Passiver Erzähler?

  • Hm, soweit ich deine Beschreibung richtig einschätze bzw. so verstanden, wie du es vielleicht meintest, würde ich sagen, dass es sich höchstwahrscheinlich um einen intradiegetisch-heterodiegetischen (bzw. auf der 1. Stufe homodiegetischen) Erzähler mit Nullfokalisierung handelt.


    Aber kann auch sein, dass ich einfach falsch verstanden habe, was du genau sagen wolltest.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Wie nennt man einen Erzählstil, in dem der Erzähler einer Geschichte oder eines Romans die Rolle eines Zuhörers einnimmt, sonst aber passiv und funktionslos bleibt? So ein Erzähler könnte zum Beispiel ein Journalist sein, das ihm erzählte, bildet die Geschichte.
    Sein Anteil an der Geschichte ist eigentlich nur das in Form bringen, das Ordnen bzw. Zuordnen des Geschehenen.


    Meinst du den Stil, den z.B. Morto Rhue für "Ich knall euch ab" wählt?
    Er reiht eigentlich nur Augenzeugenberichte, Dialoge und Briefausschnitte aneinander, bringt sich als Erzähler nicht ein und überlässt jede Wertung dem Leser. Alle Erlebnisse werden aus mehreren Perspektiven beleuchtet, nur nicht aus der des Autors.



    2. Frage:

    Zitat

    Original von agu
    Ach ja, und ein paar Situationen bilden beim stringenten ICH einfach besondere Herausforderungen: Was, wenn der Prota am Ende des Buches stirbt?


    Dafür eignet sich wohl keine Ich-Perspektive, sondern eher eine Wiedergabe aus Tagebüchern, Briefen o.ä., die dann natürlich schon mit der Ich-Perspektive arbeiten. Oder täusche ich mich? (Frage an die Autoren unter euch, die damit Erfahrung haben)

    Liebe Grüße von Tiffy :schnellweg


    :lesend Ich lese gerade: Vincent Klink, Sitting Küchen Bull

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  • Ehrlich gesagt, kann ich die Bezeichnung moderatives Schreiben nur schwer zuordnen. :gruebel


    Wenn ich mich nicht irre, geht es um den auktorialen Erzählstil, in dem gerne alte Klassiker verfasst wurden.
    "Stolz und Vorurteil" ist aus der Perspektive des allwissenden Erzählers geschrieben.
    Ich muss gestehen, obwohl mir die Geschichte gefällt, finde ich den Stil sehr anstrengend, stellenweise sogar (man möge mir verzeihen) sehr gestelzt.


    Vermutlich ist dieser Erzählstil tatsächlich nicht mehr "in" wie Hef es treffend formuliert.
    Dieses ständig Wechseln der Perspektiven macht einen ganz wuschig, ebenso die von außen hergestellten Zusammenhänge, über ein Ereignis, das zum selben Zeitpunkt ganz woanders stattfindet, weil eben dieser Prota sich gerade dort befindet.


    Ich denke wir sind mittlerweile doch sehr daran gewöhnt, eine Geschichte aus dem Blickwinkel eines Protagonisten zu betrachten. Der Leser befindet sich im Kopf des Protagonisten, sieht mit dessen Augen, reflektiert die Ereignisse.


    Wenn ich wissen möchte, was hinter meinem Rücken vorgeht, muss ich mich eben erst umdrehen. :grin


    Wenn spätestens hier die Ich-Form bindend ist, kann man beim personalen Erzählstil in der dritten Person, im nächsten Kapitel oder sogar im nächsten Absatz, in den Kopf eines anderen Prota hüpfen. Weitgehend klar erkenntlich und schreibtechnisch eine durchaus beachtliche Freiheit.


    Eine Art Kompromiss, so in die Gefühlswelt einzudringen wie in der ICH-Form (nicht so einfach, aber es geht) und dennoch die Möglichkeit zu haben, auch anderorts dabei zu sein.

  • Der Schreibstil in nun wirklich nicht mehr "in". Sehr anstrengend zu schreiben und zu lesen.


    Ich gehe gerade "Amerika" von Kafka durch, weil eine Schülerin mich darum gebeten hat.


    Den Schreibstil kann ich nur noch unter geistigem Chaos einordnen. Trotzdem kam was dabei raus.


    Genie oder Wahnsinn? Bleibt jedenfalls beeindruckend hängen. Da ist ist ne Ich-bis Er-Sie-Es Erzählung drin.


    Um so etwas zu schreiben, brauchst du eine gehörige Portion drugs, oder Allolol...


    Kurz: es ist alles erlaubt, was gefällt. Und das bestimmt letztendlich ausschließlich der Leser.


    euer hef