Gettysburg

  • Der Film: Im Sommer 1863 ziehen die Streitkräfte der Konföderierten Richtung Norden, um den Krieg aus dem Süden zu tragen, gefolgt von den Truppen der Union.


    Am ersten Juli 1863 trifft eine Abteilung Unionskavallerie auf konföderierte Truppen außerhalb der Stadt Gettysburg und ein schweres Gefecht nimmt seinen Anfang, beide Seiten schicken nach Verstärkung, welche nach und nach eintrifft. Trotz ihrer tapferen Gegenwehr müssen die Unionstruppen durch die Stadt Gettysburg zurückweichen und sich auf den hinter der Stadt gelegenen Höhenzügen verschanzen.


    Ende des ersten Tages.


    Am Morgen des zweiten Juli plant General Lee, die Flanken der Unionsarmee zu nehmen und somit deren Verteidigungslinie aufzubrechen. Seine rechte Hand, General Longstreet plädiert allerdings dafür, in Richtung der ungeschützten Stadt Washington zurückzufallen, um so die Unionsarmee zum Nachrücken zu zwingen. Mit diesem Manöver könnte sich die Armee der Südstaaten das Schlachtfeld aussuchen, auf welchem sie der Union begegnen wollen.


    Lt.Col Chamberlain vom 20. Maine Infanterieregiment bekommt den Befehl einen keinen Hügel am Ende der Unionslinien zu besetzen und diesen Standort um jeden Preis zu halten. Chamberlain ist sich um die Wichtigkeit seiner Stellung bewusst - fällt diese, kann die konföderierte Armee die Linien der Union aufrollen wie einen losen Faden, so, wie sie es bei Chancellorsville getan haben. Er wird seine Stellung halten, koste es was es wolle.
    Unter schwerem Artilleriefeuer der konföderierten Armee bezieht das 20.Maine Stellung und wehrt Angriff um Angriff ab, doch die Linien der Südstaaten, mögen sie auch zurückweichen, rollen immer wieder heran, wie Wellen an einen Strand.


    Und dann geht dem 20. Maine die Munition aus - und Chamberlain befiehlt den Bajonett-Angriff!
    Die vollkommen überrumpelten Südstaatler werden geschlagen!


    Ende des zweiten Tages.


    Einer der noch heute meistgeachtetsten Soldaten der Vereinigten Staaten ist zweifelsohne Genera Robert E. Lee, ein großer Bewunderer Napoleons. Er fällte am dritten Juli 1863 die folgenschwere Entscheidung, das Zentrum der Verteidigungslinie der Union anzugreifen - die selbe Entscheidung, die Napoleon bei Waterloo treffen musste.
    Lee befahl seinem General Pickett das Feld zwischen den konföderierten Stellungen und dem Hauptquartier der Union zu überqueren und die feindlichen Linien zu durchbrechen. "Picketts march to cemetery ridge" wurde zu einem der größten militärischen Desaster des Krieges! Das mörderische Feuer der Union richtete ein Blutbad unter den konföderierten Soldaten an, und Lees Plan schlug fehl.
    Nach der Schlacht fand Lee General Pickett allein auf dem Feld: "General, kümmern sie sich um ihre Divisionen", so Lee.
    "Mein General", antwortete Pickett, " ich habe keine Divisionen mehr!" Pickett hat Lee diesen Angriffsbefehl nie vergeben!


    Ende des dritten Tages.


    - Am 4. Juli 1863 gelang es General Ulysses Grant die Stadt Vicksburg zu nehmen und damit der Union die Herrschaft über den Mississippi zu sichern - der Süden war geschlagen, doch es sollte noch sehr lange dauern, bis er sich ergeben sollte. (Nur so zur Info und nicht Teil des Films)
    Die drei Tage von Gettysburg markieren den Wendepunkt dieses Bruderkrieges.


    Meine Meinung: Irgendwie ist Gettysburg meine "Lieblingsschlacht". Jede Nacherzählung der Ereignisse muss einfach als Anklage gegen den Krieg an sich verstanden werden, jede Gettysburg-Geschichte ist eine Geschichte gegen den Wahnsinn des Krieges - jeden Krieges!


    Keine der Kriegsparteinen wollte diese Schlacht, und beiden Parteinen war die Bedeutung dieser Schlacht bewusst. Man traf eher zufällig aufeinander und tat dann das notwendige, die eigenen Truppen zu verstärken, um aus der Auseinadersetzung als Sieger hervorzugehen.
    Lee hatte keine Ahnung, das die Union so nahe an seine Stellungen ist - seine "Augen", die Kavallerie unter Stuart war irgendwo unterwegs, obwohl sie eigentlich vor genau diesen Truppenbewegungen der Union hätte warnen sollen.
    Nur einige verschobene Nuancen, und die Geschichte von Gettysburg wird zu einer beißenden Antikriegssatire, wie sie böser und bissiger nicht auszudenken wäre!


    Dieser Film ist allerdings nichts dergleichen, er schildert die Geschichte auf die typisch amerikanische Art, ohne allerdings für eine Seite Partei zu ergreifen. Trotz alle dem gewinnt man als Zuschauer einen Eindruck von dem Wahnsinn dieser schicksalhaften Begegnung zwischen Nord und Süd und der Wahnwitzigkeit dieser Schlacht.
    Kompanien und Regimenter formieren sich unter dem Feuer des Gegners bevor sie selbst zum Angriff übergehen, die Verluste sind immens, noch bevor ein Schuss zur Gegenwehr abgegeben wurde – eine altmodische Art der Kriegsführung, die mit den technischen Entwicklungen nicht standgehalten hat.
    Neben den äußerst eindrucksvollen Massen- und Schlachtenszenen nimmt sich der Film durchaus Zeit für ruhigere Momente, in welchen die Protagonisten ihre Sicht des Konflikts schildern – die Offiziere, die zusammen West Point durchlaufen haben und zusammen im Krieg gegen Mexiko kämpften und dort sogar Freunde wurden stehen nun auf verschiedenen Seiten und bringen sich gegenseitig um.


    Gettysburg ist ein opulenter und aufwändig produzierter Historienkriegsfilm, sehr eindrucksvoll anzusehen, allerdings nicht als Antikriegsfilm konzipiert (wobei selbst eine „sachliche“ Schilderung der Ereignisse schon eine Aussage gegen Krieg darstellt)
    Diese Spielfilmversion ist gegen über der Originalversion, die wohl in mehren Teilen im amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, gekürzt, so fehlt der z.B. Rückzug durch Gettysburg komplett, ansonsten wird die Geschichte aber auch in der hier vorliegenden Spielfilmversion in sich schlüssig und äußerst packend erzählt!

  • Wenn ich Deine Beschreibung so lese, müßte ich diesen Film ja doch mal ansehen. Doch dann kommen mir Erinnerungen an die Zeit, da TNT über Satellit noch frei empfangbar war (ist schon viele Jahre her). Da lief dieser Film und ich habe reingeschaut bzw. wollte ihn aufnehmen. Habe aber sowohl das Mitgucken als auch das Aufnehmen abgebrochen, weil die Schlachtenschilderungen mir erheblich zu brutal bzw. realistisch waren. So interessant der Film auch sein mag, ich werde trotzdem weiter einen Bogen um ihm herum machen (müssen).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Schade eigentlich! :wave


    Ich finde nicht das der Film übermäßig hart ist, Filme wie "Braveheart" oder "Der Patriot" waren meiner Ansicht nach wesentlich blutiger, da hält sich "Gettysburg" - der meines Wissens nach für das amerikanische Fernsehen als Mehrteiler (laut amazon) produziert wurde - noch sehr zurück.

  • :gruebel Ob ich im falschen Moment geguckt habe? In Erinnerung sind mir sehr grausame Schlachtszenen geblieben. Nicht nur mal eine, das wäre "verkraftbar" (wie etwa beim "Wiegenlied vom Totschlag", wo ich halt so rund 5 Minuten die Augen schließe, der Ton reicht völlig aus), sondern viele und dauernd. Das ist dann nicht so ganz mein Ding. Mal sehen, ob ich irgendwann mal noch einen Blick in den Film werfen kann. Möglicherweise sehe ich es heute ja anders.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Diesen Film wollte ich schon lange sehen und habe es nun endlich auch geschafft.
    Ich kann nur sagen, ich bin doch sehr beeindruckt. Ein sehr gut gemachter Film.


    Bisher kannte ich den Sezessionskrieg sozusagen nur als Gesamtwerk, aus Filmen in denen der gesamte Krieg dargestellt wurde und einzelnen Schlachten und Zeiten immer nur sehr wenig bis überhaupt keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde.


    Gerade hier, in dem nur ein kleiner Ausschnitt, diese eine Schlacht – eben die von Gettysburg - sehr ausführlich gezeigt wird, kommt die Gesamtheit des sogenannten Bruderkrieges sehr deutlich zum Ausdruck.


    Dadurch, daß sich hier die Zeit genommen wird, mehrere Seiten zu beleuchten, die verschiedenen Teilnehmer viel mehr Raum bekommen, entsteht eine große Eindringlichkeit und größere Tiefe, als es andere Filme über das Thema bisher geschafft haben zu vermitteln.


    Ich war richtig in dem Geschehen drin, etwas, das auch nicht jeder Film bei mir schafft. Es war ein bißchen so etwas wie ein Sog, der mich mit ins Geschehen hineingezogen hat.
    Auch wenn ich den Ausgang des Krieges natürlich kenne und auch eine leichte Parteilichkeit für die Nordstaaten nicht leugnen kann.
    Aber dieser Film schafft es, eben beide Seiten so darzustellen, daß ich auch mehr mit den Konföderierten fühlen konnte, deren Sichtweise eher nachvollziehen konnte.


    Die intensive Darstellung der beiden Seiten, das nähere „Kennenlernen“ vieler der Beteiligten macht diesen Sog größtenteils aus.
    Besonders gefielen mir die sogenannten stillen Szenen, die nachdenklichen, wenn die einzelnen Beteiligten zu Wort kommen und auch zeigen, wie menschlich sie eigentlich in diesem unmenschlichen Krieg waren.


    Die inneren Machtstrukturen des Kriegsapparates werden sehr deutlich, wieviel an der der Entscheidung eines einzelnen Mannes hing, aber eben auch die innere Zerrissenheit auch dieser machthabenden Entscheidungsträger.
    Die zum Teil sehr emotionalen Momente. Die natürlich auch von amerikanischen Pathos geprägt waren, aber erfreulicherweise kommt die Menschlichkeit und Verletzlichkeit mehr durch, als der Pathos.
    Verzweiflung, Hoffnung, jede Seite, die sich erhofft, gerade diese Schlacht zu gewinnen um den schon so lange andauernden Krieg endlich zu Ende zu bringen.


    Für mich kommt dieser auch Film nicht sonderlich brutal herüber.
    Die Schlachtszenen waren sogar noch relativ „human“ dargestellt im Gegensatz zu anderen Filmen.
    Das erschreckende hier ist, daß es eben so war, daß Menschen sich derart bekriegt haben, obwohl sie eigentlich im „Nichtkriegsleben“ Freunde waren, die zuvor gemeinsam gegen gemeinsame Feinde gekämpft hatten.
    Nun wurden sie gezwungen, sich gegenseitig abzuschlachten.
    Das macht die Grausamkeit so deutlich.


    Aber Krieg ist immer grausam, unmenschlich, und meiner Meinung nach etwas völlig überflüssiges. Nur wird es wohl dauern, bis die Menschheit das jemals begreifen wird. Ich zweifle eher daran, daß sie es überhaupt je verstehen wird.


    Und , als ein weiteres beeindruckendes Element des Filmes - die Filmmusik ist sehr gut und wunderbar passend und macht diesen Film noch eindringlicher.



    Fazit: ein sehr eindringlicher Film, wunderbar und überzeugend gespielt - den ich jedem, der sich für den Sezessionskrieg interessiert, nur empfehlen kann.