'Die Landkarte der Zeit' - Seiten 625 - Ende (Kap. 39 - 43)

  • Tja, irgendwie hat mich das Ende unbefriedigt zurückgelassen und auch enttäuscht. Ich hatte mit einem furiosen Knall gerechnet, statt dessen kommt da ein wirrer Mischmasch aus einem Wells im Jahre 1896 der einen Brief aus der Zukunft erhält und eine Abhandlung über die Paralleluniversen in den Paralleluniversen der Paralelluniversen....


    Und die Landkarte der Zeit, die von einem Menschen der ZUKUNFT bewacht wird, ist ein Strippengebilde aus Fäden, Fotos und Zeitungsausschnitten? Wenn er schon mit Laserwaffen kommt, die dem einen "nur" ein Loch in die Brust reißen, während sie ganze Pferde brennend durch die Luft fliegen lassen, dann passt dieses altmodische Gespinst nicht zum Szenario.


    Außerdem ist wieder so ein schlampiger Fehler drin. Seite 628:


    "Eine Zeitreisende", hieß es, "am Morgen des 12. April 1984 hätten Angestellte des Kaufhauses Olsen beim Aufschließen eine Frau im Laden vorgefunden...[]
    [...]dass die Frau behauptete, aus der Zukunft zu kommen, genau gesagt aus dem Jahr 2008[...]
    Wieder zu sich gekommen sei sie dann an jener Stelle im Kaufhaus Olsen, vierundzwanzig Jahre später.


    Falsch, 24 Jahre früher,wenn sie vom Jahr 2008 ins Jahr 1984 gereist ist.


    Wells, der Urväter aller Zeitreisenden, der Schaffer der Morlocks und der Elois, wird zum Gründer eines Geschlechts der Zeitreisenden durch eine Veränderung der Gene.


    Da muss ich erst eine Nacht drüber schlafen...

  • Ich bin ... sprachlos und aufgewühlt und fasziniert und ein bisschen verwirrt und begeistert ...


    Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll.
    Ich hab für die letzten Seiten unglaublich lange gebraucht. Hab viele Pausen gemacht und bin mit dem Buch in der Hand durch die Wohnung gelaufen. Erstmal dieses plötzliche Auftreten von allerlei Zeitreisenden und Zeitreisenden, die Zeitreisenden hinterher jagten. Puh, das war tatsächlich nicht ganz leicht zu verfolgen. Und der Tatsache, dass unser Bertie dann selbst einer war - das kam mir zunächst schon etwas arg absurd vor. Klar, dass Tom dann mal dramatisch abdanken musste - ich wusste es. :keks
    Dann der doch etwas langatmige Brief mit Krieg und Bla und offenbar ist alles voller Zeitreisenden ...
    Und dann hat Wells selbst verhindert, dass es die Zeitreisen überhaupt geben würde!


    Ich dachte mir zwischendurch immer: Wie doof! Und dann habe ich gemerkt, dass ICH zu doof war :lache weil dieser Autor genau weiß, dass ich das doof finden werde, mir Zeit gibt, mich darüber zu echauffieren und mir DANN demonstriert, dass ich mich geirrt hatte.
    Das geschiet nicht bei allen Kritikpunkten; was ich im letzten Abschnitt zu Wells Schlussfolgerungen sagte, bleibt z.B. bestehen, aber im Grunde wurde tatsächlich alles aufgeklärt, alles fand sein Deckelchen. Ich hätte es nicht mehr gedacht, aber es ist so.


    Nach dem Knall des Universums hatte ich ein paar Schwierigkeiten, mich zeitlich wieder einzufügen, der Kuhdung hat mich sehr verwirrt und annehmen lassen, wir wären wieder an der Stelle, als Charles und Andrew erstmals zu Murray gingen.


    Grundsätzlich bin ich ... durcheinander und kann gerade gar nicht sortieren. Mich hat der Schluss extrem mitgenommen - im positiven Sinne. Ich glaube, wer selbst schreibt versteht das nochmal anders als jemand, der das nicht tut. Ich in jedem Fall [SIZE=7]hab'n viel genickt und 'n bisschen geheult.[/SIZE]


    Ach ja, und wie überaus köstlich:
    Stoker auf S. 641
    "Was ich mit meinem Roman beabsichtige, Mr James, ist eine grundlegend neue Darstellung des menschgewordenen Bösens in der Gestalt des eleganten Vampirs, frei von der Last der ganzen romantischen Kitschästhetik, die ihn im Laufe der letzten Jahre zu einem lächerlichen Satyr gemacht hat, der seinen Opfern kaum mehr als einen lustvollen Schrecken einzujagen vermag, .."


    :lache
    Und ich dachte, das wäre ein "Problem" der heutigen Zeit ... ist doch Dracula der Übervater der Verführer-Vampire :anbet


    Fantastisches Buch, ehrlich. Hat mir trotz ein paar langatmigen Stellen, ein paar Schwachstellen und vieler Figuren, die mir nur auf die nerven gingen, besser gefallen als alles, was ich dieses Jahr gelesen habe. Sowas hochkomplex in sich verzwirbeltes - und trotzdem leicht verständlich, hatte ich zuletzt bei "Inception" im Kino. Und dazu war es humorvoll, selbstironisch, unperfekt - besser geht es kaum.
    Wird mich noch lang beschäftigen.


    Meine Damen, meine Herren, es war mir eine Ehre, dieses Wunderwerk mit Ihnen gelesen zu haben.

  • Liebe Mulle, ich freu mich für Dich das Du alles verstanden hast. Ich muss leider zugeben das ich ab der Seite 693 bis zum Schluss den Faden komplett verloren habe und sich mir der Sinn der Geschichte nicht erschliesst. Im Moment schweben drölfzig Fragezeichen um meinen Kopf und mir ist so einiges bis fast alles Unklar. ?( ?( ?( Ich werde die Seiten 693 bis zum Schluss morgen nochmals gaaanz konzentriert lesen. Heute mag ich mich nicht mehr damit beschäftigen... :vergrab

  • Wie gesagt - ich habe es auch sehr langsam lesen müssen.
    Beim genaueren drüber nachdenken kommt mir sogar die Idee, dass man es vielleicht nicht versteht, wenn man nicht selbst mal überlegt hat, ob das, was Schriftsteller so aufs Papier bringen, überhaupt "ausgedacht" ist, oder vielleicht die Verbindung zu irgendeiner parallelen Welt, die man "erzählen" kann, aber auf die man aber als Erzähler nur begrenzt Einfluss hat.
    Das könnte ein Knackpunkt dieser letzten Seiten sein, denn so ausgesprochen hat er das eigentlich nicht ...


    Für mich war es auf jeden Fall eine kleine Offenbarung :yikes und mein größtes Problem ist nun, dass ich schrecklich neidisch bin keine Ahnung habe, wie ich DAZU je eine Rezi schreiben soll :cry

  • Gestern abend im Bett zu Ende gelesen, werde ich den letzten Abschnitt heute mit wacherem Verstand :-) sicher noch mal lesen.


    Palma hat wirklich witzige Einfälle. Das Zieräffchen auf der Schulter der Königin fand ich klasse. Muß ich doch jetzt glatt mal googeln, ob dem Herumschleppen von Yorkshire-Terriern oder Chihuahuas auch irgendwelche Heilkräfte nachgesagt werden :lache


    Als Rhys den Vorschlag machte, die Schriftsteller sollten ihm die Manuskripte übergeben, dachte ich gleich: Achtung, Falle! Und so ist es ein wenig unglaubwürdig, dass keiner der drei Herren ebenfalls sofort den Betrug wittert. In den entscheidenden Momenten des Buches schalten die Protagonisten immer ihre Gehirne aus :grin


    Dass es im 19. Jahrhundert auch schon mal eine Vampirbuchschwemme gegeben haben soll! Dank Herrn Stoker wurde die ja eingedämmt. Vielleicht gelingt ja Tom ... äh Bramine Stokens mit Nimm mich, Du geiler Vampir, du! ähnliches? :grin


    Das Ende des Romans finde ich echt grandios. In der Tat passt alles zusammen, auch Hauptmann Shackleton hat noch mal seinen großen Auftritt. Aus meiner Sicht läßt der Schluß viele Interpretationen zu. Für jede Parallelwelt eine :-). Eine Möglichkeit ist daraus zu schließen, dass Wells der Urvater aller Zeitreisenden ist. Ich komme für mich zu dem Schluß, dass es gar keine Zeitreise gegeben hat in dem Buch, nicht eine einzige. Die Beweise sind ja nicht vorhanden. Und Wells wacht in seiner Zeitmaschine auf, in der er einfach eingeschlafen sein kann und alles geträumt hat. Alles andere existiert nur in der Phantasie des Autors und der des Lesers. Vielleicht komme ich zu einem anderen Ergebnis, wenn ich den letzten Abschnitt noch mal gelesen habe, wer weiß :-]

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Und die Landkarte der Zeit, die von einem Menschen der ZUKUNFT bewacht wird, ist ein Strippengebilde aus Fäden, Fotos und Zeitungsausschnitten? Wenn er schon mit Laserwaffen kommt, die dem einen "nur" ein Loch in die Brust reißen, während sie ganze Pferde brennend durch die Luft fliegen lassen, dann passt dieses altmodische Gespinst nicht zum Szenario.


    Aber die Landkarte wird in einer Bibliothek in der Oligozän-Zeit aufbewahrt, da gab es noch nix, auch keinen Strom, vielleicht haben sie deshalb diese "altmodische" Methode verwendet.


    Zitat

    Original von Bouquineur
    Außerdem ist wieder so ein schlampiger Fehler drin. Seite 628:


    "Eine Zeitreisende", hieß es, "am Morgen des 12. April 1984 hätten Angestellte des Kaufhauses Olsen beim Aufschließen eine Frau im Laden vorgefunden...[]
    [...]dass die Frau behauptete, aus der Zukunft zu kommen, genau gesagt aus dem Jahr 2008[...]
    Wieder zu sich gekommen sei sie dann an jener Stelle im Kaufhaus Olsen, vierundzwanzig Jahre später.
    Falsch, 24 Jahre früher,wenn sie vom Jahr 2008 ins Jahr 1984 gereist ist.


    Das ist mir auch aufgefallen. Vielleicht ist ein Übersetzungsfehler?

  • Zitat

    Original von JaneDoe


    Aber die Landkarte wird in einer Bibliothek in der Oligozän-Zeit aufbewahrt, da gab es noch nix, auch keinen Strom, vielleicht haben sie deshalb diese "altmodische" Methode verwendet.


    Ich denke auch, es muss eine Methode sein, die unter allen Umständen, funktionieren muss, notfalls auch in Welten ohne Strom und sonstigen Technonolien.
    Außerdem ist die Landkarte ja auch nur ein Schaubild, damit die Zeitreisenden den Überblick bewahren - und wie Wells schon festgestellt hat, ist sie unvollständig, weil von den Parallelweltfäden ansonsten ja durch Entscheidungen wieder andere Fäden abgehen.
    Die Darstellung von Zeit durch Fäden ist nicht neu, macht aber schon Sinn.



    Zitat

    Original von JaneDoe


    Das ist mir auch aufgefallen. Vielleicht ist ein Übersetzungsfehler?


    Diesen Abschnitt habe ich etliche Male lesen müssen und auch wegen des Fehlers einfach nicht recht verstanden.
    Vielleicht habe ich einen Denkfehler: Aber Wells hat diese Frau 84 dort getroffen, ihr gesagt, was Sache ist, und sie ist verschwunden (wohin?) wonach er sie in einer Kutsche zu sich nach Hause bringt?

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Ich komme für mich zu dem Schluß, dass es gar keine Zeitreise gegeben hat in dem Buch, nicht eine einzige. Die Beweise sind ja nicht vorhanden. Und Wells wacht in seiner Zeitmaschine auf, in der er einfach eingeschlafen sein kann und alles geträumt hat. Alles andere existiert nur in der Phantasie des Autors und der des Lesers. Vielleicht komme ich zu einem anderen Ergebnis, wenn ich den letzten Abschnitt noch mal gelesen habe, wer weiß :-]


    An "alles nur ein Traum" habe ich noch gar nicht gedacht. Zum Glück, denn das würde mich enttäuschen.
    Mir gefällt die Theorie besser, dass Wells der Urvater der Zeitreisen war und sich selbst davon abgehalte hat, es zu werden, wonach es dann - in Berties Welt - keine Zeitreisen mehr geben wird.


    Zitat

    Original von JaneDoe
    In den entscheidenden Momenten des Buches schalten die Protagonisten immer ihre Gehirne aus


    Ja, und das ist für mich persönlich der einzige ernsthafte Kritikpunkt, den ich habe. Das alles funktioniert einfach nur, weil die Figuren so dumm handeln. Das ist bei ein paar Figuren okay, aber hier waren es mir wirklich ein paar Figuren mit plotentscheidenenden, nicht nachvollziehbaren Entscheidungen zu viel.
    ich bin aber auch durchaus dankbar für etwas Unperfektion ;-)

  • Zitat

    Original von Mulle
    An "alles nur ein Traum" habe ich noch gar nicht gedacht. Zum Glück, denn das würde mich enttäuschen.
    Mir gefällt die Theorie besser, dass Wells der Urvater der Zeitreisen war und sich selbst davon abgehalte hat, es zu werden, wonach es dann - in Berties Welt - keine Zeitreisen mehr geben wird.


    Warum enttäuschen? Wir haben doch auch die Aufklärung der anderen sich als Phantasie herausgestellten Geschichten akzeptiert. Keine Reise ins Jahr 1888 und keine ins Jahr 2000, warum kann nicht alles der Phantasie des "Erzählers" entsprungen sein? Denn wenn wir davon ausgehen, dass es Wells' Zeitreisen gegeben hat, dann müßte der Erzähler sich außerhalb der Zeit befinden oder der letzte noch existierende Zeitreisende sein, sonst könnte er davon ja nicht wissen.

  • Zitat

    Original von JaneDoe


    Warum enttäuschen? Wir haben doch auch die Aufklärung der anderen sich als Phantasie herausgestellten Geschichten akzeptiert. Keine Reise ins Jahr 1888 und keine ins Jahr 2000, warum kann nicht alles der Phantasie des "Erzählers" entsprungen sein? Denn wenn wir davon ausgehen, dass es Wells' Zeitreisen gegeben hat, dann müßte der Erzähler sich außerhalb der Zeit befinden oder der letzte noch existierende Zeitreisende sein, sonst könnte er davon ja nicht wissen.


    Bei den Zeitreisen, die sich als Illusion herausstellten, waren aber immer Hinweise gegeben, dass es sich um eine Illusion handelt. (Z.B. der afrikanische Golden Retriever als Hinweis, dass Murray lügt und nie in Afrika war.) Man hatte also jederzeit die Möglichkeit zu erkennen, dass man geneppt wird.
    Bei einer Traumsequenz würde ich mir das auch wünschen, denn das Umfeld im Traum läuft schließlich immer etwas anders ab, als in der Realität. Es gibt Punkte, an denen man den Traum erkennen kann. (Wenn man das weiß, kann man bewusst darauf achten (Klarträumen).) Darauf waren aber keinerlei Hinweise gegeben (ich hab drauf geachtet).


    Fazit: Lösung "Protagonist hat nur geträumt" wäre für mich nicht befriedigend, da würde ich mich veräppelt fühlen und die Auflösung als plump empfinden. Zu einfach.


    Was allerdings nie abgestritten wurde, ist, dass alles in einer Romanwelt des Autors stattfindet - das zeigt der Erzähler schon durch seine immer wieder klargestellte übernatürliche Anwesenheit.
    Das ist für mich aber nicht dasselbe wie "geträumt und damit nie passiert", denn im Traum wäre alles erlaubt und Logik nicht erforderlich, aber eine Romanwelt muss in sich schlüssig sein (was der Fall ist).
    Besser kann ich es nicht erklären.


    Das Entscheidende ist, dass alle Illusionen bisher durchschaubar waren. Eine "nur ein Traum"-Lösung wäre nicht durchschaubar gewesen und plumper Lesernepp. Sowas mag ich nicht.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Was allerdings nie abgestritten wurde, ist, dass alles in einer Romanwelt des Autors stattfindet - das zeigt der Erzähler schon durch seine immer wieder klargestellte übernatürliche Anwesenheit.
    Das ist für mich aber nicht dasselbe wie "geträumt und damit nie passiert", denn im Traum wäre alles erlaubt und Logik nicht erforderlich, aber eine Romanwelt muss in sich schlüssig sein (was der Fall ist).
    Besser kann ich es nicht erklären.


    Das Entscheidende ist, dass alle Illusionen bisher durchschaubar waren. Eine "nur ein Traum"-Lösung wäre nicht durchschaubar gewesen und plumper Lesernepp. Sowas mag ich nicht.


    Da gebe ich dir recht. Das spräche gegen meine Theorie. Somit hätten wir nicht nur die Geschichten in der Geschichte, sondern auch die Phantasie innerhalb der Phantasie.


    Ich frage mich aber trotzdem, warum Wells nach seiner letzten Zeitreise nun wieder (oder noch) in der Zeitmaschine sitzt und genau an dem Punkt weitermacht, an dem er den Hebel gezogen hat.


    Das ist mir jetzt alles zu kompliziert. Ich geh mir erst mal 'nen starken Kaffee kochen :grin

    Am Ende des Abschnitts steht übrigens "Sanlúcar de Barrameda, Oktober 2006 - März 2008". Dadurch gibt sich der Autor als der Erzähler zu erkennen.

  • Zitat

    Original von JaneDoe



    Ich frage mich aber trotzdem, warum Wells nach seiner letzten Zeitreise nun wieder (oder noch) in der Zeitmaschine sitzt und genau an dem Punkt weitermacht, an dem er den Hebel gezogen hat.


    Ich versuche mal es zu erklären (auch wenn sich daraus andere Fragen ergeben*)
    Die Zeit setzt nach einer Veränderung und der Zerstörung des (einen Parallel-) Universums vermutlich für jeden am frühstmöglichen Moment wieder ein. Da ist dann quasi der abzweigende Knoten in der Landkarte der Zeit. Ursprünglich begannen die realen Zeitreisen sich ab dem Moment auf Wells auszuwirken, in dem er in der Zeitmaschine sitzt und dann von Murrays Leuten betäubt und entführt wird (weil der Zunkunfsmensch Marcus Menschen gelöchert hat und Murray deshalb Ärger mit Garrett hat).
    Durch Wells' Änderung gibt es all das nicht, demzufolge taucht auch niemand von Murrays Leuten auf und für Wells beginnt ein neuer, unbekannter Faden. Vorher, auch wenn es erstaunlich ist, hatte Wells keine Berührungspunkte mit realen Zeitreisen.


    *) Nun bleibt in gewisser Weise unlogisch, dass diese Welt der, die sie vorher war (in der Welt der Zeitreisenden) so ähnlich ist, denn da, wo es Zeitreisen gab/ geben wird wird bewusst oder unbewusst mehr geändert worden sein, und schon Kleinigkeite können schließlich Katastrophen herausbeschwören ... aber das wäre vermutlich ein Fass ohne Boden und ich bin dankbar, dass der Autor es überschaubar gehalten hat.


  • Soweit ist mir das schon klar. Der Kaffe hat geholfen :grin.
    Aber genau da liegt auch der springende Punkt. Er hätte auch im Bett aufwachen können oder was weiß ich wo. Gäbe es nicht die Geschichte mit Jack the Ripper sozusagen als Maßeinheit für die historische Korrektheit, hätten wir keinen Beweis für eine tatsächlich erfolgte Zeitreise. Und Wells hatte sich so viel mit dem Thema Zeitreisen beschäftigt, da hätte eine Traumsequenz durchaus Sinn gemacht. Aber das ist wahrscheinlich so wie mit dem Gärtner als Mörder, alle wären sich bei der simplen Auflösung verar...t vorgekommen.

  • Ich weiß ncht ganz, ob ich dich richtig verstanden habe ... meinst du, durch das Nichteingreifen der Zeitreisenden bei Jack the Ripper hätte sich alles weiter verändern müssen? :gruebel
    Hmhm. Z.B. hätte sich etwas an Andrews Selbstmordabsichten ändern können, wenn vielleicht auch nur eine Kleinigkeit, weil ihn das Fehlen des Schuldigen in irgendeiner Weise verändert/ andere Entscheidungen treffen lässt. Wenn man sich zurückerinnert, wie knapp Andrews Rettung damals war und wie sie am seidernen Zufallsfaden hing, dann ist es schon wieder weniger wahrscheinlich, dass sich die Veränderung schon vorher auf Wells hätte auswirken müssen, z.B. indem er und Charles es nicht schaffen, Andrew zu retten, weil der sich einen Moment eher erschießt - oder gar nicht, weil er dem Gedanken folgt, den Ripper zu fassen und Marie zu rächen.


    Dass das Ganze trotzdem so glatt aufgeht ist bei genauerer Betrachtung tatsächlich etwas ... seltsam.


    Der "Beweis" dass es kein Traum war, ist für mich tatsächlich nur die Tatsache, dass es keine Hinweise gab. Eben weil es zuvor *immer* Hinweise auf Täuschungen gab. Andere Beweise gibt es ja nicht, weil wir in eine Welt springen, in der die Zeitreisenden nie entstanden sind.
    Aber ... in der Wells immer noch ein Zeitreisender sein müsste, bzw. die Fähigkeit dazu haben müsste, oder? Er war ja der Urspung und es kam durch die Verbindung zu der Frau im Kaufhaus (seinem weiblichen Pendant) zur "Verbreitung". IHN gab es aber vorher schon, wenn er der erste Zeitreisende war, dann kann er daran nichts ändern, auch wenn er die Entstehung der anderen Zeitreisenden und damit die Landkarte der Zeit verhindert. Es ist also vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis er in die entsprechende Bedrängnis kommt und dann doch erfährt, dass er springen kann.


    Aber was treibt er dann? Vielleicht schreibt er im Jahre 2006-2008 in Spanien Romane mit sich selbst als Heldenfigur?

  • Jack the Ripper und seine Taten als das Ereignis zu nehmen, was von der Realität abweicht, ist eigentlich ein genialer Schachzug. Diese Veränderung dürfte eine derjenigen sein, die überhaupt keine Auswirkungen auf die nachfolgenden Ereignisse haben. Zumal dieser JtR auch erst nach allen Morden geschnappt wurde und somit niemand überlebt hat, der nicht überleben sollte und dadurch wiederum vielleicht eine Parallelwelt geschaffen hätte.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Ich weiß ncht ganz, ob ich dich richtig verstanden habe ... meinst du, durch das Nichteingreifen der Zeitreisenden bei Jack the Ripper hätte sich alles weiter verändern müssen? :gruebel


    Nein, ich will sagen: Die historische Figur des Jack the Ripper ist das einzige, an dem wir als Leser uns entlanghangeln können. Endet er im Buch am Schluß so wie wir es kennen, dann hat Wells durch seine letzte Zeitreise alles ungeschehen gemacht, was die Historie verfälschte.


    Zitat

    Original von Mulle
    Der "Beweis" dass es kein Traum war, ist für mich tatsächlich die Tatsache, dass es keine Hinweise gab. Eben weil es zuvor *immer* Hinweise auf Täuschungen gab. Andere Beweise gibt es ja nicht, weil wir in eine Welt springen, in der die Zeitreisenden nie entstanden sind.
    Aber ... in der Wels immer noch ein Zeitreisender sein müsste, bzw. die Fähigkeit dazu haben müsste, oder? Er war ja der Urspung und es kam durch die Verbindung zu der Frau im Kaufhaus (seinem weiblichen Pendant) zur "Verbreitung". IHN gab es aber vorher schon, wenn er der erste Zeitreisende war, dann kann er daran nichts ändern, auch wenn er die Entstehung der anderen Zeitreisenden und damit die Landkarte der Zeit verhindert.


    Der erste Zeitsprung wurde doch bei Wells ausgelöst, als er sich in Lebensgefahr befand. Nehmen wir an, er hat durch seinen letzten Sprung alles "reparieren" können, dann fehlt ihm jetzt auch die Erinnerung, dass er die Fähigkeit zum Zeitreisen hat.


    Zitat

    Original von Mulle
    Aber was treibt er? Vielleicht schreibt er im Jahre 2006-2008 in Spanien Romane mit sich selbst als Heldenfigur?


    Würden wir annehmen, dass Wells der Erzähler ist, dann könnte aber doch durchaus alles, was ab der Zeitmaschine passiert ist, seiner Phantasie entsprungen sein. Oder wir sind in einem Paralleluniversum, denn der tatsächliche Ur-Wells ist ja 1946 gestorben.

  • Zitat

    Original von JaneDoe



    Der erste Zeitsprung wurde doch bei Wells ausgelöst, als er sich in Lebensgefahr befand. Nehmen wir an, er hat durch seinen letzten Sprung alles "reparieren" können, dann fehlt ihm jetzt auch die Erinnerung, dass er die Fähigkeit zum Zeitreisen hat.


    Richtig. Aber möglicherweise kommt er ja später darauf. Wenn sein Leben eher langweilig verläuft, dann wohl nicht :grin


    Zitat

    Original von JaneDoe


    Würden wir annehmen, dass Wells der Erzähler ist, dann könnte aber doch durchaus alles, was ab der Zeitmaschine passiert ist, seiner Phantasie entsprungen sein. Oder wir sind in einem Paralleluniversum, denn der tatsächliche Ur-Wells ist ja 1946 gestorben.


    Wenn Wells der Erzähler wäre, dann wäre das zwar allein sein Roman, möglicherweise also alles seine Phantastik, andererseits aber auch der Beweis, dass es in diesem Buchuniversum Zeitreisen wirklich gibt, denn sonst wäre er kaum ins Jahr 2006 gekommen. (Dass er 1946 gestoben ist spricht natürlich dagegen - außer, er ist hinterher wieder dorthin zurückgekehrt. Aber auch Zeitreisen Murray zeigt ja, dass die Buchwelt trotz des JtR-Fadens, an den wir uns hier klammern, nicht exakt unserer Historie gleicht, denn diese Einrichtung hat es ja nie gegeben, sonst wäre sicher etwas darüber überliefert.)


    Ich bin auf die Idee gekommen, weil er doch am Schluss so fasziniert von dem Gedanken ist, selbst der Held eines Zeitreiseromans zu sein; weil das ganze Buch eben in einem so altmodischen Stil gehalten ist und weil der Humor des Erzählerns in meinen Augen so typisch britisch ist (wobei ich echt keine Ahnung von spanischem Humor habe).


    Eines muss man dem Buch lassen: Es läd wirklich zu den absurdesten Spekulationen ein, ich bekomme das mögliche Hin und her gar nicht aus dem Kopf *lol*.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Ich bin auf die Idee gekommen, weil er doch am Schluss so fasziniert von dem Gedanken ist, selbst der Held eines Zeitreiseromans zu sein; weil das ganze Buch eben in einem so altmodischen Stil gehalten ist und weil der Humor des Erzählerns in meinen Augen so typisch britisch ist (wobei ich echt keine Ahnung von spanischem Humor habe).


    Da sagst Du was. Das hab ich mehrfach gedacht, dass der Humor sehr britisch ist (ebenfalls in Unkenntnis des spanischen Humors :-) )


    Zitat

    Original von Mulle
    Eines muss man dem Buch lassen: Es läd wirklich zu den absurdesten Spekulationen ein, ich bekomme das mögliche Hin und her gar nicht aus dem Kopf *lol*.


    Das ist echt grandios, hat man viel zu selten. Ich bin schon sehr gespannt, wie die anderen Leserunden-Teilnehmer das sehen :-)

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Das ist echt grandios, hat man viel zu selten. Ich bin schon sehr gespannt, wie die anderen Leserunden-Teilnehmer das sehen :-)


    Ich warte ganz gespannt auf die nächsten "Ankömmlinge" hier am Schluss *g* und linse ständig in die vorherigen Beiträge.


    Dabei brachte mich jemand auf die Idee, dass Wells sich in diesem Roman dann ja noch ganz schön von Murray hat inspirieren lassen, denkt man an "Krieg der Welten", nicht wahr? :-]