Cyrille Offermanns - Warum ich meine demente Mutter belüge

  • In “Warum ich meine demente Mutter belüge” verarbeitet der niederländische Essayist Cyrille Offermanns, schonungslos und berührend, seine Erfahrungen mit seiner demenzkranken Mutter.


    Em Offermanns ist Mutter von sechs erwachsenen Kindern, eine liebenswerte Seele, die ihr ganzes Leben lang dem Wohlergehen ihrer Lieben gewidmet hat und ihre Wünsche beiseite schob, Ruhepol und Zentrum ihrer Familie - und Em ist demenzkrank.
    Bis zu dieser Erkenntnis allein ist es jedoch ein langer Weg. Ein Weg der die Kinder der alten Dame durch Verdrängung, Ängste, Verzweiflung, Wut und Trauer führt.


    Zunächst gelingt es Offermanns Mutter noch den schleichenden Prozess des Vergessens geheim zu halten. Als dies nicht mehr klappt und sie immer häufiger durch Gedächtnislücken, zusammenhangloses Reden und Konzentrationsunfähigkeit auffällt, wird dies zunächst von den Kindern als normale altersbedingte Senilität abgetan. Dann die Diagnose: Demenz.
    Cyrille Offermanns schildert eingehend den Alltag mit seiner Mutter, die Höhen und Tiefen des Zusammenlebens mit seiner kranken Mutter, deren Prozess der Entfremdung vom ihrem Leben, den Kampf gegen die Krankheit, die immer schwerer werdende Pflege und schließlich ihre Einweisung in ein Pflegeheim.


    In jeder Zeile liest man die große Liebe Offermanns zu seiner Mutter heraus, seine Emotionen und seine Eindrücke schildert er mit beeindruckender Ehrlichkeit, ohne Schnörkel. Schlicht und einfach das Leben und der natürliche Gang der Dinge ist aus seinem Buch herauszulesen. Es berührt, wie nur die Realität berühren kann. Es ist ein Buch, dass Klarheit schafft und Wege für den würdevollen Umgang mit Demenzkranken aufzeigt.

  • Hallo an alle,
    ich bin mal wieder platt, was es hier alles im Forum gibt - das Buch wollte ich auch gerade vorstellen, hätte nicht damit gerechnet, daß es schon eine Rezi gibt.


    Ich kann Salome nur zustimmen, es ist ein sehr einfühlsam geschriebenes, beeindruckendes Buch. Vor allem, wenn man das Thema live erlebt (wie ich), weiß man, wie unendlich schwer es ist, eine Demenz zu erkennen, da gerade der schleichende Prozeß erstmal auf das zunehmende Alter geschoben wird. Es ist ja nicht so, daß in frühen Stadien Klöpse kommen wie "Sie können nicht mein Mann sein, ich bin nicht verheiratet".


    Das Buch zeigt einmal mehr die vielen Spielarten der Demenz, wie sie die Menschen verändert, Eigenschaften (sowohl die guten, als eben auch die schlechten) verstärken kann, wie sie das Leben zum Chaos, „Kriegszustand“ macht.



    Viele Grüße

    Sylvia und die Kuschelbande


    When you think that you lost everything
    You find out you can always lose a little more


    B. Dylan: Tryin´to get to Heaven