'Große Erwartungen' - Kapitel 18 - 25

  • Och, beo, nicht weinen, ich bin doch auch noch da :knuddel1 Es haben sich doch eigentlich auch relativ viele angemeldet, wo bleiben die denn alle?


    Jetzt wirds spannend :lesend Pip ist zu Vermögen gelangt und fährt nun nach London, um ein Gentleman zu werden. Da steckt bestimmt Miss Havisham hinter.. doch was ist ihr Motiv? Will sie ihn mit Estella verkuppeln? :gruebel


    Zum ersten Mal und dann gleich gehäuft fallen die Worte "große Erwartungen". Hilfreich für mich war dazu die Erläuterung im Anhang bezüglich der Mehrdeutigkeit des englischen Begriffes.


    Krass ist wie sich sofort das Verhalten der Menschen gegenüber Pip ändert. Besonders falsch finde ich Mr. Pumblechook, der ihn als Jungen mies behandelt hat und sich jetzt einschleimt. Der Unterschied der beiden Mahlzeiten sprang mir dabei besonders ins Auge. Und alles nur um ein Stück vom Kuchen abzubekommen.. :nono


    Die Familie Pocket ist für mich bisher reines Chaos :pille

  • Lest doch mal nicht so schnell...


    Tut mir Leid, wirklich, aber Lesetechnisch bleibt mir nur wenig Zeit in letzter Zeit. Muss mir aber trotzdem auf die Schulter klopfen, derart hinterher zu sein. :grin


    Jetzt wirds echt interessant. Ich weiß jedenfalls, was es jetzt mit Joe auf sich hat, beowulf. Er scheint wirklich mit sich selbst im Reinen zu sein und ist mit sich selbst zufrieden. Ich glaube, er will auch nicht weiter aufstreben und es würde ihm auch nicht gut tun, wenn Pip ihm ein anderes Leben bieten würde. Und trotzdem fällt es mir persönlich leichter, Pip zu verstehen. Ich glaube, das liegt am Alter. Ich kann seinen Drang, etwas in seinem Leben erreichen zu wollen und den Ehrgeiz dahinter, gut nachvollziehen. Joe ist in dieser Hinsicht einfach schon gesetzter und kennt seinen Weg, bleibt auf ihm.


    Und jetzt komme ich zu meiner Lieblingsperson zwischen diesen Kapiteln. Mr. Jaggers, Pips Vormund. Er ist sehr merkwürdig und rätselhaft und hat eine sehr mysteriöse Aura um sich. Was Wemmick zum Schluss über ihn berichtete, macht mich nur noch neugieriger. Irgendwas ist da im Busch. Ich traue mich aber noch nicht, es offiziell auszuschreiben. :gruebel :lache
    beo, vielleicht solltest du bei deinen Klienten auch mal ganz beiläufig erwähnen, dass du deine Türen nachts nicht abschließt. :rofl


    Zitat

    Original von Morgain


    Krass ist wie sich sofort das Verhalten der Menschen gegenüber Pip ändert. Besonders falsch finde ich Mr. Pumblechook, der ihn als Jungen mies behandelt hat und sich jetzt einschleimt. Der Unterschied der beiden Mahlzeiten sprang mir dabei besonders ins Auge. Und alles nur um ein Stück vom Kuchen abzubekommen.. Nein, nein


    Ich konnte den Typ schon von anfang an nicht ausstehen. So ein Schleimer.


    Zitat

    Die Familie Pocket ist für mich bisher reines Chaos Gehts noch?


    Das war für mich auch sehr verwirrend. Hier ein neuer, da ein neuer. Ich habe erst 2 Seiten später verstanden, wer Herbert (! :rofl ) nun genau ist. Und in welcher Beziehung Drummle mit den Pockets steht, scheine ich wohl ganz überlesen zu haben. Da muss ich mich nochmal drum kümmern. ?(

  • Auch da. *schnauf*


    Ich hatte ja schon gedacht, es würde was Schlimmes geschehen, weil die Andeutung von Pip am Ende von Kapitel 17 so unheildrohend klang. Total verkannt. Plötzlich taucht Mr. Jaggers auf und verkündet Pip große Freude: Er hat Anlass zu großen Erwartungen und soll deshalb nach London um dort zum Gentleman ausgebildet zu werden. Jaggers erster Auftritt im Wortgefecht gegen Wopsle war natürlich brillant, man merkt sofort, dass der Bursche Anwalt ist.


    Pips Freude über die ersehnte Veränderung kann ich sehr gut verstehen, was ich aber absolut nicht verstehen und auch nicht gut heißen kann, ist die Veränderung seines Charakters innerhalb von wenigen Tagen nach dieser Nachricht. War Joe ihm vorher schon etwas grob und "gewöhnlich" erschienen, so schämt er sich seiner jetzt regelrecht. Dieser Mann war jahrelang sein einziger Freund! Die gut gemeinte Ermahnung an Biddy, sie möge doch noch etwas zu Joes Bildung beitragen soll einzig und allein dazu dienen, sich seiner nicht schämen zu müssen, wenn er ihn mal in Gesellschaft besucht. Als Biddy das ganz klar erkennt, wirft Pip ihr sofort vor sie wäre neidisch und eifersüchtig. Also ne! Da hätte ich am liebsten ununterbrochen. :hau :fetch


    In seiner Vorfreude merkt man Pip noch sehr das Kind an. Zum einen die Furcht, es könnte London etwas "zustossen" bevor er hinkommt und dann, nachdem er meinte er will kein großes Getue in der Stadt machen, posaunt er vor jedem der ihm über den Weg läuft heraus, dass er jetzt reich ist. :rolleyes Der Gipfel ist dann, als der elende Schleimer von Onkel Pumblechook Pip plötzlich als patenter, gutherziger erstklassiger Bursche erscheint. :pille Der Junge hat ja total abgehoben. Das einzige was ich ihm zugute halte ist, dass es Momente gibt wo er es merkt und sich schämt, auch wenn er trotzdem nicht anders handelt.


    Und wieder eine Stelle die ich nicht verstehe und bei der es auch keine Anmerkung gibt. Was soll das mit dem Schuhe hinterherwerfen? Ist das ein Brauch? Soll das Glück bringen? Weiß da jemand von euch was drüber?


    Die Kutsche fährt 5 Stunden nach London und muss in der Zeit 3x die Pferde wechseln. Ist das normal? Mir erscheint das irgendwie sehr viel für so eine relativ kurze Fahrtzeit.


    Die "Kanzlei" von Jaggers beherbergt schon ein paar sehr zwielichtige Gestalten. Offenbar ist sich der Herr auch nicht zu fein dafür, Zeugen zu kaufen. Nur will er nicht, dass man es ihm ins Gesicht sagt (denn so kann er ja immer noch behaupten, er hätte von nichts gewusst). Ne, Jaggers mag ein genialer Anwalt sein, aber moralisch doch sehr sehr fragwürdig. Mag den nicht.
    Sympathisch dagegen wurde mir (vor allem im letzten Kapitel) sein Schreiber John Wemmick. Gut, er ist etwas spleenig und von dieser fixen Idee mit dem "beweglichen Eigentum" besessen, das er in seiner kleinen Burg auch gut verteidigen kann, aber privat scheint er ein sehr patenter Kerl zu sein. Vor allem fand ich es rührend, wie liebevoll er sich um seinen alten fast tauben Vater kümmert. Täglich um 9 wird die Kanone abgefeuert, vermutlich weil das das einizge ist, was der Vater noch hört (kennt hier jemand Admiral Bumm aus Mary Poppins?).


    Der bleiche Junge den Pip niedergestreckt hat stellt sich als Herbert Pocket heraus, sehr realitätsfremder aber dennoch nicht unsympathischer Sohn von Pips neuem Lehrer Matthew Pocket. Er klärt Pip und uns über die genaue Beschaffenheit von Miss Havishams Unglück auf und mir fiel auf, dass sie doch noch gar nicht sooo alt sein kann, wenn das erst 25 Jahre her ist. Gut, der Gram und Hass hat sie sicherlich vorzeitig altern lassen. Herberts Familie ist wirklich sehr eigenartig. Die Dienerschaft führt das Regime weil beide Familienoberhäupter doch recht lebensuntauglich wirken (sie ist ja sogar nocht stolz darauf dass sie NICHTS kann). Der Babykopf wird gegen den Tisch geknallt und wenn die Schwester verhindern will, dass es sich mit dem Nussknacker die Augen aussticht wird sie aufs Zimmer geschickt. Wenn jemand eine schlechte Nachricht überbringt, trägt er die Schuld, da Mrs. Pocket immer denjenigen als den Unruhestifter sieht. Selig sind die Unwissenden, denn sie haben ihre Ruhe.


    Auf S. 279 gabs wieder einen Satz den ich nicht verstanden hätte. Mrs. Colins jammert gerade darüber, dass Mr. Pocket so mit lehren beschäftigt ist, dass er nicht genug Zeit für seine Frau hat und Pip denkt: "Ich konnte nicht umhin zu denken, daß es wohl noch bitterer wäre, wenn der Fleischer Mrs. Pocket seine Zeit und Aufmerksamkeit entzöge." Was meint er damit? Will er sagen, dass sie kein Geld zum Essen hätten, wenn Mr. Pocket nicht diesen Beruf hätte?


    Die Kinder haben mich ganz wuselig gemacht. Erst sind es 6 + Baby. Beim Essen sind es: 4 Mädchen + 2 Jungs + 2 nicht näher bestimmbaren Geschlechts, macht bei mir 8. Jane und das Baby verlassen das Zimmer. Wie viele bleiben? Richtig! 5! ... Muss ich das verstehen? ^^;


    Bin gespannt wohin Pips Weg in den Straßen von London führen wird.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    "Ich konnte nicht umhin zu denken, daß es wohl noch bitterer wäre, wenn der Fleischer Mrs. Pocket seine Zeit und Aufmerksamkeit entzöge." Was meint er damit? Will er sagen, dass sie kein Geld zum Essen hätten, wenn Mr. Pocket nicht diesen Beruf hätte?


    So habe ich das jedenfalls auch verstanden.

  • @beo
    Gut, dann war ich nicht ganz auf dem Holzweg. :-)


    Zitat

    Original von Aconite
    Wow, Paradise Lost, du analysierst das Buch ja richtig. Machst du dir zwischendurch Notizen?


    Ja, ich hab da so ein nettes, öhm, fast kleines Notizbüchlein, da kommen sowohl die Figuren mit einer kurzen Beschreibung (etwa 2 Zeilen, Hauptfiguren manchmal mehr) rein, dann immer kurze Stichpunkte zu wichtigen Handlungssträngen, Zitate die mir gefallen oder die mir auffallen und manchmal auch schon erste vorformulierte Gedanken zu dem ganzen.


    Das klingt jetzt aufwendiger als es eigentlich ist. Ich hatte es nur einfach satt, immer hundertausend Notizzettel mit mir rumzuschleppen und wenn man eh ein Buch hat dann schreibt man auch immer öfter was rein. Finde ich ebenso bei den Rezis hilfreich. ^^


    Das ist übrigens mein aktuelles Notizbuch:

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

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  • Paradise Lost ,
    von dem englischen Brauch mit den alten Schuhen habe ich auch noch nie was gehört. Wir könnten Charlie danach fragen.


    Was glaubt ihr, wie alt war Pip, als er nach London ging? So um die 18 vielleicht?


    Dickens Erzählweise läßt auch zu, daß er einen Satz im nächsten fast komplett wiederholt, ohne daß es stümperhaft wirkt. Heute würde das Lektorat vermutllich die Hälfte der Sätze rausstreichen oder kürzen.

  • tja, jane, das ist ein problem, ich komm mit dem alter auch nicht klar... ich dachte irgendwie die ganze zeit das kind wäre jünger, maximal 16/17, zumindest wirkt er auf mich geistig eher etwas unreif... so grad mal post 15


    sehr schön analysiert PL :anbet
    Mein florileg wurde leider in IBK vergessen und so musste meinereiner die letzten zwei wochen während drei büchern mit unsinnig hinten bedruckten kassazetteln vorlieb nehmen... und all die schönen zitate: weil ich meinen bleistift im koffer verloren hatte und sie im buch nicht mit kuli ankritzeln wollte... alle aus dem auge aus dem sinn ;-( :cry


    Ich müsste den abschnitt fast noch einmal lesen, denn ich las ihn gestern während der zugfahrt, und wurde von laut schnatternden gänsen nebenan ständig abgelenkt :fetch und hab die feinheiten der dialoge gar nicht so richtig mitbekommen...


    Ich hab irgendwie gestern nacht beim badewannenlesen den verdacht gekriegt, dass nicht Miss Havisham die gönnerin von Pip ist, sondern entweder deren halbbruder oder ihr ex-bräutigam. Irgendwie kam mir, während der 'pale young gentleman' die Havisham-geschichte erzählte, die idee, die Estella und Pip - geschichte wäre ein in die nächste generation weitergetragener stellvertreter-krieg der verfehdeten geschwister.


    muss mal weiterlesen... aber diese lehrer-familie ist wirklich kurios... fast zu kurios für meinen geschmack :rolleyes

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von MagnaMater ()

  • Aufgrund eines unbekannten Gönner's, (so richtig glaube ich auch nicht an Miss Havisham, eher an einen unbekannten hilfesuchenden Sträfling oder dessen Angehörigen), kommt Pip nach London. In seiner Aufgeregtheit wird er fast schon arrogant gegenüber Joe und Biddy, befürchtet er doch sich später einmal ihrer schämen zu müssen! Da er noch jung und unwissend ist, kann ich ihm verzeihen, da er dennoch seine Zuneigung zu beiden beteuert.


    Mr. Jagger, der nur mit Tatsachen konfrontiert werden möchte und mir eher als unangenehmer Zeitgenosse erscheint, wird sein Vormund.


    Wir tauchen ein die welt Londons und lernen neue interessante Typen kennen:
    Herbert Pocket, der einst von Pip verhauen wurde, aber überhaupt nicht nachtragend ist, ein Träumer und liebenswerter Zeitgenosse, der es laut Pip nie zuetwas bringen wird.
    Seine Familie, Mrs. Pocket, die völlig Lebensunfähig erscheint. Matthew Pocket, der Lehrer von Pip, der einstmals ehrlich zu Miss Havisham war, und hinter seiner etwas weltfremden Fassade, womöglich klüger ist als man vermutet.
    Mr. Wemmick, der Schreiber von Mr. Jagger, der im privaten Leben ein freundlicher. kauziger, liebenswürdiger Mensch zu sein scheint, genau wie sein Vater und sein Haus.


    Was in diesem Abschnitt besonders aufällt, das Pip schon nach wenigen Minuten die meisten Menschen einschätzt und scheinbar richtig liegt. Sehr gute Menschenkenntnis!


    Zitat

    von Morgaine
    Zum ersten Mal und dann gleich gehäuft fallen die Worte "große Erwartungen". Hilfreich für mich war dazu die Erläuterung im Anhang bezüglich der Mehrdeutigkeit des englischen Begriffes.


    Da meine Ausgabe ohne einen solchen Anhang auskommen muss, könntest du es mir bitte erläutern?

  • Es steht (zusammengefasst) da, dass die Worte "Great Expectation" im Englischen sowohl materiell als auch ideell gedeutet werden können, "Große Erwartungen" würde hingegen eigentlich nur ideell ausgelegt und man denkt nicht unbedingt an viel Geld bei dieser Aussage.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda