Akif Pirincci - Yin

  • Handlung:
    Ein heimtückisches Virus hat sich in den Chromosomen eingenistet und vernichtet binnen kurzer Zeit alle Männer. Zurück bleiben die Frauen, ausgeliefert einer Welt zwischen radikal neuen Gesetzen und altbekannten Spielregeln. Sieben von ihnen werden die Zukunft ihres Geschlechts maßgeblich beeinflussen. Im Kampf ums Überleben verflechten sich ihre Lebenslinien bis hin zum virtuosen Finale...



    Fazit:
    Seltsam, dass das Buch bisher hier nicht vorgestellt wurde, außer unter den Autorenportraits. Also ich fand es absolut interessant und fesselnd und man sieht plötzlich was es bedeuten würde, würde ein Geschlecht von dieser Erde verschwinden. Und nicht nur fortpflanzungstechnisch gesehen, sondern ganz allgemein. Beispiel Arbeit, es gibt viele Berufe die nur Männer ausführen und was würde es für die Bevölkerung bedeuten wenn dann für uns alle lebenswichtige Arbeit nicht mehr ausgeführt wird.


    Die Geschichten der einzelnen Frauen sind sehr interessant und spannend, wirken sehr symphatisch auf ihre Weisen, irgendwann wird dann ein Zusammenhang zwischen ihnen hergestellt.
    Absolut empfehlenswertes Buch! Gebe 8 Punkte.


    (Muss allerdings zugeben, dass ich das Ende noch nicht gelesen hab, aus dem Grunde, das ich das Buch jemandem zurückgeben muste und es noch nicht gepackt hab es mir dann nochma zu besorgen, kicher.)

  • Akif Pirincci – Yin – Leider ein mißglücktes Epos


    Vier Jahre hatte sich Akif Pirincci Zeit gelassen, um einen Roman zu schreiben, von dem er hoffte, damit endgültig den internationalen Durchbruch zu schaffen. (Obwohl er ihn ja eigentlich mit "Felidae" schon geschafft hatte.) Aber Pirincci zielte auf ein größeres, auf ein reiferes Publikum: den weiblichen Leser.
    Wenn statistisch erwiesen ist, dass die meisten Belletristikleser Frauen mittleren Alters sind; wenn man seine Zielgruppe nicht nur im Voraus kalkulieren, sondern manchmal auch treffen kann (bei "Felidae"/ Katzenbesitzer funktionierte es, bei "Der Rumpf"/ Behinderte dagegen weniger); dann schrieb Pirincci diesmal gleich für die dankbarsten Abnehmer seiner Romane: für die Frauen. Leider ist das Projekt gründlich daneben gegangen.
    Die eigentliche Handlung gerät ohnehin zur Nebensache, eine mühsam konstruierte Idee für einen Thriller. Ein weltweiter Virus muss herhalten für den Plot (die Idee erinnert an Stephen Kings "Das letzte Gefecht"). Aber Pirincci geht es ohnehin nicht um Suspense, ihn interessieren Biographien. Eine Lebensgeschichte nach der anderen wird in Rückblenden aufgerollt, sechs grundverschiedene Frauen portraitiert. Pirincci hatte viel recherchiert, der Erscheinungstermin von "Yin" musste immer wieder verschoben werden. Ursprünglich mit 500 Seiten geplant, schwoll der Roman an auf 800 Seiten.
    Die Recherche-Wut des Autors ist im fertigen Werk zu spüren, der Roman überladen mit Details, die zur Handlung wenig beitragen. Über viele Seiten ähnelt "Yin" einem Dokumentarbericht über Frauenschicksale, denn einer Dramaturgie.
    Einziger Lichtblick, die Episode um die naive Nutte Lilith. Das Milieu eines Edelbordells, die Ängste der Frauen, die Nöte ihrer Freier. Der Einblick, den der Autor hier gibt, wäre eine eigene Idee wert gewesen, hätte getragen eine ausführliche Kurzgeschichte oder einen kurzen Roman.
    Das Epos "Yin" dagegen, der Versuch, den ultimativen Frauenroman zu schreiben, war vom Autor leider nicht zu stemmen.

    Peter Waldbauer, Jahrgang 1966, ist Betriebswirt und wohnt als freiberuflicher Dozent und Autor in der Nähe von Heidelberg. Er veröffentlichte bisher Essays und ein Dutzend Bücher.