Fragen an Wolfram Fleischhauer

  • Guten morgen, Wolfram!


    ich hätte als brennendheiß gerne gewußt, ob Du als Autor die Möglichkeit gehabt hast, Einfluß auf die Covergestaltung zu nehmen ?


    Nicht dass ich es mißlungen fände :grin

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Guten Abend allerseits und erst einmal vielen Dank, dass ich mal wieder "live" zuschauen darf, wie eins meiner Bücher gelesen wird.


    Mit Kommentaren halte ich mich in dieser frühen Phase natürlich noch zurück, aber es gibt ja schon eine Frage zum Umschlag.


    Schutzumschläge sind immer ein grosses Problem bei mir, weil meine Romane nicht hundertprozentig in eine Kategorie passen. Entsprechend gab es bei diesem Roman eine monatelange Diskussion, um was für einen Roman es sich eigentlich handelt: eine Liebesgeschichte, ein Universitätsroman, ein akademischer Krimi oder womöglich eine coming-of-age-story des Autors? Die wirkliche Frage im Bezug auf den Umschlag ist natürlich: als was soll das Buch verkauft werden, denn der Inhalt ist nun mal nicht in ein klares Genre zu pressen.
    Es gab fünf oder sechs Titel und dadurch mindestens dreißig Entwürfe für den Umschlag. Am Ende wurde mein ursprünglicher Titel gewählt, aber bei der graphischen Umsetzung habe ich mich rausgehalten, da dies Teil der "Verpackung" und damit nicht mein Zuständigkeitsbereich ist. Das Thema ist immer sehr heikel und wie so vieles beim Bücherschreiben ein weites Feld ... Aber ich finde, der Graphiker hat die eigentlich unmögliche Aufgabe sehr gut gelöst. Jedenfalls haben wir alle uns endlos viel Mühe gegeben.

  • Vielen Dank, für die Aufklärung :-]


    Ich habe bei den "Drei Minuten" oft beobachtet, dass das Cover des HCs "schwieriger" war, denn viele haben sich durch das Tanzmotiv abgeschreckt gefühlt, und dann war es oft mühsam zu vermitteln, dass es sich doch um soviel mehr handelt, als um ein reines Tanzbuch.


    Daher war ich froh über das aktuelle Cover, das mir auch schon bei Deinem letzten Roman gut gefallen hat.


    Ein Schelm, wer so böse sein sollte und annimmt, dass Piper das bessere Händchen als Droemer hat :chen


    Gibt es eigentlich einen bestimmten Grund, warum Du zu Piper gegangen bist?


    Und wie bist Du zufrieden mit Deinem Verlag?

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

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  • Zitat

    Original von Elbereth


    Gibt es eigentlich einen bestimmten Grund, warum Du zu Piper gegangen bist?


    Und wie bist Du zufrieden mit Deinem Verlag?


    Das ist eine ziemlich lange und sehr komplizierte Geschichte, aber im Grunde war es so, dass wir (also meine Agentur, die mich in diesen Fragen berät, und ich) das Gefühl hatten, dass für die beiden Romane "Schule der Lügen" und "Der gestohlene Abend" ein Verlag mit einer etwas anderen Marktpositionierung vielleicht die geeignetere Plattform wäre. Ich habe mich damals von Droemer auch in keiner Weise im Schlechten getrennt, denn ich verdanke diesem Verlag ja sehr viel. Ich wollte, um es vielleicht bildhaft zu sagen, meine erste große Jugendliebe nicht gleich heiraten, sondern noch andere Erfahrungen sammeln. Und wie war die Erfahrung? Tja, wie solche Erfahrungen eben zu sein pflegen: sehr interessant, aber zum Teil auch ernüchternd. Und da meine nächsten Bücher wieder mehr in eine andere Richtung gehen werden, ist auch wieder offen, wie es weitergeht. Im Verhältnis Autor/Verlag ist es eben heute auch nicht viel anders als in der Gesellschaft: es gibt nicht mehr viele Ehen, sondern mehr Lebensabschnittspartnerschaften. Und da ich ja sehr unterschiedliche Bücher mache, ist das wohl auch unvermeidlich.

  • Der gestohlene Abend ist ja auch als Hörbuch erschienen.
    Sogar bei Steinbach sprechende Bücher , die sehr gute Hörbücher machen.
    Abbara von Rafik Schami und Auge des Mondes von Brigitte Riebe habe ich zum Beispiel unlängst erst von diesem Verlg gehört.


    Bisherige Fleischhauer-Hörbücher waren:
    Das Buch, in dem die Welt verschwand
    Drei Minuten mit der Wirklichkeit
    Schule der Lügen
    Der gestohlene Abend
    Habe ich eines vergessen?


    Was mich interessiert: Oft steht bei den Hörbüchern: Autorisierte Hörfasssung


    Doch wer hat autorisiert? Der Verlag oder der Autor? Wie war das bei deinen Romanen, die bisher als Hörbuch erschienen sind?

  • Hallo,


    ich muss mich gleich entschuldigen, aber ich kann nur ganz kurz schreiben, da meine kleine Tocher im Krankenhaus liegt und hier alles drunter und drüber geht.
    Erst einmal vielen Dank für die weitgehenden positiven Reaktionen. Was das Hörbuch betrifft, so bedeutet autorisiert, dass der Autor den Kürzungen zugestimmt hat. In der Realität hat man da im Grunde keine Wahl, denn wenn man nicht zustimmt, wird eben kein Hörbuch gemacht.
    Diesmal sind die Kürzungen allerdings so krass, dass ich Einspruch erhoben habe. Es wurde dann nachgebessert, aber es fehlt noch immer sehr viel vom Originaltext, so dass ich mit dem Hörbuch nicht zufrieden bin. Aber der Preisverfall bei den Hörbüchern erzeugt so starken Kostendruck, dass die Produkte sich kaum noch rechnen.


    Ich melde mich gern wieder, muss aber jetzt ins Krankenhaus. Bitte um Geduld. Ausserdem wollte ich Euch bitten, Eure Fragen alle direkt zu stellen wenn es geht, denn sonst finde ich sie manchmal in den vielen Meldungen gar nicht wieder.


    Danke und herzliche Grüße
    Wolfram

  • Oh Wolfram, das tut mir leid, ich hoffe sehr, dass es nicht allzuschlimm ist und wünsche ganz gute Besserung und viel Kraft für Euch alle! :knuddel1



    Mach Dir bloß keinen Stress, hauptsache, Deine Tochter wird gesund!!

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Hallo Wolfram, gute Besserung an deine Tochter. Hoffentlich geht es ihr bald besser!


    Zu Kürzungen bei Hörbüchern.
    Ich glaube, dass die Hörer sich der Kürzungen schon bewusst sind und damit leben (müssen). Aber tatsächlich sind die Hörbuchpreise auch inzwischen so weit gesunken, dass auch der normalbetuchte Käufer sich mehr leisten kann. Von daher sehe ich die Entwicklung eigentlich ganz positiv. Ungekürzt ist natürrlich prinzipiell das Ideal!

  • Auch von mir gute Besserung für deine Tochter!!!


    Ich habe noch zwei Fragen:


    Was würdest du aus deiner Erfahrung als größte Unterschiede zwischen deutschen und amerikanischen (oder französischen oder spanischen) Unis nennen? Oder ist das Studentenleben überall auf der Welt gleich?


    Gab es aus "literaturwissenschaftlichen Kreisen" schon Feedback zu dem Roman?

  • Auf einen Nenner gebracht kann man vielleicht sagen (und ich spreche hier nur über Geistewissenschaften): in den USA wird man permanent überfordert, in Deutschland eher unterfordert. So war es jedenfalls in den 80´er Jahren, als ich zur Uni ging. Das deutsche System ist im Grunde gar kein System sondern ein Kompromiss aus sehr unterschiedlichen Vorstellungen sowohl auf Seiten der Studenten als auch auf der Seite der Insititution. Niemand weiß so recht, was aus einem Germanistikstudium eigentlich am Ende herauskommen soll: eine Deutschlehrerin, ein Journalist, ein Literaturwissenschaftler oder ein Werbetexter. Die Universität bildet nicht für eine wie auch immer geartete spätere berufliche Laufbahn aus sondern vermittelt Wissen und Lerntechniken. Dies leider auch unter miserablen Bedingungen (das Verhältnis Studenten/Dozenten liegt wohl bei 200:1)
    Die USA bzw. die angelsächsischen Unis sind viel pragmatischer, d.h. sie trennen die Studiengänge irgendwann strikt nach Berufsziel. Man lässt die Leute weniger ziellos herumstudieren sondern zwingt sie ein wenig in die eine oder andere Bahn. An den besseren Unis ist das Verhältnis von Studenten zu Dozenten 6:1 oder 10:1, selten mehr, d.h. man hat natürlich eine ganz andere Betreuung.
    Ich war ja sowohl als Schüler als auch als Student ein Jahr in den USA und kann das nur jedem empfehlen. Jedes System hat seine Stärken und Schwächen, aber eines weiß ich sicher: am meisten Spass hat mir das Lernen dort gemacht und ich denke auch, dass ich dort am meisten gearbeitet und entsprechend am meisten gelernt habe. Das einzige Problem ist, dass man sich im Nirgendwo befindet. Ich habe versucht, dafür im Roman ein Bild zu finden: als Matthias nach seinem ersten Gespräch mit Ruth das Institut verläßt, fällt ihm auf dem leergefegten Parkplatz ein Wagen auf, auf dessen Nummernschild keine Autonummer sondern "Goethe I" steht. Das Auto gab es damals tatsächlich und ich fand es einfach absurd, an einer Uni auf der grünen Wiese an der Pazifikküste plötzlich vor diesem Nummernschild zu stehen. Ich kam mir vor wie auf einem fremden Planeten, wo ich plötzlich auf ein Trümmerstück aus meiner Kultur gestossen war. Diese Gefühl, im Exil zu sein, verläßt mich in den USA nie ganz, trotz der großen Vertrautheit mit diesem Land und einer großen Zuneigung zu seinen Stärken.

  • Hier wahrscheinlich allseits gehasste Frage:


    Du hast mit Deinen letzten beiden Titeln einen etwas andern literarischen Weg eingeschlagen, hast Du vor, nocheinmal ein Buch wie die "Drei Minuten" zu schreiben?

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

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  • Ja, das ist eine häufig gestellt Frage, die mich auch ein wenig ratlos macht. Natürlich freue ich mich, dass einer meiner Romane so großen Erfolg quer durch alle Leserschichten hatte. Aber zugleich fühle ich mich oft wie ein Vater von sechs Kindern: einem Überflieger und fünf Versagern. Ich liebe aber alle. Noch einmal ein Buch wie "Drei Minuten" kann ich nicht schreiben, weil ich es ja schon geschrieben habe. Irgend ein Witzbold hat einmal vorgeschlagen, man solle Bücher ohne Autorennamen veröffentlichen. Ich denke, das wäre sehr weise, denn im Grunde schreibt jeder Autor immer nur ein Buch. Danach ist er nicht mehr derselbe. Oder es war kein richtiges Buch. Das Motto von "Drei Minuten" lautet: How can we tell the dancer from the dance? Das gleiche gilt für Erzähler: How can you tell the story from the story-teller? Sie leben und sterben gleichzeitig. Den Autor von "Drei Minuten" gibt es nicht mehr, ich weiß jedenfalls nicht, wo er ist. Die einzige Möglichkeit, die ich habe, mit ihm in Kontakt zu treten, ist, das Buch zu lesen. Sogar der Autor von "Der gestohlene Abend" ist mir schon fern. Also, tut mir leid. Und den Autor der nächsten Bücher kenne ich auch noch nicht. Er geistert als Stimme in meinem Kopf herum, aber ich verstehe noch gar nicht, was er mir da erzählt...