Autorenlesung im besetzten Audimax

  • Hallo werte Autorinnen und Autoren!


    Ich schreibe gerade aus einem besetzten Audimax in NRW (Paderborn) und habe ein dringendes Anliegen.
    Wir versuchen, ein Kulturprogramm auf die Beine zu stellen, um den Studenten etwas in unserem Audimax zu bieten. Daher findet jeden Abend gegen 20 Uhr etwas statt. Doch dafür möchte ich an dieser Stelle keine Werbung machen, vor allem, weil das Programm noch nicht fertig geplant ist.
    Doch wir suchen auch nach Autoren, die aus Solidarität mit dem Bildungsstreik 2009 eine Lesung abhalten würden.
    Die Aktion sollte recht zeitnah stattfinden. Gibt es Autoren, die mitmachen würden? Ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr euch bei mir per Nachricht oder auch hier melden würdet.


    Vielen Dank!

  • Warum studiert ihr nicht??? Warum arbeitet ihr nicht wenigstens hochschulpolitisch und sucht Wege, die Situation an der Hochschule mitzugestalten??? Ich hab echt nur sehr wenig verständnis dafür, wenn
    die Studis nun einen auf Kulturprogramm machen, statt ihre Arbeit zu machen, bzw. aktiv (!!) an Veränderungen mitzuarbeiten.


    Sicher gibt es hochschulpolitische Mißstände - dagegen hilft MITGESTALTUNG, und wo es die nicht gibt, muss darum gekämpft werden.
    Aber jeder, der studiert sollte sich klar machen, dass das Arbeit ist, dass es ein geniales Privileg ist, studieren zu dürfen. Aber ich erlebe es in letzter Zeit immer mehr, dass das Studium als eine Art von Bildungsurlaub verstanden wird, bei dem beliebig das Programm gezappt werden kann und den man beliebig verlängern kann - und das ganze soll möglichst noch nix kosten. Da fehlt mir das Verständnis!


    Meint Licht, der (s)ein Studium genossen hat, der im Fakultätsrat und in seinen Ausschüssen mitgearbeitet hat (und der gerade Langzeitstudiengebühren sehr sehr gut (und meistens noch viel zu niedrig) findet...)

  • Gehört nicht hier her, aber LICHT mal ne Frage:
    In manchen Bundesländern wurden Studiengebühren eingeführt, 500 Euronen sind nicht gerade wenig, warum muss man sich dennoch bieten lassen, dass die Ausbildung immer schlechter wird?
    Dabei handelt es sich NICHT um Langzeitstudiengebühren!!


    Was tun, wenn man den normalen Gremien nicht mehr zuhört? Die Fakultätsräte, Ausschüsse, u.a haben die Politik schon mehrmals auf die Missstände aufmerksam gemacht.


    Warum scherst du alle über einen Kamm?

  • Das Kulturprogramm ist, wenn überhaupt, nur Rahmenprogramm. Es soll Interesse wecken und Aufmerksamkeit auf unsere Aktion ziehen.
    Die aktiven Leute, die hier Tag ein, Tag aus sitzen, erarbeiten Lösungen und Wege, wie man sich aktiv einbringen kann, um die Studienbedingungen umzustrukturieren und zu verbessern.
    Ohne Rahmenprogramm wird jedoch ein zu kleiner Teil der Studierendenschaft an die Aktion herangetragen und in dieser Hinsicht kann man dir Recht geben - viele sehen Studium nur als "Bildungsurlaub" - und DAS wollen wir ändern!


    Im Übrigen studieren wir tatsächlich. Wir sitzen nicht nur tatenlos im Audimax rum uns lassen uns berieseln, sondern zapfen uns die Energie und Zeit von der "Freizeit" ab, die praktisch nicht vorhanden ist. Es kommt dabei durchaus vor, dass für viele hier Schlaf ein Luxusgut geworden ist.


    Mit schönen Grüßen,
    Zaniah.



    PS: Zeitnah bedeutet ca. inneralb der dieser und der nächsten Woche.

  • Ich finde die Aktion geil.


    Äh, und ich würd das nun nicht so sehen, als sei das keine Arbeit.
    Im Gegenteil, gerade etwas derart kreatives auf die Beine zu stellen, die Aktionen damit zu untermauern ist schon ziemlicher Arbeitsaufwand.
    Und kratives Denken ist ARBEIT.


    Mit Bildungsurlaub hat das meiner Meinung nach so gar nichts zu tun.
    Und jedem Studenten - wie eigentlich jedem Menschen- sollte die Möglichkeit gegeben werden, die Scheuklappen öffnen zu können und die Chance zu bekommen, an einem breit gefächerten Bildungsangebot teilhaben zu können.


    Je breiter die Bildung, desto offener die Zukunft.


    Und zu Gebühren schweige ich erst mal lieber, das macht mich nur wütend, da es kaum etwas undurchdachteres gibt, als diesen Unsinn, der die Zukunft von vielen Menschen behindert.

  • Zitat

    Original von Foer
    Gehört nicht hier her, aber LICHT mal ne Frage:
    In manchen Bundesländern wurden Studiengebühren eingeführt, 500 Euronen sind nicht gerade wenig, warum muss man sich dennoch bieten lassen, dass die Ausbildung immer schlechter wird?
    Dabei handelt es sich NICHT um Langzeitstudiengebühren!!


    Was tun, wenn man den normalen Gremien nicht mehr zuhört? Die Fakultätsräte, Ausschüsse, u.a haben die Politik schon mehrmals auf die Missstände aufmerksam gemacht.


    Warum scherst du alle über einen Kamm?


    Ich habe erlebt, dass Fakultätsräte Studien- und Prüfungsordnungen erarbeiten und beschließen. Dabei sind immer Studenten eingebunden. Diese Ordnungen werden dem Ministerium zur Genehmigung vorgelegt. Dort werden sie angenommen oder beanstandet. Im ersten Fall ist alles schön. Im zweiten Fall werden zur Beanstandung Vorschläge (!) geliefert, was man ändern kann, denen kann der Fakultätsrat folgen, er kann aber auch selbständig weiterarbeiten und ändern und das Prozedere geht von vorn los... Und in diesem Getriebe - es ist zäh, wie in einer guten Demokratie üblich - können Studenten viel erreichen.


    Foer: 500,- Studiengebühren sind viel Geld - OK, aber Du kaufst doch damit keine Leistung ein, wie beim Aldi!! Es bleibt ein Privileg, dass die Gesellschaft aus Steuermitteln Hochschulen baut, ausstattet und unterhält. Sicher sind die Bedingungen oft nicht optimal - darauf gehört gebührend aufmerksam gemacht - soweit völlig d'accord und es gehört nachgebessert. Aber der Zusammenhang zwischen Gebühren und angeblich nicht erbrachten Leistungen der Länder ist einfach falsch und irreführender Populismus. Und ich finde es sehr befremdlich, wenn schlechte Bildungsmöglichkeiten zwar beklagt werden, die Reaktion darauf aber ein: dann lassen wirs eben ist, statt dass um so mehr Studenten in die zu kleinen Hörsäle drängen, statt dass Studenten auf dem Katheder sitzen, weil sonst kein Platz im Raum ist. Statt dass Studenten mit verbündeten Hochschullehrern Rektoratszimmer für ihr Seminar (!!!) nutzen, weil sonst kein Platz ist etc. Damit würde auch in der Öffentlichkeit deutlich Glaubwürdiger, dass es Euch tatsächlich darum geht, lernen zu können.
    Wenn ihr aber Hörsäle besetzt und damit den Unis die Möglichkeit nehmt, gute Lehrveranstaltungen zu machen, wenn ihr damit andere Studenten am lernen hindert, fehlt mir da jedes Verständnis!! Das liest sich für mich wie Aufmucken zur Belustigung und wie Rebellion als Event.


    Sorry... Und ich denke sehr wohl, dass es hier her gehört, damit Autoren sich auch mit dieser Position auseinandersetzen können.

  • Zitat

    Original von Johanna
    Ich finde die Aktion geil.


    jupp --- Rebellion als Event???


    Zitat


    Und kratives Denken ist ARBEIT.


    wow, ich erstarre vor Ehrfurcht vor so viel Kreativität, Hörsäle zu besetzen und darin zu pennen ... Statt wirklich Kreativität daran zu wenden, wie Bildungschancen erhöht werden, wie Studienbedingungen auch jenseits von Kneipenmeilen und Semesterpartys verbessert werden können. Da gehört die Kreativität hin, dort ist es harte Arbeit - die man am besten gemeinsam mit Professoren und Bildungspolitikern macht ... nur ist das dann weder ne Aktion noch geil, sondern eben: Arbeit, harte Arbeit - und es könnte die Gefahr beinhalten, dass man keinen mehr hat, auf den mans schieben kann und gegen den man polemisieren kann, weil man selbst mit an den Kompromissen gearbeitet hat.

  • Hallo, licht.


    Nicht alles, was im Rahmen der Umsetzung des Bologna-Prozesses installiert, umgestaltet oder neu geschaffen wurde, ließe sich durch "studentische Mitgestaltung" wieder rückgängig machen oder irgendwie adaptieren. Außerdem hat nicht jeder Student die Zeit, zwanzig Jahre lang zu studieren, um die Erfolge der - sehr eingeschränkten - eigenen Mitgestaltung auch genießen zu können. Viele Universitäten komprimieren zuvor achtsemestrige Magister-Studiengänge jetzt in sechssemenstrige Bachelor-Studiengänge. Das ist nur die Spitze des Eisbergs, der vielleicht keinen echten Notstand markiert, aber eine in vielen Fällen durchaus dramatische Situation.


    Es ist immer leicht, sich hinzusetzen und zu behaupten: "Ich habe das damals auch alles gepackt, und es war keineswegs ein Zuckerschlecken." Ja, überfüllte Hörsäle, unzureichende Ausstattungen, ungerechte Prüfungsordnungen usw. gab es auch schon in den Achtzigern. Aber Bologna ist viel mehr als das; der Prozess ist vergleichbar mit der ersten Stufe der unsäglichen Rechtschreibreform, also ein totaler Rohrkrepierer. Dem einfach zu entgegnen, dass man ohnehin eine gehätschelte Elite sei, die sich doch bitte auf den Hosenboden setzen und klaglos arbeiten möchte, wird der Sache einfach nicht gerecht. Ich bin auch kein Freund von Besetzungen und anderen Formen von gewalttätigen Protesten (eine Besetzung ist Gewalt!), aber in diesem Fall halte ich sie tatsächlich für einen der wenigen Wege, die offenstehen, um sehr schnell etwas zu ändern.


    Am Rande bemerkt: Wer sich als Autor für derlei zur Verfügung stellt, sollte sich der Tatsache bewusst sein, dass er sich mindestens des Hausfriedensbruchs schuldig macht. ;-)

  • Ich habe nicht viel Zeit, um alles ausführlich genug zu erklären, aber zwei Sachen möchte ich erwähnen:


    Zu Licht: Wir besetzen das Audimax, aber wir stören nicht die Lehrveranstaltungen, die darin stattfinden. Gut, die Alumni-Feier musste unser Präsidium in einen anderen Raum verlegen, aber wir haben bisher nicht eine einzige Vorlesung gestört. Sowas nennt sich friedlicher Protest. Bevor das hier belächelt wird: Wir machen durchaus auf uns aufmerksam, protestieren, haben Plakate, Infostände und Interviews. Aber auch wir sehen die Schizophrenität darin, um mehr Platz an den Unis zu kämpfen und den gleichzeitig zu blockieren.


    Zu Tom: Es ist kein Hausfriedensbruch, denn obwohl unser Präsidium uns nicht hier drin haben will, gab es öffentlich das Versprechen (wohl aus dem Affekt heraus, aber wir berufen uns darauf), dass wir, solange wir keine LEHRveranstaltungen blockieren, nicht mit Gewalt hier herausgeholt werden. Darum wird das hier nicht geahndet. Die Kulturveranstaltungen sind alle auf 20 Uhr abends gelegt, eine Zeit, zu der es hier kein Lehrangebot gibt.


    Entschuldigt mich, die müssigen Diskussionen zu den Studiengebühren überlasse ich momentan euch. Am wichtigsten ist mir, dass ich sehe, wo mein Geld reinfließt und das ist momentan nicht der Fall.


    Oh, noch was an Licht: Bei uns wurde sozusagen jedes Gremium, in dem Studenten sitzen, an seinen Rechten beschnitten, die Studierenden sind deutlich in der Unterzahl, so dass von Demokratie an der Uni nicht die Rede sein kann.

  • Hallo Tom, sollte das so rüber gekommen sei, als meinte ich kagloses Hinnehmen, wäre der Weg der Wahl, hätte ich mich sehr undeutlich ausgedrückt. Ich befürworte nur andere Formen des Protestes, bei denen deutlich wird, dass es darum geht, dass Studenten lernen wollen -- wie dies deutlich werden soll, wenn man sich (und anderen, was mich am meisten ärgert) der Möglichkeiten dazu beraubt, ist mir wirklich schleierhaft. Beispiele für möglichen Protest hatte ich angeführt.


    Bologna ist oft ein Rohrkrepierer, aber Bologna ist so gut oder schlecht, wie es die jeweilige Hochschule mit oder ohne studentische Mithilfe umgesetzt hat. Ich habe leider einen Stura erlebt, der sich mehr um Partys gekümmert hat als um Bologna und Wohnheimplätze (was jetzt gerade in Jena ein sehr böses Problem ist). Das fällt den Studierenden jetzt heftig auf die Füße, zeigt doch aber an, was wichtig ist: wach sein und mitmachen, wenn es um Entscheidungen geht, selbst wenn man nicht jede Frucht dieser Mühen selbst ernten kann. (anderenfalls müßten wir uns auch nicht wirklich um Klimafragen mühen. WIR werdens wohl gerade noch unbeschadet überleben....)
    Darüber hinaus habe ich erlebt, wie effektiv studentische Mitgestaltung sein kann, als wir im Ausschuss Studien- und Prüfungsordnungen erstellt, überarbeitet etc. haben. Wir haben heftig diskutiert und ich denke, wir haben - gemeinsam - viel erreicht. Da war nichts eingeschränkt, aber es war MITgestaltung, es war eine gemeisame Suche nach Kompromissen in einem Prozess, in dem verschiedene Interessen eine Rolle gespielt haben. Oft waren es Professoren, die da Interessen der Studierenden betont haben, auf die wir selbst so gar nicht gekommen wären. 2 Beispiele: Wir formulierten das Interesse, bei einer Klausur möglichst viele Hilfsmittel nutzen zu dürfen. (auf den ersten Blick verständlich, aber kurzsichtig, wie ich mittlerweile begriffen habe.) Ein Prof. wandte daraufhin ein, dass das schon gehe, dass er dann aber seine Bewertungsmaßtäbe sehr stark anheben müsse, da er ja von der Benutzung der Hilfsmittel ausgehen könne und so dieses Wissen komplett als nicht zu prüfende Voraussetzung werten müsse.... D.h. im Klartext: Er sagt, je mehr Hilfsmittel ihr nehmt, desto strenger werden wir werten. Das hat sich uns sofort erschlossen und wir haben in seinem Statement unser Interesse gewahrt gesehen (auch wenn wirs zunächst nicht erkannt haben).
    Beispiel 2: Die meisten Professoren sorgen sich um den Ruf ihrer Uni -- und sie wollen den Studierenden ein Zeugnis ausstellen, das diesen Ruf auch transportiert um die Chancen der Absolventen zu verbessern (und ihren Ruhm zu steigern).
    Ein gutes Zeugnis für Saalbesetzer hilft vielleicht bei den Grünen... Aber auch da nur vielleicht... Mitarbeit im Stura oder dem Fakultätsrat liest sich dagegen in einer Biographie viel besser.... (und die meisten Unis räumen für mitarbeit im Stura sogar Freisemester ein)


    Es ist wirklich zu leicht, wenn man sich hinsetzt und behauptet, früher gings doch auch. Aber die Forderung nach wirklich kreativem Protest und wirklich kreativer Mitgestaltung der Prozesse halte ich trotzdem für angebracht, geboten und legitim.

  • Hallo, licht.


    Es gibt immer sone und solche, wie meine Mutter zu sagen pflegt. ;-) Auch ich habe während meiner Studienzeit Kommilitonen erlebt, die eher ihre Freizeit genossen als sich ernsthaft mit der Studiererei befasst haben. Solche gibt es in allen Lebensbereichen.


    Was auch immer man zur inhaltlichen Ausgestaltung der Proteste sagen mag oder davon hält - eines kann man ihnen nicht abstreiten: Sie sind erfolgreich. Ein so großes Medienecho hätte es nicht gegeben, wären die von Dir skizzierten Wege beschritten worden. Und so, wie es aussieht, wird auch entsprechend reagiert. Davon abgesehen schließt das eine das andere nicht aus; Protest verneint nicht die aktive Mitgestaltung. Manchmal aber gibt es keine andere Wahl, als kurzfristig und sehr plakativ zu reagieren.

  • Ich gebes zu: das Medienecho bleibt denen vorbehalten, die laut brüllen. Das hat auch durchaus sein Recht.
    Und es ist auch so, dass sich die Medien zu keiner Zeit für die große Masse der vielen kleinen Verhandlungen und Kompromisse interessiert hat, die aber letztendlich doch immer die Veränderungen bewirkt haben.
    So gesehen gehört beides zusammen. Und ich schreibs Dir, lieber Tom, nun auch noch ein letztes mal dazu: Ich bin nicht gegen den (öffentlichkeitswirksamen) Protest, sondern ich stelle die gegenwärtig durch die Presse kommunizierte Form in Frage. Darüber hinaus schlug ich durchaus auch Alternativen vor...


    Und ja: es gibt sone und solche. Deiner Mutter hat durchaus recht. Es gibt auch jetzt Studierende die gern studieren wollen und die sich bemühen, Veränderungen durch konstrukitves Mitarbeiten zu erreichen. Und es gab schon immer die, die lieber in Hippieklamotten Hörsäle besetzt haben und Krawall geschlagen haben - wogegen?? - egal, hauptsache laut. Und dann gibs immer noch die:


    Zitat

    Ich finde die Aktion geil.


    Endlich mal was los -- Wir machen Party mal anders ...



  • So ganz verstanden, was ich eigentlich sagen wollte, hast Du nicht, oder?


    Was das mit einem Event zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht so ganz.
    Eine Aktion die bewegt, die Leute aufrüttelt und auch endlich mal zum nachdenken anregt ist geil, aber damit kein Event!


    Events sind für mich Feiern u.ä., aber bestimmt keine Aktionen, die eine Veränderung herbeiführen sollen. Aber vermutlich sind für Dich Events dann etwas anderes?
    Auch weiß ich nicht, was Kneipentouren mit einem besetzten Audimax zu tun haben, warst Du da und hast Bier ausgeschenkt?



    Und ja, es IST kreativ, sich Gedanken darüber zu machen, welche Methode wirkungsvoll ist, auf die Mißstände aufmerksam zu machen, die sich von allein garantiert nicht lösen und von den Zuständigen aus alter Gewohnheit auch lieber ausgesessen werden - ist ja auch so viel leichter.


    Schlimmer find ich persönlich die Studenten, die gar nichts tun, hab ich hier in HH oft genug erlebt.
    Die, die denken, es betrifft sie nicht, wieso sollen sie etwas tun.
    Die, die nicht einmal darüber nachdenken, sich mit dem Thema nicht einmal auseinandersetzen, da sie scheuklappenmäßig durch ihr Studium rauschen und bloß nicht sehen wollen, was es außer ihrer "Studienfachwelt" noch geben könnte.



    Und Arbeit ist es ebenfalls, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, sich Gedanken darüber zu machen, wie sich die Situationen ändern kann.
    Wenn die Aktion des besetzten Audimax dazu führt, daß sich beide Seiten zusammensetzten und gemeinsam mit der Problematik auseinandersetzten, nicht nur "von oben" bestimmt wird, ist sie erfolgreich.

  • Mein rationales Ego stimmt Licht zu.
    Andererseits, diese Bilder, die entstehen, wenn ich mir die Studenten mit ihren Transparenten im Audimax vorstelle ... wie sie brav da sitzen, ganz leise, damit sie niemanden stören ... und dann abends ein Kulturprogramm genießen ...
    Ich weiß nicht, ob ich es als "geil" bezeichnen würde, aber es ist dermaßen "typisch deutsch", dass es in seiner Niedlichkeit schon wieder cool ist ...
    :wave

  • Ich habe das Gefühl, dass einige der Professoren und Dozenten, die für die Medien interviewt werden, viel wohlwollender auf die Proteste reagieren, als manche Studenten. (Ich muss dazu sagen, dass ich bei keiner dieser Aktionen war und auch nicht hingehen werde, weil ich 1. keine Zeit dafür habe und 2. mich die Bachelor-Schwierigkeiten nicht betreffen, da ich noch auf Magister studiere.)


    Viele dieser Professoren und Dozenten denken sich wahrscheinlich: ach Gottchen, DAS nennen die Protest? Na, da haben wir uns vor 40 Jahren aber ganz anders verhalten. Die ist ja noch harmlos, die heutige Jugend.


    Wie gesagt - nur mein Eindruck. Um meine Meinung zu den Protesten hier zu schreiben, habe ich gerade leider keine Zeit. Muss weiterarbeiten, damit ich mein Studium möglichst zeitig abschließe, wie es die allermeisten heute wohl versuchen - bei dem Arbeitsmarkt ...


    Selten hat es wohl eine Generation von Studenten gegeben, die sich so beeilt haben und so viele Praktika nebenher absolviert haben etc. Und selten wohl welche, die so brav uns spiesig waren. Was kann sich diese Generation schon anderes leisten?


    Ich gönne es den Kinners, die gerade vom Gymnsasium kommen und sonst noch nichts erlebt haben. Sollen sie ruhig etwas demonstrieren. Ist auch 'ne Erfahrung. Davon können sie dann später ihren Kindern und Enkeln erzählen. Viel Spaß und Freizeit werden die armen Bachelor-Studenten nach diesen Protesten eh nicht mehr haben, wenn sie wieder zurück am Schreibtisch sind.


    Jetzt schweife ich doch ab. Schluss damit und weitergearbeitet.

  • Hallo Zaniah,


    hätte große Lust dazu (und die prinzipiellen Möglichkeiten) - die Situation ist mir nicht ganz unbekannt, aus einer solchen Aktion gegen Studiengebühren ist in den späten 80ern in Hannover die Kulturzeitschrift "Positionen" entstanden, die ich dann zeitweise mit herausgegeben hatte. Die gab es immerhin fünf Jahre lang und hatte zuletzt Redaktionen in Wien und Berlin.


    Schreib mir einfach wegen Terminabsprache eine PM, vor nächster Woche wird das aber nichts.


    Grüße,
    die Nudelsuppe