"Auf einem Hausdach aus sonnengebranntem rötlichem Lehm stehe ich und warte auf den Untergang der Erde. Meine Kleider hängen in Fetzen, als wären sie auf wilder Flucht vor meinem dürren Leib. Tag und Nacht, ununterbrochen bewegen sich meine Lippen, als würde ich eine Geschichte erzählen die niemand anzuhören bereit war. Die Sternenbilder sind stumm, sie applaudieren mir nicht, aber ihre Augen funkeln und ich habe das Gefühl, ich könnte direkt in das Ohr der Ewigkeit sprechen. Mein Name ist José Antonio Maria Vaz und ich habe eine Geschichte zu erzählen. Ich bin der Chronist der Winde."
Kurzbeschreibung
"Eine magische Aura umweht den afrikanischen Straßenjungen Nelio: Noch nie hat jemand gewagt, ihn zu verprügeln. Vielleicht weil aus dem 10-Jährigen, dem sich die irdischen Abgründe viel zu früh erschlossen haben, eine greise Weisheit spricht. Jetzt aber liegt Nelio mit schweren Schusswunden auf dem Dach eines ärmlichen Theaters. Dort erzählt er -- zwischen kräftezehrenden Fieberschüben -- dem Bäckerjungen José Antonio Maria Vaz sein Leben. Das beginnt mit der Erinnerung an die Banditen, die sein Dorf niederbrannten, seine Schwester töteten und vor denen er geflüchtet ist, als sie ihn zwingen wollten, einen Verwandten zu erschießen. Und es endet bei den Straßenkindern in der Stadt, denen Nelio zu einem an Fairness und Reife geradezu übermenschlichen Anführer wurde: Gestohlen jedenfalls wird nicht unter seinem Regime; bestenfalls -- in der Villa eines verreisten Entwicklungshelfers -- der Kühlschrank leer gegessen.“ Quelle: Amazon.de
Der Autor
"Henning Mankell -- mit seinen Stories um den Kult-Kommissar Kurt Wallander dauerhaft auf den einschlägigen Bestseller-Listen vertreten -- präsentiert sich also seinen Fans hier nicht als Krimi-Autor, sondern als poetischer Anwalt der Chancenlosen: Derer, die gezwungen sind, "das Leben roh zu essen". Trotz aller Tragik des Sujets gleitet der Romancier, der dem heimischen Schweden zeitweise den Rücken kehrt, um in der mosambikanischen Hauptstadt Maputo Theaterstücke zu inszenieren, aber nicht in schwermütige Betroffenheitsprosa ab. Es darf -- mit anderen Worten -- auch gelacht werden: Über die Tomaten- und Zwiebelkulturen beispielsweise, die in Mandiocas Hosentaschen hervorragend gedeihen. Oder über den schwerfälligen Tristeza, der eine Bank gründen will und dem Nelio für den Fall, dass er seine Denkgeschwindigkeit steigert, erst einmal ein Paar Turnschuhe verspricht.“ Quelle: Amazon.de
Meine Meinung
Bei all dem Leid, dem Elend und dem Schmerz, ist dieses in Afrika spielende Buch traumhaft schön. Weil die Geschichte, die der Wind erzählt doch so menschlich ist und zeigt, dass Armut und Glückseligkeit näher beieinander liegen, als wir Mitteleuropäer es uns vorstellen können. Und sie stößt zum Nachdenken an, ob Glück im Berufsleben und finanzieller Reichtum automatisch den Weg zur Glückseligkeit ebnen oder ob es nicht vielmehr die nach außen gelebte Menschlichkeit ist, die sogar bei unerträglichem Hunger innere Erfüllung bedeutet.
Der Sprecher wurde mit Edgar Allan Bölke gut gewählt und es ist immer wieder eine neue Erfahrung, mit ihm gemeinsam, Nelios Abenteuer zu durchleben.
Die 4 Kassetten, mit einer Gesamtspielzeit von über fünf Stunden, haben im Nachhinein betrachtet, tiefere Spuren hinterlassen, als ich es am Anfang erwartet hatte. Insgesamt ein beeindruckend menschliches und wunderschön geschriebenes (Hör-) Buch.
Tobias