Blackhouse - Peter May

  • Blackhouse, Peter May, Orig.titel „L’Île des chasseurs d’oiseaux / Blackhouse“, Übersetz. Anke und Eberhard Kreutzer, Kindler, Rowohlt-Verlag, Reinbek, 2011, ISBN 978 3 463 40596 4


    Zum Autor (lt. Klappentext):
    Peter May, Jahrgang 1951, gewann mit einundzwanzig den „Scotish Young Journalist of the Year Award“ und veröffentlichte mit sechsundzwanzig seinen ersten Roman. Er ist einer der produktivsten und erfolgreichsten Fernseh-Drehbuchautoren Schottlands und Autor zweier Krimireihen. Peter May lebt mit seiner Frau, der Autorin Janice Hally, in Frankreich und Schottland.


    Meine Meinung:
    Als Fin MacLeod von seinem Vorgesetzten auf die Isle of Lewis beordert wird, um den dortigen Ermittler eines grausamen Mordfalls zu unterstützen, ist dies in zweierlei Hinsicht schwer für Fin. Zum Einen befindet er sich noch mitten in der Trauer um seinen achtjährigen Sohn Robbie, der vier Wochen zuvor bei einem Unfall starb, zum anderen ist er auf der Shetlandinsel aufgewachsen und weiß, dass er dort vielen Menschen seiner Vergangenheit unter anderem seinem wichtigsten Freund und seiner ersten großen Liebe begegnen wird, und die Erinnerung unangenehmer Ereignisse seiner Jugend ihn einholen werden. Fins Vorgesetzter ist aber nicht gewillt auf Fins Unterstützung zu verzichten, da er sich von Fins guten Kenntnissen der Region und der dort lebenden Menschen viel verspricht, und der Mord sehr einem anderen in Edinburgh gleicht, den Fin als führender Ermittler untersucht.


    Das Mordopfer Angus Macritchie, ein ehemaliger Schulkamerad Fins, war Zeit seines Lebens auf der Insel als Schläger und unangenehmer, aggressiver Zeitgenosse zweifelhaften Rufs bekannt, daher gibt es kaum einen Inselbewohner, der Angus Tod betrauert. Alles weißt darauf hin, dass Angus seinen Mörder gekannt haben muss, weshalb Fin den Mörder unter den Inselbewohnern sucht – und da gibt es einige, die ein Motiv hätten. Die Suche nach dem Mörder führt Fin immer mehr in seine eigene Vergangenheit...


    Peter Mays Kriminalroman „Blackhouse“ verknüpft geschickt eine Kriminalhandlung mit einer Coming – of – age – Story verbunden mit der psychischen Aufarbeitung verdrängter Erlebnisse der Jugend. Erzähltechnisch löst Peter May dies mit zwei Erzählsträngen, in denen er zwischen Kriminalhandlung und Darstellung der Vergangenheit mit seinem Protagonisten als Ich-Erzähler wechselt. Da die Geschichte Fins und seiner Freunde genauso viel, wenn nicht sogar mehr, Gewicht wie die Kriminalhandlung hat, wird „Blackhouse“ zu einem eher langsamen, aber dennoch nicht spannungsarmen Krimi. Mir ging es sogar so, dass mich die Erlebnisse aus Fins Vergangenheit, die das Leben der Bewohner der Shetlandinsel so lebendig werden lassen, teilweise mehr fasziniert haben, als die Suche nach Angus Mörder. Peter May gibt dabei auch Einblick in das jährliche Pilgerritual der Männer von Ness, bei dem ca. 2000 Tölpel bzw. Gugas auf der Insel Sula Sgeir erbeutet werden. „Blackhouse“ gipfelt in einem dramatischen Showdown, der sowohl die Auflösung des Mordfalls bringt, als auch die Verbindung zu Fins Vergangenheit auflöst und für Fins Zukunft von weitreichender Bedeutung ist. Peter May hat einen Protagonisten geschaffen, der trotz oder gerade wegen seiner Schwächen sehr sympathisch ist, weshalb man sich gerne auf die Geschichte seiner Vergangenheit einlässt.


    Peter Mays Krimi „Blackhouse“ überzeugt und unterhält mit der Darstellung des Lebens der Bewohner der Shetlandinsel, mit einem sympathischen Protagonisten und mit einer spannenden Kriminalhandlung mit „Extra“. Leider gibt es von Peter May bisher keine weiteren Krimis, deren Handlung auf den Shetlands spielt, ich werde mir aber sicher seine China-Reihe genauer ansehen und den im Juni 2011 erscheinenden Krimi des Autors, der in Paris spielt.


    8 von 10 Punkten

  • Krimis die in Schottland spielen sind für mich als bekennende Schottland-Liebhaberin immer ein Muss. Besonders bei Krimis mit mysteriösem Einschlag oder abgelegenem Schauplatz bin ich sofort hin und weg.
    Dieses Buch konnte mich aber trotz seines wunderbaren Schauplatzes nicht richtig fesseln. Das Leben auf der Insel war sehr schön beschrieben, die rauhe schroffe Landschaft und die Eigenheiten der Menschen konnte mir das Buch gut vermitteln. Das Gugga-Ritual hat mich ebenso fasziniert, wie das tägliche Leben auf der Insel.
    Jedoch fand ich die Krimihandlung eher nebensächlich, die Auflösung konnte mich nicht überzeugen (war mit zu wirr, zu weit dahergeholt) und die Ermittlungsarbeit hat mir gefehlt. Die wechselnden Perspektiven (besonders der Wechsel zu Ich-Perspektive) hat mich öfters aus dem Lesefluss gerissen.


    Insgesamt gibt es von mir für die tollen Landschafts- und Lebensbeschreibungen 7 Punkte.

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

  • Ich kann mich nicht mehr erinnern, wo mir der Titel über den Weg gelaufen ist. Auf einmal stand er im Regal bei meinen bestellten Büchern in der Stadtbücherei ...


    Und sorgte für ein äußerst interessantes Leseerlebnis. 500 Seiten sind nicht gerade wenig für einen Krimi, und eine typische Krimispannung hatte der Roman daher nicht. Aber die Spannung hatte Peter May aus seinen anderen Elementen erschaffen. Der Wechsel zwischen Kindheit und Jetzt-Zeit, Beschreibungen vom Inselleben auf den Hebriden und dem Festland, sehr unterschiedliche Protagonisten, die man langsam kennenlernt - das sind interessante Kontraste, die ebenfalls für Spannung sorgen. Konnte das Buch kaum aus der Hand legen.


    Nur beim Ende gab es in einem Bereich eine kleine Enttäuschung:


    Ich werde gerne wieder auf die Insel Lewis reisen und habe mir schon den nächsten Band bestellt.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich