'Moby Dick' - Kapitel 041 - 053

  • Interessant war wieder einmal, den Anmerkungen zu entnehmen, dass es für Moby-Dick ein reales Vorbild gab. Den weißen Wal "Mocha Dick". Ich hab darauf gleich mal ein bisschen geschaut wofür das "Moby" dann eigentlich stehen soll, da "Dick" in dem Fall ja als die englische Kurzform für "Richard" zu sehen ist, so wie die anderen erwähnten Wale eben Tom oder so hießen. Allerdings ist offenbar niemandem bekannt was oder wo "Moby" sein soll. *g*


    Erstmals habe ich aus dieser ungekürzten Fassung erfahren wie es genau zuging, dass Ahab sein Bein verlor. Er scheint ja damals schon eine Art Besessener gewesen zu sein, sich nur mit dem Messer bewaffnet auf einen Pottwal zu stürzen. :wow Sein Wahnsinn ist deshalb so unheimlich weil er so berechnend und planend ist. Nur mit kaltem Kalkül konnte er bewusst alles einfädeln und sich halbwegs "normal" verstellen, so dass niemand seine eigentlichen Pläne erahnen konnte. Und sogar eine eigene Bootsmannschaft hat er sich engagiert, von denen man bis zum Moment der ersten Jagd nichts sieht, allenfalls hin und wieder etwas hört (wie der gute Archy). Der eigenartige "Fedallah" erscheint schon etwas gruslig. Ich glaube in der Neuverfilmung die ich in einem der vorherigen Kapitel verlinkt habe, sind diese Figuren enthalten, aber er ist schon lange her und ich hatte sie wohl total verdrängt.


    Das Kapitel über das "Weiß des Wals" ist wieder ein "Schulmeisterkapitel" und fand ich persönlich dann doch etwas ermüdend. Da war die Einteilung der Wale noch interessanter, hier wurde es mir dann doch etwas zu abgehoben. Nicht zu vergessen enthielt es vermutlich den längsten Satz des Buches der sich über gut 2(!) Seiten erstreckt (die Aufzählungen was eigentlich alles gut am Weiß wäre). Ich dachte schon, der hört gar nicht mehr auf. :rolleyes


    Als Ismael in seiner "Eidesstattlichen Erklärung" versichert, was so alles auf dem Meer und mit Pottwalen möglich ist, erwähnt er einen Kapitän D'Wolf und sagt "Ich habe die Ehre, einer seiner Neffen zu sein." Hier ist wieder deutlich die Verschmelzung von Ismael und Melville zu spüren, denn D'Wolf ist Melvilles Onkel. Mir fällt dazu ein Begriff aus heutigen Tagen ein, der bei Fanfictions Verwendung findet: "Self-Insert". Jemand schreibt sich selbst in eine erfundene Handlung hinein.


    Endlich ist es soweit, dass es zu einer Waljagd kommt. Und es ist doch so, dass die Steuerleute die Fangboote eben nur steuern und die Harpuniere die Lanzen werfen. Alles andere hätte mich auch sehr verwundert. Für Ismael wird es gleich zur rechten Taufe, das Boot läuft voll Wasser, sie gehen in Sturm und Nebel verloren und werden erst am nächsten Tag doch noch aus dem Wasser gefischt. Ein Glück, dass er beim besonnenen Starbuck war. *g* Nicht ganz unverständlich, dass es ihn danach gelüstet, sein Testament zu machen. Dass er dann aber wieder so völlig unbeschwert ist, finde ich doch etwas merkwürdig. Nach dem Motto: So, den schlimmsten Teil des Sterbens hab ich ja schon hinter mir, jetzt leb ich erst mal ordentlich. Vermutlich hat das auch etwas mit der launischen Art des Meeres (und der anderen Besatzungsmitglieder) zu tun, die so langsam auf ihn übergeht. Gerade noch in Panik und Minuten später wieder still und ruhig.


    Wegen des üblen Wetters, wird an der Albatross vorbeigesegelt ohne sich näher auszutauschen. Auch das ist im Film anders (zumindest bilde ich mir ein, dass es der Kapitän der Albatross war, der mit seinem Haken-Arm an Bord kam den er auch Moby-Dick verdankte). Und Ahab trauert über die davonziehenden Fische. Vielleicht wertet sogar er das als schlechtes Omen, immerhin ist er Seemann und etwas Aberglaube steckt wohl auch in ihm.


    Die Art wie damals Briefe zugestellt wurden hat mich ja auch fasziniert. Man gibt einen Sack mit Post einfach einem auslaufenden Schiff mit, in der Hoffnung, dass es diejenigen, die die Briefe kriegen sollen, irgendwann in den 3-4 Jahren mal trifft. Sicher gibt es bestimmte Stammfanggründe die immer wieder aufgesucht werden und an denen man sich trifft, aber das scheint mir schon ein arges Zufallsprinzip zu sein. Im schlimmsten Fall ist der Seemann irgendwann zu Hause und der Brief gondelt immer noch über die Weltmeere. Auf der anderen Seite... wie hätte man es sonst machen sollen? Flaschenpost? Ich schätze unter den gegebenen Umständen war es wohl wirklich die einzige halbwegs sinnvolle Möglichkeit. :gruebel

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Danke für den Hinweis auf Moby Dicks reales Vorbild, wie schon gesagt habe ich leider keinerlei Anmerkungen. :cry


    jetzt ist auch klar, wer die Gestalten waren, die Ismael an Bord schleichen gesehen hat, Ahabs private Bootsbesatzung, von der die Schiffseigentümer wohl nichts wissen :lache


    Zitat

    Das Kapitel über das "Weiß des Wals" ist wieder ein "Schulmeisterkapitel" und fand ich persönlich dann doch etwas ermüdend. Da war die Einteilung der Wale noch interessanter, hier wurde es mir dann doch etwas zu abgehoben. Nicht zu vergessen enthielt es vermutlich den längsten Satz des Buches der sich über gut 2(!) Seiten erstreckt (die Aufzählungen was eigentlich alles gut am Weiß wäre). Ich dachte schon, der hört gar nicht mehr auf.


    :write allerdings war in meiner übersetzung zumindest kein soo ellenlanger Satz!


    Endlich die erste Waljagd! Leider erfolglos. Ich bin echt gespannt, wie so eine Waljagd abgelaufen ist und wie sie so ein riesen Tier auf hoher See zerlegt haben.


    Die Art der Briefbeförderung ist wirklich faszinierend! Allerdings auch nicht viel zuverlässiger als Flaschenpost :lache

  • Zitat

    Original von Zwergin
    Danke für den Hinweis auf Moby Dicks reales Vorbild, wie schon gesagt habe ich leider keinerlei Anmerkungen. :cry


    Ich bin da auch recht froh drum. Es gibt wohl sicher einige Anspielungen und Verweise, die ich jetzt ohne Anmerkungen auch gar nicht nachgeschlagen hätte, weil man, vor allem wenn sie sich arg häufen, auch gar nicht mehr jede Anspielung verstehen WILL und einem eine Erklärung nicht wirklich fehlen würde. Aber solche die erläutern wie es zur Geschichte kam, was Berührungspunkte mit realen Ereignissen und Personen sind und so, finde ich sehr interessant. ^^


    Zitat

    Original von Zwergin
    jetzt ist auch klar, wer die Gestalten waren, die Ismael an Bord schleichen gesehen hat, Ahabs private Bootsbesatzung, von der die Schiffseigentümer wohl nichts wissen :lache


    Ich hab mich schon die ganze Zeit gefragt, ob die überhaupt von denen bezahlt werden. Gerade Kapitän Bildad hat ja schon den Eindruck erweckt als würde er jede Ausgabe und jede Liste 5x überprüfen. Entweder Ahab zweigt das von irgend einem anderen Posten ab, oder er bezahlt sie von seinem eigenen Schätzteil am Gewinn der Fahrt. Ich denke das ist ihm der Tod von Moby Dick wohl wert. :gruebel


    Zitat

    Original von Zwergin
    :write allerdings war in meiner übersetzung zumindest kein soo ellenlanger Satz!


    Ich hab irgendwo gelesen, dass die Übersetzung von Matthias Jendis absichtlich ungeglättet ist. Zwar "unbequemer" zu lesen, aber gibt eben getreuer Melvilles eigenen Schreibstil wieder. Das war einer der Gründe warum ich mich für diese Ausgabe entschieden hab.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Ich denke auch, dass Ahab seine private Bootsbesatzung aus eigener Tasche bezahlt, damit er selbst die Möglichkeit hat Moby Dick zu töten, die Eigner hätten ihm bestimmt kein eigenes Boot genehmigt und wären vielleicht auch auf seine Besessenheitin Bezug auf den weißes Wal aufmerksam geworden, wenn er um eine eigene Bootsmannschaft gebeten hätte.

  • Hallole!


    Als ich die Beschreibung des Schiffes gelesen hatte, dachte ich mir, wie geflunkert!
    Wale haben doch keine Zähne!!!
    Dann habe ich bei Wikipedia nachgeschaut - es gibt nicht nur die sog. Bartenwale, sondern auch Zahnwale, zu denen der Pottwal gehört. Die haben Zähne ;-)


    Dabei bin ich auf die Geschichte der Essex gestoßen, einem Schiff, das durch einen Walangriff versenkt wurde.


    Habe mich entschieden, dieses ach-so-berühmte-Buch zu Ende zu lesen, aber vom Autor nie wieder was, habe ich erneut bei Wiki nachgeschaut.
    Melville hat durchaus einige Walfahrererfahrung...

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Huhu!


    Diesen Abschnitt habe ich noch heute morgen gelesen, sind in meiner Ausgabe wieder nur ein paar Seiten.


    "wie es genau zuging, dass Ahab sein Bein verlor. Er scheint ja damals schon eine Art Besessener gewesen zu sein, sich nur mit dem Messer bewaffnet auf einen Pottwal zu stürzen."


    Das ist in Kurzform auch in meinem Buch drin :grin


    "eine eigene Bootsmannschaft hat er sich engagiert, von denen man bis zum Moment der ersten Jagd nichts sieht, allenfalls hin und wieder etwas hört (wie der gute Archy). Der eigenartige "Fedallah" erscheint schon etwas gruslig."


    Da tauchte plötzlich eine andere Mannschaft auf...
    Gruslig ist Fedallah bei mir nicht beschrieben, nur als dunkelhäutig mit einem weißen Turban und sehr schweigsam.



    "Das Kapitel über das "Weiß des Wals"" ist mir auch entgangen, den Göttern sei Dank :anbet



    "Eidesstattlichen Erklärung"
    Bei mir nicht enthalten.


    "Endlich ist es soweit, dass es zu einer Waljagd kommt. Und es ist doch so, dass die Steuerleute die Fangboote eben nur steuern und die Harpuniere die Lanzen werfen. Alles andere hätte mich auch sehr verwundert. Für Ismael wird es gleich zur rechten Taufe, das Boot läuft voll Wasser, sie gehen in Sturm und Nebel verloren und werden erst am nächsten Tag doch noch aus dem Wasser gefischt. Ein Glück, dass er beim besonnenen Starbuck war. *g* Nicht ganz unverständlich, dass es ihn danach gelüstet, sein Testament zu machen."


    Macht er sein Testment? Bei mir steht nur kurz und knapp, daß er es vorhat und Quiqueg zum Zeugen bestellen will.
    Wie jetzt das Arbeitsverhältnis zwischen Steuerleuten und Harpunieren ist, ist mal wieder typisch Südstaaten. Die Weißen tun nach außen so, als würden sie die Arbeit machen und die Wilden ihnen nur helfen, in Wahrheit ist es umgekehrt. Nur nennen sie die "Wilden" hier nicht Sklaven. Nur zur Erinnerung, zu dieser Zeit war die Sklaverei in den Südstaaten noch gang und gäbe.



    Albatross - hä? Nix wiss...
    Ein bißchen weiter hinten im Buch begegnet die Pequod einem Geisterschiff, der Albatros...


    "Die Art wie damals Briefe zugestellt wurden" auch nicht enthalten...

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von HeikeArizona ()

  • Ja, Ahab scheint schon immer einen Hang zu Wahnsinn und Wagemut zu haben. Wenn ich mir vorstele, dass er wirklich nur mit einem Messer bewaffnet auf einen Pottwal los gegangen ist.... :wow Vermutlich hätte er das auch noch mit blosen Händen getan, wäre ihm sein Messer abhanden gekommen. *gg*


    Das Kapitel über das "Weiß des Wals" fand ich auch furchtbar anstrengend. Diese Ergüsse Melvilles sind teilweise wirklich sehr ermüdend und nehmen mir immer stärker die Lust am weiterlesen. *seufz*


    Die erste Jagd hat mal wieder etwas Abwechslung gebracht, auch wenn sie erfolglos war. Wie es wohl erst ist, wenn sie wirklich einen Wal erlegen und ihn dann verarbeiten müssen?
    Faszinierend war das Auftauchen der eigenen Mannschaft Ahabs. Warum er die wohl angeheuert hat? Ob sie ihm so tief ergeben sind oder selber so einen Hass auf Moby Dick haben, dass er sich auf diese Männer stärker verlassen kann als auf seine normale Mannschaft?
    Ich hatte die Schatten, die Ismael beim Einschiffen auf die Pequod sieht, bis zu diesem Zeitpunkt für eine Art Geisterwesen gehalten, als eine Art übersinnliches Zeichen drohenden Urteils. Nun, offenbar sind sie doch auf Fleisch und Blut. ;-)


    Gefallen hat mir das Kapitel über das Gam, denn es ist immer interessant, etwas über die Gebräuche auf See zu erfahren. Witzig fand ich auch, dass die Seeleute hoffen, dass das andere Schiff Zeitungen an Bord hat, die ein bis zwei Jahre jünger sind als ihre eigenen. :lache


    Ja, das Briefe zustellen war sicherlich sehr vom Zufall bestimmt. Ich frage mich, wieviel Prozent davon wirklich angekommen sind? :gruebel Allerdings fällt mir auch nichts ein, wie man es hätte besser machen können.


    Lieben Gruß
    Larna

  • Zitat

    Original von Larna
    Das Kapitel über das "Weiß des Wals" fand ich auch furchtbar anstrengend. Diese Ergüsse Melvilles sind teilweise wirklich sehr ermüdend und nehmen mir immer stärker die Lust am weiterlesen. *seufz*


    Das wird wirklich mit der Zeit besser. Gerade ab der Hälfte überwiegen die Kapitel die sich mit Informationen über den Wal oder den Walfang beschäftigen und das arge philosophieren lässt etwas nach (so hab ich es zumindest empfunden).


    Übrigens, gute Besserung Larna. :wave

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Paradise Lost ()

  • Zitat

    Original von Paradise Lost


    Das wird wirklich mit der Zeit besser. Gerade ab der Hälfte überwiegen die Kapitel die sich mit Informationen über den Wal oder den Walfang beschäftigen und das arge philosophieren lässt etwas nach (so hab ich es zumindest empfunden).


    Übrigens, gute Besserung Larna. :wave


    :write
    Ich fand die "Schulmeisterkapitel" mit der Zeit auch immer interessanter. Das "Weiß des Wals" fand ich auch schrecklich!

  • Danke ihr zwei, da macht ihr mir direkt Mut. Ich werde mich jetzt also ins Bett verziehen und noch ein paar Seiten lesen! :wave


    Lieben Gruß
    Larna


    P.S. Danke auf für die Genesungswünsche, ich bin schon wieder dabei, mich zu erholen! :-)