Nackt schlafen ist Bio
Vanessa Farquharson
Bastei Lübbe
ISBN: 978-3-404-60655-9
362 Seiten, 8,99 Euro
Über die Autorin: Vanessa Farquharson berichtet über Kunst und schreibt Filmrezensionen für die National Post, wo sie außerdem eine wöchentliche Kolumne zu Umweltthemen hat. Sie lebt in Toronto. Bis heute berichtet die ehemalige Powershopperin und Fast-Foot-Fan über weitere Do´s und Dont´s auf ihrer website.
Buchrückentext: Ist Duschen im Dunkeln wirklich sinnvoll, um Strom zu sparen? Wofür entscheidest du dich, wenn im Supermarkt der gespritzte Granny Smith aus der Region neben dem Bioapfel aus Neuseeland liegt? Und welche Shampoo-Experimente aus der Kräuterküche kann man getrost vergessen? Vanessa Farquharsons hat ein Jahr lang jeden Tag eine ökologische Korrektur in ihrem Leben vorgenommen. Ihr Tagebuch zum Projekt „ökologisch korrekt und trotzdem sexy“ ist schonungslos und äußerst unterhaltsam.
Meine Meinung: Es war die Bezeichnung „Öko-Zynikerin“ auf dem Cover, die mich vermuten ließ hier ein interessantes Buch zu finden, doch leider hat mich dieses Buch ziemlich enttäuscht. Vor einiger Zeit schon hatte ich „Barfuß in Manhattan“ von Colin Beavan gelesen, in dem er beschreibt, wie er mit seiner Familie versuchte, ein Jahr lang ökologisch korrekt zu leben. Das Buch wirkte damals auf mich wie eine einzige Moralpredigt und so etwas wollte ich nicht mehr lesen, doch während Beavan sein Öko-Experiment wenigstens strukturiert angeht und seine Vorgehensweise gut durchdenkt, so greift Frau Farquharson wahllos zu, wenn irgendetwas die Bezeichnung „Bio“, „Öko“,“ Vegan“ oder „Co2-sparend“ trägt. Sie nimmt sich jeden Tag eine ökologische Korrektur in ihrem Leben vor und so sammelt sie zum Beispiel an einem Tag für 20 Minuten Müll, wie gesagt, an einem Tag – als sie dann auf eine Dose mit erschreckend schwerem Inhalt stößt und sich überlegt, was sie enthalten könnte, gibt sie dieses Vorhaben dann auch schon wieder auf.
Zu ihren Projekten gehören so spannende Unternehmungen wie: Kein elektrisches Heizkissen mehr, keine Mikrowelle anschaffen, vegane Zahnseide benutzen, kein Wegwerfgeschirr – oder Besteck mehr verwenden, den Computer jeden Abend ausschalten, die WC-Spülung nur bei großem Geschäft betätigen, nackt schlafen, nicht mehr baden, im Dunkeln duschen und das nur lauwarm, eigenes Lätzchen zum Zahnarzt mitbringen, mit Aloe Vera beschichtete Kondome benutzen, Kokosöl als Gleitcreme verwenden (was auch zum Schuhputzen gut verwendet werden kann), Steno lernen, um Papier zu sparen, und last but not least, eine umweltfreundliche Bestattung im Testament verfügen...
Diese Vorhaben und ihre Umsetzung veröffentlicht sie jeweils in ihrem Blog. Jeden Tag geht sie ein neues Projekt an. Leider findet sich bei den so vielen und oft schräg klingenden Überschriften so absolut gar kein Humor und so muss man ernsthafte Überlegungen über die Alternativen zur Verwendung von Toilettenpapier nach dem großen Geschäft über sich ergehen lassen. Ein wenig hätte ich mich dann doch über den angekündigten Zynismus gefreut, als es darum ging, ob man vegane Zahnseide benutzen sollte, oder ob es eventuell nicht vertretbar sei, wenn die armen Bienen ihre Sekrete für so etwas hergeben müssen…
Dass sie im Laufe dieses Jahres ihr "grünes Gewissen und ihre große Liebe" findet, wie auf dem Cover plakativ angekündingt, bringt ebenfalls keinen Lesespaß, dazu ist der Schreibstil einfach zu trocken und teilweise zu bemüht witzig, um es wirklich zu sein.
Insgesamt fand sich leider nichts, was mich wirklich interessierte. Auf der Buchrückenseite wird das Ganze auch als „radikales Selbstexperiment in 365 Teilen“ bezeichnet, und es mag sein, dass es für die Autorin wirklich radikal war, auf Plastikbesteck und Wegwerfteller zu verzichten, (die sie dann übrigens sogleich wieder auf ihrer Party mit der sie das Ende des Experimentes feiert, ihren Gästen vorsetzt), doch als Leser bliebt man von den Gedanken und Ansätzen, der Umwelt wirklich etwas Gutes zu tun, ziemlich unbeeindruckt. Der angekündigte Zynismus hätte vielleicht etwas Esprit in die Schilderungen bringen können, aber da er möglicherweise auch den Sparmaßnahmen der Autorin zum Opfer fiel, fällt mein Gesamteindruck nicht sehr positiv aus. 3 Pünktchen für den Umschlag aus Altpapier, der sich bestimmt wunderbar recyclen lässt…