Ohne die Leserunde vorwegnehmen zu wollen - aber ich konnte nicht wiederstehen, diesen Roman zu rezensieren.
Inhaltsbeschreibung:
Südindien 1875. Katrina Alardyce lebt zurückgezogen bei ihrem Bruder Charles Ramsay, einem Teehändler, in den Nilgiri Hills. Sie hat eine aufsehenerregende Scheidung hinter sich, die bereits zwei Jahre zurückliegt und sie als Frau von zweifelhaftem Ruf gebrandmarkt hat. Die damit verbundenen Restriktionen schränken ihr Leben erheblich ein und sie wünscht sich nichst sehnlicher als diese ablegen zu können. Daher kommt der Heiratsvorschlag von Aidan Landor, einem Lieutenant der Britischen Armee, gerade Recht. Landor ist der zweite Sohn eines Barons und träumt von einer Teeplantage in den Nilgiri Hills. Da ihm hierzu in absehbarer Zeit das nötige Geld fehlt, schlägt er Katrina eine Zweckehe vor. Eine ausreichende Mitgift gegen Freiheit und Rehabilitation. Zuerst lehnt Katrina den Antrag ab, doch sie überlegt es sich anders, als ihr früherer Mann Ansprüche auf den gemeinsamen Sohn Caleb erhebt. Gegen den Willen von Aidans Familie wird die Ehe geschlossen. Und die Rechnung scheint aufzugehen. Aidan Landor kauft eine Teeplantage und Katrina unterstützt ihn mit ihrem Wissen zu dieser Materie und kann wieder am Leben der Gesellschaft teilnehmen. Noch dazu ist sie unerwartet zufrieden mit ihrem neuen Mann. Er erweist sich in vielem besser und zuverlässiger als ihr erster Mann. Ihr Einvernehmen ändert sich erst, als Landor zu einer längeren Reise in den Norden des Landes aufbricht. Katrina weiß allerdings nicht, dass er als Spion für dein Land tätig ist und fühlt sich allein gelassen. Umso mehr als immer wieder ihr erster Mann auftaucht und ihr Kind fordert. Aber Aidan kehrt wieder zurück, allerdings nur, um nach einiger Zeit wieder monatelang zu verschwinden. Das Paar kommt sich während dieser Zeiten näher, nicht zuletzt aufgrund der Ablehnung, die ihnen von Aidans Familie entgegenschlägt und sie enger aneinander bindet. Dennoch verstärkt sich auch die Spannung zwischen ihnen. Aus der beabsichtigten Vernunftehe ist längst eine viel tiefere Verbindung entstanden, die sich niemand der Beteiligten eingesehen will. Und als Aidan nach der Geburt einer gemeinsamen Tochter dennoch wieder auf Reisen geht, droht das filigrane Gefüge zu zerbrechen. Die Ereignisse spitzen sich zu, als Aidan während seiner Kundschaftertätigkeit in den Bergen überfallen und verschleppt wird. Die Entführer fordern ein Lösegeld, und so erfährt schließlich auch Katrina den wahren Grund für die Rastlosigkeit ihres Mannes. Völlig unerwartet erhält sie Unterstützung von ihrem Schwiegervater, der das Bild, das er sich von der verrufenen Frau, die seine Schwiegertochter ist, gemacht hat, allmählich revidiert. Er organisiert zudem eine gewagte Rettungsaktion, bei deren Umsetzung es schließlich gelingt, Aidan zu befreien. Er kehrt nach langer Trennung zurück nach Nilgiri und zu Katrina. Aber obgleich das Geheimnis um seine Reisen gelüftet ist, scheint der Weg zueinander verschüttet...
Die Autorin:
Laila El Omari, geboren in Münster als Kind eines palästinensischen Vaters und einer deutschen Mutter, studierte Orientalistik, Germanistik und Politikwissenschaften in Münster und Bonn. Sie arbeitet in den Bereichen Kommunikation und Forschung. Mit "Tages des Monsuns" legt die Autorin nach "Die englischer Erbin" und "Der Duft von Sandelholz" ihr bereits drittes Buch vor.
Eigene Meinung:
„Tage des Monsuns“ ist ein Gesellschaftsroman, der zur Zeit der britischen Kolonialherrschaft in Indien spielt und mehrere Jahre umspannt. Im Mittelpunkt steht die schöne geschiedene Katrina und ihre ambivalente Beziehung zu ihrem Ehemann, dem sie sich einerseits sehr nah fühlt, aber der ihr zu einem gewissen Grad stets fremd bleibt. Die Spannung zwischen diesen beiden ist das Leitmotiv, das immer wieder unterbrochen wird von den Nebenhandlungen. Da ist zum einen ihre Freundin Ashley, in deren Abstammung es einen dunkles Geheimnis gibt, das ihre eigene Ehe überschattet, und zum anderen das Mädchen Gillian, das sich auf eine Affäre mit Landors bestem Freund eingelassen hat, von diesem sitzengelassen wird und sich mit den Widrigkeiten eines „gefallenen Mädchens“ konfrontiert sieht. Und dann ist da Katrinas Bruder, der mit einer klatschsüchtigen Frau verheiratet ist und Katrina in jeder Lage zur Seite steht – oft zum Ärger von deren Mann und seiner eigenen Frau.
Die Geschichte ist sprachlich sehr schön und vermittelt einige interessante historische Fakten. Dies und die Entwicklung der Handlung machen es schwer, das Buch auch nur kurz aus der Hand zu legen. Wie in den vorhergehenden Büchern der Autorin finden sich auch in diesem vertraute Zutaten: eine Heldin, die – ebenso wie ihre Freundinnen – gegen die strengen Konventionen und Doppelmoral einer teils dekadenten Gesellschaft ankämpfen muß, autoritäre Elternfiguren und exotische Gefilde.
Das einzige Manko des Romans ist meiner Meinung nach, dass manche Handlungsstränge nicht vollends zuende geführt werden und einige Fragen, die im Verlauf der Geschichte auftauchen, ungeklärt bleiben.
Ansonsten ist es aber ein in jeder Hinsicht gelungenes Buch, wie man es in deutschen Landen nicht allzu häufig findet.