Wer ohne Sünde ist - Aevar Örn Josepsson

  • Ævar Örn Jósepsson: Wer ohne Sünde ist



    Klappentext:
    Und erlöse uns von dem Bösen…


    Auch den hartgesottenen Kriminalbeamten der Polizei Reykjavík geht es an die Nieren, als sie die übel zugerichtete Leiche eines Mannes vor laufendem Fernseher finden. Offenbar ist der Mann schon seit über einem Jahr tot. Kommissar Árni und seine Kollegen stehen vor einem Rätsel. Der Tote war Mitglied einer fanatischen Sekte, angeführt von einem charismatischen TV-Prediger. Dieser verspricht seinen Anhänger, den wahren Weg zu Gott und Erlösung von den Sünden zu kennen. Für das Opfer scheint sich dies auf grausige Weise erfüllt zu haben. Und der Fernsehprediger, der so erfolgreich im Sender seines Bruders auftritt, ist keinesfalls der Saubermann mit christlichen Werten, für den er sich ausgibt.



    Allgemeines:
    „Wer ohne Sünde ist“ ist der mittlerweile dritte Teil um Kommisar Árni:


    1. Dunkle Seen (Svartir englar)
    2. Blutberg (Blódberg)
    3. Wer ohne Sünde ist (Sá y ar sem syndlaus er)



    Beurteilung:
    Ich mag skandinavische Krimis, die spannend und deren Ermittler nicht depressiv, in der Midlifecrisis und dem Alkohol verfallen sind. Dieser Roman von Ævar Örn Jósepsson schlägt eindeutig eine eher düstere Richtung ein, zum Glück hat der Kommissar wenigstens ein intaktes Privatleben.
    Der Fall selbst ist vorhersehbar, aber gut geschrieben und man kann ihn ohne Weiteres lesen, ohne die Vorgängerbände zu kennen. Ein grundsolider Krimi, dem nur ein wenig die Spannung fehlt, weil er zu vorhersehbar ist.





    Originaltitel: Sá y ar sem syndlaus er
    Übersetzerin: Coletta Bürling
    Kategorie: Krimi / Island
    Taschenbuch
    btb
    447 Seiten
    ISBN 3442741734 bzw. 9783442741731

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Ganz genau Nell :lache


    Zitat

    Ich mag skandinavische Krimis, die spannend und deren Ermittler nicht depressiv, in der Midlifecrisis und dem Alkohol verfallen sind. Dieser Roman von Ævar Örn Jósepsson schlägt eindeutig eine eher düstere Richtung ein, zum Glück hat der Kommissar wenigstens ein intaktes Privatleben.


    Das habe ich schon öfter bemängelt, dass die nordischen Kommissare alle ein Alkohol- oder anderes Problem haben.


    Diesen hier fand ich mal wieder ausgezeichnet. Auch wenn die Lösung des Falles eher undramatisch und die wahren Täter ja eigentlich nicht zur Verantwortung ezogen werden können.
    Ein ungewöhnliches Ende.

  • Schade eigentlich, nach der Lektüre von „Blutberg“ hatte ich eigentlich gehofft, mit Josepsson gäbe es nun endlich mal wieder einen isländischen Autor, der Krimis außerhalb des bekannten skandinavischen Einheitsbreis schreibt.
    „Wer ohne Sünde ist“ ist nun leider ein sehr, sehr durchschnittlicher Krimi. Er spielt, wie der Titel schon andeutet, in einem christlich-fundamentalistischen Millieu, das Opfer, das mumifiziert über Monate unentdeckt in seinem Fernsehsessel saß, war Sektenmitglied. Schnell stellt sich heraus, dass die Gurus dieser Sekte, deren Anhänger größtenteils gescheiterte Existenzen und trockene oder auch weniger trockene Alkoholiker sind, nicht nur weit weniger christlich handeln, als sie der Welt weismachen wollen, sondern zudem in handfeste kriminelle Machenschaften verstrickt zu sein scheinen.
    Praktischerweise aber war der Ermordete nicht nur fromm, sondern auch ein veritabler Kotzbrocken, der seine Familie tyrannisierte und ein Säufer mit entsprechend zwielichtigen Kumpanen, was den Kreis der Verdächtigen beträchtlich ausweitet.
    Was also als klassischer Whodunnit angelegt ist, wirkt gerade deshalb konstruiert. Um all diese Finten, die der Autor für den Roman vorsieht, zu ermöglichen, wird leider das Mordopfer mit inkohärenten Charaktereigenschaften überfrachtet, die eine ziemlich unverständliche Person entstehen lassen.
    Auch das Motiv des guten Bullen – schlechten Bullen wirkt aufgesetzt und erschließt sich nicht einleuchtend aus den Charaktern der Polizisten, sondern ist nur Mittel zum Zweck. Selbst das Milieu der Sekte wird nur sehr oberflächlich behandelt und reicht über die Aneinanderreihung von Klischees nicht hinaus.
    Auch wenn ich mich nicht unbedingt durch dieses Buch gequält habe, es sich im Gegenteil recht locker weglesen lässt, war es am Ende doch ein Krimi, den man, sobald das Buch zugeschlagen ist, schon anfängt zu vergessen.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)