Kinder- und Jugendliteratur - ein paar Fragen

  • hallo Ihr Eulen,


    heute ging es in meinem Uni-Seminar über Kinder- und Jugendliteratur über den Stellenwert derselben in der Gesellschaft.


    Die Dozentin sagte, dass es Kinder- und Jugendbuchautoren nach wie vor schwer haben, sich als "richtige" Autoren bezeichnen zu dürfen. Von vielen Seiten werden sie wohl mild belächelt und ihre Werke als "Kindereien" oder "ganz leicht zu schreiben" abgetan.
    Die Ausnahme bilden ihrer Meinung nach Autoren, die sowohl für Kinder als auch für Erwachsene schreiben, denn die sind in der Gesellschaft aufgrund ihrer Erwachsenenliteratur schon höher angesiedelt.


    Wie seht Ihr das? Welchen Stellenwert nimmt Kinder- und Jugendliteratur für Euch ein??


    Ich finde, dass es gerade sehr schwierig ist, für Kinder zu schreiben, weil Kinder meiner Meinung nach oftmals sehr viel kritischer sind als Erwachsene und ein Buch ganz schnell in die Ecke pfeffern, wenn es ihnen nicht gefällt.
    Und es ist bestimmt auch sehr schwer, die richtige Mischung zu finden damit das Buch kindgerecht in der Formulierung ist und den Leser trotzdem gefangen nimmt und mitreißt.


    Mich wundert es auch, dass die KiJuLi angeblich so schlecht abschneidet und in der Gesellschaft als "niedere Literatur" abgestempelt wird. Bücher für Kinder und Jugendliche sind doch eigentlich sehr wichtig und ich bin froh, dass es so ein gesondertes Genre für Kinder gibt.


    Und noch was anderes, was wir auch heute angesprochen haben:


    Findet Ihr es gut oder schlecht, wenn die Eltern, Lehrer oder Erzieher den Kindern die Bücher aussuchen, die sie lesen sollen?
    Ich kann mich nicht so recht festlegen. Aber ich glaube, dass es doch ganz normal ist, dass man von älteren Bezugspersonen ein gewisses Leseverhalten vorgelebt bekommt und dieses vielleicht auch übernimmt. Natürlich bildet sich mit der Zeit auch jedes Kind seinen eigenen Literaturgeschmack heraus, das finde ich sehr gut und wichtig.
    Aber muss nicht jeder Mensch am Anfang ein paar Tipps bezüglich seiner Lektüre bekommen? Eigentlich machen wir hier im Forum ja zum Teil auch nichts anderes als uns Tipps und Leseempfehlungen zu holen.


    Was denkt Ihr über einen Literaturkanon für Kinderliteratur? Sollte es eine Liste mit Büchern geben, die Kinder nach Ansicht von Fachleuten gelesen haben müssen, genauso wie es ja auch schon für Erwachsenenliteratur solch einen Kanon gibt??


    Grüblerische Grüße! :wave:gruebel

    Neue Bücher riechen so gut - man kann am Geruch förmlich merken, wie schön es sein wird, sie zu lesen.
    [Astrid Lindgren: "Die Kinder aus Bullerbü"]

  • Hallo capesider,


    sehr interessantes Thema.


    Woher Deine Dozentin diese Info hat, weiß ich nicht und ebenso wenig, ob es denn wirklich zutrifft. Ich stelle es mir nicht leicht vor, Bücher für Kinder und Jugendliche zu schreiben.


    Mit Kinderbüchern kenne ich mich nicht aus, ich kenne nur ein paar Jugendbuchautoren, aber ich würde mir nie anmaßen, sie zu belächeln, so wie ich sowieso nie einen Autor belächeln würde, denn selbst der in meinen Augen schlechteste hat zumindest schon ein Buch geschrieben - ich nicht :-(.


    Ich finde, daß Eltern ihre Kinder sanft, beharrlich, geduldig, häufig, liebevoll zum Lesen anhalten sollten. Ohne Erpressung, ohne Strafe, aber dadurch, daß sie Kinder neugierig machen auf Bücher, sich mit ihnen hinsetzen, ihnen Büchereien und Buchhandlungen zeigen.


    Ich würde meinen Kindern schon eine gewisse Orientierung geben, einfach weil Kinder nicht so leicht wie ich im Internet suchen können, mit Buchhändern reden können etc - kurz einfach nicht so viele Informationsquellen an der Hand haben. Ich würde als Elternteil verschiedene Genre antesten und meinem Kind ein Auswahl davon geben - also Tiergeschichten, Fantasy, historische Erzählungen, Märchen, etc. etc. - je nach Alter und Buchangebot. Von allem etwas, um dem Kind ein breites Spektrum zu präsentieren und ihm zu zeigen, was man mit Wörtern und Bildern alles machen kann. Danach würde ich meinem Kind jedoch eher zeigen, wie es sich selbst Bücher beschaffen kann und es selbst experimentieren lassen - natürlich immer zur Verfügung stehen, wenn mein Kind Fragen oder Tipps will.


    Ein Buchkanan für Kinder und Jugendliche? Warum nicht. Was dann allerdings da rein soll, ist schwierig. Ich sehe so einen Kanon - bei Kindern, Jugendlichen und auch bei Erwachsenen nicht als "gelesen haben sollte", sondern als breites Angebot zum "Lesen können". Ich mag dieses "sollte und muß" dahinter nicht.


    Aber ich würde auf so eine Liste für Kinder schon Bücher wie "die Schatzinsel, Robinson Crusoe, Bibel für Kinder, Rainer M. Schröder, Grimms und Andersons Märchen, Michael Ende, Jules Verne etc. etc. setzen. Da ich nur wenig Kinder- und Jugendbuchautoren kenne, ist das natürlich nur ein klitzebißchen.


    Aber wir können ja mal gemeinsam (die, die wollen) - rein spaßeshalber - einen solchen Kanon aufstellen und dann den Kindern als Versuchskaninchen geben :grin.


    :wave

  • Zitat

    Original von Capesider
    Die Dozentin sagte, dass es Kinder- und Jugendbuchautoren nach wie vor schwer haben, sich als "richtige" Autoren bezeichnen zu dürfen. Von vielen Seiten werden sie wohl mild belächelt und ihre Werke als "Kindereien" oder "ganz leicht zu schreiben" abgetan.
    Die Ausnahme bilden ihrer Meinung nach Autoren, die sowohl für Kinder als auch für Erwachsene schreiben, denn die sind in der Gesellschaft aufgrund ihrer Erwachsenenliteratur schon höher angesiedelt.


    Ich nehme an, die Dozentin sieht das anders -- aber es stimmt schon: Das ist eine weitverbreitete Ansicht: Die Honorare sind schlecht, da die Umsätze niedrig sind, und die Vorgaben sind oft aberwitzig blöde, die Auflagen sind klein und die Laufzeit der Bücher dadurch nur kurz. Kinder- und Jugendliteratur spielt im Literaturmarkt nur eine sehr kleine Rolle -- und leider wird hier nur ökonomisch gerechnet.
    Hinzukommt, daß die Hauptzielgruppe für Kinder- und Jugendliteratur in den seltensten Fällen die Kinder und Jugendlichen sind, sondern diejenigen, die Bücher für Kinder und Jugendliche kaufen. Was letztendlich idiotisch ist, da man nicht den Kindern Anreize für Bücher gibt, sondern aufgrund einer Ausrichtung an die Vorstellungswelt, die Erwachsene von Kindern haben, gerade die Kinder eher davon abschreckt.


    Zitat

    Wie seht Ihr das? Welchen Stellenwert nimmt Kinder- und Jugendliteratur für Euch ein??


    Extrem wichtig!
    Kinder sind nicht kritischer -- das ist ein verbreiter Mythos. Wenn man sich anschaut, was Kinder restlos begeistern kann, dann erweist sich, daß ihre Kritikfähigkeit eher noch entwicklungsbedürftig ist. Das einzige Kriterium ist "Spaß". Aber dafür sind sie ja Kinder!
    Jugendliche hingegen neigen entwicklungsbedingt zu einer geradezu ziellos überkritischen Haltung. Es wird kritisiert um des Kritisierens willen. Auch das ist ein wichtiger Entwicklungsschritt, der sich bei den meisten legt. Es ist die Phase, in der die eigenen Kriterien erprobt werden.
    Allerdings haben Kinder und Jugendliche weitaus weniger Geduld mit ihren Beschäftigungen. Angesichts der rasanten und die Aufmerksamkeit absorbierenden und bequemen audiovisuellen Medien haben es Bücher gleich noch schwerer.


    Zitat

    Mich wundert es auch, dass die KiJuLi angeblich so schlecht abschneidet und in der Gesellschaft als "niedere Literatur" abgestempelt wird. Bücher für Kinder und Jugendliche sind doch eigentlich sehr wichtig und ich bin froh, dass es so ein gesondertes Genre für Kinder gibt.


    Da die Kinder- und Jugendliteratur mehrheitlich auf die Zielgruppe "Mutter, Tante, Oma" abzielt, ist sie weder von der Aufmachung noch vom Inhalt her auf Kinder und Jugendliche zugeschnitten. Hier werden weitestgehend die Vorstellungen der Erwachsenen bedient.
    Die stimmen allerdings selten wirklich mit der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen überein.


    Zitat

    Findet Ihr es gut oder schlecht, wenn die Eltern, Lehrer oder Erzieher den Kindern die Bücher aussuchen, die sie lesen sollen?


    Offen gestanden bin ich in dieser Frage sehr gespalten. Ich halte grundsätzlich nichts davon, daß Kindern Bücher nach Kriterien ausgewählt werden, die mehr den Vorstellungen der Erwachsenen entsprechen als der Lebenswelt der Kinder. Andererseits gibt es den erzieherischen Aspekt, nachdem Kindern zunächst die entsprechende Kritikfähigkeit im Umgang mit dem Medium Buch lernen müssen, und dazu benötigen sie ein wenig Anleitung.
    Es ist ein Abwägen, bei dem sich die Erwachsenen -- vor allem die Erziehenden -- so früh wie möglich so weit wie möglich zurückziehen sollten. Wenn ein Kind nicht über Micky Maus hinauswill, wäre es dumm, es zu bedrängen -- dann wird es nur störrisch. Wenn es mit 6 Jahren nach Gedichten greift, dann sollte man es unbedingt lassen, wenn es "Erwachsenenbücher" lesen will, ebenfalls -- es legt sie von sich aus weg, wenn es überfordert ist. Aber es hat zumindest schon mal hineingeschnuppert.


    Zitat

    Aber muss nicht jeder Mensch am Anfang ein paar Tipps bezüglich seiner Lektüre bekommen? Eigentlich machen wir hier im Forum ja zum Teil auch nichts anderes als uns Tipps und Leseempfehlungen zu holen.


    Solange diese Tips Tps sind und keine Vorgaben, solange die Lektüre nicht zensiert, Dinge, für die das Kind sich interessiert, nicht bewußt vorenthalten werden, ist das in Ordnung. Wenn man als Erwachsener ein Problem mit den Lektüren des Kindes hat, dann ist das vor allem ein Problem des Erwachsenen!
    BTW: Über Probleme kann man reden. Und man kann gerade von seinen Kindern lernen!


    Zitat

    Was denkt Ihr über einen Literaturkanon für Kinderliteratur? Sollte es eine Liste mit Büchern geben, die Kinder nach Ansicht von Fachleuten gelesen haben müssen, genauso wie es ja auch schon für Erwachsenenliteratur solch einen Kanon gibt??


    Das "Müssen" finde ich persönlich krank! Wer bestimmt denn das? mit welchem Recht? Okay, bei einem Literaturstudium kann ich den Ansatz nachvollziehen, aber schon da war mir die Auswahl oft merkwürdig vorgekommen.
    Einen "Kanon" würde ich für falsch erachten, eine Empfehlungsliste würde ich jedoch wirklich begrüßen.
    Aber wie gesagt: Wer sucht aus? Nach welchen Kriterien werden diejenigen bestimmt? Wer bestimmt sie? Nach welchen Kriterien wird ausgesucht? Wer legt die Kriterien fest? usw. usf.


    Ich habe für unsere Autorengruppe mal eine Liste von Leseempfehlungen aus der Weltliteratur (PDF-Datei!) zusammengestellt. Das ist eine rteine Empfehlungsliste, kein Pflichtkanon.
    Etwas in der Art, basierend auf den möglichst begründeten Vorschlägen vieler Menschen, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, wäre ein schönes Projekt. UNd natürlich wäre ich neugierig, was dabei herauskäme ...

  • Ich kann hier nur als "Vorleserin" von Kinderbüchern für Vorschulkinder mitreden, habe aber manchmal den Eindruck, dass die Bücher schlecht oder gar nicht lektoriert worden sind. Das würde ja auch etwas über den Stellenwert von Kinderbüchern innerhalb der Verlage aussagen.


    Wie kann man in einem Bilderbuch für 2-3jährige laufend und ausschließlich den Ausdruck "Fahrbahn" anstelle von "Straße verwenden? Das versteht doch kein Kind! Und sowas ist kein Einzelfall.


    Rosina

  • Hallo Capesider,


    als gerne lesende Mutter von zwei erwachsenen Söhnen meine ich zu Deinen Fragen, daß Kinder- und Jugendbuchautoren sogar eine Menge zur Literaturlandschaft und ihren Veränderungen beitragen - sogar viel eher als Autoren von Büchern, die nur für Erwachsene geschrieben worden sind.


    Beispiele?


    J.R.R. Tolkien, Michael Ende, Cornelia Funke, Ralf Isau, Kai Meyer, Rowling etc. etc....sogar der von mir nicht so geschätzte Wolfgang Hohlbein (Schreibstil, Spannungsbogen)...sie alle haben mit Büchern für Kinder und Jugendliche angefangen und ich denke, da gibt es noch eine ganze Menge mehr.


    Auf mich macht das den Eindruck, als ob gerade Autoren, die für Kinder und Jugendliche schreiben, eine ganze Menge mehr "drauf" haben, als die Eintopfmischenden Schriftsteller, die für Erwachsene schreiben - Kochrezept: ein bißchen Sex, ein bißchen Crime, ein bißchen Gesellschaftskritik...aber davon bitte nur eine Prise, sonst könnte man sich ja wiedererkennen... :grin und schon wäre der Erfolgsroman fertig?


    Betrachtet man dagegen die Kinder- und Jugendbuchautoren, die ja gar nicht so selten ganze Lawinen in der Leselandschaft ausgelöst haben, Genres erst regelrecht erzeugt haben, kommt man doch ins Grübeln.


    Die Ursache liegt m.E. darin begründet, daß Kinder und Jugendliche aufgeschlossener sind gegenüber Neuem, nicht so ein- und festgefahren, wie wir Erwachsene, keine Angst haben, auch mal etwas Neues zu probieren und zu denken. Die Vorurteile noch nicht so fest verwurzelt sind.


    Ein Seminarleiter sagte mal etwas in bezug auf Vorurteile, was mir sehr imponiert hat und einleuchtete:


    Er meinte, man solle sich Vorurteile immer als Haupt-Schubladen im Kopf vorstellen und benötige sie auch als Grundgerüst sozusagen, woran man sich erstmal festhalte. Vorurteilslose Menschen gäbe es gar nicht!


    Wichtig sei nur eines: wieviele Nebenschubladen der Mensch in seinem Leben noch dazu packen würde...:-)


    Was ich damit alles sagen will: natürlich kaufen erstmal die Eltern die Bücher für Kinder und Jugendliche.
    Noch besser ist es, wenn diese sogar noch gelesen würden vorher oder mit dem Kind... :grin


    Aber ich würde das, genau wie bei Spielzeug o.ä. als Angebot gestalten, weil ich - zumindest an meinen eigenen Söhnen, für und über die ich ja nur sprechen kann hier - festgestellt habe, daß es nur so geht.


    Wobei wir wieder beim Thema Erziehung wären, was ich persönlich ein geradezu schreckliches Wort finde.
    Begleiten - auch im tieferen Sinne Anleiten fände ich viel passender und auch sinnvoller.


    Daß die Erwachsenen aufpassen sollten, daß sie nicht Bücher für ihre Kids kaufen, die sie eigentlich selbst am liebsten hätten, versteht sich m.E. nach von selbst.
    Am Schönsten wäre es doch, wenn die Lesevorschläge ab einem bestimmten Alter von beiden Seiten kämen!


    Das, was Iris zu dem Thema hier schrieb, kann ich in der Form wirklich nicht unterschreiben:


    Zitat

    Original von Iris:


    Kinder sind nicht kritischer -- das ist ein verbreiter Mythos. Wenn man sich anschaut, was Kinder restlos begeistern kann, dann erweist sich, daß ihre Kritikfähigkeit eher noch entwicklungsbedürftig ist. Das einzige Kriterium ist "Spaß". Aber dafür sind sie ja Kinder!
    Jugendliche hingegen neigen entwicklungsbedingt zu einer geradezu ziellos überkritischen Haltung. Es wird kritisiert um des Kritisierens willen. Auch das ist ein wichtiger Entwicklungsschritt, der sich bei den meisten legt. Es ist die Phase, in der die eigenen Kriterien erprobt werden.
    Allerdings haben Kinder und Jugendliche weitaus weniger Geduld mit ihren Beschäftigungen. Angesichts der rasanten und die Aufmerksamkeit absorbierenden und bequemen audiovisuellen Medien haben es Bücher gleich noch schwerer.


    M.E. sind genau das Aussagen, die viel zu sehr pauschalieren und gängige Klischees bedienen.


    LG
    Baumbart

  • Original von Iris:


    "Kinder sind nicht kritischer -- das ist ein verbreiter Mythos. Wenn man sich anschaut, was Kinder restlos begeistern kann, dann erweist sich, daß ihre Kritikfähigkeit eher noch entwicklungsbedürftig ist. Das einzige Kriterium ist "Spaß". Aber dafür sind sie ja Kinder!
    Jugendliche hingegen neigen entwicklungsbedingt zu einer geradezu ziellos überkritischen Haltung. Es wird kritisiert um des Kritisierens willen. Auch das ist ein wichtiger Entwicklungsschritt, der sich bei den meisten legt. Es ist die Phase, in der die eigenen Kriterien erprobt werden.
    Allerdings haben Kinder und Jugendliche weitaus weniger Geduld mit ihren Beschäftigungen. Angesichts der rasanten und die Aufmerksamkeit absorbierenden und bequemen audiovisuellen Medien haben es Bücher gleich noch schwerer."



    Ich bin ebenfalls nicht der Meinung, daß Kinder kritischer oder unkritischer sind. Wenn man sich das Privatfernsehen, Zeitungen wie BILD oder EXPRESS, Bücher von Dieter Bohlen etc. anguckt, dann kann man beileibe nicht sagen, daß Erwachsene kritischer sind, sondern sie gehen genauso nach dem Kriterium "Spaß, Unterhaltung" - wenn man denn den hirnlosen Schwachsinn, den viele Privatsender anbieten (oder Videospiele oder Julia-Romane, oder andere Bücher für Menschen ohne Ansprüche etc. etc.) noch als Spaß oder Unterhaltung sehen kann - aber auch das ist relativ und sollte toleriert werden. Bloß: viele Erwachsene sind leider Kindern/Jugendlichen kein Vorbild in ihrem Unterhaltungs- und Bildungsanspruch.


    Im übrigen gibt es genauso viele "Null Bock" Jugendliche, die zu gar nichts Lust haben - aber das sind alles Klischees und führen zu nichts. Es gibt immer solche und solche - wichtig ist, wie man es anderes machen kann bei seinen Kindern oder Kindern/Jugendlichen, mit denen man zu tun hat.


    :wave

  • Meine Söhne wurden von sehr vielen Autoren begleitet, Christine Nöstlingers Franz haben sie geliebt, mein Jüngerer ist z.Z. Nick Nase Fan von Marjorie Weinman Sharmat, der andere liebt Kommissar Kugelblitz und Kwiatkowski.


    Ich gehe regelmäßig mit ihnen in die Bücherei - mittlerweile gehen sie auch schon alleine, zumal die Bücherei auch noch mit einer Comtuterecke lockt :grin.
    Ich leihe auch öfter Bücher aus, von denen ich denke, dass sie ihnen gefallen, manchmal klappt's manchmal bringen wir sie halt ungelesen zurück. Auch Sachbücher sind sehr begehrt.


    Aber man kann seinen Geschmack nicht den Kindern aufdrücken, zu meinem Frust mochten sie weder Astrid Lindgren noch Michael Ende, Ottfried Preußler und Erich Kästner.


    Anregungen und Tipps holen wir uns auch von Antolin. In unserer Bücherei sind die Bücher von Antolin auch markiert, die leihen sich meine Söhne gern aus, um Fragen am Computer dazu zu beantworten.


    Und bei Hörspielen bevorzugt mein Sohn z.Z. auch zu meinem Bedauern "Pokemon", aber wenn man möchte, dass sie gern in die Bücherei gehen, müssen sie sich halt auch das mit nach Hause nehmen dürfen, was sie wollen. Und glücklicherweise gibt es ja auch noch andere Hörspiele, die sie mitnehmen.


    Kinder haben einen eigenen Geschmack und ich möchte ja auch nicht, dass jemand für mich bestimmte Bücher und Hörspiele aussucht.



    grüße von missmarple

    "Ein Archäologe ist der beste Ehemann, je älter eine Frau wird, um so mehr interessiert er sich für sie."
    Agatha Christie

  • Iris , was das jetzt wieder sollte, verstehst offenbar nur Du selbst, hab ich das Gefühl?


    Manchmal erweckst Du auf mich mit derartigen Beiträgen tatsächlich den starken Eindruck, daß Du das, was Du unbedingt mißverstehen willst, auch wirklich vehement mißverstehst... :wow


    Na, was soll`s? Wenn`s schee macht, bleib halt dabei...:-)


    Lieben Gruß trotzdem
    Baumbart

  • Ich glaube, dass wie so oft auch hier eine Glaubesfrage daraus gemacht wird. Das berühmte Schächtelchen des deutschen Wesen tobt sich quer durch die gesamte Literatur aus und verschont auch nicht die Kinderbücher.


    Ich selbst bin zwar kinderlos, kann aber auf die Erfahrungen mit meinen Nichten und deren munterer Kinderschar zurück greifen und muss hier eine Lanze für Iris brechen.
    Kinder sind begeisterungsfähig in einem für Erwachsene kaum mehr begreifbare Art und das einzige Kriterium, das für sie zählt, ist, gefällt es, macht es Spaß.


    Für nicht wenige Vorurteile, die in späteren Jahren zum Tragen kommen, wird hier der Grundstein gelegt. Viele Kinderbücher schreiben Rollen fest, die längst auf den Abfallhaufen gehören, während andere, die eine positivere Entwicklung ermöglichen könnten, dies nicht tun, weil Kinder den Riesenzeigefinger nicht mögen, mit dem es geschrieben wurde.


    Iny und ich haben vor vielen Jahren selbst einmal ein Kinderbuch geschrieben und uns lange überlegt, wie wir daran kommen, um eine für Kinder spannende Geschichte zu schreiben, die auch ein wenig nachdenklich macht. Allerdings mussten wir nie vom Schreiben leben.


    Kindern allerdings vorschreiben zu wollen, was sie lesen dürfen, halte ich aus eigener Erfahrung nicht so gut. In unserer damaligen Schulbibliothek wurden Bücher streng nach Altersangaben ausgeteilt und zuhause las ich ganz andere Dinge, als der Lehrer mir geben wollte. Ich bin heute noch froh, dass meine Eltern mir hier keine Vorschriften gemacht haben.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Iris - HÄH???


    Wer hat wann sowas behauptet????


    Was hat das eine mit dem anderen zu tun??


    Ist für mich völlig wirr und unverständlich, was Du meinst.


    Ich denke, wir sollten mit Pauschalierungen aufhören - ich kenne keine Autoren, die Julia-Romane schreiben oder Triviales - das können hochintelligente Menschen sein, ebenso wie Menschen, die Reality-TV schauen etc. etc. , wobei es natürlich sicher auch viele gibt, die dasselbe Niveau von Reality-TV und Julia-Romanen geistig haben - aber wer will sie zählen?


    Man kann doch nichts Allgemeines dazu schreiben - dazu müßte man ja x Autoren kennen, vergleichen etc. etc. - sonst ist das doch alles nur Vorurteil und Klischee.

  • Zitat

    Original von Murmelito
    Wer hat wann sowas behauptet????


    Darf ich mal zitieren:

    Zitat

    Original von Baumbart
    Auf mich macht das den Eindruck, als ob gerade Autoren, die für Kinder und Jugendliche schreiben, eine ganze Menge mehr "drauf" haben, als die Eintopfmischenden Schriftsteller, die für Erwachsene schreiben - Kochrezept: ein bißchen Sex, ein bißchen Crime, ein bißchen Gesellschaftskritik...aber davon bitte nur eine Prise, sonst könnte man sich ja wiedererkennen... :grin und schon wäre der Erfolgsroman fertig?


    Nur nebenbei: Keine Bange, ich habe mich nicht angegriffen gefühlt. Ich arbeite ja nicht so.


    Zitat

    Man kann doch nichts Allgemeines dazu schreiben - dazu müßte man ja x Autoren kennen, vergleichen etc. etc. - sonst ist das doch alles nur Vorurteil und Klischee.


    Eben.


    Ich frage mich gerade, was Baumbarts und deine Defensivhaltung hervorgerufen hat. Habe ich mich derart unklar ausgedrückt, als ich eure Äußerungen zur Qualität durchschnittlicher Erwachsenenliteratur zusammenfaßte?
    Was war denn daran wieder falsch?

  • Hallo Iris


    Hm. Also von Defensivhaltung kann keine Rede sein - ich würde es


    ANGRIFFSHALTUNG nennen :fetch :grin


    Da weder Baumbart noch ich verstanden haben, was Du meintest, könnte es vielleicht an Dir liegen, gell? Hättest Du das Zitat von Baumbart beigefügt, wäre es einleuchtender gewesen.


    Ich denke nicht, daß Autoren, die Kinderbücher oder Jugendbücher schreiben mehr drauf haben als Erwachsene, die ein Buch nach dem Standard-Muster - von Baumbart zitiert - stricken. Denn, nur weil der Autor so schreibt, muß er nicht so denken, so trivial sein, wie er schreibt noch so wenig wissen. Er hat sich aus irgendwelchen Gründen für dieses anspruchslose Genre entschieden - man sieht ja oft bei Schauspielern, die in sehr seichten Rollen spielen, daß sie, gibt man ihnen die Chance, oft auch wirkliche Charakterrollen spielen können. Also kann man dazu auch nichts allgemeines sagen.


    Laßt uns doch einfach alle eine Schneeballschlacht machen, so richtig fetzig :grin


    (es fehlt ein schneeballwerfender Smilie :-(

  • Zitat

    Original von Iris


    Nur nebenbei: Keine Bange, ich habe mich nicht angegriffen gefühlt. Ich arbeite ja nicht so.


    Auch wenn ich wenig Zeit hab, möchte ich da kurz noch drauf eingehen:


    Na, dann ist ja gut. Auf mich wirkte es nämlich so. Ebenfalls eine Defensivhaltung, die offenbar für Murmelito und auch für mich völlig zuhammenhanglos kam, weil Du gar nicht gemeint warst...:-)


    Nichts für ungut, aber das eine Vielzahl von Büchern so geschrieben werden, bemängeltest Du ja nun schon oft selbst.


    Zitat

    Man kann doch nichts Allgemeines dazu schreiben - dazu müßte man ja x Autoren kennen, vergleichen etc. etc. - sonst ist das doch alles nur Vorurteil und Klischee.


    Eben.


    Zitat

    Ich frage mich gerade, was Baumbarts und deine Defensivhaltung hervorgerufen hat. Habe ich mich derart unklar ausgedrückt, als ich eure Äußerungen zur Qualität durchschnittlicher Erwachsenenliteratur zusammenfaßte?


    Offenbar


    Zitat

    Was war denn daran wieder falsch?


    Nichts ist falsch. Siehe oben.


    Ich meinte etwas ganz anderes. Nämlich, daß ich aus meiner eigenen Erfahrungswelt mit Kindern und Jugendlichen wirklich das Gefühl habe, daß die jungen Leute besser sind als ihr Ruf.


    Das war alles.


    :wave
    Baumbart


    Fix noch zu Murmelitos Beitrag, weil ich den eben erst gelesen hab:


    Quatsch! Ich denke, das war wieder einmal ein verteufeltes Mißverständnis... :wave

  • Zitat

    Original von Murmelito
    Da weder Baumbart noch ich verstanden haben, was Du meintest, könnte es vielleicht an Dir liegen, gell?


    Woraus habt ihr beiden das denn geschlossen?


    Zitat

    (es fehlt ein schneeballwerfender Smilie :-(


    Hier ist kaum noch Schnee -- also entweder , oder

  • Zitat

    Original von Baumbart
    Nichts für ungut, aber das eine Vielzahl von Büchern so geschrieben werden, bemängeltest Du ja nun schon oft selbst.


    Wenn ich das selbst allgemein kritisiere, also selbst nicht so arbeite und niemals so arbeiten will -- wie hätte ich mich denn da miteinbezogen und angegriffen fühlen sollen?
    Das hättet ihr euch doch eigentlich denken können ...


    Zitat

    Nämlich, daß ich aus meiner eigenen Erfahrungswelt mit Kindern und Jugendlichen wirklich das Gefühl habe, daß die jungen Leute besser sind als ihr Ruf.


    Unterschreibe ich sofort -- kenn ich doch aus längjähriger unmittelbarer und mittelbarer Erfahrung. Und was das angeht, kann ich Gheron nur recht geben: Kinder sind nicht kritischer, sie sind begeisterungsfähiger, aber auch leichter zu langweilen, weil sie erst lernen müssen mit "Frustration" umzugehen. Wo Erwachsene Geduld aufbringen und z.B. weiterlesen, schmeißen Kinder das Buch in die Ecke oder zappen zum nächsten Kanal.
    Geduld muß man lernen. Wenn man Kinder und Jugendliche nur mit leicht konsumierbarer Ware bedient, lernen sie es nicht und behalten ihre ungeduldige Haltung bei. (Ich könnte dir jetzt mit x Vergleichswerten aus meinem Umfeld -- Beobachtungen an Kindern, Klagen befreundeter Eltern etc. -- kommen ... das führt aber zu weit!)


    Richtig ist auch, daß Kinder und Jugendliche als Leser sehr oft unterschätzt werden, nicht zuletzt weil sie nicht die eigentliche Zielgruppe einiger Kinder- und Jugendbuchverlage sind.

  • Was hatten es doch Urmenschen leicht - die mußten nicht reden (bzw. konnten nicht soviel reden) und Mißverständinisse klären - die konnten direkt zur Keule greifen :grin


    Ich würde dann den Nahkampf mit Beißen und Kratzen nehmen - im Schwertkämpfen bin ich noch nicht so gut :fetch :grin

  • Für mich hat Jugendliteratur einen sehr hohen Stellenwert, wahrscheinlich, weil ich ja noch nicht so lange offiziell erwachsen bin :grin. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auch mit 60 noch Jugendbücher lesen werde, einfach weil sie ihren ganz eigenen Charme haben.


    Ich würde mir niemals, niemals, niemals anmaßen, das Schreiben eines Buches - vor allem eines Kinder-/Jugendbuches - als leicht zu bezeichnen. Ich denke, gerade da ist es kompliziert, das richtige Maß zu finden. Erwachsenenromane kann man theoretisch so schreiben, wie einem der Mund gewachsen ist. Bei Kindern muss man aufpassen, keine zu schwierigen Wörter reinzupacken, sonst werden sie abgeschreckt, aber auch nicht in Teletubby-Sprache zu schreiben - ganz verblöden sollen die Kleinen ja auch nicht (nix gegen Teletubbies, meine bloß, deren Babysprache wäre für ein Buch nicht so angemessen - wenn man lesen kann, sollte man doch über dieses Alter hinaus sein :-)).


    An Kinder denke ich zwar noch lange nicht, aber ich glaube nicht, dass meine Kinder überhaupt eine andere Chance haben, als sich zumindest mit Bücher zu beschäftigen. Bei mir stehen jetzt schon so viele Bücher rum (hatupsächlich Kinder- und Jugendbücher), dass mein Kinder sich sicher mal da durch wühlen wollen.
    Und so oft, wie ich mich in Buchläden rumtreibe - in die mich meine Kinder dann selbstverständlich begleiten - werden die sicher was finden, was sie "unbedingt haben wollen". Das kennt man ja!


    Einen Kanon der wichtigsten Jugendbücher finde ich genauso sinnlos wie eine Liste der wichtigsten Klassiker. Welche Bücher WICHTIG sind ist so individuell. Kann ja sein, dass einem Tolstoi und Dickens völlig egal sind und dafür Rebecca Gablé die Offenbarung ist!
    Dass man einige wichtige Romane KENNEN sollte (sprich Titel und Autor) finde ich in Ordnung - zählt halt zu Allgemeinbildung.


    Dass Eltern für ihre Kinder die Bücher sozusagen aussortieren ist wohl das Dümmste, was ich mir vorstellen kann. Ich mochte es schon als Kind nicht, Bücher geschenkt zu bekommen. Entweder ich kann mir was selbst aussuchen (gerade als Kind ist das wichtig, denn was einen nicht gleich anspricht, fliegt wirklich schnell in die Ecke) oder ich "bestelle" mir ein Buch bei der Verwandtschaft.


    Für mich wird KiJuLi immer wichtig sein, immerhin ist das, was man in der Phase liest, die einen stark definiert. Fürs ganze Leben. Sowohl, was das Leseverhalten betrifft, als auch die Persönlichkeit.