"Der Bastard von Tolosa" - Ulf Schiewe

  • Tanzmaus, Deinem letzten Satz kann ich mich nur anschließen. Ich habe jede Seite genossen. Mich haben weder der männliche Ich-Erzähler gestört, noch die Zeitsprünge, im Gegenteil. Ich fand die Perspektive und seine Gedanken interessant. Die Liebesgeschichte ging mir unter die Haut und das Provenzalisch habe ich aufgesogen. Da ich lange auf Korsika gelebt habe und meine Heimatstadt in der Provence eine Partnerstadt hat, habe ich mich absolut "zu Hause " gefühlt.


    Die Handlung fand ich herrlich komplex und weg vom üblichen Schema. Ich hoffe, dass Ulf bald etwas nachlegt, aber das werden wir im anderen Forum ja erfahren. ;-)

  • Ulf Schiewe ist mit diesem Roman ein toller Erstling gelungen.
    Zu Beginn hat mir aufgrund von einigen Längen die Spannung gefehlt und ich war schon nahe daran, das Buch aufzugeben, über Kreuzritter und dergleichen habe ich wirklich schon ausreichend viel gelesen, dann aber kehrt der Held des Buches zurück in sein Land und eigentlich wurde für mich das Buch erst dann richtig spannend und ich habe es mit Genuss gelesen.
    Tolles Werk und noch heuer erscheint ja ein neues Buch von Ulf Schiewe, steht schon auf meinem Wunschzettel.


    LG Hedwig :wave

  • Lange habe ich dieses Buch nicht richtig beachtet und mehr durch Zufall bin dann doch dazu gekommen es mal anzulesen. Dann gab es kein Halten mehr.
    Lasst Euch nicht abschrecken davon, dass es 930 Seiten dick ist. Hier ist wirklich keine Seite zuviel. Keinen Satz möchte ich missen und ich war am Ende traurig, dass der Roman nicht noch weiter ging.
    Man wird mit der ersten Zeile hineingesaugt in eine hervorragend erzählte, dicht gewebte Geschichte in der der Held Jaufré sich nach langen Jahren im Heiligen Land entschließt, wieder in die Heimat zurückzukehren und zu versuchen etwas Seelenfrieden und Ruhe zu finden von all dem Krieg und Blut in seinem Leben.
    Es handelt sich also keineswegs um ein Buch nur über den Heiligen Krieg um Jerusalem und keine Angst vor zu vielen Schlachten und Kämpfen. Die gibt es natürlich auch aber nach dem ersten Teil nehmen sie stark ab und die Handlung wird dann geprägt vom abenteuerlichen Versuch Jaufrés seine Burg wieder in Besitz zu nehmen und seine familiären Bande zu entwirren und zu festigen.


    Ich empfand die Sprache als sehr bildgewaltig und doch nicht aufdringlich, als einfühlsam, wo dies von Nöten und kühl genau, wo Grausames zu beschreiben war. Die Charactere der Personen waren farbig und voller menschlicher Facetten und erlangten Tiefe durch ihre Vielschichtigkeit und die lebhaften Dialoge. Hier gefielen mir auch die provencialischen Brocken, die den Leser erinnern, wo man sich befindet und die nicht jedes Mal wörtlich übersetzt werden mussten, um ihren Charme zu verbreiten.
    Es ist ein Buch, das mit Sicherheit mehr Männern gefällt wie Frauen, da hier ein Mann die Hauptrolle spielt und es einige Tote zu verzeichnen gibt und Grausamkeiten geschehen, die zu Herzen gehen; vor allem, wenn sie liebgewonnene Figuren betreffen. Dennoch ist es eine Geschichte auch von der Liebe und den Verwirrungen der Gefühle, von Sehnsucht nach Heimat und dem Wunsch im sicheren Hort einer Familie zu leben. Mir war Jaufrè ein guter Freund und seine Erlebnisse haben mich eine Woche lang Tag und Nacht gefangen genommen und ließen mich einen dicken Schmöker an alle nur erdenklichen Orte mitschleppen, was sonst gar nicht meine Art ist.


    Nebenbei bemerkt habe ich vor kurzem den Autor Ulf Schiewe persönlich kennengelernt und als einen sehr symphatischen Menschen mit einem hochinteressanten Lebenslauf kennengelernt, der voller Begeisterung in den Stoff seiner Bücher eintaucht und mit Leidenschaft über seine Recherchen und die Jagd nach Fakten und Anekdoten und nach spannenden Schauplätzen und Figuren erzählt. Und ich habe mich nicht nur gefreut, dass ich jetzt noch sein zweites Werk auf meiner Liste habe, sondern dass er auch schon Pläne schmiedet für nachfolgende Bücher, die ich sicherlich diesmal sofort kaufen und lesen werde, wenn sie denn herauskommen.


    Für mich war es bis jetzt mein Halb-Jahres-Highlight. 11 von 10 Punkten. :-]

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von beowulf
    Kann mir mal jemand erklären, warum ich dieses Buch jetzt erst gelesen habe?
    Ich kann mich hier den lobenden Worten nur anschließen.


    keine Ahnung, aber es gibt noch ein weiteres Buch von Ulf



    und


    im November erscheint dann das dritte Buch :freude :

  • Ich bin auch erst spät auf das Buch bzw. den Autor gekommen und finde das gar nicht schlimm, denn dann hatte ich den Lesespaß eben erst jetzt.
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Die Charaktere waren fast alle ganz nach meinem Geschmack, die Story sowieso. Keine Seite habe ich mich gelangweilt, auch wenn man natürlich ahnen konnte, worauf das Ganze hinausläuft.
    Wenn mich eine Geschichte so anspricht und mich unterhält, dann suche ich in einem Unterhaltungsroman ganz sicher nicht nach sprachlichen oder stilistischen Stolperern. Man könnte sie finden, ja, da stimme ich manchen zu. Zumindest im Nachhinein. Denn wenn ich so gut unterhalten werde, dann überlese ich so etwas ganz einfach.


    Mir hat es richtig gut gefallen, nicht mein letztes Buch von Ulf Schiewe.

    Viele Grüße
    Shirat


    Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere. (Groucho Marx)