Schneller als der Tod - Josh Bazell

  • Originaltitel: Beat the Reaper (2009)
    Der Hörverlag 2009, vollständige Lesung, 6 CDs, 408 Min.


    Über den Inhalt:
    Pietro Brnwa ist clever, skrupellos und war, bis er ausstieg, ein Killer für die Mafia. Er ist der letzte Mensch, den man als behandelnden Arzt im Krankenhaus treffen möchte. Dr. Peter Brown ist Assistenzarzt. Er hat Talent, eine höllenmäßige Nachtschicht in Manhattans berüchtigtstem Krankenhaus und eine Vergangenheit, die er lieber geheim hält. Bis einer der alten Mafiabosse eingeliefert wird, der einen komischen Gedanken hat: dass Peter Brown und Pietro Brnwa möglicherweise ein- und dieselbe Person sind...


    Über den Autor:
    Josh Bazell studierte Literatur und Medizin.


    Über den Sprecher:
    Christoph Maria Herbst, geboren 1966 in Wuppertal, verkörpert u. a. die Titelfigur in der Serie "Stromberg", für die er den Deutschen Fernsehpreis, den Grimme-Preis, den Bayerischen Fernsehpreis und dreimal den Deutschen Comedypreis erhielt, spielte neben diversen Engagements am Theater und als Synchronsprecher ("Willkommen bei den Sch'tis", "Horton hört ein Hu") in Kinoproduktionen wie "Der Wixxer", "Hui Buh", "Hände weg von Mississippi" und hat als Hörbuchsprecher u.a. die Comedy-Bestseller von Tommy Jaud und Ralf Husmann eingelesen sowie Stefan Zweigs "Schachnovelle" und Josh Bazells "Schneller als der Tod". Zuletzt drehte C. M. Herbst, in der Titelrolle als Kommissar, den TV-Film "Kreutzer kommt".


    Meine Meinung:
    Heute ist Peter Assistenzarzt in einem Krankenhaus. In Rückblicken erfahren wir, wie sein Leben seit seiner Kindheit verlaufen ist und warum der ehemalige Mafiakiller im Zeugenschutzprogramm gelandet ist. Als ihn ein Patient wiedererkennt, scheint es vorbei zu sein mit dem zwar stressigen, aber doch weitaus ungefährlicheren Leben als Arzt.


    Josh Bazell verpasst seinem Ich-Erzähler eine direkte, unverblümte und deftige Sprache, die nimmt man dem Protagonisten mühelos ab. Nichts wirkt gekünstelt oder überzogen.
    Peter Brown ist clever, ein bisschen überheblich und sehr zynisch. Der Autor hat ihn mit einer derart überwältigenden Präsenz ausgestattet, dass es den Nebenfiguren schwer fällt, neben ihm ihren Raum zu erobern. Einigen wenigen gelingt es aber trotzdem überraschend gut.


    Die eigentliche Geschichte ist eher dünn und schnell erzählt. Aber durch seinen ungewöhnlichen Protagonisten macht Bazell daraus eine skurrile, bitterböse und zugleich amüsante Story, in der er auch mit blutigen und ekeligen Szenen nicht spart. Gelegentlich habe ich Browns Mitteilungsbedürfnis als etwas anstrengend empfunden, das tut dem insgesamt sehr guten Gesamteindruck aber keinen Abbruch.

    Und für ganz so abwegig halte ich die geschilderten Szenen aus dem Krankenhausalltag nicht. Man sollte nur dieses Hörbuch vielleicht nicht gerade hören, wenn man selbst dort liegt.


    Da wurde der perfekte Sprecher für dieses Hörbuch gefunden. Christoph Maria Herbst liest großartig, seine Stimme passt ideal zum Icherzähler Peter Brown. Und es gelingen ihm auch die weiblichen Stimmen, ohne überzogen oder gequält zu wirken.


    Ach ja: Ich freue mich schon auf die Fortsetzung „Einmal durch die Hölle und zurück“, die im August 2011 erscheint und ebenfalls wieder von Christoph Maria Herbst gelesen wird.

  • Meine Meinung:


    Die eigentliche Handlung dieses wirklich außergewöhnlichen und sehr unterhaltsamen Hörbuchs umfasst nur ein paar Stunden, doch dank der zahlreichen Rückblenden erfährt der Hörer, wie es zu dieser Ausnahmesituation kommt, in der sich der ehemalige Mafiakiller und - dank Zeugenschutzprogramm - jetzige Assistenzarzt Pietro Brnwa befindet. Hierfür nutzt Autor Josh Bazell eine direkte, ja rotzfreche Sprache, die perfekt zu der unglaublichen Geschichte und seinem Protagonisten passt, unter dessen harter Schale sich ein weicher Kern verbirgt. Es ist kein typischer Krimi oder Thriller, sondern ein rasanter Roman, der keinem Genre eindeutig zuzuordnen ist. Das ist aber auch egal, denn hier steht die Unterhaltung eindeutig im Vordergrund und diesen Anspruch erfüllt der Roman auch ohne jeden Zweifel. Gegen Ende wurde es für meinen Geschmack dann sehr abgedreht und noch blutiger als vorher, was es eigentlich nicht gebraucht hätte, aber irgendwie auch wieder zu dem auf dem Umschlag gezogenen Vergleich zu Tarantino passt.
    Krankenhauspatienten und Menschen mit empfindlichem Magen ist von diesem Hörbuch eher abzuraten, alle anderen dürften ihre helle Freude an dem frechen Roman haben, vor allem wenn sie nichts gegen eine ordentliche Portion Zynismus haben und gnädig über die ein oder andere haarsträubende Szene hinwegsehen, die um des Effektes willen gesunden Menschenverstand und Logik großzügig übergeht. Für sie bietet dieses von Christoph Maria Herbst absolut genial gelesene Hörbuch durchweg große Unterhaltung.


    Ich vergebe 9 Punkte.

  • Den Autor Josh Bazell kannte ich vorher nicht, aber schon am Anfang seines Romans „Schneller als der Tod“ lässt er keinen Zweifel daran, dass wir es hier mit einem medizinischen Fachmann zu tun haben. Deshalb spielt seine blutige Mordgeschichte auch in einem Krankenhaus und die Hauptperson Pietro ist ein ehemaliger Mafiakiller, der untergetaucht als Arzt arbeitet. Bis einer seiner alten Rivalen eingeliefert wird.

    Im Klappentext des Romans heißt es, dass es sich um „einen adrenalingeladenen Thriller mit Dialogen, so scharf geschliffen wie ein Skalpell. Josh Bazell schreibt extrem cool und schockierend unterhaltsam – so zynisch und komisch, als hätte Tarantino bei Dr. House Regie geführt.

    Das kann man genauso stehen lassen. Die Geschichte ist amüsant und brutal, die Sprache ziemlich direkt. Trotzdem wurde ich mit der Hauptperson nicht richtig warm. Selbst die vielen Flashbacks in seine Vergangenheit, die vom Werdegang des Protagonisten berichten, änderten nichts ändern. So war es alles in allem wie ein Fastfood-Produkt: Schnell konsumiert, aber nicht lange anhaltend. Etwas unbefriedigend empfand ich das abrupte Ende. Zum Glück ist mit „Einmal durch die Hölle und zurück“ bereits eine Fortsetzung erschienen.

    Die Hörbuchfassung wird von Christoph Maria Herbst gelesen, der hervorragende Arbeit abliefert und durch seine trockene Betonung der Geschichte noch weitere Würze verteilt.