Peter Probst: Blinde Flecken

  • „Blinde Flecken“ von Peter Probst ist ein handwerklich solide gearbeiteter Krimi, der sich sehr engagiert mit dem schmutzigen rechten Rand unserer Gesellschaft auseinandersetzt


    Der fast 50jährige Anton Schwarz arbeitet in München als Privatdetektiv und Wachmann, nachdem er vor vier Jahren bei der Polizei entlassen wurde. Als er von dem Rechtsanwalt Karl Loewi engagiert wird, ahnt er nicht, auf was er sich einlässt. Schwarz soll herausfinden, ob Tim Burger, der gerade seine Gefängnisstrafe wegen einer Amokfahrt mit Todesfolge abgesessen hat, Mitglied eines rechtsradikalen Netzwerkes ist.


    Bei seinen Nachforschungen muss Schwarz nicht nur tief in den braunen Sumpf der Münchener Neo-Nazi-Szene eintauchen, auch in seiner eigenen Familie kommen einige überraschende Geheimnisse ans Tageslicht.


    Die Vernetzung rechtsradikaler Gruppen, der schwierige Ausstieg aus der Szene, die Rekrutierung neuer Anhänger durch Nachhilfeangebote, fremdenfeindliche Anschläge und die oft diffuse Rolle des Verfassungsschutzes mit seinen V-Leuten - das sind die hochaktuellen Themen, mit denen sich Peter Probst in „Blinde Flecken“ auseinandersetzt. Gerade in einer Zeit, in der rechtes Gedankengut immer öfter auf fruchtbaren Boden fällt, in der „No Go-Areas“ für Ausländer zur Normalität geworden sind und nationalistische Parteien in immer mehr Parlamente einziehen, sind Krimis zu diesen Themen wichtig.


    „Blinde Flecken“ ist ein handwerklich solide gearbeiteter Krimi, der sich sehr engagiert mit dem schmutzigen rechten Rand unserer Gesellschaft auseinandersetzt.

  • Meine Rezension:
    Der erste Fall des Ex-Polizisten und Privatermittlers Anton Schwarz hat ein aktuelles und spannendes, wenngleich ernstes Thema: Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit. Für Schwarz ein neues Gebiet, mit dem er sich bislang nicht weiter beschäftigt hat, doch das wird sich ebenso schnell ändern wie sein bisheriges Leben. Peter Probst hat mit Anton Schwarz einen sympathischen Protagonisten erschaffen, den der Leser gerne bei seinen Ermittlungen begleitet. Auch der Auftrag, den er von Rechtsanwalt Loewi erhält, hat es in sich und ist keineswegs so harmlos wie zunächst angenommen. So weit so spannend. Leider hält der Krimi dann aber doch nicht so ganz, was er verspricht, was vor allem an seiner Vorhersehbarkeit liegt. Der Handlung selbst (und dem Lesevergnügen) hätte der ein oder andere Schlenker, eine überraschende Wendung oder aber ein unerwartetes Verhalten einer der Figuren gut getan und die Spannung erhöht. Letzteres war aber nicht der Fall, weil meinem Empfinden nach die Figuren zu "festgelegt" waren - es gibt Gute und Böse, Schwarz oder Weiß - oder in diesem Fall Braun oder Weiß. Das mag der Botschaft wegen noch in Ordnung sein, als (Krimi)Leser wünsche ich mir jedoch mehr Facetten bei den Figuren, entsprechende Abstufungen oder "Grenzfälle" gab es durchaus, aber auch bei ihnen war kaum eine Entwicklung oder Unerwartetes festzustellen. Durch diese Geradlinigkeit in Handlung und Charaktersisierung verpuffte die aufgebaute Spannung vorschnell, schade.


    6 Punkte von mir!