Lee Child - Trouble

  • Der Autor: Der britische Autor Lee Child arbeitete nach seinem Jurastudium 20 Jahre für das Fernsehen, bevor er 1995 den ersten Roman um Jack Rreacher veröffentlichte, welcher sofort ein Bestseller wurde und weitere Bücher über den Ex-Militärpolizisten nach sich zog, die zum Teil mit hochrangigen Preisen, uA. dem "Antony Award" - der höchsten Auszeichnung in der Spannungsliteratur - bedacht wurden.
    Heute lebt Lee Child in den USA und veröffentlicht praktisch im Jahrestakt weitere Jack-Reacher-Romane - was bei einigen tatsächlich auch negative Auswirkungen hat. "Bad luck and trouble" gehört glücklicherweise nicht dazu!


    Das Buch: "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!" sagt der Volksmund - allerdings gilt das nicht für ehemalige Sonderermittler des Militärs, besonders wenn sie aus einem Hubschrauber geworfen werden.....


    Als Jack Reacher auf seinem Konto eine Überweisung von 1030.- $ vorfindet ist er sofort allarmiert: Ein zehn-dreissig ist ein Notruf.


    Seine ehemalige Kollegin bei den Sonderermittlern beim Militär versucht den Tod und das Verschwinden einiger Mitglieder des alten Teams aufzuklären, und sie trommelt nun alle zusammen die noch übrig sind.


    Damals bei der Army war allen klar: "Man legt sich nicht mit den Sonderermittlern an!"


    Das haben wohl nicht alle mitgekriegt.....



    Meine Rezension: Ich schöner Regelmäßigkeit erscheinen immer neue Romane um Jack Reacher - und manch einer könnte zu Recht sagen, das Lee Child sich vielleicht hin und wieder mehr Zeit hätte nehmen sollen. "Way out" war sicher ein guter und solider Spannungsroman, doch hat man von Child schon besseres gelesen - erste Ermüdungserscheinungen ließen sich nicht verleugnen.


    "Trouble" ist, trotz einiger klitzekleiner (ich bin ein Fan - also in einigen Fällen sicher nicht kritisch genug) Schwächen, wieder ein großartiger Reacher, und ein großartiger Spannungsroman sowieso.


    Reacher ermittelt dieses Mal nicht alleine - viele Jahre nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst trifft er sein altes Ermittlerteam wieder, die alle eigene Wege gegangen sind. Sie führen nun alle ein geregeltes Leben, haben einen guten Job und genug Geld auf der Bank.
    Jack Reacher besitzt nur das was er auf dem Leib trägt - und einiges davon müsste dringend entweder gewaschen (nicht Reachers Art - das würde tatsächlich "Besitz" bedeuten) oder ersetzt werden, vornehmlich durch etwas ähnlich verloddertes aus einem Secondhand-Laden.
    Zum ersten Mal erleben wir nicht nur den harten Hund Reacher, der nur den Weg vorwärts kennt und um sich selbst kein großes Aufhebens macht, wir erleben hier einen Reacher der die Alternative zu seinem Weg vor Augen hat. Der sehen kann was aus ihm hätte werden können. Der sich ein wenig schämt, das andere für ihn bezahlen und ihn einladen müssen, weil er selbst praktisch mittellos ist.
    Und er ist hier nun auf andere angewiesen - bestimmte Wege sind ihm verschlossen, und diese lassen sich nicht mit einem Fußtritt öffnen.
    Lee Child schafft es hier seinen Helden in ein soziales Umfeld zu verpflanzen ohne allerdings seinen Einzelgänger-Status komplett zu verleugnen. Natürlich wählen ihn die anderen zum Chef des Teams, und natürlich ist er schlauer als alle anderen, inklusive seines Teams. Hier findet sich für mich auch der einzige Schwachpunkt in diesem ansonsten großartigen Thriller: Jack Reacher muss sogar innerhalb seines Teams des schlaueste und cleverste und überhaupt schönste und der mit der schönsten Frisur..... Lee Child lässt für meinen Geschmack seinen Helden nicht oft genug zurücktreten um seinen Teammitgliedern wirklich Raum zu lassen. Natürlich dürfen die auch mal was machen, aber der Boss und der Held ist immer Jack Reacher. Hier währe Weniger auf jeden Fall Mehr gewesen, ohne das Reacher seinen Hauptfigurenstatus verloren hätte.
    Das ist allerdings nur eine kleine, nebensächliche Schwäche eines ansonsten großartig gemachten Reacherabenteuers. Wir haben einen guten Fall, glaubhafte und gute Charaktere in einem - im Rahmen eines Thrillers - gut ausgedachten Setting. Es gibt einen gefährlichen Gegner, allerdings muss nicht die Welt gerettet werden. Wir haben einen Haufen cooler Leute und es macht Spaß, ihnen zu folgen.


    Jack und Lee sind zurück! Hoffen wir dass dieser weitere Höhepunkt der Jack-Reacher-Reihe nicht alleine bleibt sondern dass der Autor dieses Niveau halten kann. Das Zeug dazu hat er allemal!

  • Danke für die Rezi, Bodo!
    Als Reacher-Fan habe ich das Buch natürlich auch schon verschlungen. Deine Kritik ist treffend. In der Tat habe auch ich mich gewundert, wie sehr die Anderen dann doch die Führung von Reacher benötigten. Dabei hat es vielversprechend angefangen, indem Frances Neagley, eines seiner alten Teammitglieder und erfolgreiche Chefin eines Sicherheitsunternehmens - also voll im Saft stehend - Reacher nicht nur aufgespürt hat, sondern auch seine Schritte logisch vorausgesehen hat. Trotzdem fehlt ihr in der Folge oftmals diese Weitsicht und es entsteht der Eindruck, als legt man sich nur wegen Reacher nicht mit den Sonderermittlern an.
    Klar, Reacher ist der Inbegriff der Unbesiegbarkeit, so ist die Figur ausgelegt, aber auch ich finde, die anderen Teammitglieder hätten mehr Farbe vertragen.


    Ich finde auch, dass Child bzgl. der Auslotung des Charakters Reacher mehr Möglichkeiten gehabt hätte. Es wurde zwar angedeutet, dass er durchaus seinen Lebenswandel mit dem der Anderen vergleicht, aber da wäre noch viel Potenzial gewesen, auch auf die wortkarge- Reacher- Art.


    Aber das ist alles Jammern auf hohem Niveau. Die Bücher um Jack Reacher sind allesamt empfehlenswert und verbinden in einzigartiger Weise einen coolen, harten Antihelden mit sehr durchdachten, intelligenten Plots.


    Freue mich jetzt schon auf Outlaw. Wird in der Taschenbuch- Version aber noch ganz lange auf sich warten lassen.


    crycorner

    Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen.
    Danach verzichtete er auf weitere Experimente.

    - Mark Twain -

  • Als Vagabund Jack Reacher auf seinem Bankkonto 1030 Dollar findet, weiß er, dass dies ein codierter Hilferuf seiner ehemaligen Army-Kollegen ist. Wenig später findet er zusammen mit Frances Neagley (die wir schon aus dem sechsten Band „Tödliche Absicht“ kennen) heraus, dass ihr gemeinsamer Freund Calvin Franz (der in den Vorgängerbänden gelegentlich Erwähnung fand) ermordet wurde und weitere Mitglieder aus ihrem alten Sonderermittler-Team verschwunden sind. Die beiden beginnen zu ermitteln, ziehen alle Register und nutzen ihre früheren Militärerfahrungen, um herauszufinden, in was für „Trouble“ die Vermissten und Toten geraten sind.

    Der elfte Reacher-Band beginnt spannend und prescht in der gleichen Geschwindigkeit bis zum Ende durch. Wie üblich bei Lee Child gibt es zahlreiche Wendungen und ebenso viele Actionszenen. Das Ende fiel diesmal nicht ganz so spektakulär aus und gefiel mir dadurch deutlich besser. Außerdem fand ich es beeindruckend, dass Jack Reacher auch in seinem elften Abenteuer noch keinerlei Ermüdungserscheinungen zeigt. Jede bisherige Geschichte war interessant, abwechslungsreich und anders als alle davor. Das darf gerne so weitergehen.