wie nahe darf man der Realität kommen?

  • Moin, hätte mal eine Anfängerfrage. Ich schreibe einen Politthriller, Terrorismus, CIA - das volle Programm. Dass dann der amerikanische Präsident nicht Obama heißt ist klar, aber wie ist das mit Institutionen und Ländern? Darf man sich seine - vielleicht auch herabwürdigenden - Geschichten z.B. zur CIA ausdenken (und diese auch als CIA benennen), oder verletzt man da Rechte? Was ist, wenn man bestimmte Länder (womöglich islamische) beim Namen nennt und deren Präsidenten (natürlich wieder Fantasie Name) als Urheber von Terror entlarvt? Ludlum hat in einem Jenson Roman eine fiktive Despoteninsel erfunden, die sehr nach Sri Lanka klang, warum nicht beim Namen nennen? Primär interessiert mich mal die rechtliche Frage, ob es generell schlau ist, Bürger bestimmter Länder gegen sich aufzubringen ist dann eine andere Frage. Da kann ja bekanntlich eine kleine Karikatur schon mächtig nach hinten los gehen...
    Danke und happy weekend, jumpac

  • Hey, cool, dachte schon mein erster Beitrag bleibt auch der letzte - weil kein Mensch mal antwortet. Danke Mark! Ja, ich denke ich schreibe erstmal drauf los. CIA & Co. hätte ich sowieso auch beim Namen benannt, etwas schwieriger scheint mir der Umgang mit Iran, Irak und ähnlichen Ländern - da gibt es ja leider Menschen, die die Fantasie von Autoren mit Angriffen auf ihre Religion verwechseln....
    cheers,

  • Zitat

    Original von jumpac
    etwas schwieriger scheint mir der Umgang mit Iran, Irak und ähnlichen Ländern - da gibt es ja leider Menschen, die die Fantasie von Autoren mit Angriffen auf ihre Religion verwechseln....
    cheers,


    Lautet deine Frage, wie nah man der Realität kommen darf oder wie nah man ihr kommen sollte? Um auf ein bekanntes Beispiel zu verweisen: Dass es Menschen gibt, die Mohammed-Karikaturen als Anlass nehmen, dänische Flaggen zu verbrennen, heißt nicht, dass man in Zukunft keine solchen Karikaturen zeichnen darf - es heißt nur, dass man sich überlegen sollte, ob es wirklich so klug ist.


    Fragst du also nach der Rechtslage oder eher nach einer Einschätzung, welche Realitätsnähe (bzw. -ferne, siehe "Fantasie") klug und welche unklug wäre?

  • Hallo, Jumpac.


    Du scheinst nicht viel aus dem Genre zu lesen, das Du da beackern willst. Es gehört quasi zum guten Ton, sich über die CIA lustig zu machen. Und natürlich kann man reale Länder zum Schauplatz seiner Geschichten machen, und deren Oberfuzzis und Wasserträger. Sogar die Verwendung echter öffentlicher (allerdings nur dieser) Persönlichkeiten ist zulässig - Dein US-Präsident könnte also Barack Obama sein; er ist schließlich eine Person der Zeitgeschichte und kann damit Gegenstand fiktional-literarischer Auseinandersetzungen sein. Damit liefest Du lediglich Gefahr, mit der Veröffentlichung des Buches hinter dem Ende seiner Amtszeit zu landen. Und nicht mehr aktuell zu sein.


    Ob es wiederum gefährlich ist, zum Beispiel den Iran als Zelle irgendeines weltweiten Terrors zu skizzieren, das wissen sogenannte "Experten", die neuerdings in solchen Fragen von Verlagen konsultiert werden, besser. Es gibt noch keinen Fall einer Fatwa gegen einen solchen Verlag oder ein solches Buch.

  • Hi Eny,
    sorry für die späte Antwort, aber ich habe in bella Sardegna aufs Meer geschaut und ein wenig Terror zu Papier bzw. ins Notebook gebracht :sun
    Letztlich beschäftigen mich beide Fragen, das darf und das soll
    Zur ersten Frage gibt es ja jetzt schon ein paar Hinweise, dass man einen Obama problemlos auch so nennen darf wusste ich z.B. nicht - interesting. Tatsächlich macht das ja aber kaum ein Autor (zumindest die, die ich bislang gelesen habe). ich gebe aber zu, dass mich (zumindest fiktiv, die Chance zu veröffentlichen geht ja bekanntermaßen gegen 0...) auch die Frage beschäftigt, ob man wohl Stress bekommt, wenn man Staaten und religiöse Gruppierungen "diffamiert"
    Aber anyway, ich schreib jetzt erstmal ohne Rücksicht auf diese Aspekte so wie es aus meiner Sicht passt.
    Danke und schönes Wochenende

  • Hallo Tom,


    wie schon in meiner Antwort an Eny erwähnt: vielen Dank für die Hinweise! Ich denke schon, dass ich einiges an Ludlum & Co. gelesen habe, aber jahrelang ohne die Storys als "Selberschreiber" entsprechend zu sezieren und auf diese Feinheiten zu achten. Wenn Verlage sich entsprechender Experten bedienen scheint es ja zumindest ein Thema zu sein das auch andere beschäftigt.
    Etwas angelehnt an diese Thematik noch eine Beginner Frage an den Profi: kann es Stress geben, wenn mein Held zufällig den Namen einer nichtöffentlichen Person trägt?
    Danke und Gruss,

  • Zitat

    Original von jumpac
    ...ob man wohl Stress bekommt, wenn man Staaten und religiöse Gruppierungen "diffamiert"


    Diffamierungen halte ich in jedem Fall für unklug. Manche Leute leben ja nach dem Motto "viel Feind viel Ehr" - wenn Du das mags, dann bitte, aber Stress wird es sicher geben, wenn Du anderer Leute Glauben offensiv in den Schmutz ziehst (und so recht sehe ich da auch keinen Sinn drin, solches zu tun...).

  • Ich hatte "diffamiert" bewusst in " " gesetzt. Wenn ich der iranischen Führung, AlKaida oder wem auch immer aus der realen Welt in meinem Buch einen Terroranschlag zuschreibe - dann wird das wohl zwangsläufig von Einzelnen als Diffamierung verstanden. Dass das iranische Volk und die Muslime an sich genauso friedliebend oder feindselig sind wie jedes andere Volk steht für mich außer Frage. Will ich diese "Diffamierung" umgehen, bliebe mir ja nur die Erfindung von Fantasiestaaten etc. also der AkLaida Terrorist aus Nari...nimmt der Handlung aber den von mir gewollten Bezug zu unserer aktuellen Welt...
    Macht jemand aus einem katholischen Pastor einen Mörder "im Auftrag des Herrn", diffamiert er ja auch nicht die Katholiken an sich (und zieht auch nicht den Glauben Dritter in den Schmutz UND muss auch nicht mit "Stress" rechnen). Bei einzelnen Muslimen liegt die Reizschwelle bekanntermaßen aber tiefer - was ich bedauere und was der Auslöser für diesen Thread war.
    Gruß,
    Jumpac

  • Zitat

    Original von jumpac
    Etwas angelehnt an diese Thematik noch eine Beginner Frage an den Profi: kann es Stress geben, wenn mein Held zufällig den Namen einer nichtöffentlichen Person trägt?


    Nun, wenn du deinen Helden Hans Meyer nennst, werden sich die tausend Hans Meyers auf dieser Welt wohl schwerlich persönlich angesprochen / angegriffen fühlen. Es wäre zu viel verlangt, wenn ein Autor einen Namen wählen müsste, den noch niemand auf dieser Welt trägt.
    Schwieriger wird die Kiste, wenn dein Held einer real existierenden Person so weit gleicht, dass man diese Person wirklich ausmachen kann. Sprich mit Sätzen wie "Angela Müller, die Blonde aus der Kastanienallee 15, Berlin-Prenzelberg geht anschaffen" wäre ich vorsichtig - vorausgesetzt, es gibt eine echte Angela Müller mit dieser Hausnummer. :grin


    EDIT: Fiele pöhse rechdschreibfeler

    Logisch: Wer immer den anderen hinterherläuft, wird niemals Erster sein.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Eny ()