'Die Eleganz des Igels' - Seiten 307 - Ende

  • Endlich komme ich dazu, meinen Gesmateindruck vom letzten Abschnitt zu posten.


    Dieser Abschnitt hat mich sehr berührt, viele Worte haben mich direkt ins Herz getroffen.


    Der tiefgründige Gedanke Nr. 15 war eine solche Stelle. Ich denke, da hat Paloma viel Wahres ausgesprochen. Sie kommt aus ihrer Opferrolle heraus und erkennt :" Aber ich habe Lust zuzulassen, dass andere mir Gutes tun..." (S.325)
    Es gehören immer zwei Seiten dazu, dass jemand unglücklich ist. (Obwohl ich finde, dass das für Kinder nur bedingt gilt. Hier liegt die Verantwortung erst einmal bei den ELtern). Und man muss zulassen können, dass man beschenkt und geliebt wird. Das ist manchmal nicht leicht.


    Eine weitere Lieblingstelle ist auf S. 339 als Kakuro und Renée das Haus verlassen und sie von den Nachbarn nicht erkannt wird. "'Sie haben Sie eben noch nie gesehen', sagt er zu mir." Kakuro meint bestimmt, dass man jemandem mit dem Herzen sieht und sein Wesen erkennt. Er schafft es, die wahre Renée an die Oberfläche zu holen und erstrahlen zu lassen.


    "'Wir können Freunde sein (...) und sogar alles, was wir wollen.'"
    Auch dieser Satz Monsieur Ozus ist ein Pladoyer für die Selbstbestimmung über den Verlauf des eigenen Lebens. Das finde ich auch. Jeder muss den Wert des Lebens selbst erkennen und danach sein Leben gestalten.
    Die Beziehung zu anderen Menschen ist ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Bestandteil, eines erfüllten Lebens für mich.


    S.350: "Was man erleben muss, bevor man stirbt, das weiß ich jetzt. Ja, ich kann es Ihnen sagen. Was man erleben muss, das ist ein prasselnder Regen, der sich in Licht verwandelt."
    Es ist ein sehr poetischer Abschluss der Regen-Metapher, die mich ohnehin sehr angesprochen hat. Ich finde, dass es der Autorin ganz einfühlsam gelingt, Renées Tod zu beschreiben. Ich war zwar traurig wegen der Lücke, die sie hinterlässt, aber ich habe ihren Tod doch als einen glücklichen Zustand gefühlt und verstanden. Er hatte gar nichts Bitteres oder Schreckliches.
    Ob es für das Buch unbedingt notwendig war, Renée sterben zu lassen, das weiß ich nicht. Für mich ist es aber stimmig.


    Monsieur Ozu und Paloma stehen im Hof und hören Musik. "Es war, als hätten die Noten einen Spalt innerhalb der Zeit geöffnet, eine Art Unterbrechung, ein Anderswo im Hier, ein Immer im Nie."
    Gibt es einen schöneren Schluss? Ich finde nicht.


    :knuddel Vielen Dank noch einmal für die wunderbare Lese-Runde!

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin