Über die Nebelbrücke (ab 10) von Astrid Vollenbruch

  • "Über die Nebelbrücke"
    Band 1 der Serie "Einhornzauber"




    Inhalt


    Einhornzauber ist die Geschichte der beiden pferdeverrückten Freundinnen Sonja und Melanie. Die Freundinnen helfen - gegen den Willen ihrer Eltern - auf einem verfallenen Hof im Wald aus. Als dort die Ponys beschlagnahmt werden, haben die Mädchen dort eigentlich nichts mehr zu suchen. Doch ausgerechnet im scheinbar verlassenen Wald begegnet Sonja eines Tages einem merkwürdigen Pferd. Das krank aussehende, magere Tier ist in einer anderen Welt - Parva - ein schwarzes Einhorn und Bote der Göttin Aruna. Doch das weiß Sonja zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Sie freundet sich trotzdem mit dem Tier an.
    Als sich die Ereignisse überschlagen und Sonja von einigen Jungs bedroht wird, kann das Pferd sie retten und flieht mit ihr über die sogenannte "Nebelbrücke" nach Parva. Dort bekommt Sonja es mit ziemlich merkwürdigen Wesen, Trollen, Werwölfen, Normaden, Eiswäldern und vielen Überraschungen zu tun.
    Melanie versucht derweil, ihre verschollene Freundin zu finden. Dazu muss sie gemeinsame Sache mit Sonjas großem Bruder machen.


    Beide Mädchen erleben eine Reihe von spannenden Abenteuern. Welche, das sei hier nicht verraten.



    Meine Meinung
    "Einhornzauber" klingt zunächst nach kitschig weißen Pferdchen, Mondenschein und vielen Klischees.
    Wer aber gute, stimmungsvolle Fantasy mag, ist mit diesem Buch durchaus gut bedient. Es geht nämlich gerade nicht um ein zuckersüßes Einhorn, das geradewegs der "Wendy" entsprungen sein könnte - sondern um ein großes, schwarzes Tier, das ganz schön viel Kraft hat und seine Reiterin in ein Land bringt, das alles andere als lieblich ist.
    Gleichzeitig erinnert die Autorin immer wieder augenzwinkernd daran, dass die Mädchen aus der realen Welt kommen und echte Teenager sind. So hofft Sonja beispielsweise, dass sie in der fremden Welt nicht ihre Tage bekommt und Melanie muss gegen Vorurteile und ihre Gefühle für Sonjas Bruder kämpfen. Es geht also gleichzeitig um Alltag und das genaue Gegenteil.
    Der erste Band der Serie macht durchaus Lust auf mehr.

  • Gern geschehen! Die Lektüre hat echt Spaß gemacht. Endlich mal eine Einhorngeschichte, die auf die üblichen Kitsch-Klischees verzichtet, ohne dabei gleich wie eine Parodie zu wirken.
    Da bekomme ich jetzt doch gleich wieder richtig Lust, zu lesen.


    Übrigens schade, dass auch die Folgebände Hardcover sind. Die sehen zwar richtig schön aus (und sind preislich trotzdem noch sehr günstig), aber ich fliege in den Urlaub und muss bei meiner Reiselektüre darauf achten, dass es gaaaaanz leichte Bücher sind. :-( Habe noch nichts gefunden, was spannend, lustig und leicht wie eine Feder ist ...

  • Sonja träumt von Pferden, Tag und Nacht, in der Schule und Zuhause. In ihrem Zimmer finden sich Dutzende von Pferdebildern, in ihren Regalen stehen hauptsächlich Bücher über Pferde. Sonja träumt auch von Abenteuern, aber nur zusammen mit einem Pferd!
    Im Alltag ist das aber nichts mit dem Träumen. Da nerven die Geschwister, der eigensinnige kleine Paul, die dauerverliebte Corinna und sogar Philipp, der Älteste, obwohl sich Sonja mit ihm noch am besten versteht. Die Eltern, beide Pflegekräfte in der Psychiatrie, sind zwar liebevoll, aber durch ihren anstrengenden Beruf ein wenig fern. Da Geld eher knapp ist bei einer großen Familie, kann sich Sonja keine Reitstunden leisten. Zum Glück hat sie vor einiger Zeit zusammen mit ihrer Freundin Melanie den Waldhof entdeckt, ein Art Tierfarm, inzwischen völlig heruntergekommen und mit nur wenigen vernachlässigten Tieren. Darunter sind allerdings zwei Ponies. Dorthin zieht es Melanie und Sonja fast täglich. Sie schuften im Stall, versorgen die Tiere und dürfen als Lohn reiten.


    Sonja ist damit ganz zufrieden, aber Melanie offenbar nicht. Will sie doch auf einmal lieber mit anderen Mädchen zusammensein! Ein Zufall läßt in letzter Minute einen gemeinsamen Nachmittag, wenn auch ohne Pferde, platzen. Sonja, noch ziemlich verärgert, tut etwas, das ihr ihre Eltern verboten haben: sie radelt allein zum Waldhof.
    Zu ihrem Schrecken steht das Haus leer, alle Tiere sind verschwunden. Sonja hat sich noch nicht gefaßt, als ein graues Pferd, das einen eigenartigen Schatten wirft, am Waldrand auftaucht. Er sieht halbverhungert aus und ist beträchtlich verletzt. Einfangen läßt es sich nicht.
    Sonja gibt nicht auf. Nicht einmal ein Streit mit Melanie und Ärger mit Melanies Mutter bringen sie von dem Gedanken an das seltsame graue Pferd ab. Am nächsten Morgen ist sie wieder unterwegs zum Waldhof und landet mitten in einem Abenteuer, das sie sich selber so sicher nicht ausgesucht hätte.


    Währenddessen sucht Melanie ein versöhnendes Gespräch mit Sonja. Auf ihrem Weg zum Waldhof aber findet sie einen verletzten Jungen, der eine unverständliche Sprache spricht und sich höchst merkwürdig, ja, bedrohlich benimmt. Sonja allerdings findet sie nirgends. In Sonjas Elternhaus trifft sie Philipp, den kann sie aber nun gar nicht leiden. Doch in der Not ...
    Und Philipp hat ein paar gute Ideen. Gemeinsam stöbern sie den fremden Jungen, Darian, auf, der in ein Krankenhaus gebracht worden war. Der ist offenbar am Kopf verletzt, erzählt er doch, er sei eine Art Prinz und ein Krieger. Sonja jedoch ist immer noch verschwunden. Als die Schlägerbande der Schule im Waldhof aufkreuzt, zeigt sich, daß der fremde Junge nicht verrückt ist. Er kann tatsächlich mit Magie umgehen. Melanie und Philipp müssen sich mit dem Gedanken anfreunden, daß es eine magische Welt gibt, in die Sonja offenbar verschwunden ist. Auf dem Rücken eines Einhorns.


    Aus diesen recht einfachen und vertrauten Handlungsfäden webt die Autorin eine sehr ansprechende, humorvolle und recht spannende Fantasy-Geschichte für jüngere Mädchen. Was dabei sehr gut gelingt, ist, Märchenwelt und Alltagswelt in der Balance zu halten, ohne daß ein Bereich seine Eigenständigkeit aufgeben muß. Sonjas Abenteuer bei den Elarim sind genauso lebendig, wie ihre Streiterein mit dem kleinen Bruder oder ihre Schulpannen, wenn sie wieder mal von Pferden träumt. Der Konflikt zwischen den Freundinnen wirkt ebenso echt, wie der Ritt auf einem der riesenhaften Birjaks. Sonja die Welt der Elarim zu erklären ist genauso schwierig, wie Darian klarzumachen, was ein Handy ist. Beides gelingt übrigens nicht besonders gut, Darian ist ziemlich arrogant und Sonja eine eher widerwillige Heldin.


    Es gibt die üblichen Verstrickungen um eine von bösen Mächten bedrohten Welt, aber sie ist immerhin von einigen interessant gestalteten Völkerschaften bewohnt, auch wenn sie die altbekannten Namen wie Gnom, Troll oder Gestaltwandler tragen. Der Grusel - und Schreckensfaktor hält sich gemessen am Alter des Zielpublikums in Grenzen, ist aber hoch genug, um eben den Schauder auszulösen, den man zum Weiterlesen braucht. Der Schrecken beschränkt sich nicht nur auf die Fantasy-Welt, die Schlägerbande auf der anderen Seite ist auch nicht ohne. Kinder werden das gut nachfühlen können.
    Es gibt einige humorvolle Szenen, Sonjas Familie könnte man glatt adoptieren, es gibt den einen oder anderen selbstironischen Seitenhieb aufs Genre, die auch jugendliche Leserinnen gut verstehen können.
    Das Einhorn schließlich, dessentwegen wir das Buch doch im Grund lesen, ist unwiderstehlich wunderbar-fantastisch und gerade richtig rätselhaft. Und es ist schwarz!


    Alltag und Magie, die beste Freundin und ein Zauberamulett, vorsichtige Blicke aufs andere Geschlecht und eine fremde, wohlklingende Sprache, Tierliebe und Dämonen, Eltern, die nichts kapieren, und weise Urmütter, sind sehr geschickt zu einem unterhaltsamen und spannenden Mädchenbuch zusammengesponnen. Am Ende wird ein Weniges aufgelöst, die eigentlichen Rätsel sind noch offen und es kommt sogar ein neues dazu. Das wirkt nicht aufgesetzt, Abschluß und Verweis auf die Fortsetzung gehen sanft ineinander über.
    Bei aller Pferdeschwärmerei kann man das Buch auch sehr gut lesen, wenn man nicht pferdeverrückt ist, im Gegenteil, für echte Pferdebesessene geht es viel zu wenig um all das, was mit Pferden zu tun hat. Andererseits kann die Geschichte für LeserInnen, die schon tief in Fantasy-Welten stecken, ein wenig zu verhalten sein. Wer aber die Mischung sucht, Pferde und erste Schritte ins Genre und zugleich spannend und gescheit unterhalten werden will, der ist mehr als gut bedient mit diesem Buch.
    Eine Landkarte gibt es auch und auf dem kleinen Kompaß bäumt sich das Einhorn auf.


    Einfach schön.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • danke für die rezi, werde mir das buch sofort holen.
    hoffe es ist wirklich so gut wie ihr es schreibt.
    und dass das buch hardcover ist find ich garnicht
    schlimm.
    yuhhhuuuuu, endlich wider was zu lesen :grin

    Wer Würmer hat ist nicht allein :lache
    oder:
    "Was uns nicht umbringt, macht uns stark. Und was uns umbringt, macht uns tot.":freude