Kreatives Schreiben studieren

  • Hallo Autoren!


    Ich lese hier im Forum schon länger mit, angemeldet habe ich mich jetzt aber extra für dieses Forum.
    Ich habe gerade mein Abi gemacht und studiere ab Herbst Germanistik und Kunstpädagogik, viel lieber würde ich aber Kreatives Schreiben studieren, aber die Bewerbungsfrist war schon abgelaufen, als ich davon gehört habe, dass es so einen Studiengang überhaupt gibt! ;)
    Soweit ich mich informiert habe, kann man das Fach nur in Leipzig und Hildesheim studieren und sich ab März dafür bewerben!
    Ich wollte einfach mal rumfragen, wer von euch dort studiert hat oder studiert und wie so die Chancen sind angenommen zu werden?
    Ich schreibe eigentlich schon seit ich denken kann und finde meine "Ergüsse" auch eigentlich nicht so schlecht!
    Kennt ihr noch andere Unis, bei denen man Kreatives Schreiben studieren kann?
    Über antworten würde ich mich sehr freuen!


    LG, Anna (Claire Adair)

  • Liebe Claire,


    ich kenne dieses Studienfach nur vom Hörensagen und soweit mir bekannt ist, sind es auch nur diese beiden Unis, die es anbieten. Der Andrang ist wohl sehr hoch, d.h. Du wirst Dich vermutlich einem recht harten Auswahlverfahren stellen müssen.
    Wie das beim "Kreativen Schreiben" genau aussieht, weiß ich nicht - in allen anderen kunstlastigen Studiengängen ist es aber üblicherweise so, dass man einen Eignungstest absolviert (also Vorspielen bei Musik oder Schauspielerei, eine Mappe mit Arbeiten einreichen und dann noch mal ein mehrtägiger Vor-Ort-Eignungstest mit zahlreichen praktischen Aufgaben bei Malerei/Grafik/Design usw.)
    Wenn Du Dich dort erfolgreich bewerben möchtest, solltest Du vermutlich sehr gut vorbereitet sein, d.h. Dich vorab über die Eignungsvoraussetzungen und Inhalte des Tests informieren. Wenn die z.B. Arbeitsproben von Dir sehen möchten, wirst Du Zeit brauchen, um die richtig gut zusammenzustellen bzw. überhaupt erst niederzuschreiben.


    Meines Wissens haben auch einige der Absolventen erfolgreich Bücher veröffentlicht, ein paar sogar preisgekrönt, der Schwerpunkt scheint aber vor allem in der E-Literatur (also ernsthafte Gegenwartsliteratur) und weniger in der Unterhaltung zu liegen.
    Mir ist unter erfolgreichen deutschen Unterhaltungs-Autoren jetzt keiner gewärtig, der Kreatives Schreiben an einer Uni studiert hätte - aber vielleicht weiß wer anders hier Rat und einen Namen zu nennen.


    Generell sei gesagt, dass (erfolgreiche) Schriftstellerei ein klassisches Feld für Quereinsteiger ist, zumindest im deutschen Sprachraum. Das mag damit zusammenhängen, dass es dafür bislang keinen Ausbildungs- oder Studiengang lag, vielleicht ist der Grund aber auch der, dass man, um wirklich lesenswerte Bücher schreiben zu können, neben Phantasie und schreibhandwerklichen Erfahrungen auch eine gute Portion Lebenserfahrung besitzen sollte, aus der man schöpfen kann, um glaubwürdige Figuren und Plots zu erschaffen.



    Viel Erfolg jedenfalls!
    Andrea

  • Im Prinzip hat meine Vorposterin schon alles wichtige geschrieben. Einiges an Informationen findet man ja auf der Homepage oder fragst, ob du Infomaterial zugeschickt bekommen kannst. Wie bei allen künstlerischen Studiengängen gibt es hier viele Bewerber und wenige Plätze. Du solltest also wissen, ob deine Schreibfähigkeiten ausreichen. Einige Meinungen von Betalesern oder Teilnahmen an Schreibworkshops sind hier sicher nützlich. Soweit ich weiß, muss man im Auswahlverfahren auch zeigen, dass man die aktuelle Sitiation des Buchmarkts einschätzen kann, dass man weiß, was von den Verlagen gesucht wird, etc.


    Zum Schreiben gibt es viele Zugänge. Im Gegensatz zu anderen Ländern wie Japan, wo man in der Regel studieren muss, um zu schreiben, ist es in Deutschland noch nicht so. Sicher werden die Chancen auf erfolgreiche Veröffentlichungen mit einem Studienabschluss in dieser Richtung größer sein als ohne diesen, aber eine Garantie ist es sicher nicht. Du solltest auch noch bedenken, dass du über Germanistik und Kunstpädagogik etwas mehr Möglichkeiten hast, einen Beruf zu finden. Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass man in einem Germanistikstudium doch einiges lernt, was hilfreich für das Schreiben ist.


    Auch ich wünsche dir viel Erfolg!

  • Falls du das DLL in Leipzig meinst: dort unterzukommen braucht es schon ein gewisses Maß an Talent und auch Vorbildung. Außerdem ist das Studium literarisch recht anspruchsvoll, also mit den Creative-Writing-Kursen, die es an jedem US-amerikanische College gibt, nicht zu vergleichen.
    Entsprechend kommen vom DLL keine typischen Autoren von Unterhaltungsliteratur, am ehesten fallen mir da Juli Zeh und Kristof Magnusson ein.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Hallo Claire,


    eine Sache gibt es noch, die man bei der Wahl des Studiengangs mit in Betracht ziehen sollte:
    Die Frage, womit Du später Deinen Lebensunterhalt verdienen möchtest.


    Die allerwenigsten (!) Schriftsteller können von ihren Büchern leben, selbst wenn sie erfolgreich sind, bei großen Verlagen veröffentlichen und jedes Jahr ein Buch auf den Markt werfen. Das ist nicht unähnlich zur freien Kunst - es gibt auch kaum Maler oder Bildhauer, die nur von ihrer Kunst leben könnten.


    Deshalb suchen sich viele nach der erfolgreichen Absolvierung ihres künstlerischen Studienganges einen Job, der irgendwie entfernt mit der Materie zu tun hat, aber natürlich nicht so ganz das ist, was man ursprünglich mal im Sinn hatte. Das wird beim Kreativen Schreiben nicht anders sein.


    Dem kreativen Schreiben verwandte (und zwar nicht rauschend gut, aber doch etwas besser bezahlte) Tätigkeiten sind z.B.:
    Lektor
    (freier) Journalist für alle möglichen Magazine und Zeitungen
    Werbetexter (entweder für die knackigen Slogans oder - was wahrscheinlicher ist - ein Verfasser der unzähligen Texte für Produktinformationsbroschüren)
    evtl. Übersetzer, wenn man eine zweite Sprache ausgezeichnet beherrscht


    Für solche Berufe ist ein Germanistik-Studium als Hintergrund ebenso gut geeignet. Der eine große Vorteil, den ich im Schreibstudium sehe, ist der, dass man evtl. durch Verbindungen der Schule leichter einen Fuß ins Verlagswesen bekommt. Aber wie gesagt, Garantien gibt es keine.
    Und noch mal - zum Leben werden die Bucheinnahmen wahrscheinlich nicht reichen, d.h. ein Hauptberuf oder eine Reihe von Nebentätigkeiten werden wohl notwendig sein. Tatsächlich dürftest Du, was die Vielfalt an späteren Berufsmöglichkeiten angeht, mit Deiner Germanistik/Kunstgeschichte-Kombination wohl sogar besser aufgestellt sein.
    Und dann hindert Dich natürlich niemand daran, nebenher das kreative Schreiben zu praktizieren. Es gibt Unmengen von Ratgebern, von denen viele wirklich gut und hilfreich sind. Und am Ende des Tages läuft es darauf hinaus, selbst viel kontinuierlich zu schreiben. Einen Roman pro Jahr oder so ;-) ... nur so läßt es sich lernen. Du wirst vermutlich nie wieder so viel Zeit haben wie als Student - da schaffst Du wahrscheinlich eher drei ;-)
    Im Jahr.



    Liebe Grüße,
    Andrea

  • In Deutschland sind es die beiden einzigen. In Wien hat jetzt auch noch ein Literaturinstitut aufgemacht (so hab ich das jedenfalls verstanden), wo ähnliches gemacht wird und dann noch in Biel in der Schweiz.


    Zu den Chancen: Bei jährlich ungefähr 600 Bewerbern werden so 10 bis allerhöchstens mal 35 angenommen.


    Das Testverfahren sieht so aus, dass man eine bestimmte Seitenanzahl an Textproben hinschickt, dann werden einige nochmal zum Eignungsgespräch eingeladen und dann wird nochmal ausgesiebt und aus den eingeladenen Leuten werden dann die Immatrikulanten ausgewählt.


    @ agu: Ja, Unterhaltungsliteratur ist wirklich die absolute Ausnahme und wüsste jetzt auch spontan niemanden, der diese schreibt. Die absolute Majorität liegt in "Hochliteratur" (wenn man es so nennen möchte) oder auch experimentelles, aber man kann sagen, dass man selber einfach total frei ist, was man schreibt. Es wird niemand mit der Peitsche von der Trivialliteratur abgehalten.


    @ Steve85: Das mit der Einschätzung des Buchmarktes und was von Verlagen gesucht wird, ist totaler Schwachsinn. Von wem hast du denn den Quatsch gehört? Ist jetzt nichts gegen dich, aber so einen Nonsense hab ich schon länger nicht gehört (also seit 10 Minuten, schließlich sind wir hier im Internet ;-) ).
    Seit wann muss man in Japan studiert haben, um Schriftsteller zu werden?
    Hilfreich ist das vielleicht, was man bei Germanistik lernt, aber wenn man wirklich schreiben will, dann ist das trotzdem nichts gegen das Studium des Kreativen Schreibens. Du wirst nun mal wirklich auf diese Hinsicht hin (aus)gebildet.


    @ agu: Die von dir genannten Berufe kann man genauso gut mit dem Abschluss des Kreativen Schreibens machen bzw. noch sehr viel besser -> Lektor, Journalist.

  • Wie sieht es eigentlich in der Schweiz aus ... eine Freundin, die Schweizerin ist, überlegt, etwas ähnliches zu studieren.... ?


    //edit - krumplige Finger heute, Vertipper eliminiert

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von elwe ()

  • Zitat

    Original von Baihu
    @ agu: Ja, Unterhaltungsliteratur ist wirklich die absolute Ausnahme und wüsste jetzt auch spontan niemanden, der diese schreibt. Die absolute
    @ agu: Die von dir genannten Berufe kann man genauso gut mit dem Abschluss des Kreativen Schreibens machen bzw. noch sehr viel besser -> Lektor, Journalist.


    Genau das wollte ich mit meinem Post sagen (ich habe mich vielleicht unklar ausgedrückt) - dies sind mögliche (weil direkt benachbarte) Berufe, die man mit einem "Kreatives Schreiben"-Abschluss dann ausüben könnte und die vielleicht genügend Einkommen generieren, um damit den Lebensunterhalt zu bestreiten.


    LG, Andrea

  • Zitat

    Original von elwe
    Wie sieht es eigentlich in der Schweiz aus ... eine Freundin, die Schweizerin ist, überlegt, etwas ähnliches zu studieren.... ?


    //edit - krumplige Finger heute, Vertipper eliminiert


    Hallo elwe


    In Biel läuft das über die Hochschule der Künste Bern (Berner Fachhochschule). Zweisprachigkeit (D/F) ist keine Zulassungsbedingung, Interesse und Offenheit gegenüber der zweiten Lehrsprache wird jedoch erwartet sowie die Bereitschaft, die eigenen Fähigkeiten in dieser wenn nötig zu vertiefen.
    Alter der Kandidaten ist ca. von 18 bis 35, Altersgrenze nach oben gibt es jedoch nicht.
    Zur Eignungsprüfung zugelassen sind Kandidatinnen und Kandidaten, die über einen Maturitätsausweis (gymnasiale Maturität, Berufs- oder Fachmaturität, Abitur) oder einen gleichwertigen Abschluss auf Sekundarstufe II verfügen.
    Ausnahmen von dieser Regelung sind möglich.
    Die Hürden von der Bewerbung bis zum Studienbeginn sind anspruchsvoll, aber bestimmt zu schaffen.

  • Zitat

    Original von Baihu


    @ Steve85: Das mit der Einschätzung des Buchmarktes und was von Verlagen gesucht wird, ist totaler Schwachsinn. Von wem hast du denn den Quatsch gehört? Ist jetzt nichts gegen dich, aber so einen Nonsense hab ich schon länger nicht gehört (also seit 10 Minuten, schließlich sind wir hier im Internet ;-) ).
    Seit wann muss man in Japan studiert haben, um Schriftsteller zu werden?
    Hilfreich ist das vielleicht, was man bei Germanistik lernt, aber wenn man wirklich schreiben will, dann ist das trotzdem nichts gegen das Studium des Kreativen Schreibens. Du wirst nun mal wirklich auf diese Hinsicht hin (aus)gebildet.


    Ich wollte natürlich keine Falschinformationen verbreiten, aber ich bin mir sicher, dass ich das vor einiger Zeit auf der Homepage des Studiengangs gelesen habe. Aber vielleicht spielt mir meine Erinnerung einen Streich.

    "Also bin ich ein Pinguin" (Autumnus Verlag, 2008)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Steve85 ()

  • Wieso klingt das logisch? Es wird nicht gelehrt, wie man das schreibt, was gerade vielleicht gefragt ist, sondern man lernt das Schreiben verschiedenster Literaturformen usw.. Klar kann man auch kulturpolitische Seminare belegen (muss man aber nicht und haben auch nicht alle was mit dem Buchmarkt zu tun bzw. die wenigsten), aber muss man auch nicht.
    Wenn man mit so einer Intention schreibt, ist einem sowieso nicht mehr zu helfen und das wird einem auch im Studium vermittelt. Außerdem ändern sich die Trends des Buchmarktes so schnell, dass man es nicht voraussehen kann und wenn man anfängt ein Buch nach einem aktuellen Trend zu schreiben, ist es eh schon wieder zu spät, wenn es dann erscheint. Wie gesagt, völliger Quatsch.

  • Vielen Dank, Fabuleuse, für die Info! Ich werde das mal so weitergeben.

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!