'Die zwölfte Nacht' - Seiten 171 - 264

  • So. Jetzt habe ich zwar relativ lange gebraucht für diesen Abschnitt, aber er war ja auch nicht ganz leicht zu verdauen.


    Die ganzen Schicksalsschläge reissen nicht ab und man wünscht sich doch endlich einmal einen Silberstreif am Horizont.
    Und dieser soll wohl einzig die Geburt des Seymour-Prinzen sein.
    Na mal sehn, was da noch alles kommt.


    Auf jeden Fall freue ich mich erstmal über die Zusammenkunft von Nan und Cathie. Endlich haben sie Zeit sich kennenzulernen.
    Es ist schon eine Schande, daß Geschwister sich erst nach so langer Zeit wiederfinden. Aber so waren die Zeiten nun mal.
    Und auch wenn der Anlass ein trauriger ist. So hat er doch auch sein gutes.


    Ich finde es auch faszinierend, wie selbstverständlich Cathie nun auf englisch mit Gott spricht und betet. Und auch daß die Tochter Latimers so aufgeschlossen ist und nicht sofort Cathie als Ketzerin abstempelt.


    Ich denke auch, daß Cathie es eigentlich ganz gut getroffen hat. Allerdings ist Sehnsucht nach der wahren Liebe ein hartes Kreuz. Da kann man schonmal ein wenig in Selbstmitleid versinken.

  • Ich denke auch, dass sie furchtbar einsam ist.
    Sie ist ganz weit weg von allem, was ihr vertraut ist, und ganz weit weg, das ist im 16. Jahrhundert einfach etwas voellig anderes als heute. Kein Internet, kein Telefon, Briefe nur mit endloser Verzoegerung, keine Besuchswochenenden, wenig Hoffnung auf Heimkehr.


    Ich glaube, das ist ziemlich schwer auszuhalten. Und in dieser Phase ist sie auch in sich selbst noch wenig gefestigt und rat- und haltlos.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Charlie
    Gerade die von Dir aufgezeigte krasse Unberechenbarkeit von Henry fuehrt bei vielen Medizinhistorikern zu der Annahme, er muesse an einer die Persoenlichkeit veraendernden Erkrankung gelitten haben - zumal die Willkuer im Laufe seines Lebens immer schlimmer wurde. Ich persoenlich bin der Ansicht auch, mich ueberzeugen die Historiker, die nachweisen wollen, er habe an einer Erkrankung der Schilddruese gelitten. Allerdings ist das fuer mich nicht der entscheidende, interessante Punkt, weshalb ich diese Sache auch nicht angespielt habe. Interessant ist fuer mich, was passieren kann, wenn ein Mensch ein Leben lang mit einer solchen Machtfuelle ausgestattet ist, was das an dem Menschen tut. Es ist - fuer mich wie fuer die Medizingeschichte - durchaus auch denkbar, dass Henry an ueberhaupt keiner Krankheit litt, sondern zu den zahlreichen Menschen gehoerte, die mit Macht nicht umgehen koennen.


    An seiner Beziehung zu Cranmer zeigt sich besonders deutlich die voellige Willkuer in seinem Denken und Handeln (nicht fuer alles war im Roman Platz). Er erwischte Cranmer mehrmals bei Vergehen, fuer die er sonst linkshaendig Todesurteile verhaengte und tat es mit einem Gelaechter "unter uns Maennern" ab, waehrend er ihn fuer andere Dinge, die Cranmer sogar mit ihm besprochen hatte, mit dem Tod bedrohte.


    Ich bin geneigt zu glauben, daß es keinerlei medizinische Ursache gab.


    Ich glaube vielmehr, daß er sich seiner Macht sehr bewußt war, sich in seinen Entscheidungen sehr einsam war, sich der Zeit der Veränderung bewußt war, aber gleichzeitig immer wieder vor Angst und Unsicherheit vor Veränderung ergriffen wurde und in seiner Emotionalität so gefangen war, daß seine Entscheidungen wankelmütig erscheinen bzw. widersprüchlich sind.


    :yikes Du hättest noch mehr schreiben können? So ein Ärger, ich hätte Twelfthnight auch als Tausend-Seiten-Buch gelesen.

  • ... und als 1000-Seiten-Schmöker wäre es ihm vielleicht doch so gegangen wie den Glocken mit ihren nicht nötigen Längen... Ich fand die Länge genau richtig! :-]

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Ich hätte gerne noch mehr Zeit mit den Tudors gehabt und es gibt aus meiner Sicht schon einige interessante Nebenfiguren, die vielleicht sogar eine eigene Geschichte wert wären. Insofern hätte es auch gerne ein bißchen mehr sein dürfen und ich glaube auch nicht, daß es unnötige Längen gewesen wären.


    Andererseits bleibt mit dem Maß, das Du gefunden hast, der Fokus schön auf Catherine Parr und die Seymours.

  • Oh - ich kann einfach nicht aufhören zu lesen.....
    Ich hab es jetzt versucht, ohne dauernd die Namen nachzuschlagen - und: es geht besser! :grin


    Latimer geht gut mit Catherine um. Sie darf Latein lernen und braucht ihm keine Frau zu sein. Aber sie vermisst Tom. Wie gut ich das nachvollziehen kann.
    Dass sie am Ende des Abschnittes nach London reist, kann ich gut verstehen. Aber warum hat sie keine Nachricht über den Tod von Janie bekommen? Wenn ich das richtig verstanden habe, war sie unterwegs, als Jane starb. Oder hab ich das wieder irgendwie durcheinander gebracht?


    Der König hat Jane geheiratet. Ob er sie wirklich liebt, weiss ich nicht. Konnte ich auch nicht aus den Zeilen herauslesen. Als sie im Sterben liegt, sagt er, dass sie die einzige ist, die ihn liebt. Aber das sehe ich anders. Sie ergibt sich ihrem Schicksal. Mutig ist sie. Und sie hat ihrem König den Erben geboren.


    Tyndale lebt nicht mehr. Ich kann gut nachvollziehen, wie schlimm es für Cathrine ist. Er hat sie der englischen Version der Bibel näher gebracht. Wie schrecklich, dass so viele Menschen ermordet werden, weil sie anders denken als der König. Irgendwie kommt der König mir vor wie ein hilfloses Kind, dass sich nicht anders zu helfen weiss, als die Menschen, die nicht seiner Meinung sind, zu töten. Ich verstehe ihn nicht.


    Wie froh ich bin, dass ich mich entschlossen habe, das Buch doch noch zu lesen. :-)

  • Ach, da freu ich mich aber, Booklooker - fuer Dich wie fuer mich!


    Du hast alles richtig verstanden, Catherine war auf der Reise, als Jane starb. Eine Nachricht waere nach Snape Castle mehrere Tage unterwegs gewesen, es war ein entlegenes Schloss in einer unwirtlichen Gegend. Das ist immer etwas, das ich schwer vorstellbar finde und an das ich mich staendig erinnern muss: Wie lange Nachrichten brauchten.
    Der Gedanke hat auch etwas Erholsames, oder? Ich kann mich jedenfalls, seit ich weiss, wenn daheim etwas passiert, erfahre ich's im Handumdrehen, auf Reisen nicht mehr richtig erholen. Das war frueher etwas ganz anderes, weil man sich sagen konnte: Mach dir keine Sorgen, wenn was passiert, erfaehrst du's eh erst in drei Wochen.


    Zur Laenge:
    Ich habe kein grundsaetzliches Problem mit sehr langen Romanen. Liebte "Krieg und Frieden" ebenso wie die "Suche nach der verlorenen Zeit". Ich habe auch ueberhaupt kein Problem mit langsamem Erzaehlen.
    Trotzdem wuensche ich mir meine Romane in der Regel etwas kuerzer, straffer, karger.
    Mir ist in der Tat nahegelegt worden, diesen hier noch ein bisschen in die Laenge zu buegeln. Ich finde, er ist auch so schon ein maechtiger Batzen, einen so langen Spannungsbogen muss man ja auch halten koennen, und das ist meine Staerke nicht. Stoff, der hinein gekonnt haette, ist natuerlich noch eimerweise vorhanden - aber darum gibt es rund um Henry ja auch so viele Romane und wird hoffentlich immer mehr geben.


    Dass ihr ihn auch 300 Seiten staerker gelesen haettet, freut mich trotzdem. Waere er ein Verkaufsschlager, koennt' ich ja eine Deluxe-Ausgabe vorschlagen und die Materialhaufen, die ausgeschnitten aus meinem Comp lagern reinschneiden. Vielleicht hat es auch sein Gutes, dass es dazu nicht kommt, womoeglich wuerde ich bei Euch maechtig an Boden verlieren ...


    Alles Liebe ovn Charlie

  • Ich kann es mir auch nur schwer vorstellen, dass Nachrichten so lange gebraucht haben. Ich kann mich ja nur noch schwammig an Zeiten ohne Handy erinnern :lache


    Ich bin mir aber auch nicht sicher, was ich besser finde - ob man auf schlechte Nachrichten eher lange warten kann oder sie sofort erfahren sollte. Was für ein Schock muss es für Cathrine gewesen sein, als sie in London ankam und dort die schwarz verhängten Fenster und die leeren Straßen gesehen hat?
    Sie hat ja nicht mal geahnt, dass Jane tot ist...

  • Also wenn mir jetzt einer anbieten wuerde, ueber Cranmer zu schreiben ... ich fuerchte, das waere dann der Fall von halb-zog-er-sie-halb-sank-sie-hin ...

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Oh - ich kann einfach nicht aufhören zu lesen.....
    Ich hab es jetzt versucht, ohne dauernd die Namen nachzuschlagen - und: es geht besser! :grin


    Siehste! :-] Nachschlagen kannst du auch später noch. :lesend

  • Zitat

    Original von Pelican
    Jaaaaaaaaaaa, bitteeeeeeeeeeeeee (*muß unbedingt Lotto spielen und einen Verlag kaufen...*)


    Ich hab' ja schon etliches über diese Zeit gelesen, aber der gute Cranmer wurde bisher schwer vernachlässigt.


    Oh, da drück ich dir die Daumen. :daumendrueck Und wenn du den Verlag hast, muss Charlie nur noch eins; schreiben, schreiben, schreiben................ :write :write :write :write :write :write

  • Und mich mit Euch unterhalten!


    Pelican, wenn Du den Verlag gekauft hast ... ich koennt' dann gleich noch einige nette Kollegen mit tollen Geschichten vermitteln ...


    Wuensch' Euch einen schoenen Start in eine schoene Sommerwoche,
    alles Liebe von Charlie