Für wen schreiben?

  • Ich schreibe Kinderbücher, und dem Alter bin ich seit ein paar Jahren entwachsen. :crazy So habe ich immer im Hinterkopf, für welche Altersgruppe ich schreibe. Wobei ich zugeben muss, dass mir das bei meinem Tanzroman nicht ganz gelungen ist, da sind die Kapitel nicht ganz altershomogen.


    Grüßle,
    Judith

    Toni und Schnuffel / Tricks von Tante Trix / Papino und der Taschendieb / Das Dreierpack und der böse Wolf
    Tanz mit Spannung / ... und jetzt sehen mich alle! / Voll drauf / Die Kellerschnüffler u.a.

  • Ich schriebe für:
    Mich. weil es das ist was ich(mehr oder weniger) kann. Und das was ich gerne mache.(ich kann dabei so wundervoll abschalten)
    für Freunde: damit sie wissen wie es weiter geht.
    und für meine Figuren: damit ihre Geschichte erzählt wird.

    "Rettet Robert- bewahrt den kleinen Robert nur als kleine Nebenrolle zu enden"
    (Rubinrot- Kerstin Gier) Macht mit! :lache

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  • Zitat

    und für meine Figuren: damit ihre Geschichte erzählt wird.


    Das ist ein schöner Satz!


    Ich bin vorhin "unten" gewesen, um mir was fürs Mittagessen zu holen. Auf den wenigen Metern zum Supermarkt und zurück ist mir ein gutes Dutzend Leute begegnet, die "eigenartig" im Sinne des Wortes waren. Eine Frau zog ein (ihr?) Kind hinter sich her, als würde sie einen Hund an der Leine führen. Ein Fahrradfahrer las Zeitung beim Fahren. Ein Junge lief fast gegen ein Straßenschild, weil er an seinem MP3-Player herumgefummelt hat. Ein altes Ehepaar ging schweigend nebeneinander, und der Mann hat sich nach jeder Frau umgedreht, die ihnen begegnet ist, ohne daß die Frau an seiner Seite davon Notiz nahm. Ein sehr dünner Mann im Boss-Anzug schleppte schwer an etwa sieben oder acht "Plus"-Tüten. Zwei Autofahrer hupten sich an, weil beide Vorfahrt für sich beanspruchten, aber nur einer sie hatte. Zwei Mädchen gingen untergehakt und telefonierten (miteinander?). Undsoweiter.


    Die Geschichten all dieser Leute muß man nicht erzählen, aber all diese kleinen Geschichten lassen sich verweben, nutzen, befüllen. Derlei geschieht andauernd. Ich verspüre das dringende Bedürfnis, das zu tun, manchmal kann ich an nichts anderes denken, wenn ich Leute beobachte. Aber ich tue das nicht für mich. Vielleicht allerdings ein ganz klein wenig für all diese Menschen, die Ansatzpunkte für Geschichten liefern. Ich weiß es nicht.

  • Welch geniale Frage.
    Schreiben ist Aktion. Aktion bedarf immer einer Motivation. Motivation ist nichts Anderes als bestehende Zustände, welcher Art auch immer manipulieren zu wollen. Wollen 'bedingt unbedingt' ein Ego.
    Die Frage muss also eindeutig mit "Ich schreibe für mich" beantwortet werden...


    ...dummerweise ist sterben auch eine Aktion.

  • Tom Hemingway mit Stümperei in Verbindung zu bringen, zumindest was das Schreiben angeht, wäre mir an deiner Stelle doch etwas peinlich. Oder du übertriffst ihn. Frage mich, woher du das Recht nimmst ausgerechnet Hemingway als "überschätzt" abzukanzeln? Oberstudienrat für Latein mit Promotion über die "Jambische Interpunktion im Frühwerk Homers. Ein thesischer Diskurs durch viertausend Jahre Philosophie- und Kulturgeschichte in Altgriechisch (mit arabischen Untertiteln)" ? Hm?

  • Hallo Humpenflug,


    Hemingway ist unter Anglisten und Amerikanisten aber nicht ganz unumstritten. Ich kenne viele, die Toms Meinung teilen. Das aber nur am Rande, ich selbst habe zu Hemnigway mangels Kenntnis noch keine dezidierte Meinung (was aber auch daran liegt, dass mir viele Leute, die ich sehr schätze, von der Lektüre stets abgeraten haben).


    Herzlich: Bartlebooth.

  • Hallo, Humpenflug.


    Zitat

    Hemingway mit Stümperei in Verbindung zu bringen, zumindest was das Schreiben angeht, wäre mir an deiner Stelle doch etwas peinlich. Oder du übertriffst ihn. Frage mich, woher du das Recht nimmst ausgerechnet Hemingway als "überschätzt" abzukanzeln?


    <gähn> Man muß jemanden überbieten können, dessen Schreibe man scheiße findet? Soso. :grin


    Ich habe "ihn" gelesen und ich fand alles sterbenslangweilige gequirlte Grütze. Vorsichtig ausgedrückt. Ich konnte nicht nachvollziehen, an keiner einzigen Stelle, wie sich die enorme Reputation begründet, die Hemingway nach wie vor genießt. Was nicht heißt, daß ich der Meinung wäre, es besser zu können. Davon war auch nicht die Rede.

  • Zitat

    Original von Tom
    Ich habe "ihn" gelesen und ich fand alles sterbenslangweilige gequirlte Grütze.
    (...)
    Was nicht heißt, daß ich der Meinung wäre, es besser zu können.


    Du meinst also, dass du auch nicht mehr als sterbenslangweilige Grütze hinbekommst-
    oder willst du sagen, dass du keine noch sterbenslangweiligere Grütze hinbekommst? :gruebel

  • Nur, weil man das, was ein Autor schreibt, nicht mag, ist man doch nicht automatisch der Meinung, es besser zu können ;-)


    Ich mag Süskinds Parfum nicht, finde es gräßlich (vom Inhalt her), weiß aber, dass das Buch viele Fans hat. Also hat Süskind da wohl was ziemlich richtig gemacht.


    Bei Hemingway ist es ähnlich, mich sprechen seine Texte absolut nicht an, aber er hat Erfolg damit gehabt, bzw. hat ihn (auch wenn es ihm nichts mehr nützt) ja immer noch, da er nach wie vor gelesen wird. Er hat also seine Zielgruppe.


    Ich kann solche Erfolge völlig neidfrei akzeptieren, schaue vielleicht auch, wie genau sie das gemacht haben - aber mögen muss ich die Texte deshalb nicht.

  • So sehe ich das auch, Leserättin. Und wenn alle Geschmäcker gleich wären, gäbe es nicht viele Bücher auf der Welt!


    Grüßle,
    Judith

    Toni und Schnuffel / Tricks von Tante Trix / Papino und der Taschendieb / Das Dreierpack und der böse Wolf
    Tanz mit Spannung / ... und jetzt sehen mich alle! / Voll drauf / Die Kellerschnüffler u.a.

  • Ich schreibe eigentlich nur für mich.
    Wen ich sagen wurde das ich für andere schreiben wurde.
    hieße das ja das ich meinen Schreibstil so verändere das er anderen gefällt und das will ich nicht.
    :write :write :write :write :write :write :write :write :write :write :write

  • Hallo Jane,


    du schriebst

    Zitat

    Ich schreibe eigentlich nur für mich.
    Wen ich sagen wurde das ich für andere schreiben wurde.
    hieße das ja das ich meinen Schreibstil so verändere das er anderen gefällt und das will ich nicht.


    Den eigenen Stil behalten und für andere zu schreiben, muss sich doch nicht ausschließen. Mein Motto lautet: "Schreib, wie du selbst am meisten davon überzeugt bist und dann such dir Leser, die deine Überzeugung teilen." Ich suche also nicht den Stil, der zur Zielgruppe passt, sondern ich versuche die Zielgruppen zu finden, die zu meinem Stil passen. Und wenn man sich schon anpassen will, dann an die Zielgruppe, bei der der Anpassungsaufwand am geringsten ist.

  • Oh, dann dürfte ich aber nicht mehr für Zweitklässler schreiben, denn so ein klein wenig höher ist mein Sprachniveau dann schon ... ;-)


    Grüßle,
    Judith

    Toni und Schnuffel / Tricks von Tante Trix / Papino und der Taschendieb / Das Dreierpack und der böse Wolf
    Tanz mit Spannung / ... und jetzt sehen mich alle! / Voll drauf / Die Kellerschnüffler u.a.

  • Ich habe gerade sehr intensiv überlegt und komme zu dem Ergebnis:
    Ich weiß es nicht.
    In der Schule schreibe ich für die Lehrerin.
    Und daheim schreibe ich für mich oder für meine "Fans"(die leider nicht vorhanden sind :lache).
    Da diese Geschöpfe,die man Fans nennt,nicht da sind (außer Famille vielleicht...),schreibe ich für mich!
    Hach,ich habe die Lösung :-)
    Also,Leute:
    Ich schreibe für mich.

  • Ich schreibe einfach weil es mir spaß macht, habe aber niemand konkretes im sinn für den ich das tue. Es ist mein Hobby mehr nicht...

  • Bei der Threadfrage denke ich an wirtschaftliche Zielgruppendefinitionen und im Prinzip erwarten Verlage und Agenturen ja auch, dass man sich als Autor einige Gedanken darüber gemacht hat. Andrerseits gibt es viele Autoren, die das nicht so mit dieser Denkweise angehen. Ich selbst schreibe zwar vor allem, was mir gefällt, andrerseits glaube ich, verstehe ich es auch gut, im Nachhinein auf die Marketing-Art eine Zielgruppe zu konstruieren - zumindest auf dem Papier sieht es dann gut aus ...


    Mich würde interessieren, was euch für Ideen einfallen, Zielgruppen zu definieren. Klar, auf einiges kommt man schnell. Gerade wenn man Kinder- und Jugendbücher schreibt, hat man es da zunächst leicht und kann mit dem Alter anfangen. Wer eindeutig was für nur ein Geschlecht schreibt, der hat's auch leicht. Aber mit solchen Musterbeispielen würden Ratgeber vielen Autoren dann doch nicht weiterhelfen. Gut, hinzu kommt, dass sich aus dem Genre praktisch die Zielgruppe ergibt, aber wenn das so simpel wäre, würde man sich nicht über die genaue Zielgruppe Gedanken machen, auch innerhalb eines Genres gibt es ja noch Geschmacksunterschiede und nicht alle davon sind in Subgenres konkretisiert.


    Was man noch machen könnte, ist Bezug zu anderen Werken nennen, zum Beispiel: "Wer Harry Potter mag, könnte sich dafür interessieren" - und da das meist noch zu ungenau ist (ich hasse es, bei wie vielen Büchern auf der Werbung Bezug zu HP gesucht wird, obwohl die Bücher so ganz anders sind), könnte man auch noch konkretisieren, z. B.: "Wer die Quiddtitsch-Spiele in Harry Potter mag, der wird meine Sport-Fantasy lieben" (argh, Sport-Fantasy, auf was ich gerade komme ...). Also eben betonen, was konkret da mit einem anderen Werk vergleichbar ist.


    Ansonsten könnte man noch auf Charaktereigenschaften/Situationen von Menschen anspielen (in Romanen, bei Ratgeber-Büchern ist das sowieso klarr), z. B. "Die Geschichte könnte besonders Menschen interessieren, die sich einsam fühlen".


    Noch eine Möglichkeit ist, Eigenschaften der Zielgruppe aus den Romaneigenschaften auf folgende Weise abzuleiten: Zum Beispiel ist die Sprache des Romans poetisch, also ist es für Leser, die poetische Sprache lieben. Oder wimmelt es in einer Science-Fiction-Geschichte von Technikvokabular, ist es für Jungs und Männer, die sich besonders für die technischen Entwicklungen der Zukunft interessieren.


    In einigen Fällen kann man auch noch mit der sozialen Schicht/Bildung/Beruf der Leser argumentieren. Spielt der Roman in der Business-Welt, wird er wohl eher auch Büromenschen interessieren.


    Vor vier Jahren (und vor dem Studium) hatte ich keine rechte Idee, wie man Zielgruppen abgesehen von Alter und Geschlecht definieren könnte, aber irgendwann bin ich hinter das Konzept gestiegen, was man so alles machen könnte. Vielleicht helfen meine Ausführungen ja einigen, die noch immer keine Ideen haben, für wen sie schreiben.


    Viele Grüße
    Annorra