Übergebt sie den Flammen - Tilman Röhrig

  • Kurzbeschreibung:
    Feuer! Die Schriften Luthers brennen. Für den Seminaristen Johan wird dieses Erlebnis zum Wendepunkt in seinem Leben. Aus dem braven Priesteranwärter wird ein furchtloser Anhänger Luthers, der sich von niemanden mehr etwas vorschreiben lässt. Als er Wendel begegnet, die nach dem Tod ihres Vaters mutig allein dessen Werkstatt führt, verliebt sich Johan auf der Stelle in sie. Gegen alle äußeren Widerstände heiraten sie – und müssen nach Münster flüchten, der Hochburg der Wiedertäufer. Doch auch hier droht ihnen Gefahr.


    Über den Autor:
    Tilman Röhrig (* 28. März 1945 in Hennweiler/Hunsrück) ist ein deutscher Schauspieler und Schriftsteller.


    Tilman Röhrig absolvierte zunächst eine Schauspielausbildung in Frankfurt, wo er auch sein Bühnendebüt gab. Es folgten Engagements in Bonn, Hannover und Köln.


    Seit 1973 arbeitet er als freier Schriftsteller. Bekannt ist er vor allem durch seine Werke für ein jugendliches Publikum. Röhrig verfasste zahlreiche historische Jugendromane (Mit Hannibal über die Alpen), historische Sachbücher für Jugendliche (Tilman Röhrig erzählt vom Ausbruch des Vesuv), Unterrichtsmaterialien (Das Leichenhemd), Sagensammlungen (Sagen und Legenden vom Kölner Land und von der Erft), Kinderbücher (Wenn Tina brüllt) und Hörspiele. Röhrig veröffentlichte seine Jugendbücher im Arena Verlag, seine historischen Werke bis 2007 im Lübbe Verlag, sein letztes Werk über seinen Namensvetter Tilman Riemenschneider aber beim Piper Verlag. Daneben lieferte er Vorlagen für zahlreiche Radio- und Fernsehsendungen (wie etwa Der Sklave Calvisius oder mehrere Folgen von Peter Lustigs Löwenzahn).


    Tilman Röhrig wohnt im Ortsteil Sielsdorf von Hürth bei Köln. Die Stadt ehrte ihren Bürger 1985 mit ihrem Kulturpreis.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Tilman_R%C3%B6hrig


    Meine Meinung:
    Das Buch lag schon eine ganze Weile auf meiner Wunschliste. Ich habe das Buch letzte Woche bei den Wühltischen in einem Einkaufszentrum entdeckt, und da zögerte ich nicht lange. Und ich bin froh. Es gekauft zu haben.


    Tilman Röhrig hat wieder einmal einen wundervollen, und gut recherchierten historischen Roman verfasst. Ich dachte, mich erwartet hauptsächlich eine Liebesgeschichte, doch da habe ich mich geirrt. Es geht hauptsächlich um die Glaubensveränderung in den Menschen, der damaligen Zeit. Ich konnte mich gut hineinversetzen und war richtig fasziniert davon.
    Menschen versuchen den wahren Glauben zu finden und alles besser zu machen. Dabei verwandeln sie sich in eine fanatische Sekte, die nicht besser ist, als ihre „Feinde“. Sehr faszinierend. Das erinnert mich ein wenig an einen Film, wo die Tiere sich gegen ihre Herrscher erheben. Ich glaube, der hieß „Animals Farm“ .

    Die Sprache des Autors gefällt mir sehr gut. Sie ist leicht und flüssig. Auch die Charaktere waren mir sympathisch, auch wenn mir etwas gefehlt hat. Es gab teilweise große Zeitsprünge, die mich ein wenig verwirrt haben. Ich hätte gerne ein wenig mehr über die Charaktere erfahren. Ansonsten hat mir das Buch sehr gut gefallen, und ich kann es nur weiter empfehlen. :-)

  • Hallo Leseratte :wave ,


    das Buch subt schon eine ganze Weile bei mir. hab es mal bei Jokers
    bestellt und seit dem steht es bei mir im Regal.


    Ich denke, daß ich es nach Deiner Rezi mal mal anlesen werde.


    Danke!

    Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, :write
    sondern auch für das, was wir nicht tun. ( Voltaire )

  • Danke, Leseratte, für deine Rezension.
    Es ist sicher ein Buch für mein Geschmack,
    hört sich nähmlich, sehr interessant an. Ohne deine Empfehlung wäre ich gar nicht auf das Buch aufmerksam geworden.
    Auf die Wunschliste :write

    Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen,

    der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig. :lesend
    Ernst R. Hauschka

    Liebe Grüße von Estha :blume

  • Aufgrund dieser Rezi (warum steht sie eigentlich nicht oben in der Kategorie "Beginnende Neuzeit"?) habe ich das Buch jetzt auch gelesen.


    Meine Meinung:


    Dieser anspruchsvolle Roman zeichnet das Leben des Täuferpredigers Johannes Klopreis (ca.1500 - 1535) nach. Der Leser erlebt die Wandlung des Protagonisten vom "angepassten" Theolgiestudenten zum Anhänger der Lutherischen Lehre und schließlich bis zum fanatischen Wiedertäufer, der in Münster, dem "Neuen Jerusalem", eine steile Karriere macht, die am 1.Februar 1535 durch seinen Feuertod beendet wird.
    Der junge Johannes studiert Theologie, hat es aber als Sohn eines einfachen Schneiders inmitten seiner wohlhabenden Kommilitonen schwer und wird immer wieder wegen seiner einfachen Herkunft gedemütigt. Als er einer Verbrennung von Luthers Schriften beiwohnt, lernt er den protestantischen Reformator Adolph Clarenbach (ca.1497 - 1529) kennen und entwickelt unter dessen Einfluss einen zunehmenden Ekel für Heuchelei und Verlogenheit der katholischen Geistlichen. Nach seinem Studium lebt er unverheiratet mit Wendel zusammen und predigt in Büderich die reformatorischen Ideen. Zwei Mal wird er verhaftet, beim ersten Mal kommt er durch einen Widerruf frei, beim zweiten Mal wird er lebenslänglich eingekerkert, jedoch von einem einflussreichen Freund befreit.
    Schließlich gelangt er nach Münster, wo die Wiedertäufer unter Bernd Rothmann und zwei selbsternannten Propheten das "Neue Jerusalem" errichten wollen und ein strenges Regiment errichten, das sich in seinem diktatorischen Gebaren und der Intoleranz jeder eigenständigen intellektuellen Regung gegenüber um nichts von jenem Schreckensregiment der katholischen Kirche unterscheidet, dem die Reformatoren eigentlich ein Ende setzen wollten: wieder werden Schriften verbrannt und missliebige (= aufmüpfige") Zeitgenossen hingerichtet. Assoziationen zu "Animal Farm" drängen sich auf...
    Der Klappentext erweckt den Eindruck, es handle sich bei diesem Roman um eine Liebesgeschichte, dies trifft jedoch nicht zu. Zunächst sind Johannes und Wendel einander in Liebe verbunden und sie unterstützt ihren Lebensgefährten in allen Dingen. Je radikaler sich seine religiösen Anschauungen entwickeln, desto mehr entfremdet sie sich von ihm, bis sie sich schließlich zum Wohl ihrer gemeinsamen Kinder von ihm trennt.
    "Übergebt sie den Flammen" ist ein gut recherchierter, anspruchsvoller Roman, den man aufmerksam lesen muss, um der Handlung folgen zu können. Hochinteressant in Bezug auf den Inhalt, war ich mit der Form nicht immer einverstanden. Der Autor macht immer wieder Zeitsprünge, die den Leser verwirren. Es ist manchmal nicht gleich klar ersichtlich, wieviel Zeit vergangen ist und auch mitten im Kapitel hält eine der Figuren immer wieder gedankliche Rückblicke auf die letzten Monate.
    Vermisst habe ich ein Nachwort des Autors und ein Glossar, beides wäre bei dieser nicht gerade leichten Kost hilfreich gewesen.
    Wer sich für die religiösen Strömungen des 16.Jahrhunderts interessiert und Zeit und Konzentration aufbringen kann, hat aber einen lesenswerten Roman vor sich.