Schrödinger, Dr. Linda und eine Leiche im Kühlhaus von Jan Leeuw (ab 13)

  • Inhalt


    Jonas frühstückt wie schon fast üblich allein mit seiner Schwester Sarah. Schließlich liegt der Vater in einer Anstalt und die alkoholabhängige Mutter von Tabletten getötet auf dem Bett, wie Jonas nur ein paar Minuten später entdecken wird. Reglos und ganz kalt und blass liegt sie da neben dem leeren Tablettenfläschchen und dem weißen Briefumschlag. Doch wie soll das Leben nun weitergehen? Schließlich würden die Beamten zwei elternlose Kinder niemals allein leben lassen und die Geschwister würden in ein Kinderheim gebracht.
    Jonas aber entscheidet sich dazu, die Mutter ins bisher ungenutzte Kühlhaus hinter der Garage zu bringen und nach Jahren der Pause die Kühlung wieder in Gang zu bringen. Für eine menschliche Leiche und nicht wie früher für die Auslagen der Metzgerei.
    Mühelos nimmt Jonas nun die Rolle ein, die seine Mutter vorher besetzte und erhält die Kulisse der ganz normalen Familie nach außen hin aufrecht. Doch seine Mutter war auch die Seelsorgerin Dr. Linda des örtlichen Tagesblättchens und so bleibt ihm nichts anderes übrig, als auch weiterhin die Leserbriefe zu beantworten. Einer dieser „unglücklichen Fälle“ ist Heleen, die sich nach Liebe sehnt, sie aber nicht empfinden kann, wie sie sagt.
    Als Heleen irgendwann plötzlich in der Nähe des Hauses auftaucht und die Leiche im Kühlhaus entdeckt, muss Jonas ihr gezwungener Maßen die Geschichte erzählen und gemeinsam schmieden sie einen wagemutigen Plan, wie sie die Tote beseitigen können, um normal weiterzuleben.


    Meine Meinung


    Etwas zu diesem Buch zu sagen, fällt mir wirklich schwer, da es zwar mit 128 Seiten schnell durchgelesen ist, aber dadurch meiner Meinung nach einiges zu kurz gekommen ist. Außerdem ist das Problem zwar scheinbar gelöst, doch denke ich, dass es so nicht funktionieren würde.
    Neben diesen Makeln glänzt allerdings der einfache und doch tiefgründige Stil des niederländischen Autors und dessen Kommentare. Diese regen zwar zum Nachdenken an, doch passen sie nicht genau in die Geschichte hinein.
    Das Buch empfehle ich all jenen, die einen Lesehappen für zwischendurch suchen und dabei nicht nur unterhalten werden wollen, sondern auch einen Denkanstoß vertragen.

  • x Autor: Jan de Leeuw
    x Titel: Schrödinger, Dr. Linda und eine Leiche im Kühlhaus
    x Originaltitel: Bevroren Kamers
    x Genre: Jugendbuch
    x Erscheinungsdatum: 24. Juli 2012
    x 160 Seiten
    x Carlsen Verlag
    x ISBN: 3551311277
    x Erste Sätze: Was würdest du denken, Leser, wenn du mich mit einer weißen Rose in der Hand mitten auf der Brücke im Stadtpark entdeckst? Natürlich, dass ich ein Idiot bin, ein Opfer jugendlicher Liebe. Wie ich mit meinen Gefühlen hausieren gehe und der ganzen Welt so offen meine Verliebtheit zeige, entlockt dir ein leises Grinsen. Denn ein junger Bursche mit einer Rose in der Hand, das ist der Anfang einer jahrhundertealten Geschichte, und das Mädchen, das da lächelnd die Brücke hochgelaufen kommt, was sonst sollte sie sein als deren vorhersagbare Fortsetzung?


    Klappentext:


    Vor der Tür des Kühlhauses blieb er stehen. Seine Hand zitterte, als er die Klinke nach unten drückte. “Mama?”


    Was tun, wenn man eines Morgens die Mutter tot im Schlafzimmer findet, der Vater nicht greifbar ist und die geliebte kleine Schwester sich schon unbändig auf ihren Geburtstag freut? Jonas versucht zu retten, was zu retten ist: Er befördert seine Mutter kurzerhand ins Kühlhaus, behauptet, sie sei verreist, und übernimmt ihren Job als Kummerkastentante Dr. Linda. Alles könnte irgendwie gutgehen – wäre da nicht Heleen. Denn die steht plötzlich vor der Tür, um sich bei Dr. Linda über ihre seltsamen Ratschläge in Sachen Liebe zu beschweren …


    Rezension:


    “Schrödinger, Dr. Linda und eine Leiche im Kühlhaus” von Jan de Leeuw, das 2010 schon einmal in einem anderen Verlag (Gerstenberg) erschien, ist zwar mit seinen 160 Seiten sehr dünn, aber dennoch wirklich bemerkenswert.


    Aufgeteilt wurde die Geschichte in zwei Textsorten, die durch verschiedene Schriftarten gut voneinander zu unterscheiden sind. Einerseits spricht der Autor den Leser an wenigen Stellen direkt an und stellt viele Fragen, alá “Was würdest du denken?”, während der restliche Text in der dritten Person und Vergangenheitsform erzählt wird und man somit den jugendlichen Protagonisten, Jonas, begleitet. Außerdem gibt es immer wieder die Briefe zu lesen, die Jonas’ Mutter als Kummerkastentante von verzweifelten Menschen bekommt, welche sehr amüsant und doch wahrscheinlich realer sind, als man sich es vorstellen kann bzw. will.


    Bemerkenswert ist das Buch aus dem Grund, weil bitterer Ernst und schräger Humor so extrem nah beieinander liegen, dass einem öfter das Lachen im Halse stecken bleibt – und das ist sicher nicht jedermanns Fall. Schon allein die Tatsache, dass sich Jonas irgendwie nichts dabei denkt, als er seine Mutter tot auffindet und sie daraufhin kurzerhand im Kühlhaus der Familienmetzgerei abstellt, ist so kurios, dass es beinahe wieder komisch ist. Er kümmert sich rührend um seine kleine Schwester, übernimmt den Job seiner Mutter als E-Mail-Kummerkastentante und versucht nebenher noch eine Lösung zu finden, wie er am besten ihre Leiche verschwinden lässt. Und dann ist da noch Heleen, die das Problem hat nichts zu fühlen und sich mit seiner E-Mail-Antwort nicht zufrieden gibt.


    Nach den ersten 50 Seiten hätte ich behauptet, dass es sich bei “Schrödinger, Dr. Linda und eine Leiche im Kühlhaus” um ein Kinderbuch handelt, wenn auch um ein sehr makaberes. Aber nachdem ich auch das Ende kenne, finde ich doch, dass es eher ein Jugendbuch ist und vor allem auch von Erwachsenen gelesen werden kann – denn neben dem Humor ist ein ernster, nachdenklich machender Unterklang bezüglich des Lebens auf jeden Fall vorhanden.


    Fazit:


    Eine Mischung aus bitterem Ernst und einem Humor, der so kindlich-unschuldig anmutet, dass er schon fast wieder schwarz ist.


    Bewertung:
    4 von 5 Sternen

  • Inhalt:
    Jonas Leben ist nicht einfach – der Vater in der Irrenanstalt, die kleine Schwester voller Vorfreude auf ihren Geburtstag und dann ist da noch die Sache mit seiner Mutter. Die findet er eines Tages tot im Schlafzimmer auf und aus der Not heraus, entscheidet er sich dazu, sie ins Kühlhaus der Familie zu verfrachten. Schnell ist im klar, dass wenn die Sache an die Öffentlichkeit gerät, seine Schwester und er ins Heim müssen, so dass er sich dazu entscheidet, es geheim zu halten. Von nun trägt er nicht nur die Verantwortung für sich, sondern auch für seine Schwester, erschwerend kommt hinzu, dass die Zeitungskolumne seiner Mutter weitergeführt werden muss. Seine Mutter, alias Dr. Linda, erteilt Menschen Ratschläge in Sachen Liebe, was in vor eine weitere Herausforderung stellt, hat er doch gerade andere Sorgen und trotzdem, trotzdem versucht er alles, um den Schein zu wahren. Ganz alleine muss er aber die Situation dann doch nicht meistern, Heleen, eine Fragestellerin von Dr. Linda kommt ihn auf die Schliche, sie entscheidet sich dazu, ihm zu helfen – bei allem was noch folgt.

    Meine Meinung:
    Das Buch hat einen ernsten Hintergrund, da sich Jonas Mutter umgebracht hat, was man schon ziemlich zu Beginn mitbekommt. Der Junge findet ihre Leiche im Schlafzimmer und entscheidet sich, den Tod geheim zu halten, zu viel Angst hat er vor den Konsequenzen. Die überstürzte Handlung, sie ins Kühlhaus zu verfrachten, ist durchaus nachvollziehbar, scheint es doch für ihn die einzige Lösung. Danach wird das Buch seltsam, die Handlungen werden wirr und kaum verständlich. Was er mit der Leiche macht, wie er den Tod geheim halten möchte, kann man nicht wirklich verstehen. Es sind absurde Ideen, auf die er und Heleen kommt, deren Umsetzung etwas tragisch Komisches an sich haben.

    Was mir ganz gefehlt hat, war der Umgang mit dem Tod selbst. Klar handelt Jonas aus einem Schock heraus, kann sich nicht gleich mit dem Verlust seiner Mutter beschäftigen, aber auch im Verlaufe des Buches wird nicht klar, wie er sich eigentlich fühlt. Was es mit ihm macht, die Mutter verloren und den Vater so distanziert zu haben. Die Vater/Sohn Beziehung, die Besuche in der Psychiatrie fand ich jedoch gut beschrieben. Man merkt schnell, dass der Vater in einer eigenen Welt lebt, die durch die Beschreibungen des Autors allerdings schnell Gestalt annimmt. Manchmal spürt man sogar Jonas Hilflosigkeit gegenüber der Situation, oder zumindest sein Unbehagen.

    Die Handlung selbst, die Geschichte, findet irgendwie zu wenige Worte. Das Buch hat 160 Seiten, wobei die Schrift relativ groß ist, was einem zwar hilft, es ziemlich rasch gelesen zu haben, auf der anderen Seite, wird an Details an allen Ecken gespart. Gefühle die sich entwickeln, bekommt der Leser gar nicht mit, sondern wird irgendwann damit überrumpelt. Man kann der Handlung leicht folgen, aber Situationen die sich entwickeln, erreicht man durch das Lesen nicht, sondern muss von Autor darauf gestoßen werden.

    Das Buch hat die Altersempfehlung 13-16 Jahren, wobei ich die heruntersetzen würde. Der Schreibstil ist ziemlich leicht, die sind Kapitel kurz und übersichtlich, das Thema ernst, aber nicht so voller Schwierigkeit, so dass es sicherlich auch schon für 11-jährige geeignet ist. Persönlich finde ich, ist es für 16- jährige nicht sonderlich zu empfehlen, wobei es vermutlich darauf ankommt, wie das Leselevel ist. Jemand der gerne und viel liest, wird sich sicherlich unterfordert fühlen.


    Fazit:
    Die Idee hinter dem Buch ist gut, die Umsetzung finde ich nicht sonderlich gelungen. Es fehlt an Beschreibung wichtiger Dinge, vieles wird ausgelassen und gar nicht thematisiert. Man liest die Geschichte zügig, behält sie aber leider nicht in Erinnerung, weil sie, für das ernste Thema, viel zu unbedeutend ist.


    2 von 5 Sternen