Metro 2033 - Dmitry Glukhovsky

  • Ich bin hier genremäßig mal ein bisschen fremd gegangen. Eine Arbeitskollegin hatte mir von dem Buch erzählt und dann konnte ich nicht anders, als es mir zu besorgen und selbst zu lesen.
    Mir gefiel am Ende die Idee des Buches am besten. Auch den Schauplatz fand ich faszinierend (und war froh über den Metroplan, der im Buch enthalten ist, ansonsten hätte ich mir wohl einen ganz normalen im Internet ausgedruckt, ich weiß gern "wo" ich beim lesen gerade bin). Am besten haben mir die Ausflüge aus der Metro heraus an die Oberfläche gefallen, wie die Welt nach diesem Atomkrieg nun aussieht. Da ich mich noch nie mit Moskau als Stadt beschäftigt hatte, fand ich es durchaus spannend, mir die Schauplätze mal im Internet anzusehen (die WDNCh, den Arbat, die Häuser, die aussehen wie aufgeklappte Bücher...).
    Leider bin ich mit den handelnden Personen nicht wirklich warm geworden. Dass in dem Buch kaum Frauen auftauchen ist mir erst bewusst geworden, als ich es hier in einem Post gelesen habe. Stimmt - aber hat mich offenbar rein gar nicht gestört, sonst wäre es mir wohl auch aufgefallen. Sollen die Männer mal schön allein die Welt retten... :grin Was mich aber wirklich gestört hat, ist, dass Artjom kaum Charakter hat. Das mag ja daran liegen, dass er noch so jung ist und dass er vielleicht eben auch nicht als "Held" erscheinen soll, aber ein bisschen mehr Tiefe und selbstbestimmtes Handeln hätte ich mir bei der Hauptfigur schon gewünscht. Bis auf seinen Auftrag zu Melnik zu gelangen, an dem er wirklich sehr mutig festhält und ihn ausführt, wird er immer nur durch Zufälle und reines Glück getragen, aber selten durch selbstbestimmtes handeln.
    Und ich finde es sehr schade, dass er so viele verschiedene Menschen in der Metro trifft, diese aber eben nur kurz mit der Taschenlampe beleuchtet werden und dann wieder ins Dunkel treten, da hätte ich über den einen oder anderen gern mehr erfahren.
    Und - entsetzt hat mich, dass nicht mal die Metro vor den Zeugen Jehovas sicher ist. :lache ...dann doch lieber der große Wurm. :lache


    Das Ende gefiel mir sehr gut. Passte zum Buch.


    Ich möchte Metro 2034 auch sehr gern lesen, aber ich werde mir damit Zeit lassen und erstmal wieder ein paar Bücher lesen, die im Tageslicht spielen. ;-)

  • Ich wollte das Buch schon lange lesen und habe es mir jetzt endlich mal gekauft. Und ich war begeistert. Es war unglaublich spannend. Und die Welt hatte wirklich einiges zu bieten. Von Kommunismus und Faschismus zu den Zeigen Jehovas und "dem großen Wurm". Fasziniert hat mich auch die Vielfalt der Charaktere. Im Gegensatz zu einigen hier mochte ich Artjom. Er hatte sein Ziel vor Augen und es einfach verfolgt und ich finde, dass er sich auf seiner Reise durch die Metro weiterentwickelt hat.
    Über den Metroplan war auch ich sehr froh, weil ich ansonsten wohl unendlich verwirrt gewesen wäre, wo Artjom jetzt wieder ist und wie er dort hingekommen ist. Sehr spannend fand ich die Ausflüge an die Oberfläche, wo das Ausmaß der Zerstörung sehr deutlich geworden ist. Die Schilderungen haben mir oft einen Schauer über den Rücken gejagt, da es wirklich gut beschrieben war.
    Das Ende hat mich ziemlich fassungslos sitzen lassen, denn damit hatte ich wirklich nie gerechnet. Es gibt einem auf jeden Fall zu denken. Ein kleiner Minuspunkt ist, dass es zwischenzeitlich ein paar kleinere Längen hatte. Die fand ich aber nicht allzu schlimm.
    Von mir gibt es 8/10 Eulenpunkten


    Beste Grüße
    Guardian

  • Storymäßig fand ich das Buch, wie bereits gesagt, eher mittelmäßig. Zuvor hatte ich die Computerspielumsetzungen "Metro 2033" und "Metro - Last Light" gespielt und mich sehr auf die Romanvorlage gefreut. Die Spiele sind übrigens super, denn die finstere und hoffnungslose Stimmung im Untergrund ist genial umgesetzt worden. Eigentlich viel besser als im Buch selbst.

  • 2033: Nach einem verheerenden Atomkrieg hausen die Menschen in der Moskauer Metro, über der Erde ist es noch viel zu gefährlich, aber auch hier unten gibt es mannigfaltige Gefahren.


    Artjom lebt bei Sascha Suchoj seit ihn seine Mutter diesem anvertraut hat, bevor ihre Station von Ratten überrannt wurde. Als Artjom den Jäger Hunter kennenlernt, erhält er von diesem einen Auftrag, der ihn am Ende durch die gesamte Metro führen wird, unterwegs trifft er viele Menschen, einige begleiten ihn eine mehr oder weniger lange Strecke. Nicht jeder, den Artjom trifft, und auch nicht jeder, der ihn begleitet, kommt mit dem Leben davon. Auch mit den verschiedensten Gruppierungen kommt Artjom in Kontakt, was ihn mehr als einmal in große Lebensgefahr bringt, und er geht sogar an die Oberfläche.


    Erzählt wird durchgehend aus Artjoms Perspektive, so sieht man, was er sieht durch seine Augen und sein Wissen, hat aber auch immer das eigene Wissen (z. B. vom Vorher) im Hinterkopf. Nicht nur Artjom, sondern auch man selbst, kommt oft ins Nachdenken, immerhin ist, was passiert ist, auch heutzutage, immer im Möglichen. Daneben aber ist die Geschichte spannend, am Anfang ist es noch mehr ein Erkunden, obwohl die Gefahr immer präsent ist, dann nimmt die Spannung immer mehr zu, so dass der Roman zum Pageturner wird.


    Artjom ist somit der einzige Charakter, den man recht gut kennenlernt, man erfährt einiges über seine Überlegungen und Emotionen, allerdings bleibt die Erzählung dabei relativ distanziert. Weitere Charaktere sind in der Regel relativ schnell wieder verschwunden, so dass man sie nur ein bisschen kennenlernt, auch wenn man hin und wieder etwas mehr erfährt, wie z. B. bei dem älteren Mann, der mit einem geistig behinderten Jungen unterwegs ist, und der Zeit vor dem Krieg nachtrauert. Wie hier, sind es oft Momentaufnahmen eines Lebens, manchmal erfährt man auch etwas über Mythen und Legenden, die in der Metro umgehen, oder einfach nur Geschichten, die erzählt werden und die dem Erzählenden oder jemand anderem widerfahren sind. So wird die Metro mit ihren Bewohnern nach und nach lebendig und greifbar.


    Über das Ende will ich gar nicht viel sagen, aber es bringt mich noch einmal zum Nachdenken, und hat mich berührt. Ich bin schon sehr gespannt, inwieweit in „Metro 2034“ darauf noch einmal eingegangen wird.


    Die Metrokarten, die in meinem Paperback-Exempar die innere Klappen zieren, habe ich zwar schon zu Beginn wahr genommen, aber erst später zur Hand genommen, um Artjoms Weg, der nie geradlienig ist, es gar nicht sein kann, nachvollziehen zu können. Da ich in einer Stadt mit U-Bahn leben, habe ich auch immer wieder überlegt, wie es hier sein würde. Da der Zeitpunkt, an dem der Roman spielt, nicht weit weg ist, liegt es nahe, sich mehr Gedanken zu machen, als bei einer Dystopie, die in weiterer Zukunft spielt bzw. zu spielen scheint.


    Auch die Anmerkungen am Ende sind interessant, man solle sie nicht überlesen.


    „Metro 2033“ erzählt von einer dystopischen Zukunft, die in gar nicht so weiter Ferne liegt, nämlich im Jahr 2033. Man lernt die Welt mit dem Protagonisten aus dessen Sicht kennen, der zur Zeit der Katastrophe noch sehr jung war. Der Roman ist spannend, berührend, und regt zum Nachdenken an, gerade auch, weil eine solche Katastrophe, wie sie hier passiert ist, leider im Möglichen liegt. Ich vergebe gerne volle Punktzahl und eine Leseempfehlung.

  • Der Roman ist ja inzwischen zur Trilogie ausgebaut. Ich habe die Fortsetzungen bislang nicht angefasst, weil ich die Idee und viele Details der Erzählung gemocht habe, den Roman insgesamt aber nicht so sehr, weil er meiner Meinung nach einfach total überfrachtet ist.


    Dmitry Glukhovsky ist übrigens schon seit Jahren ein energischer Putin- und Kremlkritiker und hat sich vom ersten Tag an lautstark gegen den Angriff auf die Ukraine gewandt. Er kam deshalb auf die Fahnungslisten und ist im Frühsommer vergangenen Jahres ins Exil gegangen (am Tag der Gründung des PEN Berlin kam er in Berlin an und wurde von zwei PEN-Mitgliedern am Flughafen BER in Empfang genommen). Seit Oktober gilt er offiziell sogar als "ausländischer Agent". Seine Bücher dürfen in Russland nicht mehr verkauft werden.