'Saigon - Berlin' - 8. Kapitel

  • Ich bin grad total platt. Was da alles auf den 100 Seiten des Kapitels passiert ist, das muss man erstmal sortiert kriegen. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass ich alles verstanden habe - ich leide echt mit Peter mit, da kann sich ja kein Mensch zurecht finden, wie will man denn da überleben, das kann ja nur Glück sein, pures Glück.


    Das Verhör und überhaupt die Gefangenschaft sind meiner Meinung nach gelungen beschrieben. Da kommt gut rüber, wie unmenschlich das alles ist.


    Insgesamt hat mir in diesem Kapitel aber der Blick in Peters Inneres gefehlt. Hat man keine Angst in all diesen fürchterlichen Situationen? Rauscht das Erlebte genauso an einem vorbei wie das Gelesene? Denkt man nicht mehr? Vor Erschöpfung, vor Lähmung? Oder ist man zu betrunken, um noch einen klaren Gedanken zu fassen?


    Micky mag ich eigentlich als Person ganz gern, wenngleich mir ihre immergleiche Beschreibung nicht so gut gefallen hat - Schokoladenpudding, dick, massig, fett, Atombusen. Das hat mich jedes Mal aus dem Lesefluss gerissen, aber das entspricht wohl der Denke Peters und passt deshalb wohl auch. Gefallen hat's mir trotzdem nicht ;-)

  • hef,
    wurden da eher Peters Gedanken und Gefühle rausgekürzt oder weitere (Folter-)Szenen zensiert? Wie fühlt sich das denn an, wenn da an der eigenen Biografie rumgestrichen wird - das stell ich mir krass vor...

  • ...die Frage war grundsätzlich, ob ich (wir) diese Szene überhaupt brauchen.
    Ich habe sie fast vierzig Jahre für mich verbuddelt. Wollte mich nicht mehr daran erinnern.
    Dann haben alle an mir rumgebaggert....schreib sie, mal sehen, vielleicht hilft sie dir um dein posttrauma zu bewältigen.


    Vier Jahre habe ich mit mir gekämpft und mich dann entschlossen, es so zu schreiben, wie es war. Auch meine Verzweiflung, Ängste. Dann war ich es los und der Verlag hat den Kopf geschüttelt. Das geht nicht. Das ist ein Roman für sich und überschreitet alles, was dem Leser zumutbar ist. Das kippt den ganzen thriller in eine persönliche Abrechnung.


    Also ist das geblieben, was du liest. Es ist haarig genug....


    dein hef

  • ...nein. Nicht wirklich. Es war noch einmal die Hölle.


    Nur ist mir dadurch bewusst geworden, warum mein späteres Leben so verlaufen ist, wie es war.
    Ist doch auch schon was. Oder? Andere brauchen dazu einen Seelenklempner :grin


    euer hef

  • Tut mir leid, hef! Man spricht ja sehr oft von der heilenden Wirkung des "Sich-etwas-von-der-Seele-Schreibens". Aber wenigstens hat es dir offenbar zu etwas Klarheit über den weiteren Verlauf deines Lebens verhelfen können. Ist ja immerhin etwas. Wie du selbst oben schreibst: Andere brauchen dafür einen Seelenklempner (und auch der schafft es nicht immer :grin). Hast du zu einigen Leuten von damals noch Kontakt?

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Darfst du seinen Namen nennen? Kann es sein, dass ich auch einen Buchtitel von ihm zu diesem Thema kenne?*Bauklötzer staunt*

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • akzeptiert.
    Ich bin nur sehr erstaunt, er wirkt so... souverän, kompetent... und gar nicht stinktiermäßig. Meine Zweifel gingen so weit, dass ich noch einen anderen in Verdacht hatte, bis dann ein nochmaliges Überlegen und der Gedanke an den von dir gewählten Namen im Buch Klarheit verschafften.
    Reden wir von etwas anderem...
    Wo bleiben die anderen?
    Alle in Köln auf Spurensuche? :chen

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • von Maikäfer


    akzeptiert.
    Ich bin nur sehr erstaunt, er wirkt so... souverän, kompetent... und gar nicht stinktiermäßig


    Die Zeiten haben sich geändert und wir auch. Der Krieg und Job haben uns damals alle verohen lassen. Meine Meinung zu diesem Menschen hat und wird sich nicht änderen...aber...ich habe von ihm als junger Mann gelernt.
    Das muss ich ihm lassen.
    Nur Ware, die keinen Lagerplatz und keine Produktion kostet, bringt richtig Geld.
    Und das ist nunmal nur die INFORMATION; die nach drei Tagen stinkt, wenn du nicht schneller einen Abnehmer hast.


    Mit diesem, seinem Satz, habe ich bereits 1972 ein Infozentrum in Hongkong aufgebaut, aus dem in den 80ern eine gutgehende Beratungsfirma für asiatische Märkte wurde.


    euer hef

  • Jetzt hatte ich mehrere Tage Pause und musste mich gedulden. Und jetzt ging es weiter..
    Und es fehlen mir die Worte! Das war so viel - so heftig - so unvorstellbar, dass ich noch Zeit benötige um das alles zu sortieren und zu verstehen. Die Zusammenhänge, die Hintergründe und Auswirkungen sind so vielfältig.

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Darfst du seinen Namen nennen? Kann es sein, dass ich auch einen Buchtitel von ihm zu diesem Thema kenne?*Bauklötzer staunt*


    Ihr werdet uns doch nicht dumm sterben lassen???!!!!

  • Zitat

    Original von Flöt


    Ihr werdet uns doch nicht dumm sterben lassen???!!!!


    Mensch, ihr wisst doch, alles was verboten ist oder nur angedeutet und verschwiegen wird ... kann nur noch interessanter und faszinierender werden!

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von hef
    Nur ist mir dadurch bewusst geworden, warum mein späteres Leben so verlaufen ist, wie es war.
    Ist doch auch schon was. Oder? Andere brauchen dazu einen Seelenklempner :grin


    Mehr kann man denke ich auch nicht erwarten. Wie will man so etwas je verarbeiten?? Das kann kein Seelenklempner schaffen und auch kein Schreiben.
    Man kann beim Lesen nur Erahnen, was sich abgespielt hat, es ist ein Ausschnitt. Und tatsächlich kommen wenige Emotionen dabei rüber. Ich denke aber auch, dass es für das Buch wirklich der richtige Weg gewesen ist. Peter ist schon sehr emotional, aber das bricht sich eben im Buch eher Bahnen in seiner impulsiven Art und wird kaum in der Tiefe behandelt. Es hätte einen Bruch gegeben, dies an dieser Stelle zu tun.


    Wir sitzen nun mit offenem Mund da und werden voran getrieben durch Dinge, die wir uns eigentlich nicht vorstellen können. Und zurück bleibt genau das GEfühl, dass wir eigentlich nur einen Bruchteil haben blicken können. Der Geschichte insgesamt tut das irgendwie gut, weil genau so komm ich mir während des gesamten Lesens vor und genau so will ich eigentlich auch an so ein Thema rangeführt werden, mit der Ahnung um Dinge, die abgelaufen sind, die alles übersteigen was ich mir vorstelle. Ich bin irgendwie aufgewacht und wachsam, neugierig. Schwierig es zu beschreiben. Denn so wird bei mir der Wissensdrang geweckt, mich danach und darüber hinaus näher mit dem Thema eines Buches zu beschäftigen.


    Wenngleich ich auch sagen muss, nach diesem Mammut-Kapitel, dass ich immer noch nicht weiß, wer eigentlich gut ist und wer böse. Da gehts mir wohl wie Peter. Ich hoffe sehr stark, dass im letzten Kapitel noch zumindest einige meiner Fragen gelöst werden. Falls nicht, würde ich dann um Hinweise bitten, die mich dem Ganzen auf die Spur bringen. Aber vielleicht krieg ich das auch so hin, beim Dornbusch hats ja dann auch recht gut geklappt.