Letzte Nacht - Stewart O'Nan

  • Kurzbeschreibung - Auszug aus Amazon
    Ein grauer Winterabend Ende Dezember. Ein riesiger Parkplatz, den der Schnee wie ein weißes Tuch bedeckt, hier und da von Bulldozern zusammengeschoben: Eisberge, die in der Leere treiben. Unweit der Auffahrt zum Highway ein dunkler Kasten mit einer roten Leuchtreklame ein Hummerrestaurant der Red-Lobster-Kette. Morgen wird dieses Restaurant geschlossen. Zum letzten Mal öffnet der Leiter der Filiale die Tür, kontrolliert die Fritteuse, den Grill und die Eismaschine. Zum letzten Mal kommen die Angestellten zur Arbeit und binden sich ihre Schürzen um. Zum letzten Mal geht das Leben der Menschen im Red Lobster seinen gewohnten Gang, bevor es sich für immer verändern wird. Stewart O Nan legt mit Letzte Nacht ein Meisterstück der Erzählkunst vor, in dem ein kleines Restaurant zu einem Universum erloschener Träume und unbesiegbarer Hoffnung wird: «Ein zutiefst bewegender Roman darüber, wie wir arbeiten, wie wir leben und wie wir den nächsten Tag erreichen, ohne den Verstand zu verlieren» (Stephen King).


    Über den Autor - Auszug aus Amazon
    STEWART O'NAN wurde 1961 in Pittsburgh geboren und wuchs in Boston auf. Er arbeitete als Flugzeugingenieur und studierte in Cornell Literaturwissenschaft. Für sein Romandebüt Engel im Schnee erhielt er 1993 den William-Faulkner-Preis. Auf Deutsch erschienen zuletzt Eine gute Ehefrau und Abschied von Chautauqua «ein Buch, das vordringt ins Herz der Einbildungskraft» (FAZ). Stewart O Nan lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Avon, Connecticut. Übersetzt von THOMAS GUNKEL.


    Meine Meinung


    ..ich muss vielleicht gleich zu Beginn sagen, das Stewart O'Nan zu meinen Lieblingsautoren gehört. Sein Schreibstil - unaufdringlich, aber dennoch eindringlich faziniert mich immer wieder. Es passiert nicht viel in den Romanen von O'Nan - hier geht es um die letzte Nacht eines Restaurants. Die Angestellten gehen ganz unterschiedlich mit der Schließung um - Manny der Restaurantleiter, gewissenhaft bis zum Schluss und dennoch verzweifelt , er würde gerne mehr für seine Mitarbeiter tun, abere es geht nicht... Sein Koch hält zu ihm, arbeitet ebenfalls bis zum Schluss. Aber andere zerstören, stehlen oder bleiben einfach weg ... Das Buch ist traurig, aber fesselt einen durch seine ehrliche Art und der genauen Beobachtungen des Autors - ich war traurig, als ich die 142 Seiten durch hatte ...


    Von mir 10 Punkte !


    :wave

  • Schon notiert. Stewart O'Nan gehört zu den wirklich guten Erzählern der zeitgenössischen Literatur. Herzlichen Dank für diese Rezi.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Letzte Nacht – Stewart O´Nan


    Letzte Nacht ist ein kleines Meisterwerk, vollkommen unspektakulär, sparsam im Ausdruck. Mit großer Detailgenauigkeit wird das amerikanische Arbeitsleben portraitiert. Das Buch ist bei aller Kürze sehr genau, schildert den Ablauf im Restaurant glaubhaft.


    Es zeigt die letzten Stunden eines Restaurants, dem Red Lobster, in Connecticut, bevor der Laden für immer geschlossen wird. Dem entsprechend ist die Stimmung. Das Personal, dass nicht in eine andere Filiale übernommen wird, taucht entweder überhaupt nicht auf oder doch sehr schlecht gelaunt. Die Gäste versuchen den letzten, abgelaufenen Gutschein an den Mann zu bringen und sind mit Beschwerden weniger zurückhaltend wie mit dem Trinkgeld.


    Im Mittelpunkt steht Geschäftsführer Manny. Bei aller Melancholie ist es Manny wichtig, die letzte Nacht in Würde zu verbringen und das Geschäft ordentlich zurück zu lassen.


    Die Menschen in diesem Roman sind realistisch gezeichnet. Das was am Gemeinschaftsgefühl übrigbleibt, wird offenbar.
    Selbst für den Leser ist der Abschied um 11 Uhr nachts wehmütig.


    Insgesamt gesehen, habe ich schon lange keinen Roman mehr gelesen, der so komplex und umfassend so viel als Welt im kleinem zeigt, praktisch ein eigenes Erzähluniversum!

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Insgesamt gesehen, habe ich schon lange keinen Roman mehr gelesen, der so komplex und umfassend so viel als Welt im kleinem zeigt, praktisch ein eigenes Erzähluniversum!


    Oh, dann sollte ich mir das Buch aber sofort notieren! :-) Ich habe schon "Eine gute Ehefrau" gelesen, das mir sehr gut gefallen hat und werde mir dann möglichst bald "Letzte Nacht" kaufen.

  • Das Taschenbuch ist ja jetzt auch schon seit einer Weile raus, ich habe es mir jetzt gekauft und freue mich schon darauf, vor allem nach diesen postitiven Rezensionen - danke dafür! Das Thema, die Kulisse spricht mich total an. Mein erstes (und bisher einziges) Buch von ihm war "Das Glück der anderen", was ich außerordentlich gut fand, siehe Rezi...


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  • Zitat

    Original von anniku
    ..ich muss vielleicht gleich zu Beginn sagen, das Stewart O'Nan zu meinen Lieblingsautoren gehört.


    Ja, das musst Du gleich zu Beginn sagen und das kann man nicht oft genug sagen (finde ich).
    Zu meinen Lieblingsautoren gehoert er auch - und dieses hier zu meinen Lieblingsbuechern ("Alle, alle lieben dich", das ist mein allerliebstes). Dieser Autor hat nur einen Nachteil: Ich habe alle seine Buecher mehrmals gelesen und ich weiss nicht, wann ein neues kommt.


    Vielen Dank fuer die schoene Rezension.


    Herzlich,
    Charlie

  • "Alle, alle lieben dich" gehört auch zu meinen Lieblingsbüchern, deshalb hatte ich mir bei amazon "Abschied von Chautauqua" bestellt. "Letzte Nacht" muss ich mir als nächstes zulegen. :-]

  • Zwar ein kurzer Roman, aber er enthält alles, was ein gutes Buch ausmacht. Der letzte Tag wird ohne Weichzeichner beschrieben. Trotz alledem wünscht man sich, dass dieses Restaurant nicht geschlossen wird. Die einzelnen Charaktere sind sehr glaubhaft dargestellt. Wieder ein wunderbarer Roman von O'Nan. Ich kann es nur empfehlen. Das nächste Buch von ihm wartet schon im Regal.

  • Dieses schmale Bändchen punktet vor allem mit seinem ungeheuren Realismus und der glaubhaften Darstellung des Restaurant-Personals. Es ist eine wehmütige Stimmung, die an diesem letzten Tag herrscht und die auch den Leser vereinnahmt, trotz der Kürze des Textes.