Deutschland. Ein Wintermärchen - Heinrich Heine

  • Kurzbeschreibung:
    Heinrich Heines berühmt-berüchtigte Winterreise durch Deutschland im Jahre 1844 ist ein Meisterwerk der politischen Satire und hat sich in mancherlei Hinsicht bis heute ihre Aktualität bewahrt.


    Über den Autor:
    weiß wikipedia HIER einiges zu sagen


    Meine Meinung:
    Heinrich Heines Alter Ego macht sich nach einem 13jährigen Leben in Paris auf zu einem Besuch in die alte Heimat Deutschland und muss erkennen, dass er hier gespaltene Gefühle erfährt: Das herzerwärmende Erkennen von Bekannten und Orten rührt ihn, doch amüsiert und zugleich irritiert, wenn nicht sogar ärgert ihn das, was Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland passiert. Eine freche, manchmal sogar respektlose und nicht zuletzt deshalb sehr amüsante und wahre Reise, die zum Schmunzeln und Nachdenken anregt und die vor allem die Frage aufwirft: Wieviel von dem würde Heine auch heute noch genauso schreiben? ;-)


    Bestimmt nicht das letzte, was ich von Heine gelesen habe!


    Die unten verlinkte Ausgabe kann ich übrigens nur empfehlen, denn es handelt sich hierbei nicht nur um den originalgetreuen Nachdruck der Erstausgabe von 1844, sondern sie hält auch noch ein ausführliches Glossar, Daten zu Leben und Werk von Heinrich Heine sowie ein interessantes Nachwort bereit.

  • Hallo milla,



    ich habe letztes Semester ein Seminar über Heine besucht und habe im Rahmen dessen auch Deutschland- ein Wintermärchen gelesen.
    Auch mir hat es sehr gut gefallen und war sehr angetan von ihm. Ich liebe seine Ironie und seinen Zynismus.


    Hast du mittlerweile etwas weiteres von Heine gelesen?
    Wenn nicht, kann ich dir auf jeden Fall seine Harzreise empfehlen. :wave

  • Heines Harzreise!


    Ich bin mal vor 10 Jahren die Strecke teilweise gewandert.


    Toll, wenn man im Bodetal im Abendlicht


    "die silbern springenden Fontänen"


    vor sich sieht und dann dan Text dazu lesen kann.


    andermann

  • Hallo Nerolaan,


    nein, bislang habe ich noch nichts weiteres von Heine gelesen (die Bücher auf dem SUB schreien zu laut *g*) - ich hatte mir aber "Reisebilder" auf die Wunschliste gesetzt und darin ist die Harzreise enthalten - da scheine ich ja richtig gewählt zu haben, danke für den Tipp! :-)

  • Hi milla,


    immer wieder gerne.
    Ich habe bei einigen Sachen wirklich auf dem Boden gelesen vor lachen.
    Wenn du es gelesen hast, pack ich vielleicht mal meine Mitschriften aus. Heine hat einiges in die Harzreise gepackt.
    Wünsche dir viel Spaß damit!

  • Eigene Meinung


    Das 1844 bei Hoffmann und Campe erschienene satirische Versepos "Deutschland. Ein Wintermärchen" handelt von einer Liebe. Und von einer Abrechnung. Heinrich Heine liebt sein Land, liebt Deutschland, vor allem seine Heimatstadt Hamburg und dessen Wappenfigur Hammonia. Aber er muss auch abrechnen mit diesem Land. Mit dem deutschen Philistertum, mit der preußischen Zensur, dem Chauvinismus und Militarismus, mit den Bürgern, die erscheinen, als hätten sie den "Stock nicht mehr im Hintern, sondern ihn stark verinnerlicht." Er erzählt von Freiheitsbestrebungen, sieht Frankreich und dessen Revolution von 1789 als Vorbild, Napoleon als große Figur dieser "Staatsveränderung"; er erzählt von Nationalismus, von den Farben Schwarz-Rot-Gold und gleichzeitig räumt er auf mit den restaurativen Tendenzen im Staat, die sich lieber bemühen einen im Mittelalter unterbrochenen Dombau zu beenden, um die Vergangenheit zu beschwören als ihre Waffen zu nehmen und nach vorne zu schauen.


    Man reist mit Heine aus Frankreich durch Elsass-Lothringen, durch den Teutoburger Wald, durch Minden und Brückeburg nach Hamburg, um die Mutter zu besuchen; dort wird miteinander gespeist, man unterhält sich und gibt doch nur unausreichend Auskunft. Heine spaziert durch Hamburg und trifft im Dirnenviertel auf ein wunderschönes Mädchen, er verbringt die Nacht mit ihr und sie offenbart ihm die Zukunft der Deutschen, die er nicht verraten kann, und die, selbst wenn er sie offenbarte so oder so durch die Zensur entfernt werden würde.


    Dies ist nicht nur eine Reise durch West- und Norddeutschland, bei der man Wahrzeichen einer Stadt schon erkennt, bevor sie namentlich erwähnt werden (z.B. der "riesige" Dom von Köln), sondern es geht Heine um viel mehr in diesem nur in Jamben verfassten Werk. Es ist ein Porträt. Ein Porträt der Gesellschaft seiner Zeit; die nur bruchstückhaften, aber dennoch aussagekräftigen Beschreibungen sagen sehr viel aus. Heine beschreibt Kirchenmänner, die "Wasser predigen und Wein trinken", er beschreibt den hohen, preußischen Militarismus mit seinem Wahrzeichen, dem Adler, den er "am liebsten erwürgen würde". Heine bildet nicht nur Gruppen wieder, sondern auch politische Strömungen, andere Künstler wie Körner oder Bartholdy und immer wieder wird der Unterschied spürbar; zwischen der romantischen Wahrnehmung Deutschlands mit seinen "Schankstuben und hübschen Weibern" und den abergläubischen, fehlgeleiteten, politischen Tendenzen der Restauration.


    Ich gestehe ganz ehrlich, ohne die Anmerkungen wäre es schwierig gewesen einige Symbole zu entziffern oder auch Anspielungen auf zeitgenössische Werke zu verstehen, wenn Heine z.B. Liedzeilen aus den "kriegerischen" Liedern Theodor Körners einbaut. Das Werk ist durchzogen von Wortspielen, Wortwitzen, Übertreibungen, Ironie und Sarkasmus, die ein großes Lesevergnügen bereiten, wenn man weiß, was genau jetzt verunglimpft wird.
    Und selbst wenn nicht, dieses Werk ist durchzogen von großer Bedächtigkeit für eine größere Rolle des Dichters für das politische Geschehen in seinem Land und auch die der Anderen sich zu engagieren.


    Auch wenn dieses Werk nicht leicht lesbar ist und man bestimmt seine Zeit braucht um hinein zu finden, so ist es doch eine "gute Sache", wenn man entdeckt, was Heine einem hier gegeben hat.

    „Die Literatur greift immer dem Leben vor.
    Sie ahmt das Leben nicht nach, sondern formt es nach ihrer Absicht.”

    Oscar Wilde, irischer Schriftsteller und Aphoristiker

  • Hallo Milla,


    Ich danke dir für diese Literaturempfehlung.
    Obwohl ich Heine schon immer klasse fand und mich mit seinen Gedanken und Aussagen ( als eine Art heimatlose Seele) identifizieren konnte, hab ich dieses Werk noch nicht gelesen.
    Wobei es wahrscheinlich als Schlusselwerk gilt und man viele andere Werke von ihm, nur nach dieser Lektüre verstehen kann.
    Ich kann es kaum erwarten, Heine und die deutsche Literatur wieder neu zu entdecken.

    "Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene."
    (Carl Hillty)

  • Ich habe das Buch vor zwei Tagen gelesen, hatte es jedoch an einem Tag schon durch. Am Anfang habe ich mich ein wenig schwer getan, denn es dauerte seine Zeit bis ich richtig in die Gedichte hinein gefunden habe. Es ist ja nicht so, als würde ich jeden Tag unzählige Gedichte lesen, aber dann habe ich doch schnell in das Buch hinein gefunden und es sehr genossen.


    Es war mein erstes Buch von Heinrich Heine, aber es wird sicher nicht mein Letztes sein. Mir hat das Buch also gut gefallen, aber ich schätze, dass ich es irgendwann noch einmal lesen werde. Gerade bei Gedichten habe ich die Erfahrung gemacht, je mehr man selbst reift und je öfters man es liest, desto besser findet man sich in der Lyrik zurecht.

    :roeslein


    Die Veilchen kichern und kosen
    und schaun nach den Sternen empor;
    heimlich erzählen die Rosen
    sich duftende Märchen ins Ohr.

    Heinrich Heine

  • Heine!!! Was soll ich sagen, ich habe noch nie etwas von diesem Mann gelesen, was nicht großartig war. Ich meine, er ist derjenige Dichter, der mich regelmäßig mit seinen Liebesgedichten verführt :kiss ,er ist der eine der mich glauben lässt Dichtkunst sei etwas göttliches :anbet , aber seine wahre Qualität, als Mensch, als Deutscher, als Jude/Christ beweist sich immer dann wenn er richtig austeilt, was er insbesondere tut, wenn es um die Politik "der geliebten Heimat" geht. Meines Erachtens beweist sich gerade in der Schärfe seines Spotts und seiner Wut, die unendliche Liebe die ihn an Deutschland fesselte. Deutschland.Ein Wintermärchen ist eines seiner großartigsten Werte und es ist zum Heulen, dass seine Verse noch immer so viel Wahheit innehaben!!! ;-(

    [*Mögen Licht und Liebe auf alle, die diese Zeilen lesen niederregnen und ihr Leben mit Freude und positiven Gedanken füllen* :knuddel1

  • Lange habe ich überlegt, ob ich zu dem Gedicht etwas poste oder nicht.


    Eine Rezension zu schreiben, erscheint mir bei Klassikern immer unglaublich schwierig, das überlasse ich lieber den studierten Literaturkennern, die die richtigen Dinge interpretieren und aussagen können.


    Für mich selber gilt ab und zu einen Klassiker zu lesen als Allgemeinwissenlückenfüller, das war auch der Grund, warum ich mir das kleine Reclam-Heftchen aus der Schulzeit meines Mannes gegriffen habe. Auf den ersten Seiten wurde da noch eifrig unterstrichen; das hörte jedoch abrupt ab der vierten Seite auf :grin


    Nun ist es selbst mir gelungen, in der (unzensierten) Ausgabe zwischen den Zeilen zu lesen und mich nicht zu quälen angesichts des allgegenwärtigen Humors, der überall zwischen den teilweise sehr ernsten Reimen durchblitzte.


    Da ich die Reisebilder hier noch liegen habe, werde ich da sicher irgendwann noch beigehen. Stelle ich mir aber auch nicht als leichte Kost vor.


    Interessant wäre vielleicht noch ein Vergleichslesen zwischen Original-Ausgabe und der ungekürzten Fassung. Aber ob die Zeit (und die Lust) das zulässt?

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“