Robert Wilson: Andalusisches Requiem

  • Andalusisches Requiem von Robert Wilson ist der letzte Teil seiner Trilogie, der in der hitzigen Atmosphäre Andalusiens spielt


    Nach einem brutalen Terroranschlag, der im andalusischen Sevilla zahlreiche Menschen tötet, lehnt sich Inspektor Javier Falcon weit aus dem Fenster: Er verspricht öffentlich, die Schuldigen umgehend zu finden und festzusetzen. Aber das ist gar nicht so einfach, denn viele Spuren laufen ins Nichts. Durch den tödlichen Autounfall eines russischen Mafiosi kommt die Polizei schließlich den Machenschaften krimineller Russen in Südspanien auf die Spur. Doch stecken die auch hinter dem Attentat?


    Falcon vermutete eher, dass fundamentalistische Christen den Anschlag inszeniert haben, um so die politische Rechte im Land zu stärken. Oder hat die Entführung eines guten marokkanischen Freunds von Falcon durch radikale Islamisten etwas mit der Sache zu tun? Immerhin war der für den spanischen Geheindienst tätig. Welche Spur auch die richtige ist – eine davon muss es sein, denn um Falcon von weiteren Nachforschungen abzuhalten, bringen Unbekannte den Sohn seiner Freundin in ihre Gewalt. Inspektor Falcon ermittelt an allen Fronten und geht aus Verzweiflung mach riskanten Weg.


    Mein Fazit:


    Andalusisches Requiem ist der letzte Teil der Trilogie um den spanischen Inspektor Javier Falcon. Gewürzt mit viel andalusischem Lokalkolorit, treibt Robert Wilson die Ereignisse in der hitzigen Atmosphäre Sevillas voran. Es geht um Geheimdienste, um die Verwicklungen der russischen Mafia in die andalusische Wirtschaftspolitik und um religiöse Fanatiker jeder Coleur.


    Mitten in dieses Chaos hat der Autor einen besonnen Inspektor platziert, der nicht nur seine Fälle lösen, sondern auch seine Familie und seine Freunde beschützen will. Ein atemberaubender Thriller, in dem Robert Wilson immer noch einen draufsetzt und uns von der ersten Seite an fesselt.

  • Wir erinnern uns: Im letzten Band der nun insgesamt vierteiligen Reihe um Inspector Javier Falcón erschütterte ein Bombenattentat Sevilla … von diesem Attentat erholt sich die Stadt drei Monate später nur langsam, als ein spektakulärer Autounfall Licht auf eine neue Bedrohung wirft. Ein toter Gangster, ein Koffer gefüllt mit Millionen Euros, ein interner Krieg der russische Mafia und Falcón mittendrin, der nun auch persönlich angegriffen wird und mit einer Schonungslosigkeit zurückschlägt, die sowohl ihn als auch seine Gegner überrascht.


    Wir treffen viele Bekannte aus den vorherigen Bänden, viele neue Feinde und Freunde (wer dabei wer ist … dafür muss man alle 422 Seiten lesen), neue Opfer, neue Kriminelle. Die Ermittler um Falcón haben scheinbar und einzeln betrachtet alle eine Macke, sind aber zusammen eine effektive Truppe, die erst scheitern und dann scheitern und auf Korruption trifft und gegen Mauern läuft und dann aber alles auflöst.


    Wie immer ist es sehr heiß in Sevilla, wie immer sind in Sevilla die Tage länger als sonst wo auf der Welt und wie immer ist der Fall um Javier Falcón gut durchdacht und alle Fäden kommen am Ende zusammen.
    Es werden einige Klischees bedient, z.B. die Brutalität der russischen Mafia, das Gehabe der Islamisten. Aufgegriffen werden wieder die marokkanischen Wurzeln Falcóns, die Ungereimtheiten am Mord seiner Ex-Frau werden geklärt und von einem kleinen Jungen bekommt er den Kosenamen Javi.


    Der (psychologische) Druck von Verbrechern, Terroristen, Gewalt (und m.E. der Hitze) offenbart alle Hauptfiguren, sie zeigen alle ihr wahres Ich und das ist vielleicht das zugrunde liegende Thema dieses Finales.


    So traurig ich selber bin, dass diese Reihe nun zu Ende ist – Falcón ist wohl einer meiner Lieblings-Krimihelden – so zufrieden stellend ist das Ende. Das Tempo war schnell, vielleicht manchmal etwas zu schnell, aber ich bin jemand der sehr oft am Ende etwas zu mäkeln hat (das es mMn bei vielen Bücher der große Schwachpunkt ist) und hier habe ich überhaupt nicht auszusetzen.


    Für die englische Originalausgabe gibt es von mir 10 Punkte.

  • Andalusisches Requiem ist der letzte Teil der Tetralogie um den Kommissar Javier Falcón, der im spanischen Sevilla ermittelt.
    Wilson lässt die Handlung seines Abschlussromans konsequent an das Vorgängerbuch anschließen.
    Zur Rekapitulation: In Sevilla detoniert im Sommer 2006 eine Bombe ein Wohnhaus und einen Kindergarten. Die Spuren führen Falcón zu einer extremistischen Untergrundorganisation aus Marokko, in die Stadtverwaltung Sevillas und eine Verwicklung der Russenmafia ist auch nicht auszuschließen. Die Täter können bis zum Abschluss des dritten Bandes
    nicht gefasst werden. Im Zuge dieser Ermittlungen erfährt Falcón, dass seine Ex-Frau Inés getötet wurde und als Tatverdächtiger der Ehemann und zugleich in Falcóns Fall ermittelnde Staatsanwalt Calderon in Betracht kommt.
    An dieser Stelle beginnt das "Andalusische Requiem".
    Falcón und seine Kollegen werden zu einem Unfallort gerufen, die Opfer sind bereits tot und auf der Rückbank des Wagens finden sich eine Geldsumme im sechsstelligen Bereich und 27 Videobänder.
    Schnell offenbaren sich die Verbindungen der Unverfallten zur russischen Mafia und es dauert nicht lange, bis die Spuren Anzeichen für eine Verbindung zum Bombenattentat erkennen lassen.
    Gleichzeitig beschäftigt den Ermittler immer noch der Tod von Inés und die Zweifel an der Schuld von Cálderon.
    Wie bereits in den Vorgängerromanen entwickelt Wilson mehrere Handlungsstränge, die anfänglich nicht zueinander gehören und doch ahnen lassen, dass die Verstrickungen komplizierter als gedacht sind. Dass das Knäuel sich am Ende löst, weiß zumindest der Leser, der bereits die anderen Roman des Autors gelesen hat.
    Doch im Gegensatz zu den Vorgängerromanen werden die Aufhänger dieses Mal in Falcóns Privatleben gesetzt, das letztlich nicht mehr privat bleibt und
    den Kommissar Fragen nach dem menschlichen Dasein gegenüberstellt.
    In dieser Situation konfrontriert Wilson seinen Protagonisten in bisher nicht geschilderter Intensität mit seinen eigenen Moralvorstellungen und lässt ihn erkennen, dass das Leben Überraschungen bereit hält, die einen Menschen seinen Überzeugungen zuwider handeln lassen können.
    Falcón wird nun zu Entscheidungen gezwungen.


    Fazit:
    Ein würdiger Abschluss dieser Reihe und wer bereits andere Romane des Autors mit Vergnügen gelesen hat, sollte zugreifen!


    Autorenhomepage:
    http://www.robert-wilson.eu/index.html