Der Sturm - Yasushi Inoue

  • ISBN: 978-3518391600
    Suhrkamp Verlag, 374 Seiten


    Mitte des 18. Jahrhunderts in Japan: Ein japanisches Handelsschiff wird auf dem Weg nach Edo von einem Sturm heimgesucht und treibt monatelang auf offener See. Schließlich strandet die Mannschaft von Kapitän Kodayu an einer Insel - und muss feststellen, dass Klima und die "dämonenhaften" Bewohner so gar nicht Japan ähneln, sie also weit weg von ihrer Heimat sind.
    Zufälligerweise sind auch Russen auf der (Aleuten-)Insel, bei denen sie Unterkunft finden - Verständigen können sie sich mit ihnen natürlich nicht. Während zunächst noch manch einer hofft, sich bald auf den Rückweg nach Japan machen zu können, sterben bereits die ersten Mannschaftsmitglieder, denn das bitterkalte Klima sind die Japaner nicht gewohnt. Der erste Winter vergeht und noch immer ist kein Schiff in Sicht. Schließlich fangen die Japaner an, die russische Sprache zu erlernen, und zu hoffen, dass sie es bis nach Russland schaffen, um von dort nach Japan zurückkehren zu können. Doch der Weg ist weit und ihnen steht eine Odyssee durch Russland bevor, nicht alle werden diesen Weg überstehen.


    Bei mir stand das Buch eine ganze Weile ungelesen im Regal - zu unrecht. Kodayu und seine Männer gewinnt man schnell lieb und bangt mit ihnen, wenn ihnen vor Kälte die Zähne klappern oder sie sie mit den russischen Behörden zu kämpfen haben. Teilweise ist es in der heutigen Zeit schon fast unvorstellbar, wie wenig man damals über andere Länder wusste, wie sehr man sich beispielsweise in Russland darüber freut eine grobe Karte von Japan zu bekommen. Praktischerweise ist in dem Buch eine Karte mit dem Reiseweg von Kodayu enthalten, so behält man bei den Inseln, aber auch den Städten innerhalb Russlands den Überblick.
    Mir hat das Buch insgesamt sehr gut gefallen, für action-wütige Leser hat das Buch allerdings sicher ein paar Längen. Yasushi Inoue beschreibt sehr schön und nachvollziehbar, wie schwer es sein kann (insbesondere unter diesen Umständen) sich in einem fremden Land einzuleben - und wie sehr einem das Land schließlich doch ans Herz wachsen kann, wenn man Land und Leute näher kennen lernt.

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

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