Und morgen bist du tot - Peter James

  • Klappentext:
    Eine verzweifelte Mutter, die alles für ihr krankes Kind tun würde, und eine skrupellose Bande von Organhändlern, denen ein Menschenleben nichts bedeutet. Als Detective Superintendent Rox Grace den Fall der drei Teenager Leichen im Ärmelkanal untersucht und die grausame Wahrheit begreift, muss er rasch handeln, bevor weitere Leichen an den Strand von Brighton gespült werden.


    Über den Autor:
    Peter James ist Schriftsteller und Filmproduzent. Lange Jahre war er in den USA als Drehbuchautor tätig. Seit seiner Rückkehr nach England widmet er sich vorrangig dem Schreiben.


    Meine Meinung:
    Und morgen bist du tot ist das fünfte Buch in der Roy Grace Reihe, es wird als ein nervenaufreibender Thriller angepriesen.
    Um es gleich zu sagen: Für mich ist es das schwächste Buch aus dieser Reihe.


    Eine Mutter die alles tun würde, um ihrer totkranken Tochter eine neue Leber zu besorgen.
    Eine Bande illegaler Organhändler
    Ein werdender Vater der durch einen Motoradunfall einen Hirntod erleidet
    Drei Leichen von Jungendlichen, die mit seltsamen Operationsnarben aus dem Ärmelkanal geborgen werden.


    Diese vier Handlungsstränge werden unabhängig voneinander dargestellt und aufgerollt bis zu zusammentreffen.
    Die Handlungsfolgen sind zwar recht ansprechend beschrieben, jedoch bleibt das Buch ohne jede Überraschung.
    Wenn man den Klappentext gelesen hat, hat man eigentlich auch schon das Buch gelesen.
    Etwas mehr Spannung und einige überraschende Wendungen hätten diesem Buch durchaus gutgetan.
    Insgesamt kann ich sagen, dass mir dieser Thriller nicht im Gedächtnis bleiben wird.

  • Habe heute das Hörbuch beendet und habe einen ganz anderen Eindruck, deutlich positiver. Allerdings ohne vorher den sehr verräterischen deutschen Klappentext zu lesen. Insbesondere den Handlungsstrang um die verzweifelte Mutter und deren todkranke Tochter fand ich sehr beeindruckend.


    Könntest Du vielleicht diesen Teil spoilern

    , denn das nimmt meiner Meinung nach einiges vorweg.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • ottifanta


    Habe den verräterischen Satz entfernt. Danke für den Hinweis.
    Selbstverständlich kann ich hier nur eine subjektive Bewertung abgeben, dass die Handlungsabfolgen anschaulich beschrieben werden, habe ich ja erwähnt, trotzdem fehlt mir bei diesem Buch das Überraschungsmoment, das einen guten Thriller ausmacht. Meines Erachtens hat Peter James schon wesentlich bessere Thriller aus der Roy Grace Reihe auf den Markt gebracht. :wave

  • Ich finde es immer wieder interessant, wie unterschiedlich die Eindrücke ausfallen. :-) Habe das Hörbuch zusammen mit meinem Freund im Auto gehört, auf drei längeren Fahrten und uns gefiel es beiden recht gut. Er kennt die anderen Bände aus der Reihe nicht und hatte anfangs Probleme mit der Vielzahl der Figuren/Handlungsstränge, kam dann aber gut rein. Und ja, es ist sicher nicht der beste Band der Reihe, den nächsten werde ich wohl auf Englisch lesen oder hören, denn dort ist er schon raus. :-)

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • Tammy


    Für mich fehlt bei diesem Buch einfach die Spannung, die Handlung ist zu vorprogrammiert.
    Der Schreibstil ist, wie bei allen Büchern von Peter James, sehr präzise.
    Die Verzweiflung der Mutter, das Hin und Hergerissensein zwischen Moral, sozialer Kompetenz und dem Wunsch ihrer Tochter das Leben zu retten, wird sehr authentisch beschrieben. Auch die anderen Charaktere bleiben nicht eindimensional, dennoch fehlt mir das Entscheidende zu einem Thriller, nämlich unvorhergesehene Wendungen.
    Die anderen Bücher aus der Reihe um den Ermittler Roy Grace sind meines Erachtens wesentlich spannender und warten doch mit einigen Überraschungsmomenten auf. Empfehlenswert sind sie alle.
    Wobei ich nicht sage, dass Und morgen bist du tot wirklich schlecht ist, sondern halt das, für meine Begriffe, schwächste Buch aus dieser Reihe.
    Aber wie schon gesagt, ich kann hier nur meine ganz persönliche Meinung wiedergeben.

  • Welches Leben ist wertvoller: das eines Straßenkindes oder das eines behüteten Teenagers? Wie weit würde ein Jeder gehen, wenn sein geliebtes Kind vor seinen Augen langsam vor sich hin siecht? Ein neues Organ ist das Wundermittel, die einzige Lösung. Aber Organe sind rar, ein Drittel der Wartenden stirbt vorher. Wie würde man selbst reagieren, wenn dann auf einmal eine gute Fee auftaucht und gegen eine gewisse Summe ein dringend benötigtes Organ verspricht – mit Garantie? Um diese Frage geht es vorrangig im mittlerweile fünften Thriller mit Ermittler Roy Grace. Eher ein Psychothriller, denn die Bösen sind von Anfang an bekannt, es geht lediglich um die Frage, wann und wie sie gefasst werden, wieviele Menschen vorher noch sterben müssen. Und vor allem, wie wird sich Lynn entscheiden, denn immerhin geht es um das Leben ihrer Tochter.


    Roy Grace hat eine neue Liebe, Cleo, die Pathologin. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlt er sich wieder geborgen und angekommen, lediglich seine verschwundene Frau Sandy steht noch zwischen ihnen. Durch private Entwicklungen wagt er endlich den Schritt, seine Frau für tot zu erklären. Außerdem besetzt ja sein Kollege Glenn Branson sein Haus, dessen Ehe immer mehr zerrüttet. Er trauert seiner Frau hinterher, belauert sie und hätte sie am liebsten wieder zurück, er kapiert einfach nicht, dass sie nicht mehr mit ihm zusammenleben will. Sein Verhalten ist eines Menschen nicht würdig, anstatt seinen Stolz zu bewahren, demütigt er sich lieber. Dafür findet er aber entscheidende Hinweise bei dem laufenden Fall, seine Erfahrungen auf See wirken sehr menschlich. Neben den ganzen privaten Verwicklungen gibt es dann für die Einheit auch noch einen Fall aufzuklären. Ein Baggerschiff findet eine Leiche, dem Teenager fehlen alle lebenswichtigen Organe. Seine Identität bleibt ungeklärt, da er in England nicht vermisst wird. Als sie den Tatort näher untersuchen, finden sie noch zwei weitere Leichen, deren Identität genauso ungeklärt bleibt. Im Laufe der Ermittlungen finden sie heraus, dass die Leichen möglicherweise rumänische Straßenkinder sind, denen in England ein besseres Leben versprochen wurde. Was dem Leser von Anfang klar ist, dauert bei den Ermittlern schon einige Zeit, bis sich ihr Ermittlungsansatz auf Organhandel verdichtet. Für den Leser ein bisschen zu lange, Roy Grace und seine Ermittler nehmen das Offensichtliche einfach nicht wahr und wirken etwas begriffsstutzig. Aber dann geht die Ermittlung rasant voran, mit Spannung verfolgt der Leser, ob Caitlin es noch schafft, ihre Leber zu bekommen.


    Die Spannung baut sich lediglich in der Frage Wann und Wie auf, die Ermittlungen sind akribisch und man bekommt eine ungefähre Ahnung, wie schwer es wirklich ist, die wichtigen Punkte zu erkennen. Neben den Ermittlungen konzentriert sich James auch ausführlich auf das Leben der Straßenkinder in Rumänien. Authentisch wirken seine Beschreibungen und man kann gut verstehen, wie leicht sie Opfer für kriminelle Machenschaften werden können. Erschütternd, dass Kinder in Europa noch unter solchen Verhältnissen aufwachsen müssen, selbst an den Waisenhäusern lässt James kein gutes Haar. Peter James schildert auch eindringlich Lynns Kampf um eine neue Leber, bei der sie buchstäblich über Leichen geht. Ihre Tochter ist ihr ein und alles, sie stellt sie sogar über ihr eigenes Leben und ihre moralischen Schranken, für ihre Tochter ist sie bereit, den Weg der Illegalität zu gehen. Ihre flammende Rede allerdings, die sie der Transplantationsspezialistin hält, hätte auch jede andere Mutter halten können, deren Kind auf ein Organ wartet. Interessant wäre gewesen, wenn Lynn diese Aussagen von jemand anderem zu hören bekommen hätte, ihre Reaktion darauf, dass Caitlin nicht der einzige arme Patient auf der Welt ist. So aber verschließt auch sie ihre Augen vor dem Offensichtlichen, da ist Caitlin viel moralischer und aufgeklärter. Ist ihr Verhalten auch nicht immer sympathisch, so behält sie doch ihre Würde und ihren Galgenhumor bis zum bitteren Ende, obwohl es um ihr Leben geht, handelt sie wesentlich moralischer, wenn auch übertrieben gereizt.


    Eine gelungene Mischung aus privaten Problemen, die mit den Ermittlungen einhergehen, verhindert, dass die Geschichte zu langatmig wird. Man kann sich sehr gut in die einzelnen Personen hineinversetzen, ihre Handlungen und Gefühle sind nachvollziehbar. Bei dem Geheimnis um Sandy gibt es neue Hinweise, die auf einen Nachfolgeband hinweisen. Die Täter sind eiskalt und skrupellos, das Verbrechen des Organhandels ist kein Neues, wird aber immer brisanter. Das Buch passt hervorragend in die derzeitige Diskussion um die Organspende, es gibt Denkanstösse und die Tragik bleibt bestimmt lange im Gedächtnis haften. Alleine schon die Diskussion, ob es wertvollere Leben gibt und wer darüber entscheiden darf. Fakt bleibt allerdings, dass es viel zu wenig Spenderorgane gibt und es ein Großteil derjenigen, die auf ein Organ warten, es bis zur Transplantation nicht schaffen.


    Fazit


    Gibt es eine Wertigkeit bei Leben? Wer entscheidet darüber? Diese beiden Fragen werden hier ausführlich dargelegt und von allen Seiten beleuchtet. Die brisanten Themen Organspende und Organhandel bleiben nachhaltig nach der Lektüre im Gedächtnis haften und bieten genug Stoff zu neuen Ansatzpunkten. Ein jeder sollte sein Verhältnis zur Organspende überdenken, jeder könnte jederzeit in die Bedrängnis kommen, ein Organ zu benötigen. Leider gibt es davon auf der ganzen Welt viel zu wenig, zu wenige sind bis heute bereit zur Organspende. Obwohl die Täter von Anfang an bekannt sind, bleibt das Interesse an der Aufklärung hoch, die privaten Entwicklungen der Protagonisten erhöhen zusätzlich den Lesegenuss.

  • Ich fand das Buch sehr gut. Mir gefällt der Schreibstil, ich mochte die unterschiedlichen Leidensgeschichten und auch wenn die Spannung etwas gefehlt hat, kann ich sagen, dass ich eine Seite nach der anderen umgeblättert habe um zu erfahren, ob Caitlin gerettet werden kann oder nicht. Dieser Teil war nämlich sehr spannend.


    Mit dem Ende bin ich auch zufrieden.


    Schon wieder keine klare Aussage was aus Grace's Exfrau geworden ist. :-( Hoffe, dass es im Nachfolger irgedwann mal auf geklärt wird.

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich