Vorfahren hat, der Freimaurer war und dann noch zufällig darüber schreibt... Zufälle gibt's :grin Ob er was mit Vincent zu tun hat?



    Mir macht das Lesen viel Spaß, gerade so geheimnisumwitterte Begriffe wie Loge und Freimaurer, und dann Hamburg, und insbesondere etwas über das Historische Hamburg zu erfahren, finde ich klasse. Morgen geht es weiter, jetzt fahre ich zur Michaela May-Lesung nach BS. :wave

  • Ich hab den ersten Teil heute in meiner Mittagspause lesen können.
    Bin super gut in das Buch reingekommen, die Figuren sind sehr sympathisch, die Geschichte flüssig.


    Der Handlungsstrang in der Gegenwart ist ja sehr interessant,vor allem die Parallelen zur Vergangenheit (Vincent und Celeste, Hugo und Merle).
    Das Hugo wohl ein Nachfahre von Vincent ist, schliesse ich jetzt mal aus dem gleichen Nachnamen. Aber wie ist Merle mit Celeste verbunden?


    Bis jetzt haben sie ja nur das Mal auf der Stirn gemeinsam, wobei es bei Celeste ja wenigstens wirklich eine Narbe ist.
    Merle hat ja eine sehr seltsame Krankheit,Sklerodermie


    @ Maiken: wie bist Du den auf diese Krankheit gekommen? Ist ja wohl doch recht selten.....


    Bin ja mal gespannt wie sich das weiterentwickelt, vor allem da diese Krankheit wohl nicht heilbar ist.


    Ich hoffe mal heute noch den zweiten Teil lesen zu können, bin schon sehr gespannt drauf :grin

  • SiCollier : Ja, diese Bekleidunssache kam mir auch bekannt vor!
    Also, ich bin sehr froh, dass die Mode heute so etwas wie
    Korsetts nicht mehr braucht/vorschreibt! :-)


    geli73 : Ich weiß auch nicht so genau wie die Hessen nach Amerika
    kommen, aber irgendein Hessenkönig war dann mit einem
    englischen oder französischen König dicke.... Denk ich mal ..
    weiß nur nicht womit :cry


    Die Beschreibung N.Y. ist wirklich sehr interesant, besonders enn man es mit der heutigen Stadt verglaicht. Die ja "die Metropole der Welt" (Geld, Wirtschaft) sein soll ... und damals eher ein Nest der Aufständigen...
    Interessant auch die Beschreibung in der Kneipe. Wurde Bier mit dem Schlauch direkt aus dem Fass geschlurft? Seltsame Vorstellung!!


    Celeste und ihr Vater reisen viel in der Welt herum. Celeste ist sehr selbstbewußt. Sie und ihr Vater haben ein enges Verhltnis, das später aber Fragen aufwirdft als der Vater stirbt.


    Unglaublich die Dreistigkeit von Onkel Theobald, setzt sich ins gemachte Nest und läßt Celeste vor der Tür! Und sie hat(erstmal) keine Möglichkei ihn der Fälschung des Testaments zuüberführen! Man gut, dass sie ihre Freundin Emma hat, bei der sie wohen und leben kann.

  • Das Buch beschreibt sehr gut die fast "rechtlose" Stellung der Frauen in der damaligen Zeit. Umso schwerer wiegt dann auch der Verlust des Vaters.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Das Buch beschreibt sehr gut die fast "rechtlose" Stellung der Frauen in der damaligen Zeit. Umso schwerer wiegt dann auch der Verlust des Vaters.



    Ja, so was regt mich auch immer auf :yikes :bonk :fetch

  • Ich habe heute mittag mit dem Buch angefangen und bin begeistert. Es ist flüssig und spannend geschrieben und ich mag es gar nicht aus der Hand legen.


    :bruell Haushalt in gehe in Streik über's Wochenende


    Die Verquickung von Vergangenheit und Gegegenwart gefällt mir sehr gut. Ebenso hatte ich bisher noch nicht sehr viel über Logen und Freimaurer gehört und bin gespannt, was da in dieser Richtung noch kommt.


    Die Personen Celeste und Merle sind mir sympathisch, daß der Vater bereits anfangs gestorben ist, finde ich schade.


    Also ab zum Lesen

  • Für die, die sich über die Hessen in Amerika wundern ein Klassiker unter den historischen Romanen. "Der Winter der ein Sommer war". Darin wird beschrieben, wie der hessische Landesherr wg. Armut das einzige, was er verkaufen konnte verkauft hat- seine Landeskinder an die Engländer um die aufständischen Kolonialisten niederzukämpfen.

  • Ich finde das Coverbild mal wieder eine Katastrophe, hat doch der Granatapfel, die Maske und der gotische Bogen mit dem Buch aber auch überhaupt nichts zu tun. Schö ist das Lesebändchen - ich mag Bücher mit Lesebändchen. Die nach jeder Überschrift gesetzten Freimaurerzirkel sind für LEser, die das Zeichen nicht kennen vielleicht ungewöhnlich- Dan Brown Leser sollten aber bei Illuminati schon soviel über diese Zeichen mitbekommen haben um Zirkel einsortieren zu können.


    Der Gegensatz zwischen Celeste und Beatrice im Handeln und Denken zeigt die Linie des Buches auf, Celeste geht über das hinaus, was ihr als Frau möglich ist und ihr Vater, so liebenswürdig und nett er sein mag, ist so verantwortungslos nicht zu merken, was er mit seiner Art der Erziehung anrichtet. Wie soll Celeste je alleine in der Gesesllschaft überleben, in die sie nun einmal gestellt ist? Melchert mag ja ein begnadeter Baumeister sein- als Vater ist er ein Trottel, wenn er das nicht erkennt.


    Merle ist ein mit einer debilen Mutter und einer schweren Krankheit geschlagener Mensch, aber ein Mensch unserer Zeit mit allen Möglichkeiten, die sie auch ergriffen hat. Reisen, Reisen und nochmals Reisen, Bildung und jetzt den Traum vom selbstständigen Leben als Reisebüroinhaberin.


    Vincent ist mir recht sympatisch, Hugo aber noch mehr. Mal sehen, ob da was draus wird aus den Paaren- mr schwant übles.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Die nach jeder Überschrift gesetzten Freimaurerzirkel sind für LEser, die das Zeichen nicht kennen vielleicht ungewöhnlich- Dan Brown Leser sollten aber bei Illuminati schon soviel über diese Zeichen mitbekommen haben um Zirkel einsortieren zu können.


    Da kann ich mich eher an das magische Auge erinnern, dass ja auch auf den amerikanischen Dollarnoten zu sehen ist. Aber es ist auch schon ein paar Jahre her, seit ich den Dan Brown gelesen habe.
    Ich muss gestehen, mir ist der Zirkel erst gar nicht aufgefallen, aber als Überschrift macht es durchaus Sinn.
    Wobei mir auch gut gefallen hätte, wenn bei jedem Kapitel Ort und Zeit angegeben worden wäre. Würde die Orientierung in den Zeitebenen einfacher machen.


    Zitat

    Original von beowulf
    Der Gegensatz zwischen Celeste und Beatrice im Handeln und Denken zeigt die Linie des Buches auf, Celeste geht über das hinaus, was ihr als Frau möglich ist und ihr Vater, so liebenswürdig und nett er sein mag, ist so verantwortungslos nicht zu merken, was er mit seiner Art der Erziehung anrichtet. Wie soll Celeste je alleine in der Gesesllschaft überleben, in die sie nun einmal gestellt ist? Melchert mag ja ein begnadeter Baumeister sein- als Vater ist er ein Trottel, wenn er das nicht erkennt.


    ähm hab ich da was verpasst? Wer ist Beatrice?
    Aber was den Vater betrifft muss ich Beowulf recht geben, Als Vater ist Melchert schon sehr naiv. Er weiss doch was die Gesellschaft von seiner Tochter erwartet. Dass er sich nicht nach einem geigneten Ehemann für sie umsieht, macht ihn zwar sympathisch, wird Celeste dann ja auch zum Verhängnis. Sie kann von Glück reden, eine so gute Freundin wie Emma zu haben, deren Ehemann scheinbar nichts gegen den doch sehr unkonventionellen Gast hat.

  • S. 29 „Die Leute haben mittlerweile genug davon, ihren Verstand zu nutzen, sogar die, die gar keinen besitzen.“
    Warum nur ist mir diese Aussage so geläufig und erinnert mich vor allem an „unsere“ Politiker?


    Zum Ende des dritten Kapitels habe ich das Gefühl, von Katastrophen umgeben zu sein. (Endlich weiß ich auch, war ihr mit den beiden Zeitebenen gemeint habt!) In der Vergangenheit ist eine Katastrophe passiert (Tod des Vaters), in der Gegenwart deutet sich eine an (oder wie sonst soll ich die Kopfschmerzen bei Merle deuten?). Einen Zusammenhang kann ich noch nicht erkennen, aber - um ein paar Seiten vorzugreifen - „Verletzung“ an der Stirn bei Merle, Verletzung am Kopf bei Celeste - da gibt es wohl doch einen wie auch immer gearteten Zusammenhang. Bin gespannt, als was der sich herausstellt (könnte ja auch irgendwas vererbtes sein).


    Auf Seite 67 bin ich mit den Jahreszahlen durcheinander gekommen: Im Klappentext ist die Rede von 1783, jetzt heißt es plötzlich 1780. :gruebel


    Nach dem fünften Kapitel (S. 77, so weit bin ich derzeit) bin ich erst mal leidlich verwirrt. Das Buch entwickelt sich immens spannend (spannender, als meine Nerven derzeit vertragen können ;-) ). Ich habe das Gefühl, in einem starken Sturm zu sein, der aber immer noch imstande ist, sich weiter zu steigern.


    Wie die beiden durch Jahrhunderte getrennten Geschichte zusammen hängen, weiß ich nicht und habe noch nicht näher darüber nachgedacht. Ich nehme an, daß diese Art „Verwirrung“ zu erzeugen durchaus in der Absicht der Autorin gelegen hat :-)


    Daß nach der Rückkunft aus Amerika irgendwas schief laufen würde, habe ich fast befürchtet. Daß dann der eigene Onkel so querschießt, hätte ich nicht gedacht. Nach allem, was bisher über Celestes Vater gesagt wurde, nehme ich an, daß das „Testament“ gefälscht wurde. Hoffentlich kann Celeste das beweisen! So oder so - ich möchte nicht in der Haut dieses Onkels stecken, wenn Celeste erst mal los legt!


    Immerhin erfreulich, daß Emma sich als so gute Freundin entpuppt hat.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Geli73
    Ja, den Gedanken mit dem "lebenslangen Lernen" hatte ich bei diesem Buch auch schon, aber ich finde es so unterhaltsam eingeflochten, dass ich nebenbei lerne, mir aber Notizen gemacht habe, was ich so alles nachlesen will.


    Daß es nicht unterhaltsam ist, habe ich ja auch nicht behauptet. Im Gegenteil. So wie das Buch geschrieben ist, bleibt alles recht gut „hängen“. Und letzteres habe ich mir inzwischen auch angewöhnt.


    @ Geli73
    Link habe ich keinen, aber gehört habe ich davon schon. Der Kasseler Fürst muß in dieser Hinsicht besonders „schlimm“ gewesen sein.



    Der Name „Tintagel Gwyndolan“ erinnert mich doch sehr an die Artus-Sage. Zufall oder Absicht?




    Zitat

    Beowulf
    Celeste geht über das hinaus, was ihr als Frau möglich ist und ihr Vater, so liebenswürdig und nett er sein mag, ist so verantwortungslos nicht zu merken, was er mit seiner Art der Erziehung anrichtet. Wie soll Celeste je alleine in der Gesellschaft überleben, in die sie nun einmal gestellt ist? Melchert mag ja ein begnadeter Baumeister sein- als Vater ist er ein Trottel, wenn er das nicht erkennt.


    Das sehe ich anders. Auf den ersten Blick ist Deine Aussage vielleicht einleuchtend. Aber in der gerade abgeschlossenen Leserunde des Buches „Der Duft von Sandelholz“, das so zwischen 1753 und 1761 angesiedelt ist, kamen genau solche Väter vor. Mehrere sogar. Wenn das Glück im und der Sinn des Lebens darin besteht, sich als ein funktionierendes Rädchen ohne Widerrede in das bestehende Gesellschaftsgefüge einzuordnen, ohne etwas ändern zu wollen, hast Du sicherlich recht. Melchert war wohl das, was man einen Freigeist nennen könnte. Als solcher konnte er seine Tochter nicht in den (zu) engen Beschränkungen seiner Zeit erziehen. Das Korsett und die starke Schnürung, die die Frauen seinerzeit tragen mußten, mag auch ein Sinnbild für diese Beschränkungen, denen sie unterworfen waren, sein. Ohne selbst ein Revolutionär zu sein, und die Ideale meiner Jugend habe ich eh längst verloren; aber alles, was dazu dient, die beschriebenen Gesellschaftsverhältnisse zu ändern, kann nur gut sein.


    Muß ich jetzt auch noch „Illuminati“ lesen, was seit Jahren im RUB steht, wenn ich die Symboliken verstehen will? Einmal Dan Brown hat mir bisher eigentlich gereicht...


    Edit. Schreibfehler

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • @Geli: Das Symbol unter den Kapitelüberschriften stellt Zirkel und Winkelmaß dar, die wichtigsten freimaurerischen Werkzeuge. In der Sprache der Freimaurer wird das Winkelmaß als eines der großen "Lichter" bezeichnet,also als ein besonders wichtiges Symbol. Es stellt das Irdisch-Materielle dar. Im rituellen Gebrauch wird der Winkel immer nach Osten offen aufgelegt. Der Meister vom Stuhl trägt es an einem Halsband als Zeichen seiner Würde.
    Der Zirkel gilt ebenfalls als großes Licht und wird mit seiner Spitze auch nach Osten ausgerichtet. Daraus folgt die Legart, so wie sie in den kleinen Grafiken im Buch zu sehen ist.


    "Pervers" wurde damals noch nicht gesagt, aber ich formuliere meine Dialoge gerne in zeitgenössischer Sprache, und zwar aus mehreren Gründen: 1., weil die mündliche Sprache von damals heute nicht mehr zu verstehen wäre (Niederdeutsch des 18.Jahrhunderts), 2., weil ich es irgendwie verlogen fände, so zu tun, als wäre die Geschichte nicht von jemandem verfasst, der im 21. Jh.lebt und 3., weil ich es Schummelei finde, so eine Art sprachlichen Kompromiss zu finden und so etwas wie verschraubte Schachtelsätze zu schreiben, in der Hoffnung, es käme "ein bisschen alt" rüber. Historisch genau versuche ich in der Beschreibung von Orten und Gebräuchen zu sein, in Anreden etc., aber ich mag es, wenn Dialoge so ein bisschen dagegenknallen.


    Richie : Musste sehr schmunzeln über "Haushalt, gehe in Streik"! Tue ich auch ziemlich oft...

  • beowulf : Guter Hinweis mit dem Buch "Der Winter, der ein Sommer war"! Ein bisschen was über die Hessen und ihre Verbindung mit dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg kommt auch später noch im Roman...


    Ich ärgere mich auch ganz oft über Cover. Aber in diesem Fall muss ich das Cover einmal sehr leidenschaftlich verteidigen! Wie ihr vielleicht wisst, haben Autoren ja nichts mit der grafischen Ausgestaltung von Büchern zu tun. Umso größer dann meine Überraschung und große Freude, als mir das Cover präsentiert wurde!!! Die Maske ist toll, weil Celeste in eine andere Rolle schlüpft. Der Granatapfel ist genial, weil er ikonografisch für Fruchtbarkeit und Unsterblichkeit steht. Und das ist eines der Themen im Roman. Und die gotischen Bögen sind auch schlau. Natürlich mag man dagegen halten: Hä, Gotik ist doch die Kunstepoche des Hoch- und Spätmittelalters und diese Geschichte spielt doch Ende des 18. Jahrhunderts...? Aber! Es ist eine Freimaurergeschichte, deren Symbole in den operativen Bauhütten des Mittelalters wurzeln... Also, perfekt, perfekt. Ich ziehe ganz tief den Hut vor den Grafikern von Wunderlich. Auch die Farben des Einbands mag ich richtig gern.


    SiCollier : Bloß nicht Dan Brown lesen, um Freimaurerei zu verstehen. Vielleicht schreibt er unterhaltsam, aber die Freimaurersachen hat er sich großenteils ausgedacht. Wer ernsthaft an dem Thema interessiert ist, dem kann ich ein Sachbuch und ein Lexikon empfehlen:
    - "Freimaurer und Geheimbünde im 18. Jh. in Mitteleuropa", Hrsg. Helmut Reinalter, Suhrkamp
    - Deutsches Freimaurerlexikon von Reinhold Dosch