Serienmord und Kannibalismus in Deutschland - Petra Klages

  • Einblicke in eine Menschenseele

    Darf man einem Mörder wie Armin Meiwes, der als "Kannibale aus Rotenburg" in den Medien bekannt geworden ist, in einem Buch so viel Platz einräumen, wie es Petra Klages mit ihrem neuesten Werk "Serienmord und Kannibalismus in Deutschland" getan hat?


    Ja, man darf!

    Denn dieses Buch ist beileibe kein Buch für den reinen Kriminal - Voyeuristen, sondern es blickt tief in die Seele der Menschen, die aufgrund von verschiedenen Lebenssituationen in der Vergangenheit oder durch Krankheit so geworden sind, dass erst etwas schreckliches passieren musste, bevor man ihnen auf irgendeiner Art und Weise helfen konnte oder der sadistisch - mörderische Wahnsinn gestoppt wurde.

    Petra Klages erklärt zunächst eindrucksvoll die Unterschiede zwischen den einzelnen Arten des Kannibalismus, bevor Sie durch längere Berichte über Joachim Kroll (1933 – 1991) Carl Großmann (1863 – 1922) und Armin Meiwes versucht verständlich zu machen, was viele für den reinsten Horror halten. Sie portraitiert zudem kurz einige bekannte Serienmörder und Kannibalen auf (wie zum Beispiel Fritz Haarmann (Deutschland), Jaffrey Dahmer (USA) Issei Sagawa (Japan) .

    Durch die Geschichten von Krol, Großmann und Meiwes erhält der Leser Einblick in eindeutig kannibalistische Phantasien, die jedoch nicht von Sadismus geprägt sind, dafür spielen Macht, Zwang, Kontrolle und vor allem Strafe eine große Rolle. Meiwes zum Beispiel nutzt die Art des Schreibens wohl auch als Therapie und um die sexuellen Wünsche, die jahrelang (vor allem von masochistisch orientierten Männern ) an ihn herangetragen wurden zu kompensieren. Eine richtige durch Fachärzte ausgeübte Therapie wird ihm indes seit Jahren verwehrt. Genau hier muss das Denken des Lesers einsetzten. Er muss sich auf eine Reise begeben, die er sonst nur aus schaurigen Filmen kennt, er muss sich selber überwinden um die Gedankenwelt von Meiwes teilwiese zu verstehen. So wird er am Ende festzustellen, dass Meiwes ein Mensch ist, der krank ist.

    Erzählt wird zusätzlich auch die Geschichte um die Familie Pappenheimer aus Süddeutschland, die in einem Zeitraum von annähernd 50 Jahren durch Morde und Grausamkeiten im 16ten Jahrhundert aufgefallen sind. Einer Zeit, indem Kannibalismus vor allem mit Aberglaube zu tun hatte. (So waren zum Beispiel abgehackte und gemörserte Hände von kleinen Kindern dazu geeignet, dass ein gelegtes Feuer nicht mehr zum löschen gebracht werden konnte.) Insgesamt gaben sie in Verhören hunderte von Morden, Diebstählen, Brandschatzungen und Kirchendiebstählen zu. Alle Familienmitglieder wurden wegen anschließend im Jahre 1600 in München öffentlich hingerichtet.

    Das Buch endet mit einem wichtigen Appell von der Autorin, die Menschen auch schon in der Jugendzeit schon ernster zu nehmen, aufmerksamer gegenüber Auffälligkeiten zu sein, ihnen versuchen, eine Chance zu geben, sich in der Gesellschaft zu etablieren und zurechtzufinden. Sie weist darauf hin, dass viele, später durch Gewalt, auffällige Personen eine Chance auf einen anderen Verlauf Ihres Lebens gehabt hätten. Denn "Wir stehen nicht eines Morgens auf und sind plötzlich "böse. Wir werden als Kinder sozialisiert, konditioniert und geprägt. Das alles geschieht nicht von alleine. Wenn Falsches geschieht, könnten Erwachsene oftmals helfen. Doch häufig sind Erwachsene diejenigen, die schlechte "Programmierungen" vornehmen- ob bewusst oder unbewusst"



    Zur Autorin:
    Petra Klages ist Diplom-Pädagogin und Kriminologin. Sie widmet sich der Ursachenforschung schwerer delinquenter Entwicklungen (Intensivtäter, Serienmörder, Serienvergewaltiger).

  • Zitat

    Original von Wiggli
    Nimmt doch bitte aus dem Threadtitel das Wort "Rezension" und ergänze um den Autorennamen. Dann findet man den Thread auch besser über die Suche. :wave


    Das und vielleicht kann den Thread auch ein Mod verschieben....passt doch wohl eher besser ins Sachbuch als zur Belletristik :gruebel

  • Ans verschieben dachte ich auch, war mir aber nicht so sicher. Dann sollte man den Thread zum Verschieben melden, die Mods können ja nicht überall reinschauen. :wave

    „Die Tränen, die wir weinen, verdunsten vielleicht, aber sie verschwinden nicht.“
    (Zwischen zwei Träumen von Selim Özdogan)


    Mein Tauschregal

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Wiggli ()

  • Zitat

    Original von Wiggli
    Ans verschieben dachte ich auch, war mir aber nicht so sicher. Dann sollte man den Thread zum Verschieben melden, die Mods können ja nicht überall reinschauen. :wave


    Hab ich dann mal gemacht. Aber mit dem Melden bin ich immer schüchtern, weil da dieses steht:


    Zitat

    Grund: Diese Funktion ist ausschließlich zu verwenden bei: Spam, Werbung und anderen problematischen (rassistischen, gewaltverherrlichen, agressiven, beleidigenden oder sexistischen) Beiträgen.


    AUSSCHLIESSLICH!! :yikes


    Du verstehst?

  • Leider fällt Kannibalismus nicht in den Themenbereich, der mich interessiert - nicht ausschließlich. Allerdings ist genau das scheinbar Schwerpunkt in diesem Buch?
    Ich glaube, ich merke es mir aber dennoch vorsichtig vor, denn wichtig sind die Aussagen hinter den Handlungen, auf die die Autorin scheinbar ausführlich eingeht. Wenn kannibalistische Phantasien oder ein bestimmter Täter nur als Beispiel herangezogen werden, um deren Motivation/Ursprünge zu erklären, soll mir das recht sein. Genau das ist nämlich wiederum etwas, das mich sehr wohl interessiert!


    Magst du evtl noch von deinem eigenen Empfinden beim Lesen berichten? War es gut/flüssig zu lesen, verständlich?
    Über eine Bewertung des Buches würde ich mich natürlich auch freuen, denn das würde mich dann doch mehr dazu animieren, mir das Buch zu kaufen.


    Danke für die Rezi und des wirkungsvollen und sehr gelungenen Abschlusssatzes! :wave



    edit: Beim Googeln merkt man schnell, dass die Autorin eine richtige Fundgrube ist und genau das zu sein scheint, was ich suche. Vielen dank nochmal!
    Ich werd das natürlich direkt den entsprechenden Personen weitergeben, die sich sicherlich ebenfalls dafür interessieren dürften...


    You're like a splinter to my mind
    Like a nail to my wrist
    A dagger to my heart
    Like needles through my soul

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von bleeding ()