'Roman eines Schicksallosen' - Seiten 277 - Ende

  • Ich habe das Buch gerade zu Ende gelesen.
    Aber dieser ganze Stoff muss sich erstmal setzen. Ich werde mich später nochmal melden.

    Herzlichst, FrauWilli
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    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • @ Herr Palomar


    Nein, das war mein erstes Buch von ihm.
    Ich habe gestern mal bei amazon nachgeschaut und habe diese beiden näher ins Auge gefasst:


    Nach "Roman eines Schicksallosen" und "Kaddisch für ein nicht geborenes Kind" liegt mit "Fiasko", dem Mittel- und Herzstück, die "Trilogie der Schicksallosigkeit" vollständig vor. (amazon)


    Hast du diese beiden gelesen und handelt es sich dabei tatsächlich um eine Trilogie? Dann würde es ja Sinn machen diese anschließend zu lesen.

    Herzlichst, FrauWilli
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    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Auch für mich ist dies das erste Buch von Imre Kertesz, aber ich kann mir gut vorstellen, dass ich noch weitere lesen möchte.
    "Roman eines Schicksallosen" hat mich doch sehr beeindruckt.


    :wave

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Ich habe die DVD Fateless jetzt gesehen. Da Imre Kertesz das Drehbuch geschrieben hat, ist die Handlung nahe am Roman, es sind jedoch teilweise andere Akzente gesetzt, um die filmischen Mitteln (zum Beispiel anhand von ungewöhnlichen Kamerafahrten, Einsatz von Zoom, symbolischen Gesten oder Körperhaltungen) besser einsetzen zu können. Die Perspektive ist auch etwas anders, im Gegensatz zum Buch wird die Sicht aus Györgys Blickwinkel zugunsten anderer Szenen öfter abgelöst.
    Dadurch entsteht im Film ein gänzlich anderer Ton als im Buch. Der Film folgt außerdem einer eigenständigen Dramatik im szenischen Ablauf.
    Einige wenige Szenen sind mit einer Off-Stimme gesprochen, diese stammen direkt aus dem Roman, so auch die ersten Sätze und die letzten Sätze..
    Die Musik von dem bekannten Filmkomponist Ennio Morricone unterstützt die ruhigen Bider des Films.
    Es ist erschreckend jetzt auch in Bildern zu verfolgen, wie der Protagonist körperlich mehr und mehr zerfällt. Hunger und Schwächung sowie Schikanen zermürben ihn. Der Innerlichkeit des Buches wird hier die Äußerlichkeit zugefügt.


    Es empfiehlt sich vielleicht nicht, den Film unmittelbar nach dem Lesen anzusehen, ansonsten ist der Film sehr empfehlenswert.
    Der Film dürfte auch für am Stoff Interessierte gut geeignet sein, die den Roman aufgrund seines Stils nicht lesen mögen oder können.


    Die veränderte Sichtweise macht den Film aber auch für die Leser des Romans sehenswert.

  • Dies war mein erstes Buch von I. Kertész. Daran werde ich eine Weile zu knabbern haben. Sollte mir ein weiteres Buch von ihm über den Weg laufen, zum Beispiel auf Floh- oder Weihnachtsmärkten, würde ich es kaufen. Wie schnell ich es dann lesen könnte, weiß ich nicht.


    Wie es zur wundersamen Rettung des Jungen nach dem Transport von Zeitz zurück nach Buchenwald kam, habe ich nicht verstanden. Ich vermute aber mal, eine gute Seele hat ihn mitgenommen ?(


    Zum Abschluss dieses Buches habe ich mir 2 (An-)Sätze notiert, die mir zumindest den Titel der Geschichte erklärt haben:


    "Auch ich habe ein gegebenes Schicksal durchlebt. Es war nicht mein Schicksal, aber ich habe es durchlebt -"


    "Ich und kein anderer hat meine Schritte gemacht, und ich behaupte, mit Anstand."


    Nichts mehr zu spüren von einem 15-, mittlerweile 16-Jährigen. Die Aussage, man könne sein Leben nicht neu beginnen, sondern nur das alte fortsetzen, finde ich gut und gesund. Man hat zum Schluß des Buches das Gefühl, dass er sein Leben leben wird.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Zitat

    Original von killerbinchen
    Wie es zur wundersamen Rettung des Jungen nach dem Transport von Zeitz zurück nach Buchenwald kam, habe ich nicht verstanden.


    An einer Stelle wurde mal gesagt, dass er auf einen LKW geworfen wurde.
    Ich vermute, wegen dem kranken Knie und der damit verbundenen Arbeitsunfähigket wurde er gezielt von Zeitz zurück nach Buchenwald gebracht.
    Dort erlebte er dann die Befreiung des Lagers durch die US-Truppen.
    Amerikaner nehmen ihn auf einen LKW zusammen mit anderen Ungarn ein Stück mit Richtung Osten. Von da aus ging es auf Lastwagen, Fuhrwerken, zu Fuß und mit öffentlichen Verkehrsmittel zurück in die Heimat.

  • Ja, ich weiß; ich meinte die Stelle, als er mit dem Zug von Zeitz zurück nach Buchenwald gebracht wird und dann ewig draußen auf dem Boden liegt (er war da m. E. auch schon mehr tot als lebendig). Die Körper um ihn herum werden auf Schubkarren geworfen. Sein Zimmernachbar sagt sogar noch "ich pro-tes-tiere"... wie er das immer gemacht hat. Und der, der die Körper aufsammelt sagt "Was, Du willst immer noch leben?"


    Und Györki weint, als er die Suppe riecht, aber da liegt er schon zusammen mit den anderen Körpern auf der Karre. Und von da aus geht´s dann sofort auf die Krankenstation.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Was mir noch einfällt, ist, dass es mir überhaupt nicht gefallen hat, wenn er von sich selber immer sagt, "hm, ja, stimmt, ich bin Jude und deswegen ist mein Blut nicht rein und die Ungarn mag man aus dem und dem Grund nicht, da gebe ich ihm recht" usw. usf.


    Gar nicht gefallen. Ging es Euch auch so oder ist Euch das nicht aufgefallen?

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • @ Herr Palomar
    vielen Dank für die Beschreibung des Films. Ich dachte mir das schon, dass man den nicht direkt nach dem Buch anschauen kann/sollte. Hätte ich auch glaube ich garnicht gemacht. Ich bin sowieso schwer am überlegen ob ich mir das antue.


    Mir geht dieses Geschichte einfach nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder mal fällt mir etwas ein und ich bin froh wenn dann jemand in meiner Nähe ist und ich das dann einfach sagen kann wie es mir in den Kopf schießt, ohne groß überlegen zu müssen.
    Ich habe meinem Mann einiges davon erzählt und er möchte das Buch jetzt auch lesen. Find ich richtig gut.


    @ killerbinchen
    so richtig gefallen hat mir das auch nicht. Aber man muss sich mal überlegen was die Leute alles erdulden mussten, da war doch das Selbstbewußtsein im Keller und vielleicht ließ sich das alles "leichter" verstehen wenn man sich immer wieder sagte "kein Wunder dass mir das passiert ich bin ja nicht rein; ich bin Jude usw.


    Meinst du die Stelle wo er denkt "ein bißchen möchte ich noch leben in diesem schönen Konzentrationslager" ?


    Ich habe mir in der Zwischenzeit noch zwei weitere Bücher von ihm gekauft.
    Irgendwie drängt es mich diese sofort zu lesen. Aber ich merke immer wieder im Laufe des Tages wie sehr ich noch von dieser Geschichte belegt bin.


    Edit: Ich habe mir Kaddisch für ein ungeborenes Kind gekauft und wollte eigentlich Fiasko dazu bestellen. Habe aber versehentlich "Ich - ein anderer" gekauft. Na ja, muss ich eben Fiasko auch noch kaufen.

    Herzlichst, FrauWilli
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  • Zitat

    Original von killerbinchen
    Was mir noch einfällt, ist, dass es mir überhaupt nicht gefallen hat, wenn er von sich selber immer sagt, "hm, ja, stimmt, ich bin Jude und deswegen ist mein Blut nicht rein und die Ungarn mag man aus dem und dem Grund nicht, da gebe ich ihm recht" usw. usf.


    Gar nicht gefallen. Ging es Euch auch so oder ist Euch das nicht aufgefallen?


    Ich muss zugeben dass mir das nicht so aufgefallen ist.
    Ich könnte mir vorstellen, dass seine Einstellung daran liegt, dass er sich vorher nicht in erster Linie als Jude betrachtet hat. Die Familie war ja anscheinend nicht religiös praktizierend.
    Auch zuletzt sieht er sich nicht so. Auf Seite 283 denkt er, was er seiner Schwester jetzt sagen könnte, was es bedeutet "Jude" zu sein:

    Zitat

    nichts, für mich nichts...

  • Zitat

    Original von FrauWilli
    vielen Dank für die Beschreibung des Films. Ich dachte mir das schon, dass man den nicht direkt nach dem Buch anschauen kann/sollte. Hätte ich auch glaube ich garnicht gemacht. Ich bin sowieso schwer am überlegen ob ich mir das antue.


    Ich würde es zwar nicht unbedingt empfehlen, aber mir persönlich hat es eigentlich nichts ausgemacht, den Film unmittelbar nach dem Buch zu sehen. Es ist ein gut gemachter Film mit einer außergewöhnlichen guten Schauspielerleistung von Marcell Nagy als György Köves. Auch Aron Dimeny als Bandi Citrom war bemerkenswert.
    Ob Daniel Craig als amerikanischer Sergant am Schluß noch unbedingt auftauchen musste, weiss ich aber nicht.

  • Zitat

    Original von FrauWilli
    Meinst du die Stelle wo er denkt "ein bißchen möchte ich noch leben in diesem schönen Konzentrationslager" ?


    Ja, und ein kleines Stückchen davor; irgendwie ist die Stelle für mich total "verwischt"... ich habe nochmal versucht, sie zu lesen, aber irgendwie fehlt da was, soll aber wohl so sein.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Zitat

    Original von killerbinchen


    Ja, und ein kleines Stückchen davor; irgendwie ist die Stelle für mich total "verwischt"... ich habe nochmal versucht, sie zu lesen, aber irgendwie fehlt da was, soll aber wohl so sein.


    Ich kann mir das nur mit seiner Krankheit erklären und dass er einfach so garnicht mehr bei Sinnen war, wahrscheinlich hat er die Dinge auch nicht mehr zusammenhängend erlebt/gesehen :gruebel

    Herzlichst, FrauWilli
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  • so ein ganz anderer Roman zum Thema Holocaust, der mir sicher noch eine Weile nachgehen wird


    in nur einem Jahr wird aus dem naiven Jungen ein philosophierender Mann (nach der Heimkehr mit Steiner und Fleischmann), fast taten mir die alten Männer leid

  • Das Ende fand ich sehr bedrückend. Alle wollten erfahren was Imre so alles erlebt hat, was ja auch verständlich ist. Aber keiner konnte oder wollte nachvollziehen, wie schlimm es wirklich gewesen sein muss. Da kommt nur der lapidare Satz, dass Imre jetzt ein neues Leben anfangen könne.