Originaltitel: A well-deserved Murder
Klappentext:
In einem beschaulichen Vorort von Cardiff hat sich ein schreckliches Blutbad ereignet: Die Verwaltungsangestellt Kacy Howells liegt auf ihrer Veranda – regungslos, mit einer Axt erschlagen. Inspector Trevor Joseph findet recht schnell heraus, dass das Opfer nicht nur Opfer war. Die auf den ersten Blick so brave Beamtin hatte ihren Nachbarn das Leben regelrecht zur Hölle gemacht. Aber auch andere Bewohner der Siedlung leben gefährlich. Nach und nach tun sich Abgründe auf...
Meine Meinung:
Katherine John ist zurück. Man hat den Eindruck, als ob die Autorin sich die Kritik an ihren letzten Büchern zu Herzen genommen und sich ihrer alten Stärke besonnen hat – ein skurriler Mord und ein klassisches Whodunnit. Kacy Howells liegt erschlagen auf ihrer Terrasse und alle Nachbarn jubilieren. Am meisten der direkte Nachbar, Alan Piper. Allerdings deuten auch die meisten Indizien auf ihn, und so findet er sich schneller als er denken kann, in einer Gefängniszelle wieder, mit dem dringenden Tatversacht auf Mord an seiner Nachbarin. Peter Collins, Trevor Josephs Freund und Kollege, gefällt das gar nicht, ist doch Alan sein Cousin und so eine Tat traut er ihm einfach nicht zu. Aber die Indizien sprechen ein eindeutiges Bild – vorerst, denn je tiefer die Beamten ermitteln, desto verzwickter wird der Fall und wie die Pilze aus dem Boden sprießen jede Menge neuer Verdächtiger heran.
Man könnte so schön in Frieden leben – wenn es die neugierigen Nachbarn nicht gäbe. Mit den Howells ist ein besonders exquisites Paar in eine friedliebende Kolonie gezogen, mit ihrem sonderbaren Verhalten macht sich Kacy schnell zu jedermanns Feind. Ihre Terrasse baut sie als Sonnendeck so hoch, dass sie in alle Gärten schauen an. Eigentumsverhältnisse liegen ihr überhaupt nicht, sie lebt nach dem Motto was deins ist, ist auch meins. Als dann auf dem Deck noch eine geheime Kammer mit perfidem Erwachsenenspielzeug gefunden wird, nimmt der Fall direkt eine erotische Komponente an. Denn nach den Listen, die eine immobile Nachbarin freundlicherweise minutengenau führt, bleiben Milchmann, Post- und Paketbote durchaus erheblich länger, als das Ausliefern erfordern würde. Genauso wie diverse Handwerker und auch so mancher Nachbar. So eine Nachbarin wie Mrs. Walsh braucht doch wirklich jeder, gefesselt an einen Rollstuhl verbringt sie ihre Tage am Fenster und hält minutengenau fest, wer wo wann und wie lange seine Zeit verbringt. Peter und Trevor haben schon bald nicht nur einen Verdächtigen, denn auch der trauernde Witwer trauert gar nicht so tief, wie er eigentlich sollte.
Dieser Fall nähert sich mit seiner Spannung wieder den ersten Fällen des Duos an, er ist schlüssig, interessant und die beiden Beamten ermitteln wieder in ihrem Revier. Er wirkt nicht ganz so unschlüssig und unglaubwürdig wie der letzte, wenn auch das Thema recht prickelnd ist. Neben dem Mörder von Kacy Howells stecken die Beamten noch in einer Drogenermittlung fest, der Red Dragon hat den White Baron eliminiert. Keiner weiß, wer der Red Dragon ist, es gibt keinerlei Hinweise auf ihn. Zum Glück gibt es aber auch keine spontanen Drogenrazzien oder Undercover Aktionen, der Focus liegt eindeutig auf der Suche nach dem Mörder. Viele Verdächtige und viele Motive, Kacy Howells Leben wird immer rätselhafter und genau das macht einen guten Krimi aus. Katherine John spart nicht mit falschen Fährten und geschickt platzierten Hinweisen, es ist wieder eine Freude, sich durch diesen Fall zu lesen. Bei den wenigen Seiten wird es auch selten langatmig, und auch die beiden Frauen, Daisy und Lyn nerven diesmal nicht, sondern benehmen sich endlich mal so, wie man es von ihnen erwartet, nett, freundlich und verständnisvoll. Das Cover besticht durch seine Schlichtheit und dem akkurat passenden Detail dieses Mordes, auch der deutsche Titel ist wieder einmal hervorragend gewählt.
Fazit
Ein klassischer englischer Whodunnit, gespickt mit schwarzem Humor, falschen Fährten, skurrilen Charakteren und prickelnden Themen. Der fünfte Fall mit Peter Collins und Trevor Joseph, deren Privatleben sich durchaus weiterentwickelt. Man kann ihn auch ohne Kenntnis der vorherigen Fälle lesen, Anspielungen sind diesmal kaum vorhanden.