'Magus. Die Bruderschaft' - Seiten 024 - 136

  • zeitsprung zurück (corsetti blätterte in 1979er unterlagen, jetzt befinden wir uns in kimberley, südafrika, und schreiben das jahr 1949):


    herrmann von settler hat dort eine mich an die berüchtigten NAPOLA erinnernde institution gegründet.
    uns werden verschiedene schüler näher vorgestellt. es wird angedeutet, was mit denen geschieht, die sich nicht dem dortigen system unterstellen.


    einer der schüler ist friedrich von keipen. er fällt settler von anfang an auf.
    einige jahre vergehen. das verhältnis settler-keipen wird enger, er wird zum nachfolger herangezogen. keipen heiratet die einige jahre ältere lehrerin evelyn, die diese ehe nicht wünscht, sich aber auch nicht weigert.


    keipen hat nach settlers tod die leitung in kimberley übernommen.
    in einigen parallelsträngen erfahren wir, wie auf der ganzen welt ehemalige schüler aus kimberley verantwortungsvolle posten in der kirche anstreben und auf welche weise sie sie bekommen.
    die ganze handlung wirkt sehr bedrohlich.
    die spannung ist weiterhin vorhanden.
    :wave

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • Sofort zu Beginn lernt der Leser Friedrich von Kneipen kennen - mir ist er auf Anhieb sympathisch, er ist clever und durchschaut vieles der Aktionen, die in Südafrika laufen, auch mit der Bruderschaft. Von Settler ist mir total unsympathisch, aber trotzdem fasziniert er mich.


    Sprachlich konnte ich mich mit der Gedankenschrift in kursiv im ersten Teil nicht so anfreunden, hier im weiteren Verlauf gefällt es mir besser, es ist eine klare, sachliche Sprache, die alles Wesentliche beschreibt, ohne ausschweifend zu werden.


    Gefällt mir.


    Edit: Friedrich heißt natürlich von Keipen, aber das fällt mir erst auf S.239 auf... manchmal ist man von Berufs wegen echt wie vernagelt... die Assoziation zu Kneipp war wohl stärker als meine Augen :bonk

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  • Die Abschnitte in Südafrika sind wirklich gelungen.
    Erstaunlich, dass Friedrich trotz seiner Jugend neben Intelligenz, auch so eine große Selbstbeherrschung besitzt. Schade, dass er in dieser neofaschistoiden Bruderschaft gelandet ist. Bei seinem Potential hätte er trotz des Fehlen entscheidender menschlicher Eigenschaften genauso gut in einer besseren Umgebung auch viel Positives leisten können.
    Er bleibt unter den Jungen ein Außenseiter, der, nachdem einige Jahre vergangen sind, vom Magus als Nachfolger ausgewählt wird.


    Zu seiner ungewöhnlichen Entschlossenheit gehört auch die Besessenheit zu der Lehrerin Evelyn. Bei Evelyn ist mir nicht ganz klar, warum sie in dieser Schule tätig ist. Ist sie von den Lehren und Zielen der Bruderschaft überzeugt oder weiß sie nichts von ihnen? Leider erfährt man von ihr nicht viel.
    Dass sie Friedrich dann doch heiratet, zeigt dass jeder Mensch so leicht erpressbar ist.

  • Zitat

    Original von Caia
    Sofort zu Beginn lernt der Leser Friedrich von Kneipen kennen - mir ist er auf Anhieb sympathisch, er ist clever und durchschaut vieles der Aktionen, die in Südafrika laufen, auch mit der Bruderschaft. Von Settler ist mir total unsympathisch, aber trotzdem fasziniert er mich.


    Hallo Caia,
    ich bin total gespannt, ob du den Friedrich durchs ganze Buch hindurch sympathisch findest, oder ob (und wenn ja, ab wann) sich da etwas ändert. :wave

  • Zitat

    Original von Wolke


    Hallo Caia,
    ich bin total gespannt, ob du den Friedrich durchs ganze Buch hindurch sympathisch findest, oder ob (und wenn ja, ab wann) sich da etwas ändert. :wave


    Huhu Wolke,


    es fängt schon an, sich zu wandeln. Ich bin jetzt soweit, daß Friedrich Magus geworden ist und seinen Mentoren "erlöst" hat. Ich bewundere weiterhin seine Intelligenz, allerdings kommen mir Bedenken hinsichtlich seiner Skrupellosigkeit und der Gefühlskälte, die er transportiert. Seine Frau sieht er eher als Gebärmaschine und Befriedigung seiner Bedürfnisse und von Settlers Tod wird zwar zur Kenntnis genommen, jedoch weder bedauert noch betrauert.


    Trotzdem fasziniert mich diese Figur, was jedoch daran liegt, daß ich einen absoluten Hang zur Intelligenzia habe :grin

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  • Habe diesen Abschnitt jetzt auch beendet.


    Es gefällt mir sehr gut, ist sehr spannend und vielschichtig, Friedrich hat nicht mehr die (scheinbare) Alleinstellung durch die Bildung des Rats und weitere Figuren gewinnen an Wichtigkeit (Grampe, Dengelmann). Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht, muß jetzt aber erstmal einkaufen, sonst krieg ich das heute nicht mehr hin... Freie Montage sind was tolles, wenn man so ein spuer Buch in die Hand bekommt!

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  • Deshalb liebe ich Leserunden, weil hier die unterschiedlichsten Eindrücke zusammenkommen :-) Ich fand Friedrich z.B. überhaupt nicht sympathisch, schon von Beginn an erschien er mir kein bisschen kindlich mehr, viel zu ernst, ja fast kalt und berechnend. Dass er auf Anhieb den Magus durchschaut hat (Stichwort "tragischer Unfall" des Jungen, der nach Hause wollte) mag zwar durchaus ein Zeichen für Intelligenz sein, doch hat es bei mir Gänsehaut ausgelöst.


    Der Magus und sein Ziehsohn - ich frage mich, wer von beiden letztlich über den anderen gesiegt hat, doch wie heißt es so schön... die Geister, die ich rief... Settler hat ihn zumindest zu dem gemacht, was er wurde, wobei die Anlagen (Ehrgeiz, Machtgier) sicher schon vorhanden waren - und die Tatsache, dass er gezielt, wenn auch zunächst unbemerkt, auf die Nachfolge des Magus hinarbeitet, spricht Bände.


    Eine schöne Kindheit hatte Friedrich sicher nicht, aber mein Mitleid hält sich in Grenzen, auch wenn wahrscheinlich hier ein Grund dafür liegt, dass ihm Liebe später egal ist - ihm geht es nur darum zu BESITZEN, und das gilt auch und in besonderem Maße für Evelyn. Mit Liebe hat das nichts zu tun.
    Ob mir ein Mensch, der keine Liebe kennt, nicht doch leidtut? Hm vielleicht doch... aber ich muss gestehen, dass ich eine tiefe Abneigung gegen diese Figur hege.


    Dengelmann ist ebenso ehrgeizig, aber doch ist er eine ganz andere Figur - ich könnte mir vorstellen, dass aus den Rivalen auf der Schulbank auch später Feinde werden - ich bin gespannt!!


    Generell macht die Bruderschaft ja nicht viel Gezappe mit aufmüpfigen oder gar unvorsichtigen Mitgliedern, heftig, wie die Konsequenzen eines verzweifelten Hilfeschreis unter Alkoholeinfluss aussehen :-(


    Ich finde übrigens die Zeitsprünge als Kapitelunterteilung völlig ausreichend - alles andere wäre für mich nur verwirrend - und so weiß man ganz genau, wo und wann man sich gerade befindet! :-)


    Eine Frage an Arno:
    In diesem Teil tauchen ja schon die ein oder anderen Kirchenmänner auf, du schreibst zwar am Anfang, dass Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen. etc.... aber gibt es nicht doch bei deinen Figuren hmmm wie soll ich sagen.... Anlehnungen an dir bekannte Personen? Oder anders formuliert: Gibt es Personen, die dich zu den Figuren inspiriert haben?

  • Zitat

    Eine Frage an Arno:
    In diesem Teil tauchen ja schon die ein oder anderen Kirchenmänner auf, du schreibst zwar am Anfang, dass Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen. etc.... aber gibt es nicht doch bei deinen Figuren hmmm wie soll ich sagen.... Anlehnungen an dir bekannte Personen? Oder anders formuliert: Gibt es Personen, die dich zu den Figuren inspiriert haben?


    Liebe Milla,


    ich habe zwecks Recherche 5 Tage in Rom verbracht. Zu meinem ganz großen Glück konnte ich täglich nicht nur lange Zeiten im Vatikan verbringen und dort stundenlang die einzigartige Atmosphäre auf mich wirken lassen, ich hatte auch die Gelegenheit, mich mit einigen (sehr beeindruckenden) Geistlichen zu unterhalten.
    Selbstverständlich sind diese Begegnungen in die Personen und Orte des Romanes mit eingeflossen. Schließlich war ich aus genau diesem Grunde dort. Aber es gibt keine Person, deren Zwilling sich im Roman wiederfindet. Ich denke, vielen meiner Protagonisten habe ich einfach ein Stückchen der Aura mitgegeben, die ich dort erleben durfte.


    Herzliche Grüße


    Arno

  • Zitat

    Original von Caia
    Trotzdem fasziniert mich diese Figur, was jedoch daran liegt, daß ich einen absoluten Hang zur Intelligenzia habe :grin


    Das geht mir auch so :lache


    Doch die Heirat mit Evelyn gegen ihren eigentlichen Willen, hat ihn mir unsympathisch gemacht. Trotzdem ist er natürlich eine interessante Figur, faszinieren tun mich meist nur die "Bösen", die eigentlich einen giuten Kern haben, ja ich gebe zu ich bin Romantikerin :lache



    Arno , schön, dass es von Evelyn noch mehr zu hören gibt, ich hatte mir da auch Gedanken gemacht, wie Herr Palomar.


    Bei diesem Teil habe ich erst gedacht, schade jetzt kommt die Vorgeschichte und ich wäre doch viel lieber bei Corsetti geblieben.
    Aber ich fand es sehr spannend zu lesen, es wird ja auch mit einigen Zeitsprüngen erzählt, so dass die Zeit schnell voranschreitet.


    Arno , warum ist das Wort "Begleiter" durchgehend in Anführungszeichen gesetzt? Du hast ja die Funktion dieser Personen erklärt und sie begleiten die Kandidaten wirklich auf ihrem Weg. Ich finde das irritierend.


    Ich hoffe es bleibt hier weiterhin so schön ruhig bei der Arbeit, so dass ich heute noch gut vorankomme, es fällt mir schwer das Buch zwischendurch wegzulegen.

  • S.107 Ohne zu zögern ordnet Friedrich die Beseitigung von Christian an. Schade, dass Evelyn so überhaupt keinen Einfluss auf ihn hat.


    S.121 Anhand der Szene mit dem streunenden Hund wird Friedrichs Einsamkeit bei aller Machtbesessenheit gezeigt. Er ist doch letztlich eine sehr traurige Gestalt.



    Was mir bisher so gut an dem Roman gefällt, ist (neben dem gut lesbaren Stil, der wirklich eine Freude ist) das fehlen einer positiv besetzten Identifikationsfigur die bewirken würde, dass von der Charakterisierung Friedrichs abgelenkt würde. Der Leser ist gezwungen, sich mit ihm auseinander zu setzen Nur so funktioniert diese Figur so gut.


    Ein weiterer ganz entscheidender Punkt für mich, ist das ruhige Tempo des Romans, eher ein Langstreckenläufer als Spurter. Nur so wird die Geschichte so gründlich aufgebaut. Viele Thriller leiden meiner Meinung nach daran, dass sie irgendwann viel zu lange Actioneinlagen nutzen, um das Tempo anzuziehen. Dabei bleibt regelmäßig mein Interesse auf der Strecke.

  • Zitat

    Arno , warum ist das Wort "Begleiter" durchgehend in Anführungszeichen gesetzt? Du hast ja die Funktion dieser Personen erklärt und sie begleiten die Kandidaten wirklich auf ihrem Weg. Ich finde das irritierend.


    Hallo buttercup,


    ach, das ist eines der Dinge, die ich selbst nicht so recht erklären kann. Irgendwie empfand ich den Ausdruck "Begleiter" für diese Männer als so ... hm ... seltsam, dass ich ihn durch die Anführungszeichen immer wieder betont habe.
    Sorry, wenn es irritiert.


    Herzliche Grüße


    Arno

  • Zitat

    Original von buttercup
    [Aber ich fand es sehr spannend zu lesen, es wird ja auch mit einigen Zeitsprüngen erzählt, so dass die Zeit schnell voranschreitet.


    Wie die Zeitsprünge eingesetzt werden, gefällt mir sehr gut.
    So kurz gehalten, dass die Handlung nicht nicht unnötig aufgehalten wird und doch so ausführlich, dass die Entwicklung gründlich gezeigt wird.


    Hier passt der Spruch: So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig!

  • Zitat

    Original von Arno
    :-) Das Bild eines Tutors in khakifarbener Uniform wehrt sich ganz energisch dagegen, vor meinem geistigen Auge zu entstehen.


    Komisch, bei mir nicht.... irgendwie ist das bei mir arg positiv besetzt, liegt wohl daran, daß ich das auch mal gemacht habe... :lache

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  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Wie die Zeitsprünge eingesetzt werden, gefällt mir sehr gut.
    So kurz gehalten, dass die Handlung nicht nicht unnötig aufgehalten wird und doch so ausführlich, dass die Entwicklung gründlich gezeigt wird.


    Hier passt der Spruch: So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig!


    :write :write :write

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  • Danke, für die schnelle Antwort.
    Mir war "Pate" in den Sinn gekommen, aber das Wort ist ja von der Mafia besetzt. Caias "Tutor" gefällt mir, aber die Uniform passt da vielleicht wirklich nicht so gut, wobei ich aber annehme, das sich die "Begleiter" in Deutschland anders anziehen :lache