Beiträge von Tialda


    Rezension

    Bei Katie Kennedys „Der Asteroid ist noch das kleinste Problem“ fand ich bereits den Titel charmant, und als ich den Klappentext gelesen hatte, stand fest: Will ich unbedingt lesen! Die gute Nachricht: Ich hatte mir nicht zu viel versprochen.


    Die Story ist aus Sicht der dritten Person erzählt, wobei aber die ganze Zeit der 17-jährige Protagonist der Story begleitet wird. Yuri ist ein absolutes Physikgenie aus Russland und soll mit anderen Superhirnen der Welt diese vor einem riesigen Asteroiden retten. Ganz schön viel Druck für einen Teenie, sollte man meinen, zumal ihn keiner seiner älteren Kollegen wirklich ernst nimmt, obwohl Yuri doch ganz nah dran ist, des Rätsels Lösung zu finden. Doch die wirkliche Herausforderung ist für ihn ein Hippie-Mädchen namens Luna, das er durch Zufall in einer kleinen Pause außerhalb des Gebäudes kennenlernt.


    Ich mochte dieses Buch sehr. Es ist locker und flüssig geschrieben – typisch Jugendbuch eben -, die Dialoge sind witzig plus teilweise dazu noch richtig tiefgründig und ich weiß jetzt endlich, warum Menschen mit russischer Muttersprache in anderen Sprachen oft die Artikel weglassen: weil es im Russischen keine gibt. Ich bin immer noch ganz hin und weg von diesem Aha-Erlebnis :-D. Dementsprechend authentisch sind auch Yuris wörtliche Reden – man merkt, dass er nicht in seiner Muttersprache spricht, und das fand ich einfach nur liebenswert.


    Doch während sich zwischen Luna und Yuri eine lockerleichte Liebesgeschichte entwickelt, bringt der auf die Erde zurasende Asteroid einen bedrohlichen Aspekt mit in die Story, und ich habe am Ende mit Yuri den Atem angehalten. Zwar gibt es am Ende noch ein anderes Problem zu lösen, aber happyendverwöhnte Leser kommen trotzdem auf ihre Kosten.


    „Der Asteroid ist noch das kleinste Problem“ ist für Jugendliche ab 13 ebenso geeignet wie für Erwachsene, die Jugendbücher mit Situationskomik und einer Prise Ernst des Lebens mögen.


    Fazit:

    Eine tolle Geschichte, in der sich ein etwas weltfremdes russisches Physikgenie mit zwei Naturgewalten konfrontiert sieht: einem Asteroiden, der auf die Erde zurast, und der ersten Liebe.


    Bewertung:

    8 von 10 Sternen

    Rezension:

    Markus Heitz ist ein Phänomen – niemand schreibt so besessen ein Buch nach dem anderen wie er (okay, Hohlbein vielleicht noch, aber dann wirds schon sehr übersichtlich in diesen Reihen). So gut „Mahet“ schreibt, jedes seiner Bücher zu lesen, ist nahezu unmöglich. Doch dann gab es da dieses Buch, das sogar einen eigenen Soundtrack bekommen hat, nämlich „Des Teufels Gebetbuch“. Und ich kann sagen: Zum Glück hab ich mir das nicht entgehen lassen.


    Nach dem Prolog im Heute beginnt die Story mit einer Szenerie zu Zeiten, in denen Goethe in Leipzig studierte, genauer gesagt im Jahr 1768. Wir lernen den Protagonisten dieses Handlungsstrangs kennen, den Kupferstecher und genialen Kartenmacher Bastian Kirchner, der in seinem Fach so gut ist, dass ein mysteriöser Fremder bei ihm ein aufwendiges Kartendeck in Auftrag gibt. Seltsam an der Sache ist, dass Kirchner mit niemandem darüber sprechen darf – auch nicht mit seinem Arbeitgeber oder seiner Frau.


    Der zweite Protagonist der Story steht im Handlungsstrang der heutigen Zeit im Mittelpunkt: Tadeus Boch. Tadeus war früher spielsüchtig und arbeitet als Sicherheitsmann in einem Casino – ironischerweise, um den Karten nicht erneut zu verfallen. Durch eine Zufallsbegegnung mit einem alten Bekannten zieht er nach Feierabend noch weiter und findet sich in einer zwielichtigen Spielgesellschaft wieder. Gespielt wird Supérior, ein lebensgefährliches Spiel. Und obwohl Boch nicht teilnimmt, gerät er in den Besitz einer sehr alten Spielkarte, die so begehrt ist, dass er bald in großer Gefahr schwebt. Zusammen mit Hyan Poe, deren Verlobter bei einem Supériorspiel ums Leben kam, versucht er der Gefahr um die alte Karte auf die Spur zu kommen. Was Boch an dieser Stelle noch nicht weiß: Die Karte ist Teil einer unheilbringenden Sammlung. (Und damit habe ich nicht zu viel verraten – keine Sorge ;-).)


    Obwohl ich vor dicken Büchern immer etwas Respekt habe – es fällt mir schwer, die Zeit für solche Wälzer aufzubringen -, hatte ich das Buch relativ schnell gelesen. Wie die meisten von Heitz’ Büchern ist auch „Das Gebetbuch des Teufels“ so flüssig geschrieben, dass man nur so durchrauscht. Trotz der verschiedenen Handlungsstränge konnte ich immer den Überblick behalten, und im Hinterkopf versuchte ich ständig, das Ganze vor der Auflösung zu durchschauen (vergeblich). Man kann auf jeden Fall von einer großen Portion Lesespaß sprechen.


    Geeignet ist das Buch für diejenigen, die Lust auf eine Mischung aus Historie und Thriller mit übernatürlichen Elementen haben, und außerdem für alle, die Spaß daran hatten, Heitz’ „Totenblick“ zu lesen.


    Fazit:

    Ein actiongeladener, spannender Thriller mit historischen Parts und einer unheilvollen Prise des Übernatürlichen.


    Bewertung:

    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Franziska Seyboldt
    x Originaltitel: Rattatatam, mein Herz: Vom Leben mit der Angst
    x Genre: Erfahrungen
    x Erscheinungsdatum: 11. Januar 2018
    x bei KiWi
    x 256 Seiten
    x ISBN: 3462050478
    x zur Leseprobe: *klick*
    x erste Sätze: Ich war zwölf Jahre alt, als die Welt, in der ich bisher zu Hause war, verschwand. Gerade noch hatte ich auf der Liege im Behandlungszimmer gesessen, mit baumelnden Beinen und angemessenem Desinteresse an den Worten, die meine Mutter mit der Ärztin wechselte, ich hatte an meine Freundinnen gedacht, die in diesem Moment auf dem Schwebebalken balancierten, und mich geärgert.


    Klappentext:

    „An guten Tagen wache ich auf und bin eine Schildkröte. Dann spaziere ich bepanzert bis an die Zähne durch die Straßen, Tunnelblick an und los. An schlechten Tagen wache ich auf und bin ein Sieb. Geräusche, Gerüche, Farben plätschern durch mich hindurch wie Nudelwasser, ihre Stärke bleibt an mir kleben und hinterlässt einen Film, der auch unter der Dusche nicht abgeht. Ich taumele durch den Tag, immer auf der Suche nach etwas, woran ich mich festhalten kann.“


    Rezension:

    „Rattatatam, mein Herz: Vom Leben mit der Angst“ von Franziska Seyboldt erreichte mich unerwartet, und ich muss sagen: Zum Glück, denn sonst wäre diese Neuerscheinung vermutlich unbemerkt an mir vorübergezogen.


    Normalerweise dauert es eine gewisse Zeit … meist Wochen, wenn nicht sogar Monate, bis ich dazu komme, einen Neuzugang zu lesen – aber dieses Buch begann ich noch am Tag der Ankunft zu lesen, was auch daran liegt, dass ich die Angst seit mehr als zehn Jahren persönlich kenne. Ich weiß, wie es ist, sie aus Angst vor Stigmatisierung vor Menschen, die über den Freundeskreis hinaus gehen, zu verstecken … und ich weiß auch, dass das eigentlich falsch ist. Dass Franziska Seyboldt unter ihrem richtigen Namen geschrieben hat, bestärkt mich, offen mit dem Krankheitsbild umzugehen – einen Knochenbruch würde man ja auch nicht verstecken ;-).


    Direkt zu Beginn erzählt die Autorin, wo ihre persönliche Angst ihren Ursprung fand – in einer Arztpraxis, als sie zwölf Jahre alt war. Seitdem ist ihre größte Angst, unvermittelt ohnmächtig zu werden, denn egal wo einen die Ohnmacht und damit der Kontrollverlust ereilt – es ist immer gerade sehr unpassend.


    Durch die kurzen Kapitel und fesselnde Sprachgewalt mit genialen Metaphern hat sich das Buch quasi von selbst gelesen. Im Prinzip musste ich nur stoppen, um mir besonders gute Stellen als Zitate herauszuschreiben, wie z. B. auf Seite 140: „Kurz: Ich bin an einem Punkt, an dem mir das Leben nicht mehr passt. Und weil es so eng ist wie ein eingelaufenes T-Shirt, habe ich keine Ahnung, wie ich es je wieder ausziehen soll.“


    Was mir aber am besten gefallen hat, war die Personifizierung der Angst. Einerseits macht dies aus der Angst etwas Greifbares, andererseits nutzt die Autorin dies, um darzustellen, dass die Angst eben wie eine eigene Person ist. Sie ist trotzig, fies, mal länger nicht da – Zeiten, in denen man hofft, sie bleibt, wo auch immer sie ist -, und dann kommt sie doch wieder, natürlich im unpassendsten Augenblick.


    Im Prinzip kann ich „Rattatatam, mein Herz“ jeder einzelnen Person ans Herz legen. Die Zeit, in der psychische Krankheiten ein Tabuthema sind, ist dann vorbei, wenn offen damit umgegangen wird. Aber Leser, die auf Wortspiele und Metaphern stehen, werden natürlich ganz besonders auf ihre Kosten kommen. Das Einzige, was das Buch von einer „Lieblingsbuch“-Bewertung trennt, ist: Ich hätte mir das Buch noch ein wenig länger gewünscht, um die Autorin und ihre Angst noch besser kennenzulernen.


    Fazit:

    Franziska Seyboldt setzt mit Wortgewalt und Offenheit ein Zeichen gegen die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen – ein richtig tolles Buch.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autor: Jonathan Stroud
    x Übersetzer: Katharina Orgaß, Gerald Jung
    x Titel: Lockwood & Co. – Das flammende Phantom
    x Originaltitel: Lockwood & Co. – Creeping Shadow
    x Reihe: Lockwood & Co., Band 4
    x Genre: Fantasy
    x Erscheinungsdatum: 28. November 2016
    x bei cbj
    x 512 Seiten
    x ISBN: 3570159647
    x zur Leseprobe: *klick*
    x Erste Sätze: Die Anwesenheit der Toten spürte ich, kaum dass ich in das mondbeschienene Büro geschlüpft war und die Tür behutsam hinter mir zugezogen hatte. Ich erkannte es am Kribbeln meiner Kopfhaut, daran, wie sich die Härchen meiner Unterarme aufrichteten und wie kalt die Luft war, die ich einatmete.


    Klappentext:

    „Was kann das sein?“, flüsterte ich.

    Lockwood hielt den Blick auf die Wolke gerichtet, die der Schatten hinter sich herzog. Er deutete stumm mit dem Kinn darauf und fasste, ohne mich dabei anzusehen, nach meiner Hand. Ich folgte seinem Blick. Meine Lippen öffneten sich, mein Mund war wie ausgedörrt. Denn die Gestalt, die den Friedhof überquerte, war nicht mehr allein. Andere Gestalten erhoben sich in ihrem Gefolge aus der unkrautüberwucherten Erde. Sie verharrten neben Kreuzen und steinernen Engelsfiguren, schwebten über umgekippten Grabsteinen. Von ihren ausgemergelten Gliedmaßen hingen noch die Leichentücher herab, man konnte auf einen Blick Waberer, Wiedergänger, Irrlichter und Eckensteher unterscheiden, und zwar gleich dutzendweise.

    Es war eine Zusammenkunft der Toten.


    Rezension:

    Nachdem ich die ersten drei Bände von Jonathan Strouds „Lockwood & Co.“ zwar gut fand, sie mich aber nie vollends vom Hocker gerissen haben, schaffte es Band 4, „Das flammende Phantom“, mich absolut zu flashen. Hip, hip, hurra Lieblingsband!


    Nach drei Büchern dieser Reihe muss zu Strouds Schreibstil nicht mehr viel gesagt werden, außer: flüssig und fesselnd – eben wie immer. Das Kopfkino läuft so störungsfrei ab, dass man gar nicht merkt, dass man liest.


    Bereits im letzten Band entwickelte sich Protagonistin Lucy Carlyle deutlich weiter, und so startet der vierte Band vor dem Hintergrund, dass sie Lockwood & Co. verlassen hat und nun als freie Geisterjäger-Agentin arbeitet, aber natürlich nicht ohne den dreisten Schädel im Glas. Für einen besonders gefährlichen Fall (okay … den gibt es eigentlich jedes Mal ;D) engagiert Lockwood Lucy, deren Fähigkeiten als Hörende unschlagbar sind und für den vorliegenden Fall gebraucht werden. Ich spoilere nicht wirklich, wenn ich sage, dass dieser Fall (mal wieder) nur die Spitze des Eisbergs ist und das Team weit verzweigte Geheimnisse aufdeckt und in richtig große Schwierigkeiten gerät.


    „Das flammende Phantom“ hat sich im Verlauf des Buches auf jeden Fall zu meinem absoluten Lieblingsband entwickelt. Die Story ist in einem viel größeren Rahmen angelegt als sonst, und auch bei den Charakteren, allen voran natürlich Lucy, tut sich entwicklungstechnisch richtig viel. Außerdem „menschelt“ es mehr, wie ich finde.


    Theoretisch könnte man diesen Band ohne Vorwissen lesen, aber ich würde dennoch nicht dazu raten. Warum? Es macht einfach zu großen Spaß, den Charakteren beim Wachsen zuzusehen. Lasst euch das nicht entgehen.


    Fazit:

    Der bisher spannendste Teil der Reihe – definitiv mein Lieblingsband.


    Bewertung:

    10 von 10 Sternen

    x Autorin: Anna Silvia
    x Originaltitel: Kreide fressen
    x Genre: Jugendbuch/Biografie
    x Erscheinungsdatum: 17. Februar 2017
    x bei rororo
    x 256 Seiten
    x ISBN: 3499631709
    x zur Leseprobe: *klick*
    x Erste Sätze: Als der erste Mann meinen Mädchenkörper auseinanderriss, sagte er: „Du hast großes Glück, dass ich der erste Mann in deinem Leben bin.“ Seitdem lebte ich jahrelang mit der Angst, irgendwann auf etwas noch viel Schlimmeres zu treffen.


    Klappentext:

    „Meine Vergangenheit kann ich nicht ändern. Aber wenn ich davon erzähle, nehme ich ihr einen Teil des Schreckens. Ich kann von meinem täglichen Kampf mit der Essstörung erzählen. Ich kann erzählen, wie eine Vergewaltigung erst den Körper entzweireißt – und dann die Seele. Aber ich kann auch davon erzählen, wie ich mein in Stücke zerfetztes Leben langsam wieder zusammensetze. Und es am Ende sogar schaffe, mich über Momente des Glücks zu freuen.“

    […]


    Rezension:

    Bei Anna Silvias „Kreide fressen: Mein zerfetztes Leben“ handelt es sich um einen autobiografischen Roman, in dem die Autorin sich mit ihrer Essstörung, Bulimie, auseinandersetzt.


    Dass dieses Buch alles andere als leichte Kost ist, dürfte ebenso klar sein wie meine Anmerkung, dass sich Betroffene gut überlegen sollten, ob sie stabil genug für Silvias Geschichte sind. Ihre Erlebnisse haben selbst mich getriggert, obwohl ich von keinem ihrer Erlebnisse selbst betroffen bin.


    Wie so viele psychische Erkrankungen beginnt auch Silvias Leidensweg mit dem regelmäßigen Missbrauch im Kindesalter – und als wäre das nicht schon schlimm genug, handelt es sich bei den Tätern auch noch um Freunde der Familie, die genau wissen, an welchen Fäden sie ziehen müssen, um das Mädchen vom Schweigen zu überzeugen. Unter diesen Umständen ist der Weg in die Bulimie und die Prostitution weder weit noch überraschend.


    Die Autorin beschreibt die Erlebnisse bis ins kleinste Detail, ist schonungslos ehrlich und untermalt den grausamen Inhalt mit teils nahezu poetischen Vergleichen. Gepaart mit der persönlichen Erzählperspektive gehen ihre Worte unter die Haut, stechen ins Herz und verpassen dem Leser stetig Schläge in die Magengrube.


    Neben dem Schmerz und dem Mitgefühl hat sich allerdings auch ohnmächtige Wut in mir ausgebreitet, da Silvia es einfach nicht schafft(e), aus dem Teufelskreis von Prostitution und Bulimie auszubrechen. Das Buch ist nicht sonderlich dick und ich wollte es dennoch zweimal abbrechen, da ich nicht damit rechnete, dass die Geschichte positiv endet.


    [Achtung, ab hier Spoiler, wie Annas Story ausgeht!!!]

    Doch zum Glück irrte ich mich da. Nach rund 20 Jahren zwischen Kotzen und bezahltem Sex schaffte es Silvia schließlich, sich in einer Klinik Hilfe zu suchen und gegen die Bulimie in den Kampf zu ziehen. Falls du das liest, liebe Autorin – du kannst so stolz auf dich sein!


    Die letzten 40 Seiten geben Einblicke in den Ablauf der Therapie. Besonders interessant fand ich, dass sehr viel schriftlich gearbeitet wurde und Silvia verschiedene Listen und Briefe schrieb, um sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Davon hätte ich gerne mehr gelesen.


    Empfehlenswert ist das Buch für psychisch gesunde Interessierte und Betroffene, die stabil sind oder zumindest schnell auf therapeutische Unterstützung zurückgreifen können. Zwar hat „Kreide fressen“ einen echt hohen Triggerfaktor, aber auf den letzten 40 Seiten bieten sich für Betroffene durchaus hilfreiche Impulse.


    Fazit:

    Eine Biografie, die sehr berührt, aber dadurch vor allem von psychisch erkrankten Lesern mit äußerster Vorsicht zu genießen ist.


    Bewertung:

    8 von 10 Sternen

    x Fotografie & Illustrationen: Sébastien Koren, Philippe Koren
    x Übersetzer ins Englische: Jan Wheeler
    x Übersetzer ins Französische: Françoise Leblanc
    x Originaltitel: SaarWunderland
    x Genre: Bildband/Sachbuch
    x Erscheinungsdatum: 20. Oktober 2014
    x bei Visundi GmbH
    x 200 Seiten
    x ISBN: 3981682505
    x Erster Satz: Mit einer Ausdehnung von 2.569,69 km² ist das Saarland das kleinste Flächenland der Bundesrepublik Deutschland.


    Klappentext:


    Dieser wundervolle Bildband besticht durch seine Fülle an hochwertigen Aufnahmen von bekannten und unbekannten Ansichten einer Region im Herzen Europas. Eine üppige Natur, teils geformt von der schöpferischen Hand des Menschen, findet darin ebenso ihren Platz wie Bauzeugnisse aus verschiedensten Epochen: Der kulturelle Reichtum des Saarlandes, aus der Perspektive der Brüder Koren betrachtet. Mit ihrer Fotokunst gelingt es ihnen, magische Momente einzufangen. Hinzu kommen einzigartige Aufnahmen vermeintlicher Details, die vor Augen führen, dass „Großes immer im Kleinen entsteht“, wie die neue Devise des Saarlandes seit Neuestem lautet. Lassen Sie sich von den außergewöhnlichen Fotografien verzaubern!


    Rezension:


    Seit ich vor ein paar Jahren ins Saarland gezogen bin, belächle ich immer ein bisschen den hier gelebten Lokalpatriotismus, denn der Ursaarländer feiert sein kleines Bundesland meist.


    Als ich dann durch Zufall auf den Buchtrailer zu „SaarWunderland“ von den Koren Brothers stieß, dachte ich erst, es wäre mal wieder eine „Jippie-yay-Saarland“-Kampagne, wurde aber schnell eines Besseren belehrt. Die großartigen Fotografien in Kombination mit der Musik berührten mich so, dass sogar ein paar Tränchen flossen und ich das Buch unbedingt haben musste.


    Es kam schnell bei mir an und ich war sehr überrascht – ich hatte die mächtige Größe von 38 × 30 × 2 Zentimetern etwas unterschätzt. Allerdings ist „SaarWunderland“ meiner Meinung nach ohnehin kein Buch fürs Regal, sondern eines, das mit dem tollen Coverbild der Saarschleife bei Nacht gesehen werden will. Mittlerweile schmückt es mein Piano :-).


    Der Inhalt des Buches ist wirklich großartig. Angefangen bei einer detailverliebten Saarlandkarte, über die Texte, die jeweils auf Deutsch, Englisch und Französisch abgebildet sind, bis hin zu den unfassbar schönen Bildern – hier bleibt kein Wunsch offen (… bis auf einen einzigen, zu dem ich gleich noch komme).


    Zu Anfang findet der Leser eine kleine Zusammenfassung, die sich mit der Entwicklung des Bundeslandes seit dem Mittelalter beschäftigt. Hierbei wird auch auf die Jahre des Nationalsozialismus, die Abtrennung von Deutschland nach 1945 und den späteren Beitritt zur Bundesrepublik eingegangen, was ich sehr interessant fand.


    Anschließend folgt der Bilderteil, der in die sechs Landkreise aufgeteilt wurde. Am Anfang jedes neuen Kapitels erfährt man etwas über den jeweiligen Kreis, bevor dann die Bilder folgen, welche mit Bildunterschriften versehen wurden und sich teils sogar über zwei Seiten erstrecken. Da das Buch so groß ist, kann man sich vorstellen, wie imposant die Bilder auf den Betrachter wirken.


    Nun zu meiner einzigen Kritik am Buch – und an dieser Stelle muss ich letztendlich zugeben, dass ich mit dem Lokalpatriotismus offensichtlich bereits etwas angesteckt wurde. Ausgerechnet der Landkreis Saarlouis, in dem ich lebe, wurde etwas stiefmütterlich behandelt, wie ich finde. Ohne Frage sind auch die Bilder in diesem Kapitel Weltklasse, aber ich finde es sehr schade, dass es verhältnismäßig viele Naturaufnahmen aus Überherrn, aber nicht ein einziges Bild von den nicht gerade unbekannten Saarlouiser Kasematten gibt. Huch? Was ist da denn los? Aber mal ernsthaft – das ist bei diesem Buch Meckern auf hohem Niveau.


    Fazit:


    Sébastien und Philippe Koren – für mich absolut geniale Fotografen, die der ganzen Welt zeigen, wie schön das Saarland im Detail ist. Damit ist die beste Werbekampagne des Bundeslandes die, die nicht als solche gedacht war: Kunst in Perfektion.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autor: Justin Cronin
    x Übersetzer: Rainer Schmidt
    x Titel: Die Spiegelstadt
    x Originaltitel: The City of Mirrors
    x Reihe: Passage-Trilogie, Band 3
    x Genre: Horror/Sci-Fi/Endzeit-Thriller
    x Erscheinungsdatum: 31. Oktober 2016
    x 992 Seiten
    x Goldmann Verlag
    x ISBN: 3442311802
    x Erste Sätze: Central Pennsylvania, August 98 n. V., acht Monate nach der Befreiung Homelands. Der Boden unter ihrer Klinge war nachgiebig und setzte den schwarzen Geruch der Erde frei. Die Luft war heiß und feucht, und in den Bäumen sangen Vögel.


    Klappentext:

    Unsere Welt liegt in Ruinen – doch was wird daraus auferstehen?

    Die Zwölf – Wesen der Dunkelheit, Todfeinde der Menschen – sind vernichtet. Nach und nach wagen sich die Überlebenden aus ihrer eng ummauerten Zuflucht. Auf den Trümmern der Zivilisation wollen sie eine neue, eine bessere Gesellschaft aufbauen: der älteste Traum der Menschheit.

    Doch in einer fernen, verlassenen Stadt lauert der Eine: Zero. Der Erste. Der Vater der Zwölf, der den Ursprung des Virus in sich trägt. Einst ein hochbegabter Wissenschaftler, der, seit er seine große Liebe verlor, nur noch von Rachedurst und Wut erfüllt ist. Er will die Menschheit endgültig auszulöschen. Und seine Truppen stehen bereit.

    Nur Amy vermag ihn jetzt noch aufzuhalten, das Mädchen aus dem Nirgendwo. Und so treten sie und ihre Freunde an zum letzten großen Kampf zwischen Licht und Dunkelheit …


    Rezension:

    In „Die Spiegelstadt“ findet Justin Cronins Trilogie um das Ende der Zivilisation nach mehr als sechs Jahren ein Ende. Leider liegt Band 2, „Die Zwölf“, bereits mehrere Jahre zurück und so hat die Story bei mir nicht den Eindruck hinterlassen, der eventuell möglich gewesen wäre, hätte ich die Reihe am Stück gelesen.


    Im Prolog, der etwa 1.000 Jahre nach dem Ausbruch des Virus spielt, wird die bisherige Story als Auszug eines geschichtlichen Protokolls nacherzählt. Die Ausdrucksweise ist dabei der in der Bibel ähnlich und der Rückblick hat mir geholfen, mich zumindest im Groben an die bisher stattgefundenen Ereignisse zurückzuerinnern.


    Die eigentliche Story, um die es in „Die Spiegelstadt“ geht, spielt aber 900 Jahre früher, also 100 Jahre nach dem Ausbruch und acht Monate nach der Befreiung der sogenannten Homelands. Nachdem ich durch den Prolog schon auf das Kommende eingestimmt wurde, haben mich die ersten hundert Seiten völlig geflasht. Cronins Schreibstil ist zu Anfang des Buches so abgefahren episch – hier wusste ich wieder, was mich an den beiden Vorgängerbänden so fasziniert und gefesselt hatte. Selbst kleinste alltägliche Handlungen kann Cronin so beschreiben, dass sich der Leser fühlt, als beobachte er etwas Monumentales. Allerdings flaute dieser gewohnte Schreibstil ab etwa der Hälfte des Buches immer weiter ab, sodass ich am Ende tatsächlich froh war, endlich fertig zu sein. Das hat mich schon enttäuscht.


    Die Story zusammenzufassen, ohne zu spoilern, ist nicht so leicht. Es wird auf mehreren Zeitebenen und in ebenso vielen Handlungssträngen erzählt, wobei am Ende natürlich alles zu einer finalen Szene zusammengeführt wird. Man kann es sich schon denken – die Virals kehren zurück, um für Zero in die letzte Schlacht zu ziehen, und die Menschen geraten, in ernsthafte Schwierigkeiten, da sie sich mittlerweile außerhalb der schützenden Mauern angesiedelt haben. Allerdings rechnen wenige bereits mit der Rückkehr und einer der Hauptcharaktere arbeitet wie besessen an einer Fluchtmöglichkeit. Was ich definitiv am spannendsten fand, war der Rückblick in Zeros Vergangenheit, durch den sich der Ausbruch des ganzen Unglücks 100 Jahren zuvor endlich erklärt.


    Warum das Buch trotzdem nur drei von fünf Sternen von mir bekommt? Es ist zu viel. Zu viele Handlungsstränge, zu viele Zeitebenen, zu viel von allem, während der Schreibstil immer mehr nachlässt und mich irgendwann gar nicht mehr packen konnte. Irgendwie schade. Trotzdem sollte man sich das Buch nicht entgehen lassen, wenn man bereits die ersten beiden Bände gelesen hat. Die Trilogie wird mit „Die Spiegelstadt“ auf jeden Fall rund abgeschlossen.


    Fazit:

    Ein gebührender Abschluss, bei dem keine Fragen offenbleiben. Leider lässt der epische und spannende Schreibstil gegen Ende immer mehr nach.


    Bewertung:


    6 von 10 Sternen

    x Autorin: Libby Bray
    x Übersetzerin: Ingrid Weixelbaumer
    x Titel: Der geheime Zirkel: Gemmas Visionen
    x Originaltitel: A Great and Terrible Beauty
    x Reihe: Der geheime Zirkel, Band 1
    x Genre: Fantasy/Jugendbuch
    x Erscheinungsdatum: 01. Mai 2007
    x bei dtv
    x 480 Seiten
    x ISBN: 3423712287
    x Erste Sätze: „Bitte sag nicht, dass die zu meinem Geburtstagsessen heute Abend gehört.“ Ich starre einer Kobra in die Augen. Eine überraschend rosafarbene Zunge züngelt aus ihrem grausamen Mund, während ein blinder Inder meiner Mutter seinen Kopf zuneigt und auf Hindi erklärt, dass Kobras eine schmackhafte Mahlzeit abgeben.


    Klappentext:


    England, 1895: Gemma und ihre Freundinnen besuchen ein Internat für höhere Töchter. Den strengen Regeln zum Trotz treffen sie sich nachts in einer Höhle zu spiritistischen Séancen. Dabei lesen sie in einem mysteriösen Tagebuch, das von einem magischen Reich berichtet. Eigentlich glauben die Mädchen nicht an so einen Unsinn, aber Gemma hat in Visionen ganz Ähnliches gesehen …


    Rezension:


    Auf „Der geheime Zirkel: Gemmas Visionen“ von Libba Bray wurde ich durch die ansprechende Verpackungskombi aus Cover, Titel und Klappentext aufmerksam. Ich hatte deshalb hohe Erwartungen an die Story und habe mich lange nicht getraut, das Buch zu lesen, denn meist bin ich enttäuscht von der Geschichte, wenn ich zu viel erwarte. Dabei hätte ich diesen Reihenauftakt ruhig direkt lesen können, denn er hat Lieblingsbuchqualitäten.


    Libby Bray schreibt einfach wunderbar. Die Geschichte wird sehr authentisch aus Sicht der toughen 16-jährigen Gemma erzählt, wobei der Text an sich durch viel wörtliche Rede sehr lebendig wirkt. Zusätzlich wurden immer wieder Briefe und Tagebucheinträge eingewoben – für mich die perfekte Mischung.


    Zunächst führt Gemma ein sehr ungewöhnliches Leben für eine Jugendliche Ende des 19. Jahrhunderts, denn sie lebt mit ihrem kranken Vater und ihrer resoluten Mutter in Indien. Allerdings wäre sie stattdessen viel lieber in England, um dort eine klassische Schulbildung zu erhalten; sie sorgt sich, in Indien als alte Jungfer zu enden.


    Als etwas Schreckliches geschieht, erfüllt sich ihr Wunsch auf unliebsame Art und Weise und Gemma wird auf ein Internat nach London geschickt, wo sie Anfangs nur schwer Anschluss findet. Alles ändert sich, als sie eines Tages ein altes Tagebuch findet, in dem von einem magischen Reich berichtet wird. Nach und nach findet sie heraus, dass auch sie die Macht besitzt, sich selbst und andere in diese andere Welt zu bringen, wodurch Felicity, Pippa, Außenseiterin Ann und Gemma zu Verbündeten werden. Doch wer ist der junge Mann, der immer wieder urplötzlich auftaucht und Gemma (natürlich vergeblich) vor dieser anderen Welt warnt? Ich spoilere nicht, wenn ich verrate, dass die ungewöhnlichen Reisen irgendwann völlig aus dem Ruder laufen.


    Mit etwas mehr Zeit hätte ich das Buch sicher am Stück gelesen, weil mich die Story zu 100 Prozent fesseln konnte. Der Spannungsaufbau ist genial und sowohl Gemma als auch die anderen drei Mädchen sind mir richtig ans Herz gewachsen, weil jede einzelne von ihnen so „echt“ wirkt. Die Autorin hat hier keine makellosen höheren Töchter erschaffen, sondern Mädchen mit Ecken und Kanten, die dadurch umso glaubwürdiger wirken.


    Wer auf Jugendbücher mit Magieanteil und dazu noch auf das viktorianische Zeitalter steht, sollte sich diesen Reihenauftakt unbedingt mal ansehen.


    Fazit:


    Authetische Charaktere, geheime Séancen und eine sich zusammenbrauende Gefahr – absolute Empfehlung.


    Bewertung:


    10 von 10 Sternen

    x Autor: Ransom Riggs
    x Übersetzerin: Silvia Kinkel
    x Titel: Die Bibliothek der besonderen Kinder
    x Originaltitel: Library of Souls
    x Reihe: Miss Peregrine, Band 3
    x Genre: Fantasy/Jugendbuch
    x Erscheinungsdatum: 02. November 2016
    x bei Knaur
    x 544 Seiten
    x ISBN: 3426520273
    x Erste Sätze: Das Monster stand nicht mal eine Zungenlänge entfernt, den Blick auf unsere Kehlen gerichtet, das verschrumpelte Gehirn voller Mordgelüste. Sein Hunger nach uns erfüllte die Luft.


    Klappentext:


    Das mitreißende Finale der „Besondere Kinder“-Trilogie


    Nur knapp sind Jacob und Emma in einer Londoner U-Bahn-Station dem Tod entkommen. Noch überwältigt von Jacobs neuer Gabe, begeben sie sich auf eine gefährliche Suche, um ihre Freunde und Miss Peregrine aus den Fängen der Wights zu gefreien. Ihre abenteuerliche Reise führt sie in eine weitere Zeitschleife, genannt Devil’s Acre. In diesem viktorianischen Slum haust der Abschaum der „Besonderen“, der Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Dort kommen Jacob und Emma dem Geheimnis um die sagenumwobene „Seelenbibliothek“ Abaton auf die Spur, das über das Schicksal aller besonderen Kinder entscheiden wird.


    Rezension:


    Zwei Jahre nach dem letzten Band und ganze fünf Jahre nach dem Start der Trilogie um Miss Peregrines besondere Kinder offenbart Ransom Riggs seinen Lesern in „Die Bibliothek der besonderen Kinder“ endlich das spannende Ende der Geschichte.


    Wie bereits sein Vorgänger beginnt auch Band 3 mit einer kurzen Einstimmung in Fotoalbumoptik. Unter alten Schwarz-weiß-Biildern werden dem Leser die gängigsten Begriffe dieser Welt, wie z. B. Zeitschleife, Hollowgast oder Wight, wieder ins Gedächtnis gerufen.


    Die Story setzt schließlich genau an der Stelle ein, an der „Die Stadt der besonderen Kinder“ endete. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Es lohnt sich, dieses Buch noch mal rauszukramen und die letzten drei Seiten noch einmal zu überfliegen, bevor man mit Band 3 beginnt. Ich konnte mich nach zwei Jahren nicht mehr an den Ausgang erinnern und war über den prompten Einsatz zunächst etwas irritiert. Doch nach den ersten zehn Seiten hatte ich mich in der Geschichte eingefunden, woran Riggs flüssiger Schreibstil nicht ganz unschuldig war.


    [Achtung, Spoiler Band 2!]
    Um ihre Freunde aus der Gefangenschaft der Wights zu retten, machen sich Jacob, Emma und der sprechende Hund Addison mit Fährmann Sharon auf in die gefährlichste aller Zeitschleifen: den viktorianischen Slum Devil’s Acre. Ihre Reise führt sie über Umwege zu Mr. Bentham, einem Egozentriker, der in einer ganz besonderen Villa lebt und den Kindern helfen will, wenn auch nicht ohne Hintergedanken. Um Bronwyn, Enoch und die anderen letztendlich befreien zu können, muss Jacob herausfinden, ob er wirklich mit den gefährlichen Hollowgasts kommunizieren kann und was es mit der sagenumwobenen Seelenbibliothek auf sich hat. Außerdem stellt sich bis zuletzt die Frage, ob seine und Emmas Liebe eine Chance hat. Es bleibt auf jeden Fall durchgehend spannend.


    Da das Buch direkt an „Die Stadt der besonderen Kinder“ anschließt, ist „Die Bibliothek der besonderen Kinder“ nur für Leser geeignet, die die beiden Vorgänger bereits gelesen haben, was ein Quereinsteigen unmöglich macht. Aber diejenigen, die sozusagen up to date sind, kommen auf ihre Kosten, denn an dem, was die Reihe so besonders macht – die alten Fotografien – wird auch diesmal nicht gespart.


    Einziger Wehmutstropfen für Sammler und Liebhaber von schicken Bücherregalen: Während Band 1 und 2 zunächst als Hardcover erschienen, gibt es das Finale der Trilogie nur als Taschenbuch. Mensch, Knaur … ist euch denn gar nichts heilig? Das sieht doch nicht schön aus. Mimimi >:( …


    Fazit:


    In einem spannenden Finale findet die Trilogie ein Ende, das Jacob und den besonderen Kindern würdig ist.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Hannelore Grünberg-Klein
    x Übersetzerin: Marianne Holberg
    x Titel: Ich denke oft an den Krieg, denn früher hatte ich dazu keine Zeit
    x Originaltitel: Zolang er nog tranen zijn
    x Genre: Biografie/Erinnerung
    x Erscheinungsdatum: 30. September 2016
    x bei Kiepenheuer & Witsch
    x 176 Seiten
    x ISBN: 3462048805
    x Erste Sätze: In dem Jahrzehnt nach dem Ersten Weltkrieg war die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland immens, während die jüdische Kultur in diesen Jahren eine Blütezeit erlebte. So machte sich der Philosoph Moses Mendelssohn in Berlin, der aus Hamburg stammende Rabbiner Samson Raphael Hirsch in Frankfurt einen Namen, und der Rabbiner Raschi, der in Worms und Mainz studiert hatte, verfasste später grundlegende Kommentare zum Talmud.


    Klappentext:


    Hannelore Grünberg-Klein, die Mutter des Schrifstellers Arnon Grünberg, schrieb auf, worüber sie zeit ihres Lebens nicht sprechen konnte. Sie erzählt von ihrer Jugend im Zeichen des Naziterrors. 1939 die missglückte Flucht auf der St. Louis, gefolgt von der Gefangenschaft in den Lagern der Nazis: Westerbork, Theresienstadt, Auschwitz, Mauthausen.
    Als Einzige ihrer Familie hat sie überlebt, aber erst Jahrzehnte später die Kraft gefunden, darüber zu schreiben, in einer Sprache, der jede Sentimentalität abgeht und die daher umso eindrücklicher nachwirkt. Ein bewegendes Zeitzeugnis.


    Rezension:


    Ich finde Kriegs- und Lagerliteratur so erschreckend wie interessant, und so war ich auf Hannelore Grünberg-Kleins „Ich denke oft an den Krieg, denn früher hatte ich dazu keine Zeit“ sehr gespannt. Die Autorin schrieb das Buch um die 1990er herum für ihre erwachsenen Kinder und starb kurz vor der Veröffentlichung des niederländischen Originals im Februar 2015.


    Dieses Buch ist bei weitem nicht das erste, das ich zu diesem Thema gelesen habe, aber trotz der verhältnismäßig wenigen Seiten hebt es sich für mich deutlich von anderen Werken dieses Genres ab.


    Einerseits berichtet die Autorin vom aktiven Ausüben des jüdischen Glaubens, das geht in den meisten Büchern unter, und andererseits erinnert sie sich extrem detailgetreu an das Leben in den Lagern Westerbork, Theresienstadt, Auschwitz und Mauthausen – und das alles in einem Schreibstil, der sich wie von selbst liest.


    Was ich auch sehr interessant fand und wovon ich bisher noch nirgends gelesen hatte, war ein Bericht der gescheiterten Flucht nach Kuba. An Bord der St. Louis versuchte sie mit ihrer Familie und über 900 weiteren Flüchtlingen in Havanna an Land zu gehen – vergeblich.


    Für mich gehört dieses Werk auf jeden Fall zu den Zeitzeugenberichten, die man sich vor allem angesichts der aktuellen politischen Lage dringend zu Gemüte führen sollte. Der Bericht dieser zu Lebzeiten starken Frau spiegelt die knallharte Realität des Holocausts wider und gedenkt durch viele namentliche Nennungen der Opfer.


    Fazit:


    Der detailgetreue, ungeschönte Bericht einer Zeitzeugin, die den Holocaust überlebte. Absolute Empfehlung.


    Bewertung:


    10 von 10 Sternen

    x Autor: Sebastian Fitzek
    x Originaltitel: Das Paket
    x Genre: Psychothriller
    x Erscheinungsdatum: 26. Oktober 2016
    x bei Droemer Knaur
    x 368 Seiten
    x ISBN: 3426199203
    x Erste Sätze: Prolog. Als Emma die Tür zum Schlafzimmer ihrer Eltern öffnete, ahnte sie nicht, dass sie dies zum letzten Mal tun würde. Nie wieder würde sie sich, mit einem Stoffelefanten bewaffnet, um halb eins an ihre Mutter kuscheln, vorsichtig bemüht, Papa beim Ins-Bett-Krabbeln nicht aufzuwecken, der im Traum mit den Füßen strampelte, zusammenhanglose Worte murmelte oder mit den Zähnen knirschte. Heute strampelte, murmelte oder knirschte er nicht. Heute wimmerte er nur.


    Klappentext:


    Vorsicht! Öffnen auf eigene Gefahr


    Ihr Postbote bittet Sie, ein Paket für einen Nachbarn anzunehmen. Einen Nachbarn, dessen Namen Sie noch nie gehört haben. Obwohl Sie schon seit Jahren in Ihrer kleinen Straße wohnen. „Was kann schon passieren?“, denken Sie sich. Und lassen damit den Alptraum in Ihr Haus …


    Rezension:


    Wie alle anderen Fitzekbegeisterten hatte auch ich mich auf sein neuestes Werk, „Das Paket“, total gefreut – und ich wurde nicht enttäuscht.


    Über den Schreibstil des Autors muss man eigentlich gar nichts mehr sagen – Fitzek gehört zu denen, die ihre Geschichten wie einen Film vor den Augen des Lesers ablaufen lassen. Man merkt gar nicht wirklich, dass man liest, denn das Kopfkino wird sehr stark aktiviert.


    Die Story konnte mich ebenso fesseln und beinhaltet viele unerwartete Wendungen. Teils hatte ich das Gefühl, Fitzek wäre während des Schreibens selbst davon überrascht worden, denn sicher ist an dieser Geschichte nur eines: Nichts ist, wie es scheint.


    Ohne zu viel zu verraten, kann ich sagen, dass das Paket, das die Protagonistin für ihren unbekannten Nachbarn annimmt, eine eher untergeordnete Rolle spielt, aber dennoch den berühmten Flügelschlag eines Schmetterlings darstellt, der einen Orkan auslöst.


    Ansonsten lässt sich sagen: Jeder Charakter erscheint verdächtig, wodurch sich zu keinem eine wirkliche Sympathie einstellt – das einzige Manko für mich. Der Aufbau der Story ist dafür richtig gut gemacht, diese spielt nämlich auf mehreren Zeitebenen: In der Gegenwart, in der Emma mit ihrem Anwalt spricht, drei Wochen davor, als Emma etwas tat, wodurch der Anwalt erst nötig wurde, und ein halbes Jahr davor, als ein Emmas Leben veränderndes Schlüsselerlebnis geschah.


    Mich hat „Das Paket“ auf jeden Fall sehr gut unterhalten, sodass ich das Buch jedem Thrillerleser empfehlen kann. Außerdem eignet sich dieses Buch auch ausgezeichnet, um sich mit dem Fitzek-Fieber infizieren zu lassen, denn am Ende des Werks erfährt man anlässlich des 10-jährigen Autorenjubiläums auch noch etwas über Fitzek selbst, seine schriftstellerische Tätigkeit und seine Fans, was den Autor sehr sympathisch und publikumsnah zeigt.


    Fazit:


    Ein typischer Fitzek: unzählige unerwartete Wendungen und spannend bis zum Ende.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autor: Mikis Wesensbitter
    x Originaltitel: Hört Franka eigentlich noch Black Metal?
    x Genre: Gegenwartsliteratur/Humor
    x Erscheinungsdatum: 29. Juli 2016
    x bei Edition Subkultur
    x 240 Seiten
    x ISBN: 394341227X
    x Erste Sätze: Routiniert wie immer ließ ich den ganzen Werbemüll mit einer geschickten Drehbewegung des Handgelenks direkt vom Briefkasten in den Abfalleimer flattern und überlegte, ob ich mir dieses Ritual nicht auch langsam sparen könnte, indem ich den Briefkasten einfach abbaute. War eh nie was Wichtiges für mich drin, nicht mal mehr Rechnungen, seitdem ich alles abbuchen ließ. Und dann entdeckte ich zwischen den bunten Prospekten einen Brief.


    Klappentext:


    Als Kirk plötzlich und unerwartet einen Brief von seiner Exfreundin Franka in seinem Briefkasten findet, ist er verwirrt, geschockt und sauer zugleich. Schließlich ist Franka vor Jahren einfach so abgehauen, ohne Tschüss zu sagen. Und jetzt lädt sie ihn zu sich nach Schweden ein?! Trotz seiner Zweifel und Ängste macht Kirk sich zusammen mit dem Rest der alten Clique auf den Weg nach Norden. Im Gepäck jede Menge Bier, vergessene Erinnerungen, mysteriöse Psychopharmaka und haufenweise Fragen: Warum ist Franka einfach so verschwunden? Haben wir noch genug Alkohol? Was ist der beste Burzum-Song? Können Menschen sich ändern? Und natürlich ganz wichtig: Hört Franka eigentlich noch Black Metal?


    Zwölf Jahre schrieb Mikis Wesensbitter an der Saga um Franka und ihre Freunde. Was als Fortsetzungsstory im Legacy-Magazin begann, ist nun vollendet: Ein Mix aus Roadmovie, Lovestory, Beziehungsratgeber und satanischer Komödie.


    Rezension:


    Ich lese ja sehr gerne Geschichten, die in irgendeiner Form mit der Metal- oder Gothicszene zu tun haben, und so war ich auf Mikis Wesensbitters „Hört Franka eigentlich noch Black Metal?“ sehr gespannt. Im Buch sind alle drei Geschichten der Fortsetzungsstory enthalten, die vor einigen Jahren im Metal-Magazin Legacy erschien, und ich hatte an die Story hohe Erwartungen, da der Klappentext wirklich grandios klingt.


    Man kann eigentlich direkt vorweg sagen, dass sich der Klappentext nur auf den ersten Teil der Geschichte bezieht. Diese ist zwar wie alle Teile recht schräg, aber irgendwie noch amüsant. Kirk wird ebenso wie Bea und Rouven von Franka nach Schweden eingeladen, nachdem sie Jahre zuvor plötzlich einfach aus ihrer und Kirks gemeinsamer Wohnung verschwand und ihn mit gebrochenem Herzen zurückließ. Doch nicht nur ihre Beziehung zerbrach, sondern daraufhin die ganze Clique.


    So sehen sich die Freunde auf der Fähre nach Schweden zum ersten Mal nach Jahren wieder und tauschen sich darüber aus, was es Neues gibt. In Schweden stellt sich dann heraus, warum Franka Deutschland damals verließ und warum sie die Clique nun wieder zusammentrommelt – ein durchaus interessanter und überraschender Grund. Danach reisen Kirk, Bea und Rouven zurück und von mir aus hätte das Buch an dieser Stelle enden können. Doch stattdessen folgen zwei weitere Teile, die zwar auf dem ersten aufbauen, aber eigentlich nur folgendermaßen zusammenzufassen sind: Sex, Drugs and … what the F***!?


    Der Schreibstil des Autors ist okay. Man kommt leicht durch den Text, sprachlich hätte aber durchaus noch mehr rausgeholt werden können. Im Großen und Ganzen passen Schreibstil und Story aber gut zusammen.


    Wenn man selbst gern mal die ein oder andere Pille einwirft und es mit dem Konsum von Drogen nicht ganz so eng sieht, findet man das Buch vermutlich richtig witzig. In mir hat das Ganze allerdings keine Saite zum Klingen gebracht, sondern eher dafür gesorgt, dass mir ausnahmslos jeder der Charaktere unsympathisch war.


    Und hört Franka nun eigentlich noch Black Metal? – Spielt im Buch keine ernsthafte Rolle. Lass uns lieber noch ein paar Medikamente einwerfen … einfach so zum Spaß.


    Fazit:


    Über meinem Kopf bleibt ein großes Fragezeichen zurück. Vielleicht versteht man das Buch besser, wenn man es während eines Drogentrips liest.


    Bewertung:


    4 von 10 Sternen

    x Autoren: The Mindfulness Project
    x Übersetzerin: Marion Zerbst
    x Titel: Ich im Hier & Jetzt – Das kreative Achtsamkeitsbuch für ein entspanntes Leben
    x Originaltitel: I am Here Now: A Creative Mindfulness Guide an Journal
    x Genre: Selbsthilfe/Ausfüllbuch
    x Erscheinungsdatum: 15. August 2016
    x bei Lotos
    x 192 Seiten
    x ISBN: 3778782592
    x Erste Sätze: Hallo lieber Leser! Egal, ob du bereits regelmäßig meditierst oder gerade zum ersten Mal von Achtsamkeit hörst – es gibt in jedem einzelnen Moment so viel mehr zu entdecken. In diesem Buch findest du Tipps und Anregungen, mit deren Hilfe du das Leben Augenblick für Augenblick mit einem ganz neuen Gefühl der Neugier erfahren und deine Erlebnisse auf kreative Weise dokumentieren kannst.


    Klappentext:


    Kreativ entstressen


    Leicht und spielerisch zu innerer Ruhe und Gelassenheit? Mit den originellen und einfallsreichen Übungen dieses einzigartigen Achtsamkeitsbuches tauchst du völlig ein ins Hier und Jetzt. Lass deiner Kreativität freien Lauf und bastel, schreib und kritzel nach Lust und Laune. Dann macht das tägliche Gedankenkarussell einfach mal Pause, während du entspannt den Augenblick genießt.


    Rezension:


    Achtsamkeit – dieses Wort ist mittlerweile in aller Munde, und das zu Recht. Wir leben in einer wahnsinnig schnelllebigen Zeit, bekommen nur noch die Hälfte von allem mit, verheizen unsere Kraft teils bei fragwürdigen Aktivitäten. Alexandra Frey und Autumn Totton, Gründerinnen von The Mindfulness Project, haben mit „Ich im Hier & Jetzt“ ein Achtsamkeitsbuch erschaffen, das zu Kreativität und zum Innehalten einlädt.


    Ich finde schon allein den Aufbau des Buches klasse. Zu Anfang wird der Leser anhand eines sympathischen Vorworts darauf eingestellt, was ihn im Buch erwartet, gefolgt von einer Beschreibung, wie man mit dem Werk arbeitet: frei.


    Wen man Neuling auf dem Gebiet der Achtsamkeit ist, stellt das absolut kein Problem dar, denn auf den ersten 19 Seiten gibt es eine spielerische und dennoch gut erklärte Einführung. Zwischen Suchbildern, dem Erstellen einer Zeitachse mit den wichtigsten Ereignissen des eigenen Lebens und einem Quiz lernt man schnell, worum es beim Thema Achtsamkeit geht, da man sie bei dieser ersten Arbeit mit dem Buch bereits praktiziert.


    Was für mich bei dieser Einführung neu war, war das Thema Meditation, das anhand eines Schaubilds richtig gut erklärt wird. Ebenfalls sehr nützlich sind die Vorlagen für Meditationsnotizen am Ende des Buches, die einem helfen, zu reflektieren und Fortschritte nachverfolgen zu können. Einziger Minuspunkt: Der Link zu den geführten Meditationen führt auf die englischsprachige Webseite der Originalausgabe des Buches, womit die Audiodateien für Leser, die nicht gut Englisch sprechen, unbrauchbar sein dürften.


    Der Großteil des Buches besteht aus Übungen, die sich über die Gebiete „Praktizieren“, „Konzentrieren“, „Beobachten/Ergründen“ und „Sinne“ erstrecken. So lernt man, auf welche Art und Weise Achtsamkeit möglich ist, und kann jeden Tag spontan entscheiden, wonach einem der Sinn steht – das Buch muss nicht der Reihe nach durchgearbeitet werden.


    Besonders toll finde ich, dass man so gut wie jede Aufgabe direkt im Buch erledigen kann. Man kann „Ich im Hier & Jetzt“ mit „Mach dieses Buch fertig“ von Keri Smith vergleichen, nur dass der Fokus der interaktiven Aufgaben hier eben auf der Achtsamkeit liegt. So lautet z. B. eine Aufgabe, einen Eiswürfel in der Hand zu halten und zu dokumentieren, was sich dabei auf der Ebene der Gedanken, der Handlungsimpulse, der Emotionen und der Sinneswahrnehmungen tut. In einer anderen Aufgabe schreibt man in vorgedruckte Ballons, was man loslassen möchte, und bei wieder einer anderen soll man verschiedene Dinge zählen, während man draußen unterwegs ist.


    Für mich ist dieses Buch bisher das Nützlichste aller Achtsamkeitsbücher, weil man quasi gezwungen ist, direkt in die Umsetzung zu gehen. Dieses Buch ist sehr praxisorientiert, statt nur theoretisch, und es macht richtig Spaß, damit zu arbeiten.


    Fazit:


    Ein Achtsamkeitsbuch für Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen – Stift schnappen, loslegen, achtsamer durchs Leben gehen.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autor: Dr. Rajiv Parti
    x Koautor: Paul Perry
    x Übersetzerin: Juliane Molitor
    x Titel: Erwachen im Licht: Die außergewöhnlichen Erlebnisse eines Arztes, der aus dem Jenseits zurückkehrte und zu einem neuen Leben fand
    x Originaltitel: Dying to Wake Up
    x Genre: Erfahrung/Biografie
    x Erscheinungsdatum: 27. Juni 2016
    x bei Ansata
    x 272 Seiten
    x ISBN: 377877512X
    x Erste Sätze: Allem Anschein nach war der Patient auf dem Operationstisch tot. Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen, und in seinem Körper floss kein Blut mehr. Kein Beamtmungsgerät sorgte dafür, dass er weiteratmete, und seine Lungen wurden nicht mit Sauerstoff versorgt. Das EKG-Gerät, das normalerweise bei jedem Herzschlag piepte, war still, weil es keinen Herzschlag gab.


    Klappentext:


    Die lebensverändernde Nahtoderfahrung eines Arztes


    Was geschieht mit uns nach dem Tod? Rajiv Parti hat es am eigenen Leib erfahren: Während einer Notoperation fällt der schwer krebskranke Anästhesist ins Koma – und erlebt eine der spektakulärsten Nahtoderfahrungen, von denen je berichtet wurde. Als Dr. Parti wieder erwacht, ist für ihn nichts mehr wie zuvor. Er gesundet wie durch ein Wunder und sein Leben wandelt sich grundlegend – vom egozentrischen Wissenschaftler zum empathischen „Heiler der Seele“, der das Heilwissen, das ihm im Jenseits mit auf den Weg gegeben wurde, mit Tausenden von Menschen teilt.


    Rezension:


    Die Mischung aus tollem Cover und interessantem Untertitel schaffte es, dass ich „Erwachen im Licht von Dr. Rajiv Parti unbedingt lesen wollte. Hand aufs Herz – Berichte vom Leben nach dem Tod findet doch irgendwie jeder spannend.


    Besonders interessant fand ich, dass das Buch von einem Schulmediziner handelt und geschrieben wurde, der vor seinem Nahtoderlebnis eben nur an eines glaubte: die Wissenschaft der Schulmedizin. Und der Autor ist auch weiterhin kritisch – vor allem sich selbst gegenüber. Er lässt kein gutes Haar an seinem früheren Ich, denn er war laut eigenen Angaben ignorant, egozentrisch – ein materialistischer Arsch.


    Genau hier setzt auch das ‚Problem‘ an, das ich mit dem Buch hatte. Er erwähnt nicht nur ein Mal, wie schlecht er war, sondern bringt immer wieder Beispiele dafür ein. Dadurch zieht sich die Story nicht am Stück durch das Buch, sondern ist ziemlich durcheinander. Der Ablauf der Ereignisse wird auseinandergerissen und die Szenen von vor und nach dem Schlüsselerlebnis werden wild durcheinandergewürfelt.


    Lesen lässt sich der Text an sich eigentlich richtig flüssig, aber ich hätte mir bei diesem Thema etwas mehr Emotionen gewünscht – man stirbt schließlich nicht jeden Tag beinahe. Die Sachlichkeit in Kombination mit den Wiederholungen führt dazu, dass man als Leser teils unaufmerksam wird – die Eintönigkeit fesselt nicht.


    Allerdings lässt der frühere Anästhesist, der durch sein Erlebnis den Weg den ‚Seelenheilers‘ einschlug, den Leser in Form von verschiedenen Listen und zwei Meditationen an seinem Wissen teilhaben und war mir vor allem wegen seiner gnadenlos ehrlichen und selbstkritischen Art trotz meiner Mängelpunkte absolut sympathisch.


    Von daher empfehle ich das Buch am Thema interessierten Lesern auf jeden Fall. Interessant ist übrigens außerdem das Vorwort des Psychiaters Raymond A. Moody, der durch seine Forschungen auf dem Gebiet der Nahtoderfahrungen bekannt ist.


    Fazit:


    Vom Aufbau her nicht so toll, aber gnadenlos ehrlich und sehr interessant.


    Bewertung:


    6 von 10 Sternen

    x Autorin: Angelika Gulder
    x Originaltitel: Der Seelen-Navigator: In 7 Schritten zu deinem wahren Lebensplan
    x Genre: Ratgeber/Esoterik
    x Erscheinungsdatum: 09. Mai 2016
    x bei Arkana
    x 224 Seiten
    x ISBN: 3442342023
    x Erste Sätze: Warum bist du auf dieser Welt? Was ist der Sinn deines Lebens? Wie kannst du Glück, Leichtigkeit und Erfüllung finden? Gibt es das überhaupt? Ja, das gibt es. Für jeden. Auch für dich. Wenn du dem Plan deiner Seele folgst. Meine archetypische Seelenrolle ist der Weise. Schon als Kind wusste ich, dass ich später Bücher schreiben würde.


    Klappentext:


    Finde dich selbst!


    Jeder von uns trägt in sich eine seelische Landkarte. Sie sagt ihm genau, was seine Aufgabe auf der Erde ist. Wenn man sie nur lesen könnte! Angelika Gulder, Medium, Psychologin und Coach, hat exakt dafür den Seelen-Navigator entwickelt – ein intelligentes System, das in der Arbeit mit tausenden Menschen entstanden ist. Damit kann jeder zu seiner wahren Berufung finden und den Plan seiner Seele entschlüsseln – um endlich den Weg zu gehen, der ihm bestimmt ist.
    Mit vielen Übungen, Tests, Meditationen und Seelenreisen.


    Rezension:


    Seit ich mich selbstständig gemacht habe, beschäftige ich mich gerne mit Persönlichkeitsentwicklung und Zielen, die ich noch erreichen möchte. Dazu bin ich noch spirituell angehaucht – und so zog Angelika Gulders „Der Seelen-Navigator“ bei mir ein.


    Bevor ich ins Detail gehe, möchte ich sagen, dass dieses Buch natürlich nur für Menschen infrage kommt, die überhaupt daran glauben, eine Seele zu haben. Wer davon nicht ausgeht, wird weder das Buch noch die Rezension interessant finden. Für alle, die davon ausgehen, eine Seele zu haben: Ich feiere dieses Buch. Der Inhalt baut schlüssig aufeinander auf, sodass man das Werk nach und nach durcharbeiten kann, sich dabei besser kennenlernt, neue Ideen bekommt.


    Ich hatte bisher noch nichts von der Autorin gehört, finde ihre Ansichten und Art aber sehr sympathisch. So betont sie direkt zu Anfang, dass sie dazu rät, ihr nicht grundsätzlich alles zu glauben, aber für alles offen zu sein. Sie missioniert nicht und wirkt zu keiner Zeit aufdringlich, erzählt dafür aber aus ihrem eigenen Leben und von ihren Erfahrungen.


    Zu Anfang des Buches wird eine Basis geschaffen, und die Autorin umreißt das Thema und den Sinn dahinter. Der Text ist interessant und dazu flüssig geschrieben – man kann sich sehr gut auf den Inhalt konzentrieren. Es geht grob gesagt um die ‚geistige Welt‘ – die Seele an sich, Seelenfamilien und dem Mythos des Seelengefährten. Nach diesem Fundament geht es an die Arbeit. Der Seelen-Navigator umfasst sieben Aufgaben mit ausführlichen Erklärungen, was zu tun ist. Man benötigt Schreibzeug, denn man muss sich in fast jeder Aufgabe mit seinen eigenen spontanen Gedanken befassen und diese notieren, um später einen thematischen roten Faden finden zu können. Dieser rote Faden ergibt dann die sogenannte Landkarte, die die großen Themen des eigenen Lebens darstellt – bei mir ist das tatsächlich unter anderem Literatur, bzw. Menschen in ihrem kreativen Prozess zu begleiten, was ich seit einem Jahr beruflich mache :). Ich denke, ich bin auf dem richtigen Weg.


    Nach dem Erarbeiten seiner Landkarte wird der Leser aber nicht einfach sich selbst überlassen. Die Autorin bestärkt den Leser im dritten Teil des Buches, seinen eigenen Weg zu gehen und sich selbst und seiner Intuition zu vertrauen.


    Für mich stellte die Arbeit mit diesem Buch einen echten Mehrwert dar. Am meisten hilft das Buch, den Kopf zu ordnen – denn meist weiß man ja ohnehin schon unterbewusst, was die Aufgabe im Leben ist: Wünsche und Pläne, die im Kopf immer wieder aufploppen. Die erstellte Landkarte kann aber auch zum Entscheidungshelfer werden, wenn man sich unsicher ist, ob ein neues Projekt etc. wirklich sein muss. Im Endeffekt muss man nur gucken, ob die neuen Pläne entfernt zum roten Faden passen.


    Fazit:


    Wenn man offen dafür ist, eine echte Bereicherung.


    Bewertung:


    10 von 10 Sternen

    x Autor: Jeff Menapace
    x Übersetzer: Sven-Eric Wehmeyer
    x Titel: Das Spiel: Opfer
    x Originaltitel: Bad Games
    x Reihe: Das Spiel-Trilogie, Band 1
    x Genre: Thriller/Horror
    x Erscheinungsdatum: 11. Juli 2016
    x bei Heyne Hardcore
    x 400 Seiten
    x ISBN: 3453677072
    x Erste Sätze: Patrick war sich ziemlich sicher, dass der weiße Pontiac ihnen folgte. Das war auf einer einsamen Landstraße mit wenigen Abzweigungen nicht allzu ungewöhnlich, aber er wurde das Gefühl dennoch nicht los. Als sich die durchgehende in eine gestrichelte Mittellinie verwandelte, und der Pontiac sofort an Patricks silberfarbenem Highlander vorbeizog, schaute er nach links. Der Fahrer erwiderte seinen Blick – länger als nötig. Arschloch.


    Klappentext:


    Funny Games!


    Am idyllischen Crescent Lake im amerikanischen Hinterland ist die Welt noch in Ordnung. Vor der Kulisse des malerischen Sees findet sich in wild-romantischer Umgebung eine Siedlung von Ferienhütten. Hier will Familie Lambert ein entspanntes Wochenende verbringen: Mit Angeln, Barbecue und Freizeitspielen. Auch die beiden Fannelli-Brüder haben sich zum See aufgemacht. Auch sie möchten das Wochenende genießen. Auf ihre Art. Mit Spielen. Bösen Spielen. Und ihre Mitspieler haben sie schon auserkoren …


    Rezension:


    Auf Jeff Menapace‘ Trilogieauftakt „Das Spiel: Opfer“ wurde ich vor allem durch den Vergleich mit den Büchern von Richard Laymon, den ich total gerne lese, aufmerksam. Und direkt zu Anfang sei gesagt: Der Vergleich ist auf keinen Fall an den Haaren herbeigezogen.


    Das zeigte sich für mich vor allem am Schreibstil. Trotz der teils recht harten Kost, liest sich der Text fast von allein. Menapace hat das Talent, so locker und leicht zu schreiben, dass man sich als Leser ganz auf die Geschichte einlassen kann. „Das Spiel: Opfer“ ist eines dieser Bücher, die man sich mehr im Kopfkino ansieht, als sie bewusst zu lesen.


    Die Story an sich ist ebenso simpel wie beängstigend. Eine Familie – Mutter, Vater, die 6-jährige Tochter und der 4-jährige Sohn – fährt in eine Ferienhaussiedlung. Auf dem Weg treffen sie an einer Tankstelle einen Typ, der kommunikativ und superfreundlich ist – fast schon zu freundlich. Von da an passieren immer seltsamere Dinge. Die Familie wird beobachtet und perfide drangsaliert. Man kann sich schon denken, wer dahintersteckt, ein Psychopath ist und viel Leid auslösen wird.


    Irgendwie ist das Ganze schon sehr vorhersehbar, aber das sind die meisten Horrorfilme ja auch – wer sich Bücher dieser Art kauft, weiß, womit er in etwa rechnen kann, und kommt bei diesem Buch definitiv auf seine Kosten.


    Gut gefallen hat mir übrigens der Kampfgeist der Mutter, die sich als äußerst widerstandsfähig und einfallsreich erweist.


    Hingegen hat mich etwas irritiert, dass die Geschichte nach dem finalen Showdown, nur um einen „Aber was war das…?“-Moment auszulösen, für meinen Geschmack etwas zu lange weitererzählt wurde. Andererseits stellt dies vermutlich einen Minicliffhanger für Band 2 dar.


    Fazit:


    Wer auf ein Buch voller Gemeinheit und Gewalt hofft, wird hier bestens bedient – Laymon ist für mich zwar auf diesem Gebiet immer noch unangefochten, aber Menapace ist auf dem richtigen Weg.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autor: Hannes Finkbeiner
    x Originaltitel: Jogginghosen-Henry
    x Genre: Roman
    x Erscheinungsdatum: 11. April 2016
    x bei Heyne
    x 352 Seiten
    x ISBN: 3453418689
    x Erste Sätze: Ich werfe die Kellertür ins Schloss, schmettere sie regelrecht zu, in der Hoffnung, dass der jämmerliche Knall durch die Decke dringt und das künstliche Kniegelenk meines Vaters zum Scheppern bringt. Er steht wahrscheinlich noch am selben Platz wie eben, im Wohnzimmer, erstarrt neben dem Ohrensessel, die Stirn sorgenvoll in Falten gelegt, die Brille in der Hand, ewige Ölreste unter seinen Fingernägeln.


    Klappentext:


    Jogginghosen-Henry und der ewige Krach des Lebens


    „Im Rückspiegel wurde das Ortsschild von Bad Harzburg kleiner. Die Provinz war nur noch ein trüber Fleck, der sich in unseren Abgasen auflöste. Wir waren mutig, wir waren wild, wir waren unsterblich, wir waren Metal-Fans, zu allen Schandtaten bereit, und nichts konnte uns aufhalten. Dann kam der Stau.“


    Rezension:


    Ein Buch, das als Kombi aus Heavy Metal und feinem Sprachgefühl beworben wird, und dazu noch direkt im Klappentext einen Lacher mitbringt? – Ich konnte gar nicht anders, als „Jogginghosen-Henry“ von Hannes Finkbeiner zu lesen. Und meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen.


    Dass es der Autor versteht, mit Worten umzugehen, zeigt sich von Anfang an – einerseits fliegt man nahezu durch den Text, er liest sich quasi von selbst, und andererseits feierte ich die genialen, witzigen Vergleiche. Durch die komplette Geschichte zieht sich ein Humor, der mir absolut liegt – trocken, etwas schwarz und einfach typisch für die Metalszene.


    Die Beschreibungen der Szenen erinnerten mich an eigene Festivalerfahrungen im Kreise etwas rauer, völlig verrückter und großteils liebenswürdiger Personen. Daran hat sich Finkbeiner auch mit seinen Charakteren gehalten, die zwar sehr verschieden sind, aber durch eine große Leidenschaft – die Musik – miteinander verbunden sind.


    Von der Geschichte an sich wurde ich völlig überrascht, und das immer wieder. Es fängt schon damit an, dass sich die Story über mehrere Jahre zieht und immer wieder das fiktive Festival, das Hardbeat Open-Air, als Ausgangspunkt findet. Hier begegnet Henry jedes Jahr wieder seiner Traumfrau, die immer mit anderen seltsamen Persönlichkeiten anreist. Ich habe hier vor allem Henrys Ausdauer bewundert, jedes Jahr erneut darauf hinzufiebern, das Mädchen zu sehen.


    Immer mit von der Partie sind Henrys Freunde – der etwas arrogante Felix und Gabriel, der von allen Grabriel genannt wird, weil er im Beerdigungsinstitut seines Vaters arbeitet und wegen seiner Vorliebe für Gothic regelmäßig Spott erntet – den er aber einfach an seiner Schminke abperlen lässt.


    Am meisten faszinierte mich aber, dass es trotz des Humors auch einige sehr ernste Aspekte in Form von z. B. Schicksalsschlägen gibt, was die Geschichte noch authentischer zeichnet. Abgerundet wird das Ganze noch mit Karten aus der Vogelperspektive vom Festivalgelände, welche sich am Anfang und am Ende des Buches befinden.


    Ich kann mir auf jeden Fall nicht vorstellen, dass es auch nur einen Metalhead gibt, der dieses Buch nicht toll finden wird.


    Fazit:


    Ein Buch, das für mich alles hat, was ein Lieblingsbuch braucht: sprachliche Klasse, authentische Charaktere und Sznenarien, genialer Humor und überraschende Wendungen.


    Bewertung:


    10 von 10 Sternen

    x Autor: Michael E. Vieten
    x Originaltitel: Christine Bernard – Das Eisrosenkind
    x Reihe: Christine Bernard, Band 2
    x Genre: Krimi
    x Erscheinungsdatum: 07. März 2016
    x bei Acabus
    x 304 Seiten
    x ISBN: 3862824136
    x Erste Sätze: Festlich gekleidet und dicht gedrängt warteten die Konzertbesucher im Foyer der Europahalle Trier auf den Einlass. In erwartungsvoller Vorfreude wurde gegrüßt, gelacht und geplaudert. Die Damen verbreiteten Parfümduft, die Anzüge einiger Herren den Geruch von nachlässig gelüfteten Kleiderschränken. An der Getränkeausgabe klirrten Gläser.


    Klappentext:


    Der Mensch glaubt, er hofft, und er irrt.


    Ein kalter Morgen im März. Eine gefrorene Kinderleiche am Moselufer. Eisige Farinade verziert das kleine Gesicht. Ist das die achtjährige Rosalia, nach der die Trierer Kriminalpolizei verzweifelt sucht? Ist sie im Nachtfrost erfroren oder verbirgt sich ein noch viel schrecklicheres Geheimnis hinter der Schönheit des Grauens?
    Nach seinem ersten Psychokrimi „Christine Bernard – Der Fall Siebenschön“ veröffentlicht Michael E. Vieten nun einen weiteren mörderischen Fall, bei dem Kommissarin Bernard mit den dunkelsten und abgründigsten Seiten der Menschheit konfrontiert wird. Ihre Ermittlungsarbeiten führen sie durch das winterliche Trier. Ein Thriller, der Gänsehaut verschafft – und das nicht nur aufgrund eisiger Temperaturen!


    Rezension:


    Immer wenn Michael E. Vieten einen neuen Krimi auf den Markt wirft, werfe ich meine Überzeugung, ich wäre keine Krimileserin, kurzerhand über Bord und gehe mit Christine Bernard auf Ermittlungstour – so also auch beim zweiten Band „Das Eisrosenkind“. Eigentlich langweiligen mich Geschichten aus Ermittlersicht meist, aber Storys aus Vietens Feder stellen hier für mich die berühmte Ausnahme von der Regel dar.


    Obwohl Band 1 schon zwei Jahre her ist, habe ich ohne Probleme den Einstieg zurück ins Leben der Ermittlerin Christine Bernard gefunden. Fast so, als wäre sie eine gute Bekannte, habe ich neugierig in Gedanken abgeglichen, was sich in der Zwischenzeit in ihrem Leben verändert hat. Ein paar wenige Einwürfe stellen zum letzten Buch eine Verbindung her, ein Vorwissen ist aber nicht nötig. Theoretisch kann man also „Das Eisrosenkind“ auch vor „Der Fall Siebenschön“ lesen – aber lesen sollte man sie ohnehin beide, weil: einfach megaspannend.


    Der Schreibstil des Autors ist gewohnt angenehm und somit ohne Stolperschwellen zu lesen. Obwohl sich Krimis für mich sonst immer sachlicher „anfühlen“ als Thriller, verliert sich Vieten nicht in trockenen Details, sondern reißt den Leser mit, indem er auch seine Protagonistin ein ums andere Mal in Gefahr geraten lässt – man kann einfach gar nicht anders, als mitzufiebern.


    Die Geschichte an sich hat mir auch gut gefallen. Alles beginnt mit einem verschwundenen 8-jährigen Mädchen namens Rosalia. Tags darauf wird eine von Reif bedeckte Leiche gefunden, die haargenau wie das gesuchte Kind aussieht – allerdings stellt sich heraus, dass diese Leiche schon um einiges älter ist. Ist diese Ähnlichkeit nur ein Zufall? Und was hat der Vater des Kindes damit zu tun, der sich noch während der Schwangerschaft aus genau diesem Grund von der Mutter trennte? Und ist es nicht seltsam, dass die mumifizierte und besterhaltenste Kinderleiche der Welt ebenfalls Rosalia heißt? Was mir am besten gefallen hat: Die Lösung des Falles ist nicht so einfach, wie es zunächst scheint – die Ungewissheit bleibt sehr lange erhalten.


    Für mich ist dieser Christine Bernard-Krimi, wie schon der letzte, kein richtiger Krimi, sondern eigentlich eher im Thrillergebiet anzusiedeln. Er bildet das beste aus Krimi und softem Thriller und ist somit für Leser beider Genres bestens geeignet.


    Fazit:


    Auch Christine Bernards zweiter Fall hat mich davon überzeugt, dass Krimis nicht automatisch trocken und öde sein müssen.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autor: Gideon Böss
    x Originaltitel: Deutschland deine Götter: Eine Reise zu Kirchen, Tempeln, Hexenhäusern
    x Genre: Sachbuch
    x Erscheinungsdatum: 19. März 2016
    x bei Tropen (Klett-Cotta)
    x 398 Seiten
    x ISBN: 3608502300
    x Erste Sätze: Kann Gott mich nicht leiden? Mittlerweile bin ich genauso alt, wie es Jesus war, als er gekreuzigt wurde, aber ich habe bis heute noch nichts von Gott gehört. Ich habe zwar auch nicht nach ihm gesucht, doch das kann nicht der Grund sein. Es gab schließlich biblische Propheten, die sich auch nicht um ihre Stelle bewarben, sondern eines Tages unangekündigten Besuch von Engel bekamen.


    Klappentext:


    Die religiöse Vielfalt in Deutschland ist groß und wird immer größer. Ideal für die bislang unerlöste Seele von Gideon Böss. Er macht sich auf eine Entdeckungsreise zu großen und kleinen Kirchen, Sekten und Tempeln zwischen Alpen und Nordsee.
    Knapp 500 Jahre nach Luther gibt es in Deutschland mehr Götter als je zuvor: Magische Wölfe, freundliche Hexen, gute Aliens, fernöstliche Buddhas und einen waschechten Johannes den Täufer. Egal welche Art von Seelenrettung man sucht, die Auswahl ist groß, vielfältig – und sehr unterhaltsam.


    Rezension:


    Zuerst wurde ich über eine Werbeaktion zum eBook auf „Deutschland deine Götter“ von Gideon Böss aufmerksam – da ich aber nicht gerne elektronische lese, habe ich ich mich umso mehr gefreut, dass ich kurz darauf an die Printausgabe kam, da ich das Thema an sich sehr interessant finde.


    Auf den nicht ganz 400 Seiten findet der Leser die Vorstellungen von 26 Religionen, die sich in Deutschland befinden und zu einem Treffen mit dem Autor bereit erklärten. Neben den üblichen Verdächtigen wie den Protestanten, den Zeugen Jehovas, Scientology, dem Judentum, der Katholischen Kirche, Hinduismus, Buddhismus und dem Heidentum, trifft Gideon Böss auf folgende Religionsgruppen: Wicca, Mandäer, Heilsarmee, Metropolitan Community Church, Quäker, Sunniten, Fliegendes Spaghettimonster, Raelismus, Bahai, Charismatische Christen, Lahore-Ahmadiyya, Baptisten, Piusbrüder, Schiiten, Aleviten, Johannische Kirche, Osho und Mormonen.


    Mir war tatsächlich nicht bewusst, dass im Land so viele verschiedene Religionen gepflegt werden, und war tatsächlich das ganze Buch hindurch gefesselt bis fasziniert. Der Autor beschreibt die Treffen mit den jeweiligen Vertretern witzig und baut die wichtigsten Infos, die er erfahren hat, ein. Somit lässt sich ein guter Überblick gewinnen und lädt zu weiteren Recherchen über vereinzelte Religionsgruppen ein.


    Was ich außerdem sehr interessant fand, war, wie unterschiedlich die jeweiligen „Interviewpartner“ ihre Religion vorstellen und auf die manchmal etwas provokanten Fragen des Autors reagieren. Teilweise wird sich richtig viel Mühe gegeben, an anderer Stelle ganz offensichtlich angestrengt ‚ein nettes Bild für die Öffentlichkeit gemalt‘ – und manchmal dachte ich mir nur: „Aha, tolle ‚Religion‘. Hättest du das Interview des Autors mal besser ausgeschlagen, denn offenbar weißt du selbst nicht genau, was du da machst.“


    Im Prinzip fand ich die lockere Erzählung des also Autors sehr angenehm, da sich das Buch dadurch wie von selbst liest. Allerdings fand ich, dass der Humor an manchen Stellen etwas zu sehr ins Respektlose wanderte. Ich bin selbst kein besonders ernster Mensch, allerdings finde ich es wichtig, dass man eine Religion (so abstrus sie auch sein mag) nicht zu sehr ins Lächerliche ziehen sollte, wenn sich jemand schon dazu bereit erklärt, einen Einblick zu gewähren.


    Zusammenfassend finde ich das Buch aber gut, und das Lesen hat richtig Spaß gemacht. Wer also nicht zu empfindlich auf zeitweise bissigen Humor reagiert und sich mal einen groben Überblick über Deutschlands Religionslandschaft verschaffen möchte, ist mit „Deutschland deine Götter“ gut beraten.


    Fazit:


    Ein ausgezeichneter Überblick über Religionen in Deutschland – interessant und sympathisch, aber teils mit etwas zu bissigem Humor erzählt.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autorinnen: Natasha Fennell, Róisín Ingle
    x Übersetzerin: Andrea O‘ Brien
    x Titel: Club der Töchter
    x Originaltitel: The Daughterhood
    x Genre: Ratgeber/Erfahrungen
    x Erscheinungsdatum: 10. März 2016
    x bei KiWi
    x 274 Seiten
    x ISBN: 3462048732
    x Erste Sätze: Stellen Sie sich vor, Sie stünden am Grab Ihrer Mutter und hätten keine Schuldgefühle …
    Heute ist Donnerstag. Ich bin im Krankenhaus, auf dem Weg zu meiner Mutter. Im Flur riecht es nach Medizin und verkochtem Gemüse, vermutlich Rosenkohl. Bei der Mischung dreht sich mir der Magen um.


    Klappentext:


    Meiner Mutter erzähle ich ALLES muss sie nicht wissen.


    Die eine versteckt sich hinter dem Sofa, wenn ihre Mutter unangekündigt vor der Tür steht, die andere befürchtet, wie ihre Mutter zu werden, die Dritte will die Schieflagen des Lebens auch mal ohne mütterlichen Beistand meistern …
    Nach einem langen Abend mit viel Rotwein beschließen neun Frauen: Wir gründen den Club der Töchter. Jede bekommt eine kleine Aufgabe, um die schönste und nervenaufreibendste Beziehung ihres Lebens zu verbessern – die zu ihrer Mutter.
    Am Ende dieser wahren Geschichte steht das Manifest des Clubs der Töchter: Zehn Dinge, die man mit seiner Mutter tun sollte, bevor es zu spät ist.


    Rezension:


    „Club der Töchter“ von Natasha Fennell und Róisín Ingle behandelt ein Thema, über das sich die meisten Frauen die wenigste Zeit Gedanken machen, das aber fast jede Frau früher oder später beschäftigen wird: War/bin ich meiner Mutter eine gute Tochter? Oder im schlimmsten Fall: Wieso denke ich erst jetzt darüber nach, wo sie tot ist? Das klingt natürlich erst mal dramatisch, aber nach diesem Buch denke ich, dass es tatsächlich ein Thema ist, über das jede Frau mal nachdenken sollte.


    Als Natasha Fennells Mutter im Krankenhaus liegt, macht sie sich Gedanken um ihre gemeinsame Beziehung. Schnellt steht für sie fest, dass sie ein Projekt ins Leben rufen möchte, das sich mit der Beziehung zwischen Müttern und Töchtern beschäftigt. Ins Boot holt sie sich dazu die Kolumnistin Róisín Ingle, und gemeinsam erschaffen die beiden Frauen den Club der Töchter, über den man unter thedaughterhood.com mehr erfahren kann.


    Über einen öffentlichen Aufruf starten die beiden Autorinnen die Suche nach verschiedenen Typen von Töchtern, die die jeweilige Beziehung zu ihrer Mutter verbessern wollen, um mit ihnen über diese Beziehung zu sprechen – sozusagen eine Art Selbsthilfegruppe, die sich um eine der beiden Personen dreht, die dafür verantwortlich ist, dass wir leben.


    Mit den Autorinnen besteht der Club am Ende aus neun Töchtern – die Tochter, die nie Zeit für ihre Mutter hat, die Tochter, deren Mutter psychisch krank ist, die Tochter, die Angst hat, wie ihre Mutter zu werden, die Tochter, deren Mutter nur Gefühlskälte für sie übrig hat, die Tochter, die mit der Demenz und dem damit einhergehenden Verlust ihrer Mutter kämpfen muss, die Tochter, die ohne ihre Mutter aufgeschmissen wäre, die Tochter, die alles für ihre Mutter tun würde, die Tochter, die zu ihrer Mutter keine Beziehung hat und die Tochter, die für ihre Mutter immer nur eine Enttäuschung darstellt.


    Neun verschiedene Typen, neun verschiedene Wege, die Beziehung zur Mutter zu verbessern und unterschiedliche Ergebnisse. Festgehalten werden grob drei Treffen, in denen jede Tochter zu Wort kommt. Beim ersten Treffen lernen wir die jeweilige Frau und die Beziehung zu ihrer Mutter kennen, im zweiten Treffen wird von den Fortschritten berichtet und zum dritten Treffen gibt es einen Brief an die Mutter, die großteils sehr emotional ausfallen.


    Ich fand die verschiedenen Ausgangspunkte der neun Frauen sehr spannend, erkannte mich manches Mal wieder und bekam durchaus den ein oder anderen Gedankenanstoß. Das Ende zeigt, dass es für die Verbesserung der Tochter-Mutter-Beziehung selbstverständlich keine Patentlösung gibt, es teilweise nicht einmal möglich ist, die Beziehung zu verbessern. Aber das Ziel sollte sein, seinen Frieden mit dem Thema zu schließen.


    Empfehlenswert ist „Club der Töchter“ für jede Tochter, die die Beziehung zu ihrer Mutter überdenken möchte. Zu guter Letzt möchte ich erwähnen, wie gut mir auch der Schreibstil im Buch gefallen hat. Im Endeffekt fühlt man sich, als würde einem eine gute Freundin von der Sache erzählen – ich habe mich beim Lesen sehr wohl gefühlt.


    Fazit:


    Wie erfülle ich meine Rolle als Tochter und welche Beziehung führe ich zu meiner Mutter? – Eine Frage, die sich neun äußerst verschiedene Frauen stellten und einen als Leserin zum Nachdenken anregen. Klare Empfehlung.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen