Die Totensammler - James McGee

  • 2. Fall der Matthew Hawkwood Reihe
    1. Fall = „Der Rattenfänger“


    OT: „Resurrectionist“


    Kurzbeschreibung:


    Mysteriöse Leichenräuber erschüttern das Empire
    London zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Metropole wird von düsterem Gesindel bevölkert. Als auf einem Friedhof und in einem Irrenhaus seltsam entstellte Leichen gefunden werden, ermittelt der exzentrische Sonderermittler Hawkwood in der verruchten Unterwelt Londons. Dort stößt er auf ein unfassbares, grauenhaftes Experiment.



    Über den Autor:


    James McGee verbrachte seine Kindheit in Gibraltar, Deutschland und Nordirland. Er arbeitete als Bänker, Journalist und in der Luftfahrtindustrie, bevor er Buchhändler wurde. Sein Interesse für die Napoleonischen Kriege stammt noch aus alten Schultagen, als er Forresters' »The Gun« las. James McGee lebt heute in East Sussex. Mit »Die Totensammler« setzt der Autor die Krimiserie um Sonderermittler Hawkwood fort.


    Eigene Meinung:


    Dieses Cover hat mich in der Buchhandlung magisch angezogen. Deshalb hat es auch nicht lange gedauert bis ich es zur Kassa getragen habe. In Unkenntnis des ersten Buches mit dem Runner Matthew Hawkwood habe ich mich dann gleich in sein zweites Abenteuer gestürzt.


    Es führt den Leser nach London zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Während auf dem Festland die napoleonischen Kriege toben, ermittelt der Runner Hawkwood in einem äußerst absonderlichen Fall.


    Aber auch Hawkwood ist kein normaler Ermittler. Er hat in Spanien im Krieg gedient und arbeitete für den Geheimdienst als Verbindungsmann zur Guerillagruppe in Spanien. In London ist er nun Runner, mit Verbindungen zur Londoner Unterwelt und zu unkonventionellen Wegen bereit, wenn es der Lösung seiner Fälle nützlich ist.


    In diesem Fall hat er auch eine harte Nuss zu knacken. Nach einem Mord im berüchtigten Londoner Irrenhaus führen ihn seine Ermittlungen von Leichenräubern zu einem abscheulichen Umgang mit Leichen. Dabei sollte man als Leser an einigen Stellen einen starken Magen mitbringen, da einige Verbrechen zu besonders abscheulichen zählen. Um so erschreckender, wenn man im Nachwort liest, wo der Autor an historischen Beispielen dafür Anleihen genommen hat.


    James McGee gelingt es sehr gut Spannung aufzubauen. Sowohl innerhalb einzelner Szenen als auch über das gesamte Buch hinweg. Wenn auch einzelne Hinweise für den geübten Krimileser schnell ins Auge springen und manchmal daher schon schemenhaft einiges vorausgeahnt werden kann, nimmt das dem Buch keineswegs die Spannung.


    Das Buch wird vom Verlag als historischer Kriminalroman bezeichnet. Dieses Buch erweist sich dieser Genreeinordnung mehr als würdig, man könnte es auch ohne Probleme in den Bereich historischer Roman einstellen. Da der Krimiteil aber deutlich überwiegt, ist das Buch in diesem Genre gut aufgehoben.


    Die Atmosphäre Londons wird gut eingefangen. Vor allem die Schilderung so mancher Gerüche Londons hat es besonders in sich. In diesem Buch wird vor allem die dunkle Seite Londons ins Licht gestellt. Auch wenn McGee hier mit einigen Klischees arbeitet, kommen dabei lesenswerte Figuren heraus.


    Über die Kriegsvergangenheit Hawkwoods fließt auch immer wieder eine „politische“ Komponente in den Roman ein, wenn dieser Begriff auch nicht ganz zutreffend ist, da vor allem die Kriegsfolgen für Kriegsteilnehmer immer wieder angesprochen werden und nicht der Kriegsverlauf etc.
    Ohne zu viel über den Inhalt verraten zu wollen, zeigt sich gerade auch im Bereich der Medizin eine gute Einbindung der Zeit.


    Die Lösung des Falles ist solide und nachvollziehbar. Logische Pannen sind mir keine aufgefallen. Etwas schade fand ich, dass das Ende sehr actionreich ausgefallen ist. Erstaunlich, dass Menschen mit so vielen Verwundungen und Verletzungen noch munter weitermachen können. Da sich das aber auf das Ende beschränkt hat und damit nicht offene Enden der Lösung zugedeckt werden sollten, hat es dem Buch aber nicht sehr geschadet.


    Mir hat dieses Buch einige spannende Lesestunden bereitet und ich freue mich schon auf weitere Bücher mit Hawkwood. Ich vergebe 9 Punkte.

  • Erst vorgestern hatte ich dieses Buch noch in der Hand, jedoch hat mich das Aussehen des Buchdeckels nicht überzeugt, aber jetzt wo ich das hier so lese hätte ich es mir wohl doch mal kaufen sollen... :nerv

  • Kann mir vielleicht jemand sagen, ob es besser wäre erst den ersten Teil zu lesen? Oder sind die Geschichten unabhängig voneinander?


    Danke. :wave

    Es gibt 10 Arten von Menschen...
    Die, die das Binärsystem verstehen, und die, die es nicht tun.

  • Zitat

    Original von Janine
    Kann mir vielleicht jemand sagen, ob es besser wäre erst den ersten Teil zu lesen? Oder sind die Geschichten unabhängig voneinander?


    Danke. :wave


    Ich lese das gerade, und kenne den ersten Teil auch nicht. Ich bin auf Seite 180 und hab bisher nicht festgestellt das man den ersten Teil dafür gelesen haben muß, um etwas zu verstehen oder weil es zusammen hängt. Ich denk eher das es zwar der selbe Ermittler ist die Storys aber nicht zusammen hängen.


    Sollte ich damit falsch liegen, verbessert mich bitte :grin

  • Ich habe das Buch in meinem Urlaub gelesen und komme zu folgendem Schluss:
    „Der Totensammler“ ist insoweit ein toller Krimi, dass der Autor viel Wahres mit Fiktion vermischt. Die Forschung in der Chirurgie muss Anfang des neunzehnten Jahrhunderts wahrlich scheußlich gewesen sein – weil sie tatsächlich nur mittels Leichenräuber möglich war. Auch das Leben in London insgesamt – so, wie es in dem Buch beschrieben wird. Eine Stadt der Kloake. Und die Menschen, die darin leben sind ebenfalls nicht nur äußerlich schmutzig. Die meisten sind auch im übertragenen Sinne „nicht sauber“. Die Irrenanstalt gleich zu Beginn vermittelt jedoch einen Eindruck, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein Thema, das für meinen Urlaub in der Sonne am Strand wahrlich ein eiskalter Schocker war. Echt gelungen.
    Alles in allen hat der Autor die Atmosphäre gut rübergebracht.
    Nur stören mich in diesem Krimi die Prioritäten. Nach welchen Kriterien werden die Toten ausgesucht, deren Dahinscheiden untersucht wird und deren Dahinscheiden totgeschwiegen wird.
    Auch der Schluss hat mir nicht gefallen. Da ist mir in Sachen Justiz wohl etwas entgangen.
    Trotzdem ist es ein Buch für Freunde von Grusel gemischt mit Spannung.

    Salut
    Franzhans
    Man sollte eigentlich immer nur das lesen, was man bewundert.
    Johann Wolfgang von Goethe, (1749 - 1832)
    :monster

  • Mir hat das Buch gut gefallen und man muss dem Autor zu Gute halten, daß er mich vollends aus meinem Lesetief herausgeholt hat.


    Die Atmosphäre ist wirklich gut eingefangen. Ich interessiere mich sehr für Medizingeschichte, so war mir auch der "Beruf" der Leichenräuber nicht unbekannt. Das Buch ist allerdings tatsächlich nichts für allzu Zartbesaitete- auch wenn der Autor im Nachwort schreibt, er habe viele für ihn spannende Details, über die er beim Recherchieren gestolpert ist, gar nicht verwendet, da er dem Leser nicht zu viel zumuten wollte.


    Spannend fand ich auch, daß der große Masterplan des Bösewichtes zwar nicht aufgehen konnte, allerdings viele seiner "abscheulichen" Ideen mittlerweile Normalität in der Medizin geworden sind.


    Meine Erwartungen an den Nachfolger sind nun recht hoch- mal schauen, ob er diese erfüllen kann.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)