Mord in Norddeich - Theodor J. Reisdorf

  • Mord in Norddeich von Theodor J. Reisdorf


    Über den Autor
    Theodor J. Reisdorf, geboren 1955 in Neuss, reiste quer durch Europa und Nordafrika. Sein Abitur machte er in Wilhelmshaven, bevor er Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Hamburg, Köln und Mannheim studierte.
    Als Dipl.-Handelslehrer lehrte er in Aachen, Norden und Emden. Seit er 1997 als Oberstudienrat pensioniert wurde, wohnt er in Ostfriesland und schreibt Romane über Friesland, dessen Leute und Leichen.
    Viele bezeichnen ihn als den "Meister des Frisenkrimis".


    Klappentext
    Wer nach Norddeich kommt, ist normalerweise auf der Suche nach Ruhe und Meeresluft, nach Sonne, den Schreien der Möwen und dem rauen Wind der See.


    Doch in der beschaulichen friesischen Kleinstadt geschieht das Unfassbare: Ein junger Bauunternehmer verschwindet spurlos, und alles deutet auf einen gewaltsamen Tod hin. Im Schuppen, in dem er sein Boot auf Vordermann bringen wollte, findet die Polizei nur noch einen offenen Farbeimer. Ein Rätsel und ein unheimlicher Fall dazu. Denn es gibt viele Motive und eine Unmenge von Verdächtigen ...


    Meine Meinung
    Zu allererst muss ich gestehen: Ich habe abgebrochen.
    Nach 92 von 317 Seiten kann ich einfach nicht mehr weiter.
    Vor diesem Hintergrund ist meine Rezension also nur mit 1/3 zu gewichten.


    Ich habe mich 92 Seite lang gequält und obwohl ich jedem Buch eigentlich - je nach Dicke - mindestens 100-200 Seiten gebe, um mich "aufzunehmen", kommen dieses Buch und ich einfach nicht mehr zusammen. Nachdem es nun seit über drei Wochen an Ort und Stelle liegt, ohne dass ich weiterlesen mag, beende ich unsere kurze Liaison nun hiermit.


    Zu Beginn des Buches lernt man die Familie Bantz kennen, die aus Vater Feeke, Mutter Elvira und Renke, dem halbwüchsigen Sohn besteht. Leider verliert die Familie ein Mitglied, denn Feeke Bantz stirbt an einem Gehirntumor.
    Er war Inhaber der Feeke Bantz Baugesellschaft oHG in Norddeich und ein sehr angesehener Mann. Nach seinem Tod schafft es seine Frau, die Firma auf Kurz zu halten, indem Sie zwei neue Führungspersonen einstellt. Einer dieser beiden ist Dr. Hoyer, der sich nicht nur in der Firma unentbehrlich macht. Er heiratet die Witwe Elvira Bantz und ist dem jungen Renke, der mit 18 Jahren nunmehr flügge wird, ein Vaterersatz, der mit ihm an seinem Boot bastelt und mit ihm segeln geht.


    Bis hierhin bin ich gekommen.
    Nachdem ich aber nicht in die Geschichte eintauchen kann und mich stattdessen über diverse Punkte immer mehr ärgere, habe ich hier abgebrochen.
    Nachdem ich die Geschichte vom Schreibstil her in das frühe 20. Jahrhundert eingeordnet hatte (eine Jahreszahl oder einen Anhaltspunkt, in welcher Zeit das Buch spielt, gibt es nicht), wunderte ich mich irgendwann, dass mit "Euro" bezahlt wurde. Eine Modernität, die so überhaupt nicht zu der antiquierten (und das ist nicht positiv gemeint) Darstellungsweise passen will.
    So verläuft vor allem das Kennenlernen und die ersten Treffen zwischen Elvira Bantz und Dr. Hoyer wahnsinnig distanziert, förmlich und schleppend und es ist immer eine Anstandsdame in Form der Haushälterin von Elvira (Frau de Vries), anwesend. Bis zu dem Zeitpunkt, dass Dr. Hoyer (der auch immer distanzierter Weise so genannt wird) und Elvira Bantz ihrer Leidenschaft auf dem Wohnzimmerboden verfallen, woraufhin Dr. Hoyer Elvira einen Heiratsantrag macht.
    Das Ganze spielt sich auf zwei Seiten ab. Es beginnt damit, dass Dr. Hoyer Frau Bantz noch mit
    „Gnädige Frau, ich kann Ihnen die freudige Mitteilung machen, dass unsere Auftragsbücher ... gefüllt sind.“ begrüßt. Sie nennt ihn : “Herr Doktor“ Sie trinken Tee, reden kurz, ohne dass der Autor die Steifheit und Distanz wegnimmt. Dann küsst Dr. Hoyer Frau Bantz, sie nennen sich beim Vornamen und lieben sich auf dem Teppich.
    Auf diesen 2 Seiten und dieser wichtigen Entwicklung fehlt es meiner Meinung nach an allem. Man kann eine solche Szene spannend, heiter oder von mir aus auch erotisch gestalten. Diese hier ist keines von allem. Im Gegenteil, durch die steife Schreibweise fühlte ich mich fast wie ein Voyeur.


    Ein weiteres kleines Beispiel, warum die Geschichte meiner Meinung nach nicht zu Zeiten der Euro-Währung spielen kann:
    Am Samstagmorgen frühstückte Renke Bantz mit seiner Mutter bereits um 9 Uhr. Das war schon lange nicht mehr vorgekommen, dass Frau Gerda de Vries die beiden in tiefster Harmonie beisammen sah. Gewöhnlich schlief der Junior, wenn er nicht zur Schule musste, lange in den Morgen, da er nach dem nächtlichen Besuch der Disco vor Mittag nicht in die Gänge kam. "Mama, eine dumme Frage. Kannst du mir sagen, wie ich Herrn Dr. Hoyer anreden soll? Nach dem, was du mir erzählt hast, wird er mir in Zukunft als mein Stiefvater entgegentreten."
    (s. 66f.)


    Auf den ersten 92 Seiten wird schätzungsweise 7-14 Mal Tee getrunken. Wobei bei gefühlt jeder einzelnen Tasse darauf hingewiesen wird, dass auch ja jedesmal "Kluntjes" in den Tee getan werden. Manche Details dienen der Geschichte, um sie plastisch und Lebendig zu machen. Diese Hinweise uf die Kluntjes (wirklich jedes einzelne Mal), wirken steif und stockend. Sie dienen der Geschichte (jedenfalls bis zur Seite 92) nicht und schaffen auf Dauer nur Distanz zum Leser. Außerdem wusste ich bereits nach der dritten Tasse Tee, dass dieser immer nur mit Kluntjes getrunken wird.


    Außerdem enthält die Geschichte meines Erachtens Fehler bzw. Sprünge, denen ich nicht folgen kann:
    Auf Seite 67 erklärt Frau Bantz ihrem Sohn auf obige Frage, wie er Dr. Hoyer anreden soll:
    "Wenn wir heiraten, kannst Du schlecht mit dem Sie ankommen."
    Fünf Seiten später ist dann auch von Elvira Hoyer die Rede, als es um deren Frühlingbepflanzung geht. Umso verwunderter war ich dann, als ich eine weitere Seite später las, dass der andere neue Angestellte in der Firma Bantz Baugesellschaft eifersüchtig ist, weil sein Kollege Dr. Hoyer, ein Verhältnis mit der Chefin unterhielt. (Wenn man verheiratet ist, ist es doch kein Verhältnis mehr). Weitere zwei Seiten später hat Renke dann Geburtstag und seine Mutter Elvira Bantz erklärt ihr Einverständnis zum Segeln. Und, um meine Verwirrung noch zu toppen, wir auf derselben Seite dann erklärt, dass Frau Bantz und Herr Hoyer im September erst heiraten wollen.
    Da wurde wohl auf Seite 72 fälschlicherweise von Elvira Hoyer geschrieben, blöder Tippfehler, der unnötige Verwirrung schafft. Aber auhc in den folgenden Seiten werden die Namen durcheinander geworfen, wenn der Autor Renke und seine beiden Freunde Tomko Hansen und Jesko Warfsmann beim Segeln beschreibt. Zuerst beschreibt der Autor Tomko Hansen ausführlich. Vergleicht ihn in der Statur mit Menke (gemeint ist aber wohl Renke). Im Gegensatz zu Tomko wird dann Jesko beschrieben. Und schließlich folgt ein Absatz, in der Dritte im Bunde, Tomko Hansen beschrieben wird. Da überlegt man nun, waren es Renke und drei Freunde oder wurde der eine Fraunk, Tomko, einfach doppelt beschrieben mit einer unglücklichen Wortwahl?!


    Ein weiterer Fehler befindet sich auf Seite 71, wo berichtet wird, dass Dr. Hoyer und Renke im März bei der Frühlingsbepflanzung im Garten halfen. Andererseits wird auf Seite 73 erzählt, dass erst im April der letzte Schnee schmolz und damit den Frost aus dem Boden trieb.


    Da mir der Schreibstil an sich schon nicht gefallen hat, er meines Erachtens auch nicht zu der Zeit, in der die Geschichte spielt, passt und ich mich dann noch über die beschriebenen (und andere) Kleinigkeiten geärgert habe, habe ich dann schließlich abgebrochen.
    Zum gewaltsamen Tod und den dazugehörigen Verdächtigen bin ich leider nicht vorgedrungen, weil ich mich nicht weiter quälen und ggf. ärgern wollte,



    Von mir deshalb keine Punkte. (Edit: das wenigste, was man geben kann, ist 1 Punkt.)



    Sorry für die lange und harte Rezi, aber ich hab mich echt geärgert, hatte mich so auf das Buch gefreut.

    Viele Grüße
    Elly


    :lesend
    Dan Brown: Das verlorene Symbol

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