'Zeugin der Toten' - Seiten 083 – 163

  • Jetzt passiert was!
    Und so viel auf einmal!


    Also als erstes freue ich mich, dass Kai (zwar zu spät, aber dennoch) auf Arbeit erschienen ist. Irgendwie hätte ich ihn auch so eingeschätzt.


    Wow, Judith ist ganz schön tough! Der Einbruch bei Quirin, das Treffen mit Kellermann (das war doch Kellermann, oder?) Spionin hätte sie mal werden sollen :-) Vieles aus ihrer Vergangenheit ist noch sehr unklar, wird aber wahrscheinlich im Laufe des Buches noch geklärt. Man liest, dass sie clean ist, und dass sie nicht weiß, wie sie mit den restlichen Stunden des Tages, die keine Arbeitsstunden sind, ungehen soll. Da hat sie psychisch einiges durchgemacht... :-(


    TeeTee hält sich für besonders schlau, bekommt aber nicht mit, dass er nur eine Schachfigur ist. Nun soll er sich an Judith heften, weil sein Boss denkt, sie hätte di Mikrofilme...
    Wohin ist Judith abgehauen? Nach Sassnitz? Und Quirin könnte ihr doch echt mal helfen, finde ich! Jeder kämpft hier auf seiner Seite...


    Der Stil ist super, ich weiß nicht woran das liegt, aber man wird eingesogen und nicht wieder losgelassen.

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • Ich finde die Figur Kai derzeit (noch?) reichlich unmotiviert bis überflüssig. Kaiserling ist recht dubios. Das bei der Fernsehshow alles da ist, was da nichts zu suchen hat finde ich realistisch, aber weder die Herren von der Polizei (Staatsschutz), noch die vom Verfassungsschutz oder vom Auslandsgeheimdienst (BND) dürften dort agieren. Eine Überwachung mit technischen Hilfsmitteln im Inland durch den BND wäre selbst ohne Richtervorbehalt verboten, wobei sich da was geändert haben könnte, wenn Borg schwedische Staatsangehörige ist.

  • Lese hier "heimlich" ein bisschen mit. Habe das Buch bereits vor 3 Monaten gelesen und war auch in einer Lesung der Autorin. Deshalb hier kurz eine Info. Frau Herrmann hat den Inhalt des Buches von allen nur erdenklichen Leuten, die sich damit auskennen, quer- und korrekturlesen lassen. Leute vom Verfassungsschutz, von der ehemaligen Stasi und sogar von einem sehr interessanten Berliner, der tatsächlich selbst Cleaner ist und wohl in einer Berliner Lesung gar schauerliche Wahrheiten über diesen Beruf erzählt hat. Ich hatte also den Eindruck, dass zumindest die hier angeführten Behauptungen und Geschehnisse sich entweder so abgespielt haben, oder abgespielt haben könnten. Sie war so genau, dass sie sogar erkundete, welche Gerichte es in der Stasi-Behörde zu der Zeit mittags tatsächlich zum Essen gab. Ich glaube, Frau Herrmann recherchiert sehr gründlich und mit Leidenschaft. :-)


    Und dann hätte ich noch die Frage in die Runde, ob ihr nicht auch das Gefühl habt, dass Euch der Character der Judith an die Heldin eines anderen Romanes erinnert? Wobei Frau Herrmann und ich uns nicht ganz einig waren. :grin

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Auch hier gibt es wieder das gruseligste Element, das so ein Thriller für mich haben kann: Den Eindruck, daß die Hauptpersonen nirgendwo mehr unbeobachtet sind :yikes :grin Erst die Sache mit den Kameras in Borgs Wohnung und dann die Wanze in den Rosen. Kellermann scheint über alles sofort bestens informiert!
    Wie Judith mit Teetee umgegangen ist, fand ich ganz großartig, der Typ scheint mir echt ein Versager zu sein. Er hält sich für den Größten, und wird von allen nur so genommen, wie sie ihn gebrauchen können :rolleyes Kellermann schätzt die Lage auch hier richtig ein, denn er behält ihn nur, weil er glaubt, daß Quirin Kontakt zu ihm aufnimmt. Und genau das passiert.


    Das Arbeitsmotto von Dombrowskis Firma finde ich äußerst passend: Entsetzliches in Ertägliches verwandeln.


    Holly : Lisbeth? ;-) Dachte ich erst auch, wegen ihrer Kaltblütigkeit, aber ich glaube, bei Judith geht's nachher noch in eine nettere Richtung :grin

  • Bingo: Ich dachte auch ein bisschen an Lisbeth. Auf Nachfrage meinte Frau Herrmann aber, ihr wäre so ein bisschen Fräulein Smilla vorgeschebt. Finde, sie hat von beidem etwas. Solche Frauenfiguren mag ich sehr gerne. Solche mit Ecken und Kanten und einer etwas düsteren Vergangenheit, die sich nicht von den Kerlen unterkriegen lassen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Lisbeth wäre mir als Vergleich hier nicht in den Sinn gekommen. Wenn ich drüber nachdenke, Judith erinnert tatsächlich an Fräulein Smilla. Auch in ihrer spröden, aber energischen Art, wie sie die Dinge anpackt.

  • Jetzt kann ich das Buch gar nicht mehr weglegen! :-)


    Über Judiths Zielstrebigkeit kann ich nur staunen, obwohl ich den Einbruch bei Quirin in der Nacht selbst für sie zu riskant finde, aber es ist ja gut gegangen.
    Jetzt wo ihr es sagt, ist der Vergleich mit Lisbeth wirklich sehr passend, dann hätten wir mit Frau Herrmann ein deutsches Pendant zu Stieg Larsson (über den Vergleich kann man sich doch freuen, oder?) :grin


    Ich kann mir (bis jetzt) nicht vorstellen, dass Kai eine größere Rolle im weiteren Verlauf spielen wird.. Judith ist fort und bei der Aufklärung des Mords ist er sicherlich auch keine große Hilfe, aber er kämpft sich zurück ins Leben. :-)


    Es wird immer tiefgründiger und es gibt so viele Personen und genauso viele unterschiedliche Pläne und Vertuschungen, dass es wirklich richtig spannend ist.
    Teetee wird bestimmt noch sein blaues Wunder erleben und sich wünschen, nicht nach Berlin versetzt worden zu sein.

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Lisbeth wäre mir als Vergleich hier nicht in den Sinn gekommen. Wenn ich drüber nachdenke, Judith erinnert tatsächlich an Fräulein Smilla. Auch in ihrer spröden, aber energischen Art, wie sie die Dinge anpackt.


    Das würde ich auch unterschreiben, Lisbeth ist doch viel spröder, verweigert jeden sozialen Kontakt und das finde ich bei Judith nicht. Ich meine, sie geht ja freiwillig zu Kaiserley etc.


    Ich habe gerade erst gemerkt, dass ich den zweiten Abschnitt schon durch hatte (die sind irgendwie sehr viel kürzer als in meiner letzten Leserunde oder ich bin so schnell durchs Buch durch ;-) ).


    Meine "Kritik", die eigentlich keine sein sollte vom ersten Teil her, dass das mit dem Agenten-Thema so unerwartet kam, ist jetzt komplett ausgemerzt, denn in der Dosis, wie es nun im zweiten Teil zu den Verquickungen zwischen Judith und dem "Agenten-Strang" kommt, finde ich toll! Wenn ich nicht noch putzen und Garten aufräumen müsste, würde ich jetzt schon auf dem Sofa sitzen und weiterlesen :-) Aber nachher auf jeden Fall, denn ich bin gespannt, was für Aktivitäten Judith noch unternimmt um ihre Vergangenheit zu bewältigen...


    Das Buch macht mir jetzt richtig viel Spaß!!

  • In diesem Leseabschnitt beginnen die Fäden zusammenzulaufen und sich zu verknüpfen, die Cleanergeschichte tritt in den Hintergrund. Für mich geht es hier richtig los und ich habe in einem Rutsch gelesen. Nur der Blick auf den Radiowecker und das Bewusstsein am nächsten Tag früh aufstehen zu müssen, haben mich letztlich überzeugt, das Buch aus der Hand zu legen.


    Judith ist mir sehr sympathisch, da sie ihr Schicksal in die Hand nimmt und es nicht erduldet. Ich denke, jede Frauenfigur, die nicht in die Norm passt, wird heute den Vergleich mit literarischen Vorlagen wie Lisbeth oder Smilla aushalten müssen, auch wenn Ähnlichkeiten vom Autor nicht gewollt sind.


    Mit Teetee kann ich nicht viel anfangen. Kaiserley ist spannend, da bei ihm etwas lauert. Ein Mann wie er wechselt nicht ohne Grund die Seiten. Kellermann ist ein unangenehmer Opportunist.


    Insgesamt erlebe ich die Schauplätze beim Lesen fast intensiver als die handelnden Personen.

  • Zitat

    Original von AlexBerg
    Judith ist mir sehr sympathisch, da sie ihr Schicksal in die Hand nimmt und es nicht erduldet. Ich denke, jede Frauenfigur, die nicht in die Norm passt, wird heute den Vergleich mit literarischen Vorlagen wie Lisbeth oder Smilla aushalten müssen, auch wenn Ähnlichkeiten vom Autor nicht gewollt sind.


    Da hats du wohl recht, denn eben das macht solche Frauencharakter ja so interessant. Über ein ,Liebchen-steck-den-Kopf-in-den-Sand' ließe sich keine so spannende Geschichte erzählen ;-)
    Und ich glaube auch, daß Judith noch mehr Entwicklungspotential hat, und bin gespannt, was sie im Verlauf der Geschichte draus macht.

  • Durch den 2. Abschnitt bin ich jetzt auch durch und es ist einiges passiert. Trotzdem werde ich mit der Geschichte nicht so recht warm. Spannend finde ich alle Abschnitte, die aus der Sicht von Judith geschildert werden, aber sobald von Tee-Tee oder von Kaiserly die Rede ist, schalte ich unbewusst ab und muss manchmal ganze Passagen doppelt lesen :-(


    Judith ist echt ganz schön tough und scheint keine Angst zu haben, ihr könnte etwas passieren, wenn sie die falschen Fragen stellt. Aber ich kann auch nachvollziehen, dass sie etwas über ihre Vergangenheit in Erfahrung bringen will.


    Ob sie wohl noch weiss, wie ihr Leben vor Sassnitz war und das sie vorher einen anderen Namen hatte, oder hat sie das wohl verdrängt? Hm, :gruebel


    Bin mal gespannt, wie es weiter geht.

  • Zitat

    Original von sanja77
    Spannend finde ich alle Abschnitte, die aus der Sicht von Judith geschildert werden, aber sobald von Tee-Tee oder von Kaiserly die Rede ist, schalte ich unbewusst ab und muss manchmal ganze Passagen doppelt lesen :-(


    Bei Teetee ist mir das auch passiert, weil ich mich über seine "Blödheit" ärgere und er in meinen Augen der typische Mitläufer ist. :-( Seine Kapitel sind im Verhältnis aber nicht so lang und dann freue ich mich umso mehr, wenn die Passagen mit Judith folgen. :-)

  • Zitat

    Original von Tempe
    Auch hier gibt es wieder das gruseligste Element, das so ein Thriller für mich haben kann: Den Eindruck, daß die Hauptpersonen nirgendwo mehr unbeobachtet sind :yikes :grin Erst die Sache mit den Kameras in Borgs Wohnung und dann die Wanze in den Rosen. Kellermann scheint über alles sofort bestens informiert!



    Oh ja, das empfinde ich als extrem erschreckend. Erschreckend daher, weil ich mir mittlerweile vorstelle, daß es ja leider tatsächlich so ist.
    Ich finde diese ganze Überwachungsgesellschaft furchtbar.
    Das hat etwas davon, den Menschen ihre Persönlichkeit zu nehmen, ihren dringend benötigten Rückzugsraum, in dem niemand etwas zu suchen hat.


    Genauso erschreckend, daß es mitterlweilie schon so "normal" für die Menschen zu sein scheint, überall und jederzeit ausspioniert zu werden.
    Als ich mal 1984 gelesen habe - Jahre vor dem betreffenden Jahr - hätte sich niemand vorstellen können daß es tatsächlich mal so werden wird.
    Ok, noch ist es nicht ganz so extrem - aber ich schätze mal, daß wir davon nicht mehr weit entfernt sind.




    Zitat

    Original von sanja77
    Ob sie wohl noch weiss, wie ihr Leben vor Sassnitz war und das sie vorher einen anderen Namen hatte, oder hat sie das wohl verdrängt? Hm, :gruebel



    Die Frage beschäftigt mich auch sehr.
    Weiß sie es noch - so sie es denn ist?
    Hat sie es verdrängt, bzw. wurde es aus ihr "herausgearbeitet" duch die Heimleitung. Stichwort Gehirnwäsche.
    Obwohl eine derartige ja nicht mal erforderlich wäre bei einem Kind dieses Alters.
    Schon als Selbstschutz verdrängen Kinder ja so einiges.


    Zumindest bin ich doch sehr neugierog, was dabei noch herauskommt.


    Überhaupt - mich hat es jetzt doch mehr gepackt, als noch im ersten Abschnitt.
    Auch mag ich Quirin. Der hat jedenfalls etwas mich neugierig machendes.
    Judith ist mir zwar ein Quentchen sympathischer als noch im ersten Abschnitt - so wirklcih viel kann iach aber leider immer noch nicht mit ihr anfangen.
    Sie ist mit doch zu verschlossen - zu unnahbar.
    So sie denn Christel ist, ist es natürlich auch erklärlich - das Trauma der Kindheit ist ja nachhaltig, wenn es denn nicht bearbeitet wird. Aber trotzdem. Ich werd einfach noch nicht mit ihr warm.



    Und für Unwissende - wer ist Lisbeth?
    Ich kenn nur Lisabeth - die Schwester von Madita. Das wars dann aber auch schon :grin

  • Zitat

    Original von Johanna
    Ahh, merci.


    Larson kenn ich so gar nicht, aber bei skandinvischen Thrillern bin ich eh immer etwas zurückhaltend, da viele mir nicht so liegen bis auf 2.3 Ausnahmen.


    Zum Glück sind skandinavische Thriller nicht nur Mankell :rolleyes :grin


    Zitat

    Oh ja, das empfinde ich als extrem erschreckend. Erschreckend daher, weil ich mir mittlerweile vorstelle, daß es ja leider tatsächlich so ist. Ich finde diese ganze Überwachungsgesellschaft furchtbar. Das hat etwas davon, den Menschen ihre Persönlichkeit zu nehmen, ihren dringend benötigten Rückzugsraum, in dem niemand etwas zu suchen hat. Genauso erschreckend, daß es mitterlweilie schon so "normal" für die Menschen zu sein scheint, überall und jederzeit ausspioniert zu werden. Als ich mal 1984 gelesen habe - Jahre vor dem betreffenden Jahr - hätte sich niemand vorstellen können daß es tatsächlich mal so werden wird. Ok, noch ist es nicht ganz so extrem - aber ich schätze mal, daß wir davon nicht mehr weit entfernt sind.


    :yikes Ich möchte mir das gar nicht so genau vorstellen! Deswegen bin auch skeptisch, wenn es im Bundestag wieder ein Gesetz durchgebracht werden soll, das irgendwelchen Ordnungsorganen das Recht zuspricht, irgendwelche Daten zu bespitzeln. Da sehe ich nur die Nachteile!!

  • Auch in diesem Abschnitt geht es spannungsgeladen weiter.
    Während Judith den Tatort reinigt, nimmt sie auch einen Eilbrief für die Tote entgegen - Absender ist das Kinderheim in Sassnitz.
    Als sie jemanden in der Wohnung der Toten aus ihrer Wohnung beobachtet, wird sie aktiv und stellt den Mann, der im Dienst des BND steht. Daraufhin bricht sie bei Kaiserly ein und versucht von ihm mehr über die Hintergründe zu erfahren. Dieser glaubt erst das sie nur zufällig zwischen die Fronten geraten ist.
    Ihr früherer Schützling Olaf, der jetzt als Obduktionshelfer arbeitet, gewährt ihr Einsicht in den Obduktionsbericht der Hinweise auf Misshandlungen im Kindesalter enthält.


    Alle Spuren deuten nach Sassnitz, dort wo alles begann - und ich glaube dorthin ist Judith jetzt unterwegs.