'Die Landkarte der Zeit' - Seiten 269 - 352 (Kap. 18 - 22)

  • Warum habe ich nur den Eindruck, dass diese ganze Reise ins vermeintliche Jahr 2000 ein einziges Theaterstück ist. Die schwarzen Scheiben in der Straßenbahn und die bewaffnete Eskorte sind doch eigentlich überflüssig, wenn man Murrys Erzählungen im vorigen Abschnitt glauben schenken darf. Die vierte Dimension war doch leer und von niemanden bewohnt. Also alles nur Show für betuchte Bürger?
    Nach der Nummer mit der Zeitmaschine glaube ich eher, dass sich die Straßenbahn gar nicht vom Fleck bewegt sondern die Reise nur vorgetäuscht wird. Ebenso seltsam ist es ja, dass die angeblichen Reisen immer punktgenau zum selben Zeitpunkt, nämlich am Beginn der entscheidenden Schlacht dort eintreffen.


    Murrays Erzählung mit den Maschinenmenschen scheint auch nicht ganz so logisch. Es sei denn, die Maschinen ziehen sich gegenseitig auf und auch Salomons Dampfmaschine muss doch eigentlich von jemandem gefüttert werden.

  • Die Geschichte der Machinenmenschen finde ich Klasse. Könnte aber durchaus sein das dies eher ein Abschnitt für die männlichen Eulen ist. Eines muss man dem Buch lassen, meiner Phantasie wachsen mittlerweile Flügel und ich lasse mich einfach in die Erzählungen fallen und stelle mir alles bildlich in meinem Kopfkino vor, seien es Lianesen oder Maschinenmenschen und die angebliche Welt im Jahr 2000 und all das was noch folgen wird.


    Mit der Erfahrung des bisher gelesenen glaube ich nicht an eine Zeitreise. Ich sehe dies so wie Bouquineur. Mir kamen bei diesem Abschnitt Vergnügungsparks in den Sinn bei denen man angeblich mit dem Lift nach unten fährt oder eben eine Zeitreise unternimmt. Besonders in Amerika sind sie spitze was die Illusion von Realität angeht... :grin aber wie weit war man diesbezüglich im Jahr 1895? Die Zeitmaschine Cronotilus ist ein Fake das ist für mich klar aber die Landschaft des Jahres 2000 müsste doch eine recht grosse Theaterbühne sein?

  • Ich stimme euch beiden zu, das gesamte Kapitel erscheint wie eine Theaterinszenierung. Die Straßenbahn scheint sich schon bewegt zu haben, allerdings nicht durch die Zeit, sondern in das Terrain, auf dem der Kampf stattfinden soll.


    Claire und Lucy sind bei der 2. Expeditoin dabei, genau wie Charles Wilson. Dieser Sbschnitt spielt also zetilich vor Andrews Selbstmordversuch.
    Ferguson ist eine fiktive Figur. Der Mann gefällt mir, stellt ein paar ganz schön unangenehme Fragen.
    Derek Shackelton ist ein berühmter englischer Cricketspieler. Sollte er den Caires Sonnenschirm zum Cricketschläger umfunktioniert haben? :grin


    Ein bißchen Terminator, eine Prise "I, Robot" und schon haben wir den schönsten Krieg der Maschinen gegen die Menschheit. Es deutet aber zuviel auf eine Inszenierung hin, als dass ich an eine Zeitreise glauben könnte. Die geschwärzten Fenster oder Mazurskys Aufregung, als Ferguson seinen Freund in der anderen Reisegruppe besuchen will.
    Eher putzig fand ich dann den Kampf David gegen Goliath. Und Claires romantische Verklärtheit, den Mann ihrer Träume in den Trümmern des 20. Jh. zu suchen.


    Mein Fazit: schon wieder keine Zeitreise. Bin gespannt, ob da überhaupt noch eine kommt.

  • Für mich wird das Buch immer qualvoller zu lesen. Inzwischen lese ich nur noch mechanisch ohne den Inhalt aufzunehmen.


    Der Autor verzapft einen derartig hirnlosen Mist, das sich mein Gehirn weigert, sich damit zu beschäftigen :bonk .


    Gerade auch, was die Zeitreisen betrifft: Wie soll Andrew auf dieser riesigen Theaterbühne - die sich im Haus befinden müsste - getäuscht worden sein? Oder jetzt die Zeitreisen im Zug. Mir kommt das Buch zu schlecht durchdacht vor.

  • Zitat

    Original von woelfchen



    Gerade auch, was die Zeitreisen betrifft: Wie soll Andrew auf dieser riesigen Theaterbühne - die sich im Haus befinden müsste - getäuscht worden sein?


    Nein, er hat das Haus ja verlassen und ist durch London geritten. Das ist in der Tat etwas unglaubwürdig, ja. Es dürfte sich in den 8 Jahre ja etwas verändert haben. Andererseits habe ich Andrew aber auch als recht hohle Nuss wahrgenommen :grin sodass er das übersehen hat.
    Dass Charles und Wells ihn aber losschicken - Schauspieler hin oder her - kommt mir auch sehr ... gutgläubig vor. Er hätte den Schwindel bemerken können (müssen), oder mit dem Revolver erwischt werden können, es ist eben nicht gerade unauffällig, jemanden niederzuschießen :rolleyes Besonders clever hat er sich ja auch nicht angestellt.
    Ein Psychiater wäre in jedem Fall ein geringeres Risiko gewesen, woher hätten die anderen auch erahnen sollen, dass Andrew hinter zufrieden mit der Situation war, statt sich trotzdem zu erschießen, da er sein Mädel ohnehin nicht haben kann, in der Parallelwelt gerettet oder nicht.


    Bislang bin ich da noch sehr gespalten, ob ich all das "verzeihe" und es vielleicht hinterher genial finde, oder ob ich nach dem Ende des Buches vielleicht nur den Kopf schüttel, und mich frage, was das alles nun sollte.
    Es wird wohl auf eine "alles oder nichts" Entscheidung hinauslaufen; ich werde es vermutlich lieben oder für vollkommen blöde halten. Mittelmaß schließe ich schon mal aus.
    Das gefällt mir aber, ich mag solch mutige Bücher.

  • Zitat

    Original von Mulle


    Nein, er hat das Haus ja verlassen und ist durch London geritten. Das ist in der Tat etwas unglaubwürdig, ja. Es dürfte sich in den 8 Jahre ja etwas verändert haben. Andererseits habe ich Andrew aber auch als recht hohle Nuss wahrgenommen :grin sodass er das übersehen hat.
    Dass Charles und Wells ihn aber losschicken - Schauspieler hin oder her - kommt mir auch sehr ... gutgläubig vor. Er hätte den Schwindel bemerken können (müssen), oder mit dem Revolver erwischt werden können, es ist eben nicht gerade unauffällig, jemanden niederzuschießen :rolleyes Besonders clever hat er sich ja auch nicht angestellt.


    Ein so komplexes LARP stampft niemand mal eben aus dem Boden, vor allem, weil ich den Selbstmordversuch als ein spontanes Unternehmen in Erinnerung habt. Alleine eine glaubwürdige Mary zu casten braucht Zeit.

  • Es ist dunkel und er sieht sie nur aus der Ferne. Es muss also keine Frau sein, die Mary bis aufs Haar gleicht, denn er darf sich ihr ja nicht nähern. Das wurde ihm ja eingeschärft.


    Ich bin nach wie vor der Meinung, dass er das sieht, was er erwartet zu sehen bzw. nur das, was er sehen will.


    Mittlerweile bin ich auch der Meinung, dass man in diesem Buch die Dinge nehmen muss, wie Palma sie geschrieben hat. Wenn man zu sehr hinterfragt, zeigt die Magie der Geschichte keine Wirkung ;-)

  • Zitat

    Original von Bouquineur


    Mittlerweile bin ich auch der Meinung, dass man in diesem Buch die Dinge nehmen muss, wie Palma sie geschrieben hat. Wenn man zu sehr hinterfragt, zeigt die Magie der Geschichte keine Wirkung ;-)


    Tue ich aber, weswegen ich inzwischen der Meinung bin, dass das Buch ein reines Folterinstrument ist. Eigentlich warte ich nur noch darauf, dass die Rezi-Seite aufgemacht wird, damit ich einen richtig gründlichen Verriss schreiben kann.


    Wenn ich am 26.9.2009 um 10.00 Uhr auf Platz xyz gestanden hätte und wäre aus dem Jahr 2010 zu exakt diesem Zeitpunkt und -ort zurückgereist, dann sagt mir die Logik, dass ich mich selbst treffen müsste.


    Edit:


    Zitat

    Original von Bouquineur


    Mittlerweile bin ich auch der Meinung, dass man in diesem Buch die Dinge nehmen muss, wie Palma sie geschrieben hat. Wenn man zu sehr hinterfragt, zeigt die Magie der Geschichte keine Wirkung ;-)


    So wie die Dinge geschrieben sind, komme ich mir vor wie beim Vorlesen im Kindergarten. Mag daran liegen, dass ich kein Fantasy-Leser bin und mehr Steampunk in Verbindung mit der Krimi-Handlung erwartet haben und auf keinen Fall solchen Schwachfug.



    Ich komme mir beim Lesen des Buches gründlich veräppelt vor.

  • Zitat

    Original von woelfchen



    Ein so komplexes LARP stampft niemand mal eben aus dem Boden, vor allem, weil ich den Selbstmordversuch als ein spontanes Unternehmen in Erinnerung habt. Alleine eine glaubwürdige Mary zu casten braucht Zeit.


    Stimmt - das war ja ein recht plötzlicher, unerwarteter Entschluss, der sich andeutete, aber in der präzisen Zeitspanne, die für die Planung unabdingbar war, nicht zu erwarten war. Da musste einfach alles passen. Zu viel, als dass man das hätte planen können.
    Wobei ... Mo-ment. Ich habe noch infrage gestellt, warum Charles den Umweg über Murray gemacht hat. Weil Wells Zeit brauchte, die Illusion der Zeitreise vorzubereiten?
    Ob es nun zu 100% glaubwürdig ist stört mich gar nicht, aber zu 90% sollte es das sein ... und wenn man überlegt, wie lange Murray gequatscht hat, und dass von einem Emo (sorry) wie Andrew fast schon zu erwarten ist, dass er seinen Selbstmord plant ... wird das gerade logischer als ich zuerst dachte. Hmhmhm.




    Zitat

    Original von Bouquineur


    Mittlerweile bin ich auch der Meinung, dass man in diesem Buch die Dinge nehmen muss, wie Palma sie geschrieben hat. Wenn man zu sehr hinterfragt, zeigt die Magie der Geschichte keine Wirkung ;-)


    Das stimmt schon. Nur fällt das schwer, weil das Buch einerseits so massiv zum Mitraten und Mitdenken drängt. Allein am Anfang dieses Abschnitts wieder zu sortieren *wann* wir uns zeitlich befinden, oder das zeitnahe Herausfinden, dass die Zeitreise nur Illusion war, erforderte wieder ein gewisses Mitdenken (die Hinweise waren ja da).
    Und dieses willkommene/ erbetene/ erzwungene Mitdenken lässt dann natürlich auch schnell die Handlungen infrage stellen, weil jeder Moment, in dem man als Leser stockt, ebenso gut ein neuer Hinweis sein könnte. Oder eine logische Ungereimtheit.


    Ich bin jetzt schon sicher, dass ich das Buch später, wenn ich die Auflösung kenne, nochmal lesen und auf Logik sezieren werde, dazu läd das einfach ein.

  • Sein alter Ego war aber am 8. November nicht vor Mary Kellys Wohnung sondern lag betrunken im Haus seines Vaters. Da gab es also keine Gefahr, sich selbst über den Weg zu laufen.


    Hier würde sich vielleicht die Frage stellen, ob man, wenn man denn zurückreist, wirklich an einen anderen Platz gelangen kann als den, in dem sich das eigene Ego der Vergangenheit aufhält.


  • Ich habe solange auf eine interessante Wendung gewartet, ich glaube nicht, dass da nich was kommt.

  • Naja, Du kannst nicht automatisch von Dir auf andere schließen. Es gibt garantiert Eulen, die das Buch gerne lesen würden und begeistert wären.


    Für mich ist es jedenfalls ein echtes Leseerlebnis, das ich nicht missen möchte. Mir gefällt Palmas schräge Erzählweise sehr.

  • So, auch ich habe diesen Abschnitt nun geschafft.
    Puh, er begann etwas zäh in meinen Augen, da mich die nächste Protagonistin, Claire, wieder nicht wirklich begeistern konnte. Wieder, wie bei Andrew, so ausladendes Gejammer und anschließende Schwärmerei über Seiten hinweg, was man beides auch nach zwei Sätzen verstanden hätte. ich mag solche Jaulbacken einfach nicht. Und auch Claire scheint wie Andrew ständig über Literatur nachzudenken. Anstrengend. Ich las immer schneller. Nach wie vor ist es die Geschichte, die mich interessiert, die Figuren fesseln mich nicht, sie sind nur Mittel zum Zweck.


    Interessant wurde es, als Charles ins Spiel kam. Zunächst mal hatte ich leichte Orientierungsschwierigkeiten, *wann* wir uns befinden. Aber das wurde dann schnell klar: Vor Andrews Selbstmordversuch und dem ganzen Spektakel um ihn herum. Als wäre Zeitreisen nicht kompliziert genug, wirbelt der Erzähler uns auch noch munter in der einen Zeit herum, und hat nicht mal den Anstand, es dem Leser etwas leichter zu machen. Ein bisschen unnötig, aber gut, wir sollen offenbar geistig gefordert werden. Charles behalte ich mal im Auge - ebenso Murray. Der führt doch was im Schilde! Und der schwindelt. Erzählt was von seinen Kindern, aber war je von Kindern die Rede gewesen? Irgendwas will der Mann erreichen oder verhindern, vielleicht irgendwas, was die technische Entwicklung betrifft.


    An die Zeitreise glaube ich auch nicht mehr. Ich kenne mich im England des Jahre 1896 leider null aus … kann sich jemand vorstellen, wo die dieses Kriegstheater inszeniert haben könnten?
    In jedem Fall war das keine Zeitreise, nee. Da spricht zu viel dagegen, eigentlich alles. Während der Mission habe ich mich gefragt, ob Charles und Murray vielleicht da schon unter einer Decke steckten und gleiche Ziele verfolgten.
    Auch der Begleiter der Zeitreise kam mir komisch vor. Viel zu genervt, als hätte er all das schon hundertmal mache müssen ...


    Die Geschichte von Salomon und seiner Maschinenmenschenarmee dagegen fand ich schön, wenn auch der Part, an dem die Maschinenmenschen lebendig wurden und sogar Seele und Gewissen bekamen, zur Abwechslung gerne etwas ausführlicher hätte erklärt werden dürfen. Aber das Geschichtchen gefiel mir in diesem Abschnitt am besten (schließlich pflege ich eine zwischenmenschliche Beziehung zu meinem Laptop und besitze einen Toaster, der mich mobbt).


    Am Schluss bestätigt sich in meinen Augen, dass es keine Zeitreise war, denn dass ein siegreicher Hauptmann nach der entscheidenden Schlacht munter singend am Schlachtfeldrand pinkeln geht … ähm. Nein. Claires Naivität, um nicht Blödheit zu sagen, hat mich mal wieder etwas ratlos aus der Wäsche schauen lassen - aber letztlich doch sehr erheitert. Wie gut, dass der charmante Erzähler gar nicht von mir verlangt, dass ich seine Figuren ernst nehme. Ehrlich, ich liebe diese Ironie, mit der er den Kitsch vorträgt, das ist zu geil. Das Buch ist und bleibt schwer zu durchschauen, ausschweifend und dennoch unterhaltsam. Immer so gerade eben noch vor dem "too much for me".


    Übrigens: Mal ein Lob an denjenigen, der die Einteilung gemacht hat. Die Abschnitte sind wirklich bisher alle ideal gewählt, da besitzt jemand ein ausgesprochen gutes Händchen für Dramaturgie! Respekt & Dankeschön, denn die gelungene Einteilung hat doch großen Anteil am Spaß an der Leserunde.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Übrigens: Mal ein Lob an denjenigen, der die Einteilung gemacht hat. Die Abschnitte sind wirklich bisher alle ideal gewählt, da besitzt jemand ein ausgesprochen gutes Händchen für Dramaturgie! Respekt & Dankeschön, denn die gelungene Einteilung hat doch großen Anteil am Spaß an der Leserunde.


    Ganz dick :write Das denke ich die ganze Zeit beim Lesen. Perfekte Einteilung.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Ich bin jetzt schon sicher, dass ich das Buch später, wenn ich die Auflösung kenne, nochmal lesen und auf Logik sezieren werde, dazu läd das einfach ein.


    Genau das habe ich mir auch vorgenommen. Eigentlich wollte ich es zeitgleich zur Leserunde machen, leider paßt das aber gerade nicht, denn ich will das wirklich in Ruhe und genüßlich machen.