Alexis Sorbas - Nikos Kazantzakis

  • Buch der 1000 Bücher
    Copyright: Aus Das Buch der 1000 Bücher (Harenberg Verlag)


    Alexis Sorbas
    OT Bios kai politeia tou Alexi Sorba OA 1946 DE 1952 Form Roman Epoche Moderne
    Der nach dem Zweiten Weltkrieg erschienene, auf autobiografischen Ereignissen basierende Roman Alexis Sorbas gehört zu den wichtigsten Werken von Nikos Kasantsakis und ist eine Zusammenfassung der philosophischen Überlegungen des Autors.
    Inhalt: Der Erzähler, ein in England lebender Schriftsteller, erbt an einer Felsenküste Kretas ein Kohlebergwerk. Fest entschlossen, dieses als vermeintlicher Unternehmer zu leiten, bricht er nach Griechenland auf. Dort lernt er den einfachen, vor Lebensfreude sprudelnden Arbeiter und Abenteurer Alexis Sorbas kennen. Von dessen einfachem Wesen schnell eingenommen, bietet der Erzähler Sorbas die Stelle eines Vorarbeiters in dem Bergwerk an. Zwischen Sorbas und seinem Vorgesetzten entwickelt sich eine außergewöhnliche und enge Freundschaft. Der von ungelösten philosophischen Fragen bedrängte Intellektuelle, der sich von der indischen Philosophie, insbesondere von Buddha, Erlösung erhoffte, findet in der Lebenshaltung Sorbas’ die ersehnten Antworten.
    Struktur: Kasantsakis veranschaulicht anhand seiner Protagonisten zwei unterschiedliche Lebensweisen: Während der Intellektuelle für den auf seinen analytischen Verstand bauenden Menschentypus steht, verkörpert Sorbas den Instinktmenschen, der nur seiner Intuition folgt. Indem der Erzähler mit der urtümlichen Lebensform Sorbas’ in Berührung kommt, wird ihm sein eigener unzulänglicher Zugang zur Welt bewusst. In der Nähe des lebensbejahenden Menschen lernt er somit das Leben zu lieben und den Tod nicht zu fürchten.
    Die Figur des Alexis Sorbas weist Charakterzüge des Übermenschen nach der Philosophie von Friedrich R Nietzsche auf. Dionysisch kraftvoll, nur seinen Instinkten gehorchend, verwirft Sorbas eine allgemeingültige Ethik und steht somit jenseits von Gut und Böse. Daher haben für ihn Religion, Moral und Logik keine Bedeutung. Die Figur verliert trotz philosophischer Konzeption als Gestalt keineswegs an Lebendigkeit sowie Authentizität und wirkt in allen Handlungen stets überzeugend.
    Wirkung: Der Roman Alexis Sorbas wurde nach seiner Prämierung auf der Internationalen Buchmesse 1954 in Frankreich weltbekannt. Zudem trug die erfolgreiche Verfilmung des Werks (1964) durch Michael Cacoyannis (mit Anthony Quinn als Alexis Sorbas und Alan Bates als Basil) dazu bei, dass das Interesse an dem Roman stets lebendig blieb. K. K.


    Kurzbeschreibung
    Der weltberühmte und vielfach preisgekrönte Roman über ein schicksalhaftes Abenteuer auf Kreta wurde mit Anthony Quinn in der Hauptrolle zum unvergeßlichen Filmklassiker: Der junge Schriftsteller Nikos ist mit seinem Leben unzufrieden und pachtet auf Kreta ein aufgelassenes Bergwerk. Doch erst die Begegnung mit dem Naturereignis Alexis Sorbas, dem Herumtreiber und Freigeist, lehrt den Ich-Erzähler, »das Leben zu lieben und den Tod nicht zu fürchten«. Eine Liebeserklärung an Kreta und seine Menschen, ein Schelmenroman von antiker Heiterkeit.


    Über den Autor
    Nikos Kazantzakis wurde am 18. Februar 1883 in Heraklion geboren. Er studierte zunächst Jura in Athen, dann Staatswissenschaften in Paris. Neben seiner Professur an der juristischen Fakultät von Athen übersetzte er und schrieb Romane, darunter »Die letzte Versuchung« und »Griechische Passion«. Mit dem autobiographischen Roman »Alexis Sorbas«, 1946 erschienen, erlangte er Weltruf. Kazantzakis starb am 26. Oktober 1957 in Freiburg.



    Meine Meinung:
    Das ist für mich *das* Aufmunterungs-Buch schlechthin.
    Wenn es mir richtig dreckig geht, lese ich dieses Buch und die Lebensfreude kommt wieder.


    Da steckt so viel Leben und Liebe und Wahrheit zwischen den Zeilen, man muss es einfach lieben.


    Ausserdem ist es natürlich hochphilosophisch und trotzdem so leicht zu lesen wie ein moderner Unterhaltungsroman.


    5 Daumen von mir.

  • Ich habe vor Jahren den Film mit Anthony Quinn in der Hauptrolle gesehen und war derart begeistert, dass ich unbedingt auch das Buch lesen wollte, was ich nunmehr nach jahrelangem Sub-Dasein nun auch schaffte.


    Gleich vorweg: Ich war vom Buch doch einigermaßen enttäuscht. Die herrliche Grundidee – die im Film wirklich sehr beeindruckend dargestellt wird – verliert sich leider im Buch in seitenlangem philosophischen Geplänkel und platten Lebensweisheiten. Dazu wird ein Frauenbild transportiert, das mir die Haare zu Berge stehen lässt! :wow


    Sehr eindringlich – und im Film noch besser dargestellt – die beiden Weltanschauungen, die durch Basil bzw. Alexis verkörpert werden. Basil, der „westliche“ rationale Kopfmensch, der alles begründen muss und begründet haben will, der mehr auf Bücher als auf sein Gefühl vertraut und Alexis, der in den Tag hineinlebt, sich auf seinen Instinkt verlässt, den nichts erschüttern kann und alles nimmt, wie es kommt, frei nach dem Motto „Das Leben lieben und den Tod nicht fürchten“.


    Bezaubernd und faszinierend fand ich die wunderbaren Landschaftsbeschreibungen, des griechischen Flairs, der Düfte. Man hat direkt Lust, sich in den nächsten Flieger nach Kreta zu setzen!


    Mein Fazit: Den Film unbedingt schauen, das Buch muss dann gar nicht mehr sein!

  • In diesem Roman treffen zwei gegensätzliche Charakteren aufeinander, einerseits der Ich-Erzähler, der nach buddhistischem Vorbild sich von irdischen Verlangen befreien wollte, und andererseits Alexis Sorbas, der erdverbundene und im Jetzt lebende Genussmensch.
    Der Vorwurf eines Freundes, dass er als "Papiermaus" keine Ahnung vom wirklichen Leben habe, bringt ihn auf die Idee mit dem Braunkohleprojekt auf Kreta. Dort lernt er Sorbas kennen, beneidet ihn um seine Lebensfreude, Spontanität, die Fähigkeit, Dinge mit den Augen eines Kindes zu sehen. Er will von ihm lernen, "das Leben zu lieben und den Tod nicht zu fürchten".


    In die Handlung von der Arbeit im Bergwerk, Liebesbeziehungen, Gewalt, Tod und Lebenserinnerungen bringt der Autor viele autobiografische Elemente ein. Die Verwicklungen der beiden mit den Bewohners des benachbarten Dorfes malen ein zum Teil erschreckendes Bild der Lebenswirklichkeit im ländlichen Kreta in den 20-er oder 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts.


    In Gesprächen mit Sorbas werden die Denkweise und Charakterzüge der beiden Hauptakteure deutlich.
    Der Roman bringt den Leser zum Nachdenken, welche Lebensform die bessere ist, wie weit man die persönliche Freiheit vor Sicherheit stellt, Toleranz beansprucht und gewährt, Glück auskostet und Not erträgt. Ich denke, der Autor schilderte bewusst zwei extreme Charaktere, so dass wohl jeder Leser sich irdendwo zwischen den Beiden sieht, mit jeder Menge Spielraum zu den Rändern. Und jeder kann entscheiden, in welche Richtung er sich entwickeln möchte.


    Mit seiner bilderreichen, manchmal poetischen Sprache fängt der Autor den Leser ein, eine Freude für alle, die gerne mal bei einen Ausdruck, Satz oder Abschnitt verweilen und die Formulierung genießen oder die Aussage in ihren Gedanken hin und her wenden wollen.


    Ein Buch wert mehrmals gelesen zu werden! Bisher das Jahreshighlight!