'Die Eleganz des Igels' - Seiten 307 - Ende


  • Alles klar, danke für die Info :wave

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.

  • Ich weiß gar nicht, was ich noch schreiben soll, ihr habt eigentlich schon alles gesagt. Als ich den letzten Abschnitt gestern begonnen hatte, war ich wie im Rausch - ich hab mich so gefreut für Renée und Kakuro, dass ich meine anfängliche Vermutung auf ein trauriges Ende total vergessen hatte. Umso stärker hat es mich dann getroffen, als klar wurde, dass Renée stirbt :-(
    Erstaunlicherweise konnte ich meine Tränen erst nicht mehr zurück halten, als Paloma von dem schrecklichen Unfall berichtete, da wurde es mir richtig bewusst und alle taten mir sehr leid ;-(


    Der einzige Wehrmutstropfen: die Art wie Renée stirbt, genauer gesagt diese komische Reaktion von Gégène, der normalerweise nie so früh so stark betrunken ist. Das trübt das schöne Ende etwas...


    Alles in allem ein wunderschönes Buch, dass sofort auf die Liste meiner Lieblingsbücher wandert und mich Sicherheit nochmal gelesen wird!!! :anbet

  • Zitat

    Original von Mooney
    ... Erstaunlicherweise konnte ich meine Tränen erst nicht mehr zurück halten, als Paloma von dem schrecklichen Unfall berichtete, da wurde es mir richtig bewusst und alle taten mir sehr leid ;-(
    ...


    Ich fing damit schon früher an und zwar als sie als erstes nicht an irgendeinen Menschen dachte, sondern an ihren Leo und ob er gut versorgt wird.
    Vielleicht weil ich auch Katzenmama bin und ich mir auch immer überlege, was mit unseren beiden Rackern passiert, wenn meinem Mann und mir mal was zustößt?


    Dafür hörte ich aber mit den Heulen bis zum Ende nicht auf.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

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  • Zitat

    Original von Tabea
    ...
    Ich hatte anfangs solche Schwierigkeiten mit dem Buch und bin froh es im Zuge einer Leserunde gelesen zu haben. Sonst hätte ich vielleicht nach wenigen Seiten aufgegeben und ein sehr berührendes und bewegendes Buch verpasst.
    ...


    Ich habe auch nur schwer in das Buch gefunden. Es hat schon bis nach dem 2. Abschnitt gebraucht, bis ich richtig in der Geschichte war. Wenn es kein LR-Buch gewesen wäre, dann hätte ich es vielleicht wirklich abgebrochen, und was für ein tolles Buch wäre mir da entgangen...
    Das ist das Schöne an Leserunden: Kollektiv hält man manchmal durch bei Büchern, die einen dann wirklich noch überraschen! Und ein reger Austausch macht das Buch dann noch einmal besonders, finde ich.

  • Zitat

    Original von Macska


    Ich fing damit schon früher an und zwar als sie als erstes nicht an irgendeinen Menschen dachte, sondern an ihren Leo und ob er gut versorgt wird.
    Vielleicht weil ich auch Katzenmama bin und ich mir auch immer überlege, was mit unseren beiden Rackern passiert, wenn meinem Mann und mir mal was zustößt?


    Dafür hörte ich aber mit den Heulen bis zum Ende nicht auf.


    Da sind mir auch schon die Tränen gekommen, aber ich konnte sie noch zurückhalten. Der arme Leo... Ich musste mir vorstellen wie der fette Kater durch die Wohnung schleicht und sein Frauchen sucht :cry

  • Der Tod von Renee kam für mich überraschend, damit hatte ich nicht gerechnet. Aber irgendwie passt es zur Geschichte. Sie erfährt im letzten Abschnitt noch so viel Glück und wächst über sich selbst und ihre jahrelange Isolation hinaus - und in dem Moment, wo ihr ganz neue Möglichkeiten eröffnen stirbt sie unverhofft.


    Man könnte jetzt denken, sie stirbt bevor sie diese Möglichkeiten nutzen kann, man kann auch sagen, ihr werden mögliche Enttäuschungen erspart und sie stirbt in einem Zustand großen Glücks. Schwierig auszudrücken, ich hoffe, ihr könnt euch vorstellen, was ich meine :gruebel.


    Zu Beginn dieses letzten Abschnitts wird die Freundschaft zwischen Renee und Paloma geschlossen. Unter Tränen erzählt die ältere Frau dem Mädchen von dem Unglück ihrer Schwester und damit erklärt sich auch die von ihr gewählte Isolation und das Verbergen ihrer Intelligenz und Bildung. Für Paloma ist es eine ganz neue Erfahrung, für jemanden dasein zu können. Das gibt ihr eine neue Perspektive für ihr Leben. Sie formuliert das ganz wunderbar in ihrem tiefgründigen Gedanken Nr. 15.


    Vielleicht könnte man das sogar als Lehre des Buches bezeichnen: Wer für andere dasein und sogar etwas zu kann, wird selbst glücklich werden und einen Sinn in seinem Leben finden. Ein ziemlicher Klassiker unter den Lebensweisheiten, hat aber heutzutage keinen besonderen Stellenwert in unserer egoistischen Gesellschaft.


    Es hat riesigen Spaß gemacht, das Buch mit euch zu lesen. Ich schiebe das Lesen schon ewig vor mir her und wer weiß, ob ich ohne den Ansporn der LR die anfänglichen Hürden genommen hätte.
    Wer hatte noch mal die Idee zu dieser Leserunde bzw. diesem Buch? Danke auf jeden Fall :kiss!

  • Ich bin gestern noch darauf gestoßen, dass das Buch auch verfilmt worden ist unter dem Titel:


    Die Eleganz der Madame Michel


    Ich habe das nur kurz überflogen, aber da wurde glaub einiges verändert, z.B. wird Paloma als Mädchen gezeigt, welches alles filmt.
    Ich kann mir das auch gar nicht als Film vorstellen, da ja nicht wirklich was passiert, sondern hier vor allem die Gedanken der Protagonisten eine Rolle spielen.

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.


  • Ich verstehe, was du meinst. Wenn sie weiter gelebt hätte, hätte es vielleicht noch viele andere Veränderungen gegeben, die sie wiederum unglücklich haben.
    Es ist wenigestens ein kleiner Trost!


    Ich wollte das Buch sowieso lesen und in einer LR ist es doch am schönsten. Vorallem da viele mitgelesen haben! :knuddel1

    Und manchmal ist ein Buch die Welt für mich!


    Mein Blog



    :lesend Laini Taylor - Daughter of Smoke and Bone - Zwischen den Welten



    Langzeitprojekte:
    Margaret George - Maria Stuart LR

  • Zitat

    Original von verena
    Ich bin gestern noch darauf gestoßen, dass das Buch auch verfilmt worden ist unter dem Titel:


    Die Eleganz der Madame Michel


    Ich habe das nur kurz überflogen, aber da wurde glaub einiges verändert, z.B. wird Paloma als Mädchen gezeigt, welches alles filmt.
    Ich kann mir das auch gar nicht als Film vorstellen, da ja nicht wirklich was passiert, sondern hier vor allem die Gedanken der Protagonisten eine Rolle spielen.


    Ich habe mir auch den Trailer angesehen, und ich werde mir den Film nicht ansehen. Manchmal ist es einfach besser, wenn sich die Eindrücke nicht verwischen, finde ich, vor allem, wenn man das Buch so mochte.

  • Hallo ihr Alle,


    ich bedanke mich erstmal für die schöne Leserunde, es hat mir viel Spass gemacht, mit diesem Buch nicht allein zu sein. Ich denke, ich hätte es nicht zu Ende gelesen, das erste Drittel war für mich wirklich sehr zäh und mir fehlte die "Geschichte" (ich brauche die wohl....).


    Nun zum Ende. Ich habe mich erschreckt. Ehrlich wahr. Damit habe ich nicht gerechnet und wirklich gewünscht hätte ich mir eine große Liebe für die Beiden.....und Freundschaften, kleine, feine, wenige....aber DAS ? Ich habe erstmal geweint, für mich ging das echt gar nicht und es traf mich....völlig unerwartet.


    Alles Andere habt ihr alle schon gesagt, ich mag jetzt nicht wiederholen.....so sehr hatte ich mich über die Entwicklung und weitere Annäherung gefreut....und dann das ? Ich muss jetzt echt erstmal schlafen gehen und hoffe, das wird keine schlaflose Nacht.....


    Das Buch hat mich sehr berührt und ich bedanke mich fürs "anschubsen" hier !


    LG
    Andrea

  • Ich fand den Tod Renées auch sehr traurig, muss aber sagen, dass mich dieses Ende nicht wirklich überrascht hat, ich hatte irgendwie die ganze Zeit damit gerechnet, dass sich hier nicht alles zum Guten wendet, dadurch hat mich der Tod Renées aber nicht weniger berührt.


    Das Buch hat mir auch sehr gut gefallen, aber wie viele hier hätte ich ohne die LR wohl auch auf den zähen ersten Seiten irgendwann abgebrochen.
    Danke an alle Mitleser für die Motivation und die gelungene LR! :wave

  • Ich konnte nicht umhin, während dieses letzten Abschnitt`s mein Lesen von Purcells "Dido und Aeneas" begleiten zu lassen. Es passte einfach phantastisch und unterstrich die von der Autorin bewußt gewählten Stimmung.
    Remember me, remember me, And ah! envy my fate
    Erinnern sie sich an mich und beneiden sie mein Schicksal.
    Das zusammen mit den Kamelien hat mich auf das Ende vorbereitet.
    Dennoch ist es ein sehr versöhnliches Ende, wenn auch nicht im herkömmlichen Sinne.
    "Was man erleben muss, bevor man stirbt, das ist ein prasselnder Regen, der sich in Licht verwandelt."
    Und es war ihr vergönnt, nach 54 Jahren in der Heimlichkeit eines einsam verbrachten Lebens, ihre Ängste und Vorurteile über Bord zu werfen, ihr Schicksal zu verändern und Momente des Glücks, der freundschaftlichen Verbundenheit zu erleben. Im Augenblick ihres Todes wußte sie, sie ist nicht allein und kann in Frieden sterben.


    Ich finde das ungemein tröstlich und beruhigend.

  • Ich habe das Buch gestern schon zuende gelesen, aber ich mußte dieses Ende erstmal sacken lassen.... Und jetzt bin ich immer noch königlich beleidigt darüber! Warum hat sie Renée sterben lassen, in einem Augenblick, wo sie endlich glücklich und sie selbst sein konnte???

    Zitat

    Und es war ihr vergönnt, nach 54 Jahren in der Heimlichkeit eines einsam verbrachten Lebens, ihre Ängste und Vorurteile über Bord zu werfen, ihr Schicksal zu verändern und Momente des Glücks, der freundschaftlichen Verbundenheit zu erleben. Im Augenblick ihres Todes wußte sie, sie ist nicht allein und kann in Frieden sterben.


    Ja, aber warum durfte sie es nicht im Leben weiter genießen? 54 Jahre hat sie in ihrem, zugeben selbstauferlegten Leid gelebt, und nun hatte sie endlich ihr kleines Glück und Freunde gefunden, und auf einmal ist alles zuende?! Ich will nicht soweit gehen zu sagen, dieses Ende hätte mir das ganze Buch verleidet, denn es ist bis dahin ja wirklich total schön, aber ich war so traurig darüber und hätte es anders haben wollen!


    In diesem Abschnitt ist mir nochmal aufgefallen, wie sehr sich Renées und Palomas Schicksale doch gleichen. Das sagt Paloma in ihrem Gedanken Nr. 15 am Anfang:

    Zitat

    Wissen sie was? Ich frage mich, ob ich nicht etwas verpaßt habe. Ein bißchen wie jemand, der in schlechter Gesellschaft ist und dann einen anderen Weg entdeckt, als er einem guten Menschen begegnet ...


    Als sie Beide einander finden, kann es endlich besser werden.
    Und dann liefert sie noch die Erklärung für Renées Verhalten: Sich nicht mit den Reichen verbrüdern, um nicht daran zu sterben, ist seither ihre Überlebenstaktik.
    Nachdem Renée erleben mußte, wie es mit ihrer Schwester gewesen ist, zieht sie es vor, sich den reichen Hausbewohnern gegenüber unsichtbar zu machen. Ich habe mich die ganze Zeit beim Lesen gefragt, warum sie so einen Aufwand darum betreibt, möglichst nicht aufzufallen. Diese Erklärung paßt.
    Das sie und Ozu am Ende womöglich noch ein Paar hätten werden können, hatte ich auch nicht erwartet, aber diese Entwicklung hat mir sehr gefallen. Und dann war alles zuende....schade!


    Bleibt noch zu sagen, daß mir die LR mit euch sehr gut gefallen hat! Und ich freue mich drauf, wenn wir uns bei ,Anna Karenina' wieder lesen :-]

  • Ich fürchte, dieses Buch hat geradezu ein trauriges Ende gebraucht. Wobei ich ja darauf getippt hatte, dass Kakuro stirbt. Dass es Renée sein muss, damit hat mich die Autorin doch überrascht.


    Allerdings ist es kein klischeehaftes Schwarz-Weiß-Ende. Obwohl es traurig ist und ich zugegebnermaßen geheult habe, war es auch ein positiver Schluss: Paloma will sich nicht mehr umbringen und Renées Erstarrung ist aufgebrochen. Das gefiel mir sehr gut.


    Besonders beeindruckt hat mich der Kniff der Autorin, mit nur wenigen "Gesten" Herrn Ozu zu so einer sympathischen Figur zu machen. Seinem Charme konnte ich mich nicht entziehen.


    All die verschiedenen Eindrücke von euch haben mich sehr interessiert. Vielen Dank für diese Leserunde!

  • Zitat

    Original von Rosha
    Ich fürchte, dieses Buch hat geradezu ein trauriges Ende gebraucht. Wobei ich ja darauf getippt hatte, dass Kakuro stirbt. Dass es Renée sein muss, damit hat mich die Autorin doch überrascht.


    Aber warum brauchte es das? Weil soviel Glück am Ende sonst nur im Märchen vorkommt, und eine gute Geschichte bis zum Ende ein Drama braucht, um real zu wirken? :gruebel
    Wie gesagt, das macht für mich nicht die ganze Geschichte kaputt, aber ich frage mich eben trotzdem nach dem WARUM??

  • Zitat

    Original von Tempe


    Aber warum brauchte es das? Weil soviel Glück am Ende sonst nur im Märchen vorkommt, und eine gute Geschichte bis zum Ende ein Drama braucht, um real zu wirken? :gruebel
    Wie gesagt, das macht für mich nicht die ganze Geschichte kaputt, aber ich frage mich eben trotzdem nach dem WARUM??


    Ich fand das Ende passend, wenn auch sehr traurig. Vielleicht zu traurig :gruebel
    Mir stellt sich aber eher die Frage: Braucht ein Buch, das einen gewissen Anspruch hat, unbedingt ein trauriges oder unbefriedigendes Ende, obwohl sich jeder Leser wünschte, dass die Hauptperson, die sich endlich Glück verdient hat, ihr Glück auch mal bekommt?

    - Freiheit, die den Himmel streift -

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  • Zitat

    Original von Tempe


    Aber warum brauchte es das? Weil soviel Glück am Ende sonst nur im Märchen vorkommt, und eine gute Geschichte bis zum Ende ein Drama braucht, um real zu wirken? :gruebel
    Wie gesagt, das macht für mich nicht die ganze Geschichte kaputt, aber ich frage mich eben trotzdem nach dem WARUM??


    Ich denke, das traurige Ende war aus Autorensicht das Richtige. Ein Happy End (Kakuro und Renée werden ein Paar) hätte viel mehr Zeit bedurft, um glaubwürdig und nicht kitschig zu wirken. Die Autorin war aber mit ihrer Erzählung bereits am Ende angelangt.


    Ein offenes Ende (Renée bleibt am Leben, es ist aber nicht entschieden, ob sie und Kakuro ein Paar werden und ob Paloma von ihren Selbstmordgedanken lässt) hätte mir persönlich am besten gefallen. Aber die meisten Leser mögen keine offenen Enden. Viel werden darüber wütend und mögen das Buch nicht mehr. Also eine Option, die ein Autor vermutlich nur aus trifftigen Gründen wählen sollte.


    Ein trauriges Ende (wenn mans falsch macht, kann das sehr woh kitschig werden!) ist allerdings sehr einprägsam. In diesem Fall war es so überraschend gemacht, dass man als Leser geradezu "leidet". Und es schenkt dem Leser die Möglichkeit, zu träumen. Zu träumen, was geschehen hätte können, wäre Renée am Leben geblieben.


    Die tiefen Emotionen, die die Autorin wecken konnte, brennen sich ins Gedächtnis. Das Buch hakt sich im Leser fest. Das Unerwartete ist geschehen, der Leser wurde erschreckt, aufgerüttelt, es ist etwas mit ihm passiert. Verursacht durch das Buch. Dieser Eindruck bleibt und ist vermutlich auch das Erfolgsgeheimnis dieses Romans.


    Ich finde, man kann vor Muriel Barbery nur den Hut ziehen. Allerdings kann man so etwas wohl kaum wiederholen. Ich denke, das schwerste Buch, das die Autorin zu schreiben hatte, war das Zweite, denn es kann zwangsläufig im direkten Vergleich nur enttäuschen.

  • Zitat

    Original von Rosha
    Die tiefen Emotionen, die die Autorin wecken konnte, brennen sich ins Gedächtnis. Das Buch hakt sich im Leser fest. Das Unerwartete ist geschehen, der Leser wurde erschreckt, aufgerüttelt, es ist etwas mit ihm passiert. Verursacht durch das Buch. Dieser Eindruck bleibt und ist vermutlich auch das Erfolgsgeheimnis dieses Romans


    Oki, das kann ich so hinnehmen [SIZE=7]auch wenn die Märchentante in mir es immer noch gern anders haben wollte![/SIZE]
    Stimmt, das ist ihr damit gelungen.


    Zitat von Clare:
    Ich fand das Ende passend, wenn auch sehr traurig. Vielleicht zu traurig
    Mir stellt sich aber eher die Frage: Braucht ein Buch, das einen gewissen Anspruch hat, unbedingt ein trauriges oder unbefriedigendes Ende, obwohl sich jeder Leser wünschte, dass die Hauptperson, die sich endlich Glück verdient hat, ihr Glück auch mal bekommt?


    Ja, genau das hatte ich mich eben auch gefragt! Braucht Anspruch nur Drama? :gruebel

  • Zitat

    Original von Tempe


    Aber warum brauchte es das? Weil soviel Glück am Ende sonst nur im Märchen vorkommt, und eine gute Geschichte bis zum Ende ein Drama braucht, um real zu wirken? :gruebel
    Wie gesagt, das macht für mich nicht die ganze Geschichte kaputt, aber ich frage mich eben trotzdem nach dem WARUM??


    Für mich ist der Tod Renées stimmig und eigentlich wunderschön. Ist es nicht ein Traum, so zu sterben? eigentlich ist ein plötzlicher Tod nur für die Hinterbliebenen schrecklich. Die Autorin beschreibt das ganz wunderbar in Palomas letztem tiefgründigen Gedanken: "Es ist wie ein Faustschlag in den Bauch, man kann kaum noch atmen, das Herz ist wie Mus, der Magen völlig zerquetscht. (...) Was ich spüre (...) ist ein Gefühl der totalen Ohnmacht und Absurdität." (S.362)
    Mein Mitgefühl gehört also Paloma und Monsieur Ozu, die eine gerade gefundene Seelen-Freundin verlieren.
    Die Sterbeszene hat gat nichts Furchtbares, sondern hat die gleiche Poesie wie die Sommeregen-Stelle, ich finde sie sehr tröstlich und friedlich. Sie stirbt mit einem Lachen auf den Lippen. Und mit dem Gedanken, dass alles endlich ist. Das Tagewerk ist getan.


    Ich poste später nochmal ausführlicher. Die Kinder rufen...

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich weiß nicht ob ein solches Buch ein unglückliches Ende braucht. So ein richtiges Happy End mit Kakuro und Renee als Paar hätte ich als unpassend und kitschig gefunden. Das hätte meiner Meinung nach den Gesamteindruck zerstört.


    Aber musste Renee gleich sterben? Gut, der Tod an und für sich war schon gut, sie musste ja nicht leiden. Aber ausgerechnet wenn sie glücklich ist und sich gerade geöffnet hat, warum ausgerechnet dann? Für mich ist das doch nur die Bestätigung ihrer Theorie, wenn man sich mit den Reichen einläßt, dann passiert ein Unglück.


    Ich hätte mir ein Ende gewünscht, bei dem Paloma und Renee mehr zusammenrücken. Entweder das Kakuro sich entscheidet bei den Kindern in China zu bleiben, oder das er beruflich irgendwo anders gebunden ist und die Wohnung wieder aufgibt. Durch ihn wurde ja alles durcheinandergewirbelt und mir hätte gefallen, das sein kurzes Zwischenspiel doch Wirkung gezeigt hat und Renee sich endlich nicht mehr einigelt und sich weiterbildet, dieses aber nicht versteckt. Und das Paloma Frieden mit der Familie schließt. Renee und Paloma hätten irgendwie eine lockere Freundschaft und Zuneigung haben können, ohne jedoch zu weit in die Klasse des anderen einzudringen.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)