Feuervolk – Joanne Harris (ab 12 Jahre)

  • Originaltitel: Runemarks
    Originalverlag: Random House UK
    Aus dem Englischen von Katharina Orgaß, Gerald Jung


    Verlag cbj, 544 Seiten, September 2007


    Erscheint auch als Hör-CD (6 CD)
    Gesprochen von Rainer Strecker


    Über die Autorin:
    Joanne Harris, geboren 1964, wuchs in England auf, wo sie auch heute als Schriftstellerin lebt. Sie war zunächst Lehrerin und begann dann, Bücher zu schreiben. Ihr Roman »Chocolat« (verfilmt mit Juliette Binoche und Johnny Depp) wurde zum Weltbestseller. »Feuervolk« ist ihr erster Jugendroman.


    Joanne Harris Website:
    http://www.joanne-harris.co.uk/pages/boo.../runemarks.html


    Kurzbeschreibung:
    High Fantasy von »Chocolat«-Weltbestsellerautorin Joanne Harris


    Ich sehe einen Verräter an der Pforte. Der Namenlose ersteht wieder auf, so nicht die Sieben Schläfer erwachen und der Donnerer aus der Unterwelt befreit wird…


    »Es war einmal ein Seher, der sagte das Ende aller Dinge voraus …« Der Namenlose kennt die Prophezeiung gut. Bereit stehen er und seine Gefolgschaft, um die Welt ins Nichts zu stürzen – und nur eine kann ihn aufhalten: die Nachfahrin des Feuervolks, das junge Mädchen mit dem mächtigen Feuermal.


    Heiß brennt das Mal in Maddys Hand und unverbraucht ist seine Magie, als Maddy sich einsetzt, wozu den Alten des Feuervolks die Zauberkraft fehlt: Aus der Feuergrube des Geysirs befreit sie den allwissenden Flüsterer, das Orakel aus fast vergessenen Zeiten. Als Faustpfand im Kampf gegen den Namenlosen soll er ihr dienen. Doch List ist die zweite Natur des Flüsterers, und als Maddy seinen Einflüsterungen folgt, ahnt sie nicht, dass der Flüsterer viele Identitäten hat und seine ganz eigenen Pläne verfolgt …


    Ein Epos von atemberaubender Imaginationskraft - hinreißend wortgewaltig und hintersinnig.


    Meine Meinung:
    Hier hat der Leser nicht nur einen Fantasyroman zu erwarten, sondern auch ein (relativ komplexes) Jugendbuch. Ich kann das Buch zwar nicht aus Sicht eines Jugendlichen beurteilen, aber das dahinplättschern der wenig neuen Handlung auf vielen Seiten ist unübersehbar.


    Meine ehrliche Meinung ist, dass mir nicht viel an diesem Buch gefallen hat. Weder die (fehlende) Entwicklung der Charaktere noch Plot, Stil oder Thema.


    Besonders die Einbindung der nordischen Mythologie funktioniert für mich überhaupt nicht.


    Die meiste Zeit der Handlung verbringt die Protagonistin Maddy Smith mit Loki, dem Gott des Feuers und des Bösen.


    Mir wird nicht klar, wie gerade Maddy Smith Asgard, den Sitz der Asen wieder aufbauen und die Götterdämmerung abwenden soll, wenn Loki ihr jede Kleinigkeit (und mit ihr dem Leser) erst lang und breit erklären muss.


    Die Dialoge stören mich auch oft. Zum Beispiel:
    S.404:
    „Wie kann das sein?“
    „Wie kann was sein?“


    S.405:
    „Wie machst du das?“…
    „Was denn?“
    S.387:
    „Du bist wirklich ein elender Mistkerl, Loki“…
    „Ich bin nicht gern so fies, Schätzelchen“


    Große Bilder von germanischen Göttern werden so nicht erzeugt.


    Es gibt im Fantasygenre zahlreiche gute Schriftsteller, so dass eine Bestsellerautorin wie Joanne Harris eigentlich nicht hätte dazukommen müssen.
    Wer ein ansprechendes Jugendbuch sucht, dem empfehle ich statt Feuervolk besser zu „Das unendliche Licht“ von Tom Finn oder dem historischen Roman „Gatty“ von Kevin Crossley-Holland zu greifen.


    Aber, um wieder objektiv zu werden, muss ich zugeben, dass Joanne Harris die epische Handlung so komplex und verzweigt angelegt hat und dass im Finale richtig geklotzt wird, so dass eine begeisterte Leserschaft von Tolkien sich tiefgründig damit beschäftigen kann.

  • Au weia :wow ich glaube unter den genannten Gesichtspunkten, ist das Buch nichts für mich.
    Schade, denn ich fand Chocolat ganz nett.
    Was ich nicht verstehe, ist der plötzliche Genrewechsel der Autorin :gruebel
    Böse Zungen würden an dieser Stelle ja nun behaupten, das das daran liegt,
    dass sich derzeit Fantasy wie geschnitten Brot verkauft. :chen
    [SIZE=7]aber ich will ja nix gesagt haben..[/SIZE]


    enttäuschte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Hmmm. Das klingt ein bisschen, als hätte sie Gaiman gelesen. (American Gods/Anansi Boys)
    Bin fast versucht, mir das Buch zu besorgen und mal daraufhin zu überprüfen.
    Aber nur fast ... :grin


    LG


    EDIT: Achduje! Gerade fällt mir auf, dass ich angefangen habe, die Leseprobe zu lesen, die lag diversen Publikationen bei. Ich bin daran gescheitert, dabei war sie nicht besonders lang ... Nein, definitiv, das werde ich nicht lesen!

  • Zitat

    Original von SusanneG
    Hmmm. Das klingt ein bisschen, als hätte sie Gaiman gelesen. (American Gods/Anansi Boys)


    Glaube ich eigentlich nicht, stilistisch sind die Unterschiede zu Neil Gaiman auf jeden Fall sehr groß und bei der Umsetzung des Themas auch.


    Also, dass die Autorin sich die mythologischen Zusammenhänge selbst erarbeitet hat, sollte man ihr schon zugestehen. Mir hat nur nicht so sehr gefallen, wie sie das Thema umgesetzt hat!

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Glaube ich eigentlich nicht, stilistisch sind die Unterschiede zu Neil Gaiman auf jeden Fall sehr groß und bei der Umsetzung des Themas auch.


    Ja, das denke ich jetzt auch. Loki/Loge ist ja schön des öfteren mal verwurstet worden - bietet sich förmlich an, der Gute. :schlaeger


    Zitat

    Also, dass die Autorin sich die mythologischen Zusammenhänge selbst erarbeitet hat, sollte man ihr schon zugestehen. Mir hat nur nicht so sehr gefallen, wie sie das Thema umgesetzt hat!


    So ist das auch rübergekommen. Mein Kommentar war nicht sonderlich fundiert ... :rolleyes

  • Also ich finde das Buch sehr gut und schwierigkeiten alles zu verstehen hatte ich auch nicht.


    Ich frage mich was ihr alle habt ?(


    Das Buch ist eines von meinen Lieblingen und ich finde es lesenswert.

    Das größte Verbrechen ist es anderst zu sein.




    Ich lese gerade "Der Goldene Kompas" von Philip Pullman. :lesend

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  • Bin froh das es doch noch eine Stimme gibt die das Buch gut fand.


    Mal abwarten, ich hab es mir schon bestellt.


    Werd dann später mal meine Meinung dazu sagen, je nachdem wann ich es schaffe es zu lesen.


    Aber das Cover schaut gut aus *lach*

  • Zitat

    Aber das Cover schaut gut aus *lach*



    Ja das Cover schaut wirklich gut aus, ich hab das Buch jetzt schon 3mal gelesen. (Wen ich keine neuen Bücher krieg lese ich meine alten lieblinge eben nochmal.) Und erst beim 2.mal lesen ist mir aufgefallen das dass kleine Bild auf dem Cover , das Tal des Strond ist.


    Oh man Brett vorm Kopf :bonk

    Das größte Verbrechen ist es anderst zu sein.




    Ich lese gerade "Der Goldene Kompas" von Philip Pullman. :lesend

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  • Hab das Buch jetzt auch gelesen.
    Das innerhalb von 3 Tagen.


    Ich muss sagen wenn man die Kritiken oben nicht so wirklich ernst nimmt und sich mal selbst ein Bild davon machen würde, würd das Buch vielleicht auch mehr Liebhaber finden.


    Ich fand die Story toll, war bisher eine Idee worüber ich noch nichts gelesen habe.
    Also als Fantasy liebhaber sollte man sich das Buch wirklich mal anschauen. Und die Dialoge wie oben angezeigt haben schließlich einen zusammenhang und schon seinen Grund wieso diese so sind.


    Also lesen lesen lesen!


  • Ich werde es auch lesen, :lesend habe es mir schon in der Bücherei vorbestellt. Ich denke es wird ganz interessant, so wie die Meinungen hier auseinander gehen. :rolleyes

  • Habe das Buch auf Englisch gelesen und fand die Dialoge der Götter ganz witzig. Wenn aber jetzt Loki im Deutschen solche Wörter wie "Schätzelchen" verwendet, kommt mir das ziemlich albern vor.
    Die Geschichte selbst war nicht schlecht, hab aber schon wesentlich bessere gelesen.


    Liebe Grüße,
    Antje

  • Mir fällt es bei „Feuervolk“ sehr schwer, direkt nach dem Beenden meine Meinung niederzuschreiben. Es bleiben einige Fragen offen, ich bin verwirrt, aber auch irgendwie … überwältigt? Ich finde kein passendes Wort für meinen einerseits glücklichen, zufriedenen, andererseits aber auch wehmütigen, beinahe traurigen Zustand. Trotz einiger Kritikpunkte wollte ich „Feuervolk“ nicht beenden, Maddy und ihre Freunde nicht verlassen.


    Das Cover des Buches ist ein Traum – passend zur Geschichte, ich habe beim Ansehen den Eindruck, im Traumfluss zu versinken, möchte die Welt, die sich mir durch diesen kleinen Kreis eröffnet, besuchen.


    Da ich beinahe nur Kritikpunkte notiert habe, vernachlässige ich die positiven Aspekte etwas – es gibt nicht viel mehr zu sagen als „Fünf Sterne!“, trotz Kritik, im Großen und Ganzen ist „Feuervolk“ nämlich ein schönes, spannendes Buch zum Träumen.


    Zunächst einmal fängt die Geschichte schleppend an, viele Erklärungen und Erzählungen ziehen den Anfang in die Länge. Einige Stellen hätten rigoros gekürzt werden können, und die vielen Informationen etwas verteilter und weniger überwältigend eingebracht. Auf zu vielen Seiten passiert zu wenig. Das Lesevergnügen schwankte dauernd zwischen „Oh mein Gott, wie geht es weiter?!“ und „Laaangweilig!“.


    Irritierend finde ich die englischen Namen in einer Fantasy-Welt, und auch Begriffe wie „Einkaufsnetz“ gehören in meinen Augen nicht in einen Roman, der in einer dem Mittelalter ähnlichen Zeit spielt. Und die Kapitel, die nicht von der Protagonistin Maddy oder den Göttern handeln, sondern von den Dorfbewohnern, finde ich überflüssig und nervig.


    An die Protagonistin habe ich mich erst nach einigen hundert Seiten gewöhnt – sie ist zwar erst vierzehn Jahre alt, war mir aber dennoch zu sehr Kind, was sich im Laufe der Geschichte änderte, wodurch sie mir doch noch ans Herz wuchs. Auch die Götter – herrlich. Ihre Streitereien, ihre so menschlichen Züge begeistern mich. Sie brachten mich immer wieder zum Schmunzeln und Lachen.


    Wunderbar auch die Beschreibung der Unterwelt, des Chaos – ich fühlte mich ab einem bestimmten Zeitpunkt so, als hätte ich spätnachts allein einen Horrorfilm gesehen und müsste anschließend allein ins Bett. So anschaulich und lebendig beschreibt Joanne Harris das, was nach dem Tod kommen könnte.


    Zurück bleiben einige offene Fragen, was mich etwas unbefriedigt das Buch ins Regal stellen lässt –


    Jedenfalls gibt es fünf Sterne von mir und obwohl „Feuervolk“ damit nicht zu meinen Heiligtümern, sondern nur zu meinen Lieblingsbüchern zählt, bekommt es einen Ehrenplatz im Regal. Für das Cover.

  • Ich habe "Feuervolk" vorgestern zu Ende gelesen. Leider war ich eher enttäuscht. Wie schon erwähnt wurde, funktionierte die Einbindung der nordischen Mythologie für mich nicht richtig. Ich weiss, ich lege da auch gewisse Maßstäbe an, aber...
    Wenn man das Futhark als Zaubermittel einsetzt (was okay ist, wenn es denn sein muss), sollte man auch wissen, was man da tut. Thors Rune ist mitnichten das TH, das als "Thuris" verkauft wird. Das TH bezeichnet thurs, also einen Thursen. Odins Rune ist mitnichten Raido, sondern Ass. An anderen Kleinigkeiten (Fé ist zwar die Rune für Besitz, allerdings nur für beweglichen, also z. B. Vieh. Land ist damit nicht gemeint) will ich mich nun gar nicht stören.


    Das, was ganz gut war, waren die Spitznamen für einige Götter (Schiefmaul z. B. fand ich nicht schlecht). Allerdings empfand ich solche wie "Einauge" (auch wenn es ja richtig war) schon fast etwas platt.
    Dass Idun und Bragi udn auch Heimdall zu den Vanen gehören sollen, war mir neu (okay, bei letzterem gibt es ganz leise Anzeichen, dass man es denken könnte). Und Idun riecht nach Erdbeeren? Im hohen Norden? Ah ja...
    Skadi war mir zu heftig, Odin insgesamt zu schwach, und ich frage mich, ob es eine neuere Darstellung von Freyja gibt, die sie nicht als verwöhnte Zicke beschreibt. Kann man nicht schön und freundlich sein? Außerdem wäre ich davon ausgegangen, dass sie sich besser mit Freyr versteht - aber ihr besonderes Verwandtschaftsverhältnis wurde ja auch lieber verschwiegen. :-)


    Stilitisch gefiel mir die Geschichte auch nicht, und das lag nicht nur an den Wiederholungen. Es war mir etwas zu ... ja, was eigentlich? Ich denke nicht, dass Odin solche modernen Ausdrücke wie "Bockmist" benutzt. Er kann ja gerne fluchen, darum geht es gar nicht, aber er würde doch nicht solch ein Wort benutzen. Zudem erkennt man nach meinem Empfinden zu wenig sprachliche Unterschiede. Odin wird mit Maddy anders sprechen als mit Loki, und Loki wird mit Odin anders reden als mit den Kobolden. Gerade er kann gerne mal auf "Gossenniveau" sinken, aber das wird er doch nicht die ganze Zeit tun.


    Maddy ging mir zeitweise auf die Nerven. Sie kennt die ganzen alten Geschichten und kommt NIE auch nur mal auf die Idee, in welcher Geschichte sie steckt und wer z. B. ihr Freund ist (Hut, Mantel, Wanderstab, ein Auge und Augenklappe... nein, ich habe gar keine Ahnung... *klatsch*)? Außerdem gefällt mir ganz und gar nicht, dass ihr Name eigentlich Modi ist. Warum? Es ist ein männlicher Name, den kann man keinem Mädchen überstülpen. Entweder hätte die Autorin sich also an die Überlieferung halten und sie Thrudr nennen sollen, schließlich hat Thor tatsächlich eine Tochter. Die andere Möglichkeit wäre gewesen, den Namen weiblich abzuändern (also wahrscheinlich Moda). Nur, um dem Orakel erklären zu können, dass es noch einen Punkt gibt, der so nicht stimmt?
    Der Flüsterer... da hätte ich mir eine andere Identität gewünscht, wer auch immer, aber nicht er. Ich meine, sein Onkel! Das geht nicht, das paßt nicht, gerade gemessen daran, wieviel die Familienbande damals bedeuteten.


    Mein größter Kritikpunkt ist und bleibt aber Loki selbst. Ich gebe zu, dass ich inzwischen eine sehr eigene Vorstellung von ihm habe, aber das bedeutet noch lange nicht, dass man sämtliche Klichees aufeinanderstapeln sollte, die man nur finden kann. Ich möchte mal eine zweite bzw. dritte moderne Darstellung finden, in der er NICHT rothaarig und mit dem Feuer verbunden ist (falsch! Falsch! Falsch!). Inzwischen finde ich das sehr ermüdend. Zudem unterscheidet die Autorin nicht zwischen Mythologie und Volksglauben ( = Hundsstern, das bezieht sich auf ein nordisches Sprichwort für die Hundstagshitze, und wo die Kobolde nun herkommen...?) - und Wagner scheint sie auch zu glauben (es sei denn, das ist der Übersetzung geschuldet, falsch ist es aber sowieso), denn sie erwähnt "Erde" als Thors Mutter. Nur leider stammt der Name aus einer von Wagners Opern, der den Namen "Jörd" einfach übersetzte.
    Lokis Sprechweise ist mir insgesamt zu platt. Wie gesagt wird er mit Odin anders sprechen als mit Maddy, und trotzdem trüben solche Wörter wie "Schätzeleien" nur zusätzlich den Gesamteindruck. Da bleibt nicht viel von dem wendigen, flinken und schlauen Fuchs übrig bzw. wird viel zu wenig gezeigt. Schade!


    Stilitisch auf jeden Fall noch verbesserungsbedürftig.
    Dann lieber noch dreimal "Mara und der Feuerbringer", das hat mir sehr viel besser gefallen!